Hallo Carina,
Die Frage, ob man sich für oder gegen eine Kastration entscheidet, ist ganz individuell von deiner Hündin und dir abhängig.
Generell lässt sich festhalten, dass ein chirurgischer Eingriff bei einem Hund nie ohne triftigen Grund stattfinden darf. Inwieweit die Kastration begründet ist, hängt ganz von dem Verhalten und dem Charakter deiner Hündin ab.
Pro Kastration
Bei vielen Hündinnen resultieren aus der Läufigkeit verschiedene Probleme. Allem voran ist hierbei das Phänomen der Scheinträchtigkeit zu nennen. Die Scheinträchtigkeit tritt bei vielen Hündinnen ca. 12 Wochen nach der Läufigkeit auf. Der Körper spielt der Hündin eine Schwangerschaft vor, wodurch diese mit arttypischem Verhalten wie Nestbau und Brutpflege beginnt. Nicht nur für das Tier ist diese Verhaltensweise psychisch sehr belastend. Auch die Besitzer leiden unter den Folgen der Scheinträchtigkeit, welche sich durch starke Anhänglichkeit, Winseln und Appetitlosigkeit wiederspiegelen. Nicht jede unkastrierte Hündin entwickelt eine Scheinträchtigkeit. Zudem ist es möglich, dass sich eine Scheinträchtigkeit nur nach den ersten Läufigkeiten entwickeln, und mit zunhmendem Alter nicht mehr auftritt.
Aber auch während der Läufigkeit können, v.a. für den Besitzer, fordernde Situationen entstehen. Wenn die Hündin in ihre Standhitze kommt (diese beginnt ca. nach Beendigung der Blutungen) ist sie empfängnisbereit. Viele Hündinnen suchen zu dieser Zeit den Kontakt zu Rüden, um gedeckt zu werden. Auch gut erzogene Hündinnen gehorchen dann oftmals nicht mehr aufs Wort, und Rüden sind nur schwer von der Hündin fernzuhalten. Für den Besitzer bedeutet dies, dass der Hund an der Leine geführt werden muss und Plätze mit vielen Hunden gemieden werden müssen.
Aus tierärztlicher Sicht wird eine Kastration oftmals aufgrund der Prävention von Gesäugetumoren empfohlen. Die Meinung hierzu ist jedoch kontrovers. Die Annahme, dass eine Kastration vor der zweiten Läufigkeit das Risiko der Entwicklung von Gesäugetumoren (Mammatumoren) reduziert, geht auf eine Studie aus dem Jahr 1969 zurück. Neuere Untersuchungen können einen Zusammenhang zwischen Kastration und Mammatumoren nicht zweifelsfrei belegen.
Kontra Kastration
Eine Kastration stellt einen schweren Eingriff in den physiologischen Zustand der Hündin dar. Bei einer Kastration werden die Keimdrüsen, also die Eierstöcke entfernt. Da in den Eierstöcken ein Großteil der weiblichen Geschlechtshormone (Progesteron, Östrogen) produziert werden, wird v.a. der Hormonhaushalt der Hündin komplett umgestellt. Wie sich die fehlende Hormonproduktion auf das Verhalten der Hündin auswirkt, ist von Hund zu Hund unterschiedlich. Einige Hündinen verändern sich in ihrem Verhalten kaum. Bei vielen zeigt sich jedoch eine Abnahme der Aktivität, Gewichtszunahme und ggf. Veränderungen des Haarkleides. Es kann jedoch auch zu aggressivem, oder extrem ängstlichem Verhalten kommen. Wie die Hündin auf die Kastration reagiert ist leider nicht vorherzusagen.
Außerdem kann es nach einer Kastration zu einer Harninkontinenz, also Unsauberkeit kommen. Hierbei ist jedoch zu sagen, dass eine solches Risiko zumeist nur ein bei der Entfernung von Eierstöcken inklusive Gebärmutter besteht, welche zumeist nur bei älteren Hündinnen durchgeführt wird.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Entscheidung für oder gegen eine Kastration individuell von dir und dem Charakter deiner Hündin abhängt. Falls du dich für eine Kastration entscheidest, solltest du die erste Läufigkeit deiner Hündin aber unbedingt abwarten. Hündinnen, die vor der ersten Läufigkeit kastriert werden verbleiben oft in ihrem "jugendlichen Verhalten", wodurch Unsicherheit und Ängstlichkeit begünstigt werden.
Ich hoffe, ich konnte dir einige Denkanstöße geben, die deine Entscheidung erleichtern. Alles Gute!