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Dogorama-Mitglied
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heute 06:31

"Wege zur Freundschaft" (Ulli Reichmann)

Hallo ihr Lieben :) Ich habe kürzlich o.g. Buch verschlungen und gleich begeistert mit dem dort aufgeführten Training begonnen. Für alle, die es nicht kennen: Es geht darum gemeinsam mit seinem Hund die Welt zu entdecken und Spuren zu suchen etc.. Quasi ein Leitfaden, wie man dem Hund zeigt nicht mehr alleine jagen zu gehen, sondern voller Freude zu kooperieren. Ich bin nun unendlich begeistert, weil erste (auch unerwartete) Erfolge schon in wenigen Tagen sichtbar wurden und wollte nun mal fragen, ob noch jemand inspiriert von diesen Methoden mit seinem Hund die Welt erkundet? Würde mich über einen Erfahrungsaustausch unheimlich freuen! Liebe Grüße
 
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Kirsten
17. Mai 22:15
Hier das Einzeltraining mit Ella. Man sieht, dass es einen riesigen Unterschied macht, ob sie alleine ist, oder Verstärkung hat. Im ersten Video lobe ich jede Bewegung von der Krähe weg, jedes Locker lassen der Leine, und natürlich die Orientierung zu mir. Ich muss allerdings noch mein Timing verbessern. Ich sahe ihr auch mit ÄhÄh, was nicht gewünscht ist. Das will ich allmählich abbauen, aber hier war der Reiz zu stark dafür. Im zweiten Video, auf dem Rückweg, liegt die Krähe links von uns. Ella soll lernen, trotz Reiz rechts von mir zu laufen. Das ist mit 6 Hunden extrem wichtig, daher nutze ich jede Gelegenheit, das auch mit Reizen zu üben. Ehrlich gesagt hat sie mich damit überrascht, wie gut sie es gemacht hat.
Sowohl die Lucy, als auch die Ella, finde ich total herzig in ihrer Art 😍

Sonja, magst du mit deinem Post deine Fortschritte mit den Hunden zeigen?
Oder möchtest du auch Gedanken und Kommentare haben?
 
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Kirsten
17. Mai 22:21
Ich kann mich Kirsten und Sonja nur anschließen – das Verhalten deiner beiden Hunde in der Situation find ich total super 👍🏻 🥰 und sehr aufschlussreich für die Frage, wie sich Selbstregulation mit der Zeit entwickeln kann. ☺️ Das wirkte eben nicht wie „zurückgehalten“, sondern wie aktives Teilnehmen am Geschehen – ohne eskalierende Handlung. Für mich ein schönes Beispiel dafür, dass Beobachten, Warten, Aushalten ein eigenständiger, sinnvoller Modus werden können. Wir hatten gestern einen ganz ähnlichen Moment: Ein Reh stackste keine 20 Meter entfernt über die Wiese – beide Hunde angespannt, aber noch kontrolliert. Als es dann plötzlich lossprang, ist vor allem Neo impulsiv in die Leine gesprungen, hat gebellt, war ziemlich aufgedreht – Rehe sind einfach Endgegner. Ich bin stehen geblieben, habe gewartet, bis er sich umdreht, und dann ruhig bestätigt. Das umdrehen erfolgt in zunehmend kürzeren Abständen und stellt für mich schrittweise Erfolge dar. Joona springt mittlerweile nicht mehr in die Leine - seit sie allerdings altersbedingt kaum mehr hört, bellt sie wieder vermehrt - Körperkontakt bringt sie aber recht gut runter. Wichtig ist, die Begegnungen verlaufen ohne Drama, kein hektisches Eingreifen meinerseits und eben keine Kontrollillusion. Mir geht es inzwischen viel mehr darum, solche Szenen gemeinsam durchzustehen, ohne dass die Hunde sich völlig verlieren. Das ist für uns wirklich ein Perspektivwechsel und seitdem wirkt vieles einfach harmonischer. Vielleicht ist das tatsächlich der Punkt: dass der Hund lernt, dass Aushalten, Beobachten und bei sich bleiben etwas bringt – weniger als Ersatzhandlung, vielmehr als Teil einer selbstregulierten Strategie.
So spannend 🤩

Da du ansprichst, dass Joona besonders gut auf Körperkontakt reagiert, würde mich sehr interessieren was für Unterschiede du bei deinen beiden Hunden auf eurem Weg außerdem noch bezüglich des Jagens festgestellt hast.
Nimmt einer von deinen Hunden bestimmte Dinge besonders gut, im Vergleich zum anderen an und wobei merkst du das?
Also falls du davon berichten magst. Mich würde das sehr interessieren.
 
