Home / Forum / Medizinische Sprechstunde / Wirklich Demenz?

Verfasser-Bild
Michelle
Einleitungs-Beitrag
Anzahl der Antworten 5
zuletzt 20. Juni

Wirklich Demenz?

Bis Anfang Mai war unser 13,5jähriger Goldendoodle ein unauffälliger Hund.Jetzt ist sie ein nervliches Wrack.Sie ist total unruhig, aber nicht orientierungslos.Sie zerstört in ihrer Unruhe Dekoartikel,dekoriert unser Bad um und hat gestern die komplette Garderobe aus der Wand gerissen.Kann es sein,dass Demenz so schnell fortschreitet? Auffällig ist auch ihre hohe Atemfrequenz (ca.50)selbst im Schlaf.Sie hat kein Fieber und es ist bei uns im Schlafzimmer auch recht kühl.Sie bekommt seit 4 Wochen Karsivan und Vit.B Komplex.Hochwertiges 10% iges CBD Öl habe ich auch ausprobiert,leider ohne Verbesserung ihres Zustandes.Wenn ich Zuhause bin sucht sie meine Nähe,ist aber trotzdem ruhelos.Sie zerstört auch dann irgendwelche Kleinigkeiten.Die Nächte sind jetzt ok.Sie geht gelegentlich trinken,legt sich aber dann wieder hin.Sie hat einen Tumor an der Nebenniere.Vor 2 Jahren ein Zufallsbefund und seitdem unverändert.Ich würde jetzt gerne noch Selgian ausprobieren,leider ist dies aber zur Zeit nicht lieferbar.Ich bin wirklich fix und fertig.Was könnte ich sonst noch machen? Kopf CT will ich noch nicht machen lassen.
 

Du willst mitreden?

