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Linda
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zuletzt 27. Mai

Kastration Hündin ja? Nein?

Ich wollte mal nachfragen, ob Sie nur bei gesundheitlichen Problemen zu einer Kastration raten, oder sie generell eher dazu raten (um zum Beispiel Tumore etc. zu vermindern). Mein Tierarzt rät generell dazu, ich bin mir jedoch unsicher, ob ich es machen sollte oder nicht. Nala war jetzt zum ersten Mal läufig, die beste Zeit soll ja danach sein. Vielen Dank im Voraus für eine kurze Rückmeldung :)
 
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Nora
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27. Mai 18:59
Hallo Linda, Eine Kastration ist ein Eingriff, bei dem der physiologische körperliche Zustand verändert wird. Ein chirurgischer Eingriff an einem Tier, und somit auch eine Kastration, darf nur bei Vorliegen einer Indikation, also eines vernünftigen Grundes durchgeführt werden. Kastrationen gehören heute zum Alltag von Tierärzten. Dennoch sollte vor dem Eingriff genau darüber nachgedacht und abgewägt werden, ob eine Kastration notwendig ist. Es gibt einige Aspekte, die für eine Kastration sprechen: Verhaltensprobleme Vorallem die Läufigkeit kann bei unkastrierten Hündinnen eine große Belastung für Mensch und Tier sein. Es kommt häufig zu psychischen Veränderungen wie Unruhe, Anhänglichkeit und Angstzuständen, aber auch Aggression kann auftreten. Und auch nach Beendigung der Läufigkeit kann es durch eine entwickelnde Scheinträchtigkeit zu weiter andauernden psychischen und körperlichen Belastungen kommen. Prophylaxe von Mammatumoren Tumoren der Gesäugeleiste, sogenannte Mammatumoren, gehören zu den häufigsten Tumoren bei Hündinnen. Der Einfluss einer frühzeitigen Kastration auf die Entwicklung solcher Tumoren wird kontrovers diskutiert. Die gegenwärtige Meinung in Tierarztpraxen und -kliniken ist meist übereinstimmend: Hünndinnen, die vor der ersten Läufigkeit kastriert wurden, entwickeln signifikant weniger Mammatumoren als unkastrierte/spätkastrierte Hündinnen. Ihr Risiko, im Vergleich zu unkastrierten Hündinnen im Verlaufe ihres Lebens einen Mammatumor zu entwickeln lag nur bei 0,5%. Jedoch wird grundsätzlich von einer Kastration vor der ersten Läufigkeit abgeraten, da die Hündinnen weder in ihren physischen noch in ihrem psychischen Gesamtbild vollständig entwickelt sind. Bei einer Kastration vor der 2. Läufigkeit soll das Risiko bei 8% liegen. Zu berücksichtigen ist bei diesen Angaben jedoch, dass sie sich auf eine Studie von 1969 beziehen. 2012 wurde in einer groß angelegten Untersuchung die Ergebnisse von Studien, die einen Zusammenhang zwischen Frühkastration und Mammatumorrisiko darlegen, überprüft: In den nachfolgenden (nach 1969) Jahren erfolgte Untersuchungen zur Auswirkung einer frühzeitigen Kastration auf die Entwicklung von Mammatumoren waren entweder nicht aussagekräftig, oder konnten keinen bzw. nur einen geringen Einfluss einer Kastration als protektiven Faktor darstellen. Neuere Studien sehen sogar einen Zusammenhang einer frühzeitigen Kastration mit der Entwicklung anderer Tumorarten oder Erkrankungen, wie Osteosarkomen und Hüftgelenksdysplasien. Es lässt sich zu dem prophylaktischen Durchführen einer Kastration gegen Mammatumoren also sagen: Es gibt Studien, die eine frühzeitige Kastration mit der Verringerung des Tumorrisikos darlegen, es gibt aber genauso Studien, die dies wiederlegen. Somit ist eine Entscheidung für eine Kastration zur Verringerung des Mammatumorrisikos schwierig zu beurteilen. Die meisten Tierärzt und Kliniken vertreten jedoch weiterhin den Nutzen. Ob du eine Kastration deiner Hündin durchführen lassen solltest, oder nicht, ist ganz von deiner Meinung, bzw. deinem inneren Gefühl abhängig. Es ist oft sinnvoll, die Pros und Contras einer Kastration für sich selbst aufzuführen und verschiedene Meinungen zu hören. Schlussendlich musst du für dich und deine Hündin selbst entscheiden. Hierbei wünsche ich dir viel Erfolg!
 
