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Anirac
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zuletzt 29. Jan.

Impfung wirklich nötig.

Teddy ging es gestern mit der SHAPPi/L Impfung ziemlich schlecht... Apathisch am zittern am versteckekein pippi kein Häufchen machen.. Fieber.. Er ist am 4.08.20 geboren und ein Malteser Yorkshire Mischling. Wir fahren im Juni nach Schweden eine Tollwut Impfung braucht er aber weil das der Booster ist hält diese dann 3-4 Jahre richtig? Ich habe gelesen das die anderen Impfungen nach der Grundimmunisierung eigentlich nicht mehr nötig sind... Siehe Bilder. Was würden Sie machen wenn ein Hund solche Extreme Nebenwirkungen hat. Heute geht's ihm zum Glück Besser. Sind die jährlichen Impfungen nur Geldmacherei? Danke für Ihr Feedback...
 
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Steffi
29. Jan. 15:01
Hallo Carina, Da spricht du ein ausgesprochen interessantes und derzeit präsentes Thema an! Hat dein Hund dieses Mal das erste mal eine derartige Impfreaktion gezeigt? Wie hat er seine allererste Impfung vertragen (Hersteller Nobivac)? Eine Impfung bietet, wie du sicher weißt, keinen 100 %igen Schutz, jedoch wird entsprechend geimpften Erkrankungen vorgebeugt und bei Erregerkontakt sowohl klinische Symptome als auch die Erregerausscheidung verringert. Da wir unsere Tiere schlecht vor einem Erregerkontakt schützen können, ist eine regelmäßige Impfung ratsam. Insbesondere gegen sogenannte zoonotische Erkrankungen, wie Leptospirose oder Tollwut. Dies bedeutet, dass wir Menschen uns bei infizierten Tieren anstecken und erkranken können. Nun gilt Deutschland mittlerweile frei von der terrestrischen Tollwut, jedoch ist die Fledermaus-Tollwut auch bei uns noch weit verbreitet (eine Übertragung dieses Virus‘ auf unsere Lieblinge konnte nicht nachvollzogen werden). Zudem gab es z.B. aufgrund des zunehmenden illegalen Imports vermehrt Tollwutfälle bei Hunden in Deutschland. Bei Leptospiren handelt es sich um Bakterien, welche durch direkten oder indirekten Kontakt auf den Menschen übertragbar sind. Erkrankte Tiere können an grippeähnlichen Symptomen leiden. Es kann aber auch bis hin zu schweren Verläufen führen, die mit dem Tod enden können. Dein Hund ist nun (fast) vollständig grundimmunisiert. Eine Wiederholungsimpfung der Komponenten SHP wären laut Hersteller nach 2 Jahren erforderlich. Pi, L4 sollte jährlich wiederholt werden. Der Tollwutimpfstoff von Virbagen muss laut Hersteller nach einem Jahr geboostert werden und kann anschließend im dreijährigen Abstand erfolgen. Da ausschließlich gesunde Hunde geimpft werden sollten, wird empfohlen 10 Tage vor der Impfung zu entwurmen. Dies gilt vor allem für empfindliche reagierende Tiere. Derartige von Dir in den Artikeln umkreiste Impfreaktionen treten Sehr Selten auf! Dennoch können sie, wie in eurem Fall, auftreten. Es ist fraglich, warum nicht bereits nach der ersten Impfung eine solche Reaktion aufgetreten ist. In solchen Fällen ist es ratsam strikt bei dem Impfhersteller zu bleiben, der bisher keine Probleme verursacht hat. Des Weiteren besteht die Möglichkeit durch verfügbare Schnelltests den Impftiter zu bestimmen. Dieser Schnelltest ist deutlich günstiger, als z.B. der Versand einer Blutprobe in ein Fremdlabor. Dort würde der Titer einer jeder Erkrankung einzeln für sich bestimmt werden und damit deutlich höhere Kosten erzeugen, aber ist demnach aussagekräftiger. Anstelle der nach Stiko Vet vorgesehenen Impfung kann eine dreijährliche (oder jährliche) Blutentnahme erfolgen, mit der der Impfstatus überprüft werden kann. So wird geklärt, ob noch ausreichender Schutz vorhanden ist oder nicht. Ist noch Schutz vorhanden, kann die Impfung bis zur nächsten jährlichen Titerkontrolle verschoben werden. Ist der Schutz z.B. nur für Parvovirose ausgelaufen, wird auch nur gezielt gegen Parvovirose nachgeimpft. Eine zu diesem Zeitpunkt dann noch nicht erforderliche Staupe oder Hepatitis Impfung müsste demnach noch nicht erfolgen. Hier besteht allerdings ein Problem der Hersteller, da es keinen Einzelkomponenten -Impfstoff für SHP gibt, sondern nur den Kombinationsimpfstoff... Bei dieser Art der Titerkontrolle besteht natürlich auch die Gefahr, dass der Titer genau in der „Zwischenkontrollzeit“ nicht mehr ausreichend hoch sein könnte, sodass der Hund an schwereren Verläufen erkranken kann. Mit diesem Schnelltest können die Antikörpertiter von Staupe, Hepatitis und Parvovirose bestimmt werden. Jedoch ausdrücklich NICHT die Impftiter von Tollwut, Zwingerhusten und Leptospirose, da es sich hierbei um sogenannte Core-Impfungen (Pflichtimpfungen) handelt. Das bedeutet, dass z.B. für Tollwut eine bindende gesetzliche Grenzverkehrsregelung besteht, welche eine dreijährige Auffrischung für eine Einreise (beispielsweise nach Schweden) zwingend erfordert, egal ob hier ein schützender Titer nachgewiesen werden konnte oder nicht. Abgesehen von den Reisebestimmungen ist die Tollwuttiterbestimmung nur ausgewiesenen Referenzlaboratorien nach standartisierten Vorgaben gestattet, da es sich um eine, auch für den Menschen, tödliche Erkrankung handelt. Ich würde bei der nächsten Impfung auf den Impfstoff des Herstellers Nobivac bestehen, da dein Hund hier anscheinend keine Impfreaktion gezeigt hat.