Hallo Kerstin,
Aufgrund des beschrieben Verhaltens und dem Zeitpunkt der letzten Läufigkeit vermute ich, dass deine Hündin scheinträchtig ist.
Bei einer Scheinträchtigkeit spielt der Körper deiner Hündin ihr vor, sie sei trächtig, obwohl sie nicht trächtig ist. Dieser Zustand wird durch eine Hormonumstellung hervorgerufen. Gegen Ende der Läufigkeit kommt es zu einem Abfall des Progesteron-Spiegels. Progesteron ist ein Hormon, das vom Gelbkörper produziert wird. Mit abfallendem Progesteronspiegel kommt es zu einem Anstieg des Prolaktin-Spiegels. Prolaktin führt zur Anbildung des Gesäuges und Milcheinschuss. Wie stark die Scheinträchtigkeit in Erscheinung tritt, ist v.a. davon abhängig, wie stark der Progesteronspiegel abfällt. Je steiler der Abfall ist, desto wahrscheinlicher kommt es zur Ausprägung einer Scheinträchtigkeit.
Eine Scheinträchtigkeit zeigt sich ca. 3-12 Wochen nach der Läufigkeit durch körperliche und psychische Auffälligkeiten. Neben der Anbildung des Gesäuges, teilweise begleitet von Milcheinschuss, kommt es zumeist zu einem sehr anhänglichen Verhalten der Hündin. Sie quietsch vermehrt, möchte ständig in der Nähe des Besitzers sein und fordert Steicheleinheiten. Außerdem kann es zu einem verminderten Appetit und Nestbauverhalten kommen. Dieses zeigt sich zumeist durch Herumtragen und Bemuttern von Kuscheltieren und Spielzeugen oder Zusammenscharren von Decken im Körbchen.
Eine Scheinträchtigkeit stellt für Hündin und Besitzer meist eine große Belastung dar. Therapeutisch ist der wichtigste Schritt, die Scheinträchtigkeit, bzw. das damit verbundene Verhalten, konsequent zu unterbinden. Das heißt:
- Kuscheltiere und unnötige Decken entfernen
- Nicht auf geforderte Streicheleinheiten eingehen , Hündin wegschicken
- Jammern/Jaulen untersagen
- Gesäuge nicht anfassen – eine Stimulation fördert die Milchproduktion nur zusätzlich
Hierbei muss jedoch auch immer das Temperament der einzelnen Hündin bedacht werden. Durch das Entfernen der „Pseudowelpen“ kann es zu Aggressionen kommen. Auch sollte eine richtige Auseinandersetzung zwischen Hund und Besitzer bestmöglich vermieden werden, sollte diese zu zusätzlichem Stress für den Hund führen.
Von großer Bedeutung und gleichzeitig sehr hilfreich ist es, die Hündin so gut es geht abzulenken. Dies funktioniert am besten durch lange Spaziergänge oder Spielen.
Sollte die Scheinträchtigkeit sehr stark ausgeprägt sein und auch trotz oben genannter Tipps nicht abklingen, besteht die Möglichkeit mittels Verabreichung von Cabergolin die Scheinträchtigkeit zu unterbinden. Caberlogin bindet an spezifische Rezeptoren der Hypophyse (Produktionsort des Prolaktins) und unterdrückt somit die Sekretion von Prolaktin.
Sollte es nach jeder Läufigkeit zu einer starken Scheinträchtigkeit kommen oder sich eine andauernde Scheinträchtigkeit entwickeln, sollte eine Kastration der Hündin in Betracht gezogen werden.
Viel Erfolg und Alles Gute!