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Nora
27. Mai 18:59
Hallo Linda, Eine Kastration ist ein Eingriff, bei dem der physiologische körperliche Zustand verändert wird. Ein chirurgischer Eingriff an einem Tier, und somit auch eine Kastration, darf nur bei Vorliegen einer Indikation, also eines vernünftigen Grundes durchgeführt werden. Kastrationen gehören heute zum Alltag von Tierärzten. Dennoch sollte vor dem Eingriff genau darüber nachgedacht und abgewägt werden, ob eine Kastration notwendig ist. Es gibt einige Aspekte, die für eine Kastration sprechen: Verhaltensprobleme Vorallem die Läufigkeit kann bei unkastrierten Hündinnen eine große Belastung für Mensch und Tier sein. Es kommt häufig zu psychischen Veränderungen wie Unruhe, Anhänglichkeit und Angstzuständen, aber auch Aggression kann auftreten. Und auch nach Beendigung der Läufigkeit kann es durch eine entwickelnde Scheinträchtigkeit zu weiter andauernden psychischen und körperlichen Belastungen kommen. Prophylaxe von Mammatumoren Tumoren der Gesäugeleiste, sogenannte Mammatumoren, gehören zu den häufigsten Tumoren bei Hündinnen. Der Einfluss einer frühzeitigen Kastration auf die Entwicklung solcher Tumoren wird kontrovers diskutiert. Die gegenwärtige Meinung in Tierarztpraxen und -kliniken ist meist übereinstimmend: Hünndinnen, die vor der ersten Läufigkeit kastriert wurden, entwickeln signifikant weniger Mammatumoren als unkastrierte/spätkastrierte Hündinnen. Ihr Risiko, im Vergleich zu unkastrierten Hündinnen im Verlaufe ihres Lebens einen Mammatumor zu entwickeln lag nur bei 0,5%. Jedoch wird grundsätzlich von einer Kastration vor der ersten Läufigkeit abgeraten, da die Hündinnen weder in ihren physischen noch in ihrem psychischen Gesamtbild vollständig entwickelt sind. Bei einer Kastration vor der 2. Läufigkeit soll das Risiko bei 8% liegen. Zu berücksichtigen ist bei diesen Angaben jedoch, dass sie sich auf eine Studie von 1969 beziehen. 2012 wurde in einer groß angelegten Untersuchung die Ergebnisse von Studien, die einen Zusammenhang zwischen Frühkastration und Mammatumorrisiko darlegen, überprüft: In den nachfolgenden (nach 1969) Jahren erfolgte Untersuchungen zur Auswirkung einer frühzeitigen Kastration auf die Entwicklung von Mammatumoren waren entweder nicht aussagekräftig, oder konnten keinen bzw. nur einen geringen Einfluss einer Kastration als protektiven Faktor darstellen. Neuere Studien sehen sogar einen Zusammenhang einer frühzeitigen Kastration mit der Entwicklung anderer Tumorarten oder Erkrankungen, wie Osteosarkomen und Hüftgelenksdysplasien. Es lässt sich zu dem prophylaktischen Durchführen einer Kastration gegen Mammatumoren also sagen: Es gibt Studien, die eine frühzeitige Kastration mit der Verringerung des Tumorrisikos darlegen, es gibt aber genauso Studien, die dies wiederlegen. Somit ist eine Entscheidung für eine Kastration zur Verringerung des Mammatumorrisikos schwierig zu beurteilen. Die meisten Tierärzt und Kliniken vertreten jedoch weiterhin den Nutzen. Ob du eine Kastration deiner Hündin durchführen lassen solltest, oder nicht, ist ganz von deiner Meinung, bzw. deinem inneren Gefühl abhängig. Es ist oft sinnvoll, die Pros und Contras einer Kastration für sich selbst aufzuführen und verschiedene Meinungen zu hören. Schlussendlich musst du für dich und deine Hündin selbst entscheiden. Hierbei wünsche ich dir viel Erfolg!
 
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Linda
27. Mai 22:53
Vielen lieben Dank für die Rückmeldung! :)