Lade dir Dogorama kostenlos im App Store oder Play Store herunter und schon kann es losgehen!
Playstore-Button Appstore-Button
Beitrag-Verfasser-Bild
Michelle
12. Juni 08:27
Ob sie meine Jacke runter ziehen wollte?
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Nora
14. Juni 19:17
Hallo Michelle, Ich habe noch einige Fragen um das Problem besser einschätzen zu können: 1. Ist deine Hündin kastriert? 2. Was fütterst du deiner Hündin? 3. Steht deine Hündin aufgrund des Nebennieren-Tumors unter Therapie? Falls ja, was bekommt sie an Medikamenten? Wie häufig werden ihre Blutwerte kontrolliert? 4. Wurde deine Hündin aufgrund der Unruhe schon einmal tierärztlich untersucht? Falls ja, welche Untersuchungen wurden hierbei durchgeführt? 5. Zeigt deine Hündin ausschließlich Unruhe und das "zerstörerische" Verhalten? Oder ist dir schon einmal aufgefallen, dass sie lange Zeit ins Leere starrt oder aus unerklärlichem Grund bellt? 6. Gab es in euerer Umgebung in letzter Zeit eine Veränderung? Bist du umgezogen, ist ein Familienmitglied ausgezogen oder Ähnliches?
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Michelle
15. Juni 08:18
Hallo Michelle, Ich habe noch einige Fragen um das Problem besser einschätzen zu können: 1. Ist deine Hündin kastriert? 2. Was fütterst du deiner Hündin? 3. Steht deine Hündin aufgrund des Nebennieren-Tumors unter Therapie? Falls ja, was bekommt sie an Medikamenten? Wie häufig werden ihre Blutwerte kontrolliert? 4. Wurde deine Hündin aufgrund der Unruhe schon einmal tierärztlich untersucht? Falls ja, welche Untersuchungen wurden hierbei durchgeführt? 5. Zeigt deine Hündin ausschließlich Unruhe und das "zerstörerische" Verhalten? Oder ist dir schon einmal aufgefallen, dass sie lange Zeit ins Leere starrt oder aus unerklärlichem Grund bellt? 6. Gab es in euerer Umgebung in letzter Zeit eine Veränderung? Bist du umgezogen, ist ein Familienmitglied ausgezogen oder Ähnliches?
Guten Morgen.Mücke ist kastriert.Sie bekommt Hills z/d,Belcando Nassfutter mit Singleprotein und getrocknetes Hühnchen/Ente als Leckerchen(einer meiner anderen Hunde hat eine Unverträglichkeit) Das ganze fing Anfang Mai mit einer komplett unruhigen Nacht an.Sie kam gar nicht zur Ruhe.Ich habe sie dann mit in die Praxis genommen (bin Tierarzthelferin).Es wurde ein geriatrisches Profil gemacht.Alle Blutwerte unauffällig.Herz vom Abhören auch unauffällig.Sie war auch da noch immer sehr sehr unruhig,aber nicht orientierungslos.Ich war dann noch in der Tierklinik.Ultraschall bis auf einen seit 2 Jahren bekannten Tumor an der Nebenniere unauffällig.Man könnte noch ein Kopf CT machen und dann?Cushing wurde damals nach Blutuntersuchung ausgeschlossen.Sie hat unverändertes Fell,trinkt wieder normal und hat auch nicht diesen dicken Bauch.Ich kann sie beim Spaziergang immer noch die ganze Zeit ableinen.Manchmal trödelt sie,kann aber auch voraus laufen.Sie achtet auf mich und macht keinen orientierungslosen Eindruck.Sie läuft auf bekannte Personen zu und freut sich auch.Sie starrt gelegentlich ins Leere,lässt sich aber nach Ansprache da raus holen.Sie bellt eigentlich nie,höchstens mal vor Freude. Sie läuft wirklich den ganzen Tag nur umher.Die Nächte sind aber wieder ganz ruhig.Sie ist extrem anhänglich bei mir.Wenn ich mich aufs Bett lege,kann sie auch Mittags zur Ruhe kommen.Das mit dem zerstören wird immer schlimmer.Mittlerweile,auch wenn ich Zuhause bin.Ich habe jetzt einen Raum leergeräumt ,in dem hat sie früher gerne geschlafen.Ich muss sie dort jetzt morgens "einsperren " für ca.3 Stunden 2×die Woche, alles andere wird mir zu gefährlich.Noch üben wir.Sie bekommt Karsivan und Vit.B Komplex.Seit gestern zusätzlich Selgian.Ich habe gehört,dass Karsivan auch die Ursache für Hyperaktivität sein kann,traue mich aber nicht das abzusetzen,weil ich Angst vor durchwachten Nächten habe.Könnte ich da die Dosis reduzieren?Was mir auch noch aufgefallen ist,dass ihre Hechelei aufgehört hat,nachdem ich sie 3mm kurz geschoren habe.Sie hatte vorher auch kein langes Fell max. 2cm,an den Beinen etwas länger.Jetzt ist alles ab.Das ist mir vor Monaten schon aufgefallen,dass das wenige Fell sie schon extrem stresst.Sie ist nie filzig.Sie hat gelegentlich extreme Zuckungen im Schlaf,das hatte sie vorher auch nicht.Es gab hier sonst keine Veränderungen.Mein erster Hund war auch dement,aber das war ganz anders.Ich dachte demente Hunde schlafen dann mehr,Mücke leider nicht.Als Anhang ein paar Fotos,damit ihr euch vorstellen könnt,was hier gerade los ist.Danke schonmal für alles.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Nora
15. Juni 12:29
Hallo Michelle, Oh je, das nimmt bei deiner Hündin aber leider wirklich starke Ausmaße an. Leider gibt es keine Tests, mit denen man eine Demenz sicher diagnostizieren kann. Aufgrund der Tatsache, dass du deine Hündin bereits eingehend hast untersuchen lassen und keine anderen Probleme gefunden wurden, die ihr Verhalten erklären könnten, gehe ich aber auch davon aus, dass das Verhalten deiner Hündin aus einer Demenz resultiert. Die beim Menschen als Demenz bekannte Erkrankung wird beim Hund auch als kognitive Dysfunktion bezeichnet. Die pathologischen Prozesse, die dabei im Gehirn ablaufen, sind bei Hund und Mensch zwar nicht identisch, aber ähnlich. Knapp die Hälfte aller Hunde über 7 Jahren zeigen Anzeichen einer Kognitiven Dysfunktion. Diese können bei einigen Hunden stärker, bei anderen milder ausgeprägt sein. Die Ursache für die Entstehung einer Demenz sind Veränderungen im Gehirn. Neben einer verminderten Durchblutung kommt es zur Ablagerung bestimmter Substanzen und somit zum Untergang von Nervenzellen. Eine Kognitive Dysfunktion ist leider nicht heilbar. Es gibt aber einige Möglichkeiten, wie du die Symptome deiner Hündin versuchen kannst zu lindern. Bei vielen Hunden bewirkt die Gabe von Propentophyllin eine Verbesserung der Demenzerscheinungen, und zeigt zusätzlich oft eine positive Entwicklung der Hör- und Sehkraft. Propentophyllin verbessert die Durchblutung im Körper und fördert somit auch die Durchblutung des Gehirns. Das Karsivan, dass du Mücke gibst, enthält diesen Wirkstoff. Ich würde dir deshalb generell empfehlen das Medikament weiterhin zu geben. Allerdings hast du ganz richtig gehört, dass Karsivan Hyperaktivität als gelistete Nebenwirkung aufweist. Ich würde dir deshalb empfehlen das Medikament einige Tage probeweise abzusetzten und zu schauen, ob sich Mückes Verhalten normalisiert. Um Demenzkranke Hunde zu unterstützen gibt es außerdem eine Reihe an Futtermittel oder Futterzusatzstoffe. Hier wird insbesondere auf die Zugabe spezieller Antioxidantien sowie Co-Enzymen, wie dem Co-Enzym Q10 gesetzt. Die Firma Hills hat mit dem Produkt "b/d" ein Futter auf den Markt gebracht, dass genau auf diese Zusatzkombination setzt und einen wissenschaftlich belegten Erfolg verspricht. Aber auch Futterzusatzmittel, wie „Senilife“ von Ceva Animal Health oder „Aktivatit“ von Vetplus stellen als wirksame Kombinationspräparate eine gute Möglichkeit zur nutritiven Unterstützung dar. Da es sich hierbei jedoch um keine allergikergeeigneten Futtermittel handelt solltest du darauf achten, dass nur Mücke das Futter frisst. Als Behandlungsansatz wird das Psychopharmakon Selegilin verwendet. Dieses ist in dem Medikament Seligan enthalten, welches du diener Hüdnin gibtst. Selegilin ist ein sogenannter Monoaminooxidase-Hemmer, welcher das Zentrale Nervensystem vor freien Radikalen und Neurotoxinen schützt. Auch kannst du versuchen, ob CBD-Öl eine Besserung des Verhaltens bei Mücke erzielt. Cannabidiol, kurz CBD, wird aus der Hanfpflanze hergestellt und wird sowohl bei Menschen als auch bei Haustieren für vielerlei Beschwerden genutzt. CBD gehört zur Gruppe der Cannabinoide, welche auch natürlich im Körper des Hundes vorkommen. CBD knüpft also an körpereigene Nerven-Rezeptoren und bewirkt dadurch einen angst- und schmerzlösenden Effekt. Im Gegensatz zu THC, welches auch aus der Hanfpflanze gewonnen wird und v.a. als Droge bekannt ist, hat CBD keinerlei psychoaktive Effekte. CBD kann somit bedenkenlos zur Linderung von Angstzuständen oder anderen physischen Problemen wie Unruhe eingesetzt werden. Um die richtige Dosierung zu finden, solltest du dich langsam an die empfohlene Dosis herantasten. CBD-Öl ist in verschiedenen Wirkstoffkonzentrationen erhältlich. Bei Hunden wird meist eine 5%ige Wirkstoffkonzentration empfohlen. Du erhälst verschiedene Produkte frei verkäuflich im Internet oder Fachhandel. Je nachdem, welches Produkt du wählst, solltest du dich vor der Fütterung genau mit der Dosierung und der Art der Gabe (zumeist wird das Öl unter die Zunge geträufelt) vertraut machen. Auch, wenn eine Überdosierung von CBD-Öl nur bei sehr großen Mengen möglich ist, würde ich dir empfehlen dich langsam der für deine Hündin passenden Dosierung anzunähern und die empfohlene Höchstdosis nicht zu überschreiten. Ich drücke fest die Daumen, dass sich Mückes Verhalten wieder normalisiert und die Therapie anschlägt. Ich wünsche euch beiden alles Gute 🐾
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Michelle
20. Juni 19:23
Vielen lieben Dank für deine ausführliche Antwort.Es ist wirklich schwer zu akzeptieren,dass ich jetzt einen dementen Hund habe .Das ging jetzt alles so schnell.Im April hatten wir noch einen schönen Urlaub im Sauerland,im Hotel. Alles kein Problem und heute undenkbar.Ich werde deine Ratschläge weiterhin umsetzen und hoffe, dass es wenigstens ein kleines bisschen besser wird.Sie muss ja nicht oft alleine bleiben,aber manchmal geht es nicht anders.
 

Du willst mitreden?

Lade dir Dogorama kostenlos im App Store oder Play Store herunter und schon kann es losgehen!
Playstore-Button Appstore-Button