Hallo Selina,
Zunächst einmal war es sehr gut, dass du deine Vierbeinerin tierärztlich hast untersuchen lassen. Futterverweigerung oder mäkeliges Fressen kann verschiedenste Gründe haben. Ein ernsthaftes körperliches Problem bzw. eine Erkrankung sollte hier immer tierärztlich überprüft werden.
Da deine Hündin in der tierärztlichen Untersuchung ansonsten keinerlei Auffälligkeiten gezeigt hat, vermute auch ich eine Scheinträchtigkeit. Nicht selten kommt es vor, dass sich Scheinträchtigkeiten erst ab der 4. oder 5. Läufigkeit entwickeln.
Bei einer Scheinträchtigkeit spielt der Körper deiner Hündin ihr vor, sie sei trächtig, obwohl sie nicht trächtig ist. Dieser Zustand wird durch eine Hormonumstellung hervorgerufen. Gegen Ende der Läufigkeit kommt es zu einem Abfall des Progesteron-Spiegels. Progesteron ist ein Hormon, das vom Gelbkörper produziert wird. Mit abfallendem Progesteronspiegel kommt es zu einem Anstieg des Prolaktin-Spiegels. Prolaktin führt zur Anbildung des Gesäuges und Milcheinschuss. Wie stark die Scheinträchtigkeit in Erscheinung tritt, ist v.a. davon abhängig, wie stark der Progesteronspiegel abfällt und wie schnell das Prolaktin ansteigt. Je steiler der Abfall bzw. Anstieg ist, desto wahrscheinlicher kommt es zur Ausprägung einer Scheinträchtigkeit.
Eine Scheinträchtigkeit zeigt sich ca. 3-12 Wochen nach der Läufigkeit durch körperliche und psychische Auffälligkeiten. Neben der Anbildung des Gesäuges, teilweise begleitet von Milcheinschuss, kommt es zumeist zu einem sehr anhänglichen Verhalten der Hündin. Einige Hündinnen zeigen aber auch nur leichte Symptome, wie eine Futterverweigerung.
Um deiner Hündin möglichst schnell aus der Scheinträchtigkeit zu helfen ist körperliche und psychische Auslastung von großer Bedeutung. Lange Spaziergänge, Denk- und Suchspiele bringen deine Vierbeinerin auf andere Gedanken und sorgen für physische wie geistige Beschäftigung. Achte außerdem darauf, nicht auf vermehrte Näheforderungen deiner Hündin einzugehen. Auch solltest du Decken und Kuscheltiere entfernen, sollte deine Hündin diese als Ersatzwelpen nutzen und mit sich umhertragen. Diese Triggerpunkte fördern die Scheinträchtigkeit und sollten deshalb unterbunden werden. Achte zudem darauf das Gesäuge deiner Hündin nicht unnötig oft zu berühren (kein Streicheln am Bauch), da dies zu einer Anbildung des Gesäuges führen bzw. diese verstärken kann.
Behalte deine Hündin und ihr Verhalten gut im Auge. Oft sind typische Scheinträchtigkeitsanzeichen schwer von wirklichen Krankheitssymptomen abzugrenzen. Eine starke Schwellung und Rötung sowie Schmerzhaftigkeit des Gesäuges deuten auf eine Entzündung der Milchdrüsen hin. Absolute Futterverweigerung, Lethargie und Fieber können eine Pyometra (Eiteransammlung in der Gebärmutter) anzeigen. Sollte deine Hündin einen kranken Eindruck machen oder solltest du unsicher sein, ob es sich um Veränderungen im Zuge der Scheinträchtigkeit oder aufgrund einer Krankheit handelt, ist im Zweifelsfall ein erneuter Tierarztbesuch angeraten.
Wiederkehrende Scheinträchtigkeiten begünstigen das Auftreten von Folgeerkrankungen, wie Tumoren der Gesäugeleiste, Ovarialzysten oder das Auftreten einer Pyometra. Sollte es zukünftig erneut nach der Läufigkeit zu einer ausgeprägten Scheinträchtigkeit kommen oder sich eine andauernde Scheinträchtigkeit entwickeln, solltest du eine Kastration deiner Hündin kritisch in Betracht ziehen.
Alles Gute euch beiden 🐾