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Verfasser
Nicole
Einleitungs-Beitrag
Anzahl der Antworten 1
zuletzt 18. Mai

Hautproblem

Mein Hund Carmel (rein. Chihuhahua, 1 Jahr und 10 Monaten) nagt und schleckt an seinen Vorder- und Hinterpfoten, er hat sich auch am Körper gekratzt. Zwischen allen Pfoten ist die Haut immer mal wieder rot. Er bekam Ende April zu Behandlungsbeginn Cortison und seit 10 Tagen Apoquell. Caramel schleckt immer noch, aber etwas weniger, die Haut an den Pfoten ist nach wie vor immer wieder rot. Die Tierärztin will am Freitag noch was ausprobieren. Und man müsste nach Beendigung von Apoquell 6 Wochen mit einem Allergietest wartenCaramel bekommt das gleiche Futter seit er bei uns ist (August 2021). Bei uns hat sich auch nichts geändert. Kann dies von einer Allergie kommen. Der letztjährige verstorbene Hund hatte atopische Dermatitis und Milbenallergie jeglicher Form. Was ist Ihre Meinung? Nicole Wagner
 
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Nora
18. Mai 20:24
Hallo Nicole, Die Symptome, die Carmel zeigt, können durchaus mit einer Allergie in Verbindung stehen. Eine Allergie ist eine Überreaktion des Immunsystems gegen einen bestimmten Stoff (Allergen). Das typische Symptom einer Allergie ist der Juckreiz. Dieser macht sich entweder durch Kratzen, oder aber durch Belecken des Fells, insbesondere der Pfoten bemerkbar. Durch die ständige Manipulation wird die Haut gereizt und rötet sich, wie es auch bei Carmel der Fall ist. Neben Juckreiz können weitere Symptome, wie wiederkehrende Ohrenentzündungen oder Durchfall auftreten. Bei Hunden kann ganz generell zwischen einer Umweltallergie (Atopische Dermatitis) und einer Futtermittelallergie unterschieden werden. Bei einer Atopischen Dermatitis stammt das auslösende Allergen aus der Umgebung des Tieres. Typische Auslöser sind beispielsweise Blütenpollen oder Futtermilben. Tritt das Allergen nur zu bestimmten Jahreszeiten aus (beispielsweise zur Blüte einer bestimmten Pflanze), zeigen sich die Allergiesymptome typischerweise während dieser Zeit. Kommt der Hund allerdings das ganze Jahr über mit dem Allergen in Kontakt, wie es beispielsweise bei Futtermilben oder Hausstaub der Fall ist, zeigt sich das ganze Jahr über eine Symptomatik. Bei einer Futtermittelallergie richtet sich die Reaktion des Körpers gegen einen bestimmten Futterinhaltsstoff. Zumeist ist das auslösende Allergen die Proteinquelle des Futters. Aber auch Zusatzstoffe oder bestimmte Zuckermoleküle wie Laktose können zu Problemen führen. Die Diagnose einer Allergie zu stellen verläuft in mehreren Schritten. Eine Allergie ist eine Ausschlußdiagnose, das heißt, zunächst müssen alle anderen Auslöser, die zu einer Juckreizproblematik führen könnten, überprüft werden. An erster Stelle steht hierbei die Untersuchung auf Parasiten, wie Flöhe oder Milben. Aber auch eine bakterielle Infektion der Haut oder ein Pilzbefall können zu Hautveränderungen und Juckreiz führen. Ebenso können sich organische oder hormonelle Inbalancen in einer Hautproblematik manifestieren. Können andere Ursachen ausgeschlossen werden, beginnt die Abklärung der Allergie. Hierbei wird als erstes überprüft, ob der Hund unter einer Futtermittelallergie leidet. Anders als bei der Atopischen Dermatitis kann eine Futtermittelallergie nicht über Bluttests diagnostiziert werden. Um herauszufinden, ob dein Hund unter einer Futtermittelallergie leidet, muss er über min. 10 Wochen eine strikte Ausschlussdiät halten. Während dieser Diät erhält dein Hund eine neuartige Proteinquelle (beispielsweise Pferde- oder Ziegenfleisch) in Kombination mit einer Kohlenhydratquelle (Quinoa, Süßkartofffel, Kartoffel oder Ähnliches). Eine solche selbstgekochte Ration wird von einer erfahrenen Ernährungsberatung oder deinem Tierarzt/deiner Tierärztin nach den Bedürfnissen deines Hundes genau ausgerechnet. Alternativ besteht die Möglichkeit ein Fertigfutter zu verwenden, das speziell zur Ausschlussdiät konzipiert ist. Beispielhafte Produkte sind "z/d" von Hills oder "Anallergenic" von Royal Canin. Die Ausschlußdiät muss konsequent über min.10 Wochen durchgeführt werden. Dein Hund darf während dieser Zeit also keinerlei anderes Futter, Leckerchen oder Ähnliches erhalten. Bessert sich die Symptomatik nach der Ausschlußdiät, kann die Diagnose "Futtermittelallergie" gestellt werden. Durch anschießende Provokationsproben kann dann der genaue Auslöser der Allergie identifiziert und ein passendes Futter für deinen Hund gefunden werden. Bessern sich die Allergiesymptome unter der Ausschlußdiät nicht, ist von einer Umweltallergie/Atopische Dermatitis auszugehen. Bei einer Atopischen Dermatitis kann das auslösende Allergen mithilfe einer Blutuntersuchung durch Antikörperbestimmung identifiziert werden. Ist das Allergen bestimmt, kann eine Desensibilisierung durchgeführt werden. Hierbei wird dem Körper deines Hundes wiederholt eine kleine Menge des Allergens gespritzt. Dies hat zum Zweck, dass sich der Körper deines Hundes Stück für Stück an das auslösende Allergen gewöhnt, und somit nicht mehr gegen dieses überreagiert. Ist keine Desensibilisierung gewünscht, kann mithilfe von juckreizlindernden Medikamenten, wie beispielsweise Cytopoint, die Allergiesymptomatik gelindert werden. Ich würde dir also empfehlen, eine umfassende Allergieabklärung bei Carmel durchführen zu lassen um der Ursache für den Juckreiz auf den Grund zu gehen. Ich wünsche euch beiden viel Erfolg und alles Gute 🐾