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SandrA
18. Mai 07:16
So spannend 🤩 Da du ansprichst, dass Joona besonders gut auf Körperkontakt reagiert, würde mich sehr interessieren was für Unterschiede du bei deinen beiden Hunden auf eurem Weg außerdem noch bezüglich des Jagens festgestellt hast. Nimmt einer von deinen Hunden bestimmte Dinge besonders gut, im Vergleich zum anderen an und wobei merkst du das? Also falls du davon berichten magst. Mich würde das sehr interessieren.
Danke dir, das ist wirklich ein spannender Aspekt, über den ich so nach gar nicht nachgedacht habe. Ich versuch mal, es kurz und anschaulich zu halten, auch wenn das Thema viel Stoff hergibt. 😅

Joona ist insgesamt ein sehr sensibler, fast neurotischer Typ. Sie reagierte früher extrem auf Knallgeräusche, Gewitter, Regen, Durchzug mit regelrechten Panikattacken. Dann suchte sie zwar Körperkontakt, brauchte aber gleichzeitig die Möglichkeit, sich durch Bewegung zu regulieren. Sie „wanderte“ also durchs Haus, bis sie einen selbstgewählten sicheren Ort gefunden hatte. Wir haben ihr dafür damals Höhlen gebastelt, die sie bis heute nutzt – davor war die Dusche ihr bevorzugter Zufluchtsort, was zwar pragmatisch, aber auf Dauer wenig gemütlich war und das Gerutsche ihre Panik nicht unbedingt weniger werden ließ.
Körperkontakt ist für sie heute allerdings eher ein räumlicher Orientierungspunkt – sie ist fast blind und taub (aber ihr Geist ist noch blitzschnell 😅) also ersetzen taktile Impulse inzwischen auch Kommunikation.

Neo ist da ganz anders gestrickt. Bei ihm arbeitet sich der Stress eher nach innen – wo Joona direkt nach außen eskaliert, schreit und hampelt, wirkt Neo zunächst stoisch, verlangsamt, regelrecht unbeteiligt. Sichtbare Zeichen wie Zittern oder Knurren kommen spät – dann ist er innerlich aber meist schon deutlich überladen.

Körperkontakt musste er erst „erlernen“, als etwas, das wirklich regulierend wirkt. Inzwischen sucht er ihn aktiv, lehnt sich ganz bewusst an – teils mit seinem ganzen Körpergewicht. Oft nach einer stressigen Situation.

Spannend finde ich, dass trotz dieser völlig unterschiedlichen Typen im Prinzip dieselbe innere Haltung greift (auch bezgl. Jagdverhalten) – die Maßnahmen selbst unterscheiden sich weniger nach Hundetyp als vielmehr nach Situationen, da die Hunde oft unterschiedlich getriggert werden.

Oder anders gesagt: Gleiches Werkzeug, andere Schraube.😄
 
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Kirsten
18. Mai 08:05
Danke dir, das ist wirklich ein spannender Aspekt, über den ich so nach gar nicht nachgedacht habe. Ich versuch mal, es kurz und anschaulich zu halten, auch wenn das Thema viel Stoff hergibt. 😅 Joona ist insgesamt ein sehr sensibler, fast neurotischer Typ. Sie reagierte früher extrem auf Knallgeräusche, Gewitter, Regen, Durchzug mit regelrechten Panikattacken. Dann suchte sie zwar Körperkontakt, brauchte aber gleichzeitig die Möglichkeit, sich durch Bewegung zu regulieren. Sie „wanderte“ also durchs Haus, bis sie einen selbstgewählten sicheren Ort gefunden hatte. Wir haben ihr dafür damals Höhlen gebastelt, die sie bis heute nutzt – davor war die Dusche ihr bevorzugter Zufluchtsort, was zwar pragmatisch, aber auf Dauer wenig gemütlich war und das Gerutsche ihre Panik nicht unbedingt weniger werden ließ. Körperkontakt ist für sie heute allerdings eher ein räumlicher Orientierungspunkt – sie ist fast blind und taub (aber ihr Geist ist noch blitzschnell 😅) also ersetzen taktile Impulse inzwischen auch Kommunikation. Neo ist da ganz anders gestrickt. Bei ihm arbeitet sich der Stress eher nach innen – wo Joona direkt nach außen eskaliert, schreit und hampelt, wirkt Neo zunächst stoisch, verlangsamt, regelrecht unbeteiligt. Sichtbare Zeichen wie Zittern oder Knurren kommen spät – dann ist er innerlich aber meist schon deutlich überladen. Körperkontakt musste er erst „erlernen“, als etwas, das wirklich regulierend wirkt. Inzwischen sucht er ihn aktiv, lehnt sich ganz bewusst an – teils mit seinem ganzen Körpergewicht. Oft nach einer stressigen Situation. Spannend finde ich, dass trotz dieser völlig unterschiedlichen Typen im Prinzip dieselbe innere Haltung greift (auch bezgl. Jagdverhalten) – die Maßnahmen selbst unterscheiden sich weniger nach Hundetyp als vielmehr nach Situationen, da die Hunde oft unterschiedlich getriggert werden. