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Gabriella
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zuletzt 21. Apr.

Unterkiefer 2 mm zu kurz

Guten Tag Es geht darum, dass wir bald eigentlich in 2 Wochen eine Tibet Terrier Hündin bekommen, sie ist jetzt 8 Wochen alt. Die Besitzerin hat mir erzählt, dass ihr Unterkiefer zur Zeit ca 2 mm zu kurz sei und, dass sie sich mit den beiden unteren Eckmilchzähne in das Zahnfleisch des Oberkiefers beißt. Ich würde gerne wissen überhaupt welche Behandlungen und Kosten auf uns zukommen Wir haben zwar schon 2 Hündinnen aber bis jetzt keine Erfahrung mit dem Thema gehabt. Vielen Dank und schönes Wochenende
 
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Steffi
21. Apr. 10:25
Hallo Gabriella, Kieferfehlstellungen sind in der Regel erblich bedingt und sollten bei den betroffenen Tieren den Zuchtausschluß zur Folge haben. Führt eine Kieferfehlstellung bei dem betroffenen Tier zu Schäden oder Schmerzen im Maulbereich, wird eine Behandlung notwendig. Wünschenswert ist dabei eine gleichzeitige Kastration, um eine Vermehrung mit der Weitergabe des Erbfehlers zu verhindern. Der sogenannte Rückbiss, bei dem der Unterkiefer bedeutend kürzer ist, als der Oberkiefer, kann verschieden therapiert werden: 1. EINSCHLIFFTHERAPIE Bei dieser Therapiemethode werden die Zahnkronen der Zähne, die bei geschlossenem Maul das Gaumendach schädigen, eingekürzt. Die Zahnkrone wird unter Vollnarkose mit einer Schleifscheibe oder einem Diamantbohrer so weit gekürzt, dass der Kronenstumpf das Gaumendach nicht mehr erreicht. Dabei wird zwangsweise die Wurzelhöhle eröffnet, die in der gleichen Narkosesitzung nach Wundversorgung des Wurzelgewebes durch eine Füllung verschlossen wird. 2. UMSTELLUNGSTHERAPIE Bei der Umstellungstherapie können im einfachsten Falle fehlgestellte Zähne durch tägliche Kauspiele mit geeigneten Hilfsmitteln wie Gummibällen oder Fingermassage in die korrekte Position gebracht werden. Manchmal ist die Ausgangssituation aber auch komplizierter und erfordert eine Therapie durch kieferorthopädische Geräte. Diese sind in ihrem Aufbau und Funktionsweise den Geräten aus der menschlichen Zahnheilkunde sehr ähnlich oder sogar identisch. Bei Hunden ist allerdings eine festsitzende Vorrichtung (unter Vollnarkose) notwendig. Auch das Verhalten und die tägliche Routine ist für den Patienten für die Zeit der Behandlung eingeschränkt. So darf ein Hund mit Bracketknöpfen auf den Zähnen keine harten Gegenstände oder Futtermittel kauen, da die Gefahr des Verlustes der Bracketknöpfe zu groß ist. Auch bei unbeaufsichtigtem Freilauf kann durch die Aufnahme harter Gegenstände oder Kauen von Ästen oder ähnlichem die Apparatur beschädigt werden oder verlorengehen. Bei der Behandlung mit einer schiefen Ebene (Aufbissplatte im Oberkiefer) hingegen ist das vermehrte Kauen sogar erwünscht, da durch den Kaudruck die Zähne auf einer Gleitschiene in die richtige Position geführt werden. Wie teuer die einzelnen Therapiemethoden genau sind, muss beim jeweiligen Spezialisten angefragt werden. Mit Sicherheit wird es sich aber im höheren dreistelligen bis niedrigem vierstelligen Bereich befinden (je nach Therapie).