Hallo Sabine,
Auf dem Video ist Mias Problem deutlich erkennbar. Aufgrund der verzögerten Vorführphase des linken Hinterbeins und der fehlenden Schwungentwicklung über den Rücken kann auch ich mir gut vorstellen, dass es sich um ein Problem im Hüftbereich, insbesondere der linken Hüfte handelt. Hierbei kann es sich beispielsweise um eine arthrotische Veränderung handeln. Arthrose im Hüftgelenk ist nicht immer durch ein Röntgenbild sicher zu diagnostizieren. Es könnte also im Röntgen beim Tierarzt nicht sichtbar gewesen sein.
Arthrose ist eine verschleißbedingte Erkrankung der Gelenke. Hierbei nutzt sich der Gelenkknorpel immer weiter ab, wodurch es zur Reibung der Knochen aufeinander kommt. Ebenso können sich knöcherne Zubildungen an den Gelenken entwickeln. Arthrose ist leider nicht heilbar. Es gibt jedoch eine ganze Reihe an Möglichkeiten, wie du Mia unterstützen kannst:
Gewicht
Zunächst ist von grundegender Bedeutung auf Mias Gewicht zu achten. Jedes Gramm zu viel stellt eine zusätzliche Belastung für die Knochen und Gelenke dar. Mia ist ernährt, wenn die Taille deutlich sichtbar und die Rippen ohne Druck ertastbar sind.
Bewegung
Bei Arthrose sollte eine Überbelastung der Gelenke unbedingt verhindert werden. Somit sollten Bällchen/Stöckchen werfen, Springen in/aus dem Auto, auf das Sofa, etc. sowie (wenn möglich) Treppensteigen vermieden werden, da es bei diesen Bewegungen zu einer Stauchung der Wirbelsäule und einer kurzzeitig extremen Krafteinwirkung auf die Gelenke der Gliedmaßen kommt. Hunderampen können für das Einsteigen ins Auto eine tolle Alternative sein, und Aktivitäten wie Schwimmen oder Suchspiele bieten eine gelenkschonende Auslastung.
Futtermittel
Desweiteren gibt es eine ganze Reihe an Futtermittel, die bei arthrotischen Patienten einen sehr positiven Einfluss zeigen. Die enthaltenen Inhaltsstoffe, wie Chondroitin, Glukosamin, Omega3- und Omega6-Fettsäuren unterstützen den Gelenkstoffwechel und erhalten somit die Beweglichkeit. Zum Zusatz dieser Stoffe gibt es Alleinfuttermittel, die speziell für Hunde mit Bewegungserkrankungen angefertigt wurden. Beispielhafte Präparate sind Royal Canin Mobility oder Hills Prescription j/d. Du erhälst diese Futter bei deinem Tierarzt/deiner Tierärztin. Alternativ kannst du Futterzusatzstoffe verwenden, die als Pulver oder Pellets dem normalen Futter zugesetzt werden. Beispielhafte Präparate sind hier Grünlippmuschelpulver (verschiedene Anbieter), Canosan, Collagile oder RecoActiv GelenkTonicum.
Physiotherapie
Und auch die Physiotherapie solltest du unbedingt weitermachen. Um Mias Gelenke aktiv zu halten und einer Versteifung vorzubeugen, ist zum einen die gezielte Bewegung dieser Gelenke und zum anderen ein lastaufnehmender Muskelaufbau von großer Bedeutung. Physiotherapeutische Behandlungen und Übungen, wie beispielsweise die Verwendung von Unterwasser-Läufbändern, eignen sich somit hervorragend, um den Verlauf der Arthrose zu verlangsamen und Mias Bewegunsgfreude zu erhalten. Zusätzlich kann mittels Wärme- oder Magnetfeldtherapie die Schmerzhaftigkeit der Gelenke gemildert werden.
Entzündungshemmende Medikamente
Arthrose ist eine fortscheitende Erkrankung. Somit wird Mia mit der Zeit auch vermehrt Schmerzen bei der Bewegung entwickeln. Hier ist es wichtig frühzeitig einzugreifen, um zum einen die Entstehung von entlastungsbedingten Fehlstellungen (und somit weiterer Probleme) zu verhindern und zum anderen die Bewegungsfreude und Lebensqualität deines Hundes zu erhalten. Dein Tierarzt/deine Tierärztin kann dir hierfür entzündungshemmende Medikamente dauerhaft verschreiben, die speziell auf arthrotische Erkrankungen angepasst sind und Schmerzen sowie entzündliche Prozesse lindern.
Neben einer Arthrose kommen aber natürlich auch andere Ursachen für die Lahmheit infrage, wie beispielsweise eine Hüftgelenksdysplasie. Die Hüftgelenksdysplasie ist eine erbliche Erkrankung, bei der das Hüftgelenk strukturell nicht optimal ausgebildet ist. Das Hüftgelenk besteht aus der Hüftgelenkspfanne und dem darin liegenden Oberschenkelhalskopf. Passen beide Strukturen nicht optimal ineinander, wie es bei der HD der Fall ist, kann es zu einem vermehrten Bewegunsgfreiraum des Hüftgelenks und somit zur Abnutzung und zu arthrotischen Veränderungen kommen. Eine HD kann mithilfe einer speziellen Röntgendiagnostik erkannt werden. Je nach Ausmaß der HD und Gewicht des Hundes stehen verschiedene Operationsmethoden zur Therapie zur Verfügung. Bei kleinen Rassen wird zumeist eine sogenannte "Femurkopfresektion" vorgenommen. Hierbei wird der Oberschenkelkopf entfernt und die Gelenkkapsel gestrafft. Das fehlende Knochenstück wird vom Körper anschließend durch Bindegewebe ersetzt. Operierte Hunde zeigen bei gutem Verlauf einen vollkommen unbeeinträchtigten Bewegunsgablauf. Größere Hunde hingegen erhalten zumeist eine Endoprothese, also eine Art "künstliches Hüftgelenk", um die Fehlstellung zu korrigieren.
Die schmerzlindernden Medikamente sollten Mia schnell Besserung bringen. Je nachdem, ob du genau wissen möchtest, woher Mias Lahmheit kommt, würde ich dir empfehlen ein CT oder eine umfangreiche Röntgendiagnostik einleiten zu lassen. Je nach Ursache ändert eine solche Diagnostik aber nicht zwingend etwas am weiteren Vorgehen. Mia ist im mittleren Alter. Eine arthrotische Veränderung als Ursache der Lahmheit ist somit sehr gut möglich, aber wie gesagt kommen auch andere Auslöser infrage. Während bei einer Arthrose meist nur symtpomatisch gegen die Schmerzen vorgegangen wird, könnte ein anderes Problem durch eine möglichst frühzeitige Operation gegebenenfalls langfristig gelöst werden. Es liegt an dir, wie du weiter vorgehen möchtest. Beide Wege, sowohl die rein schmerzlindernde Therapie als auch ein weiteres diagnostisches Vorgehen zur Bestimmung der genauen Ursache sind möglich und vollkommen nachvollziehbar.
Ich wünsche Mia und dir alles Gute und drücke euch die Daumen 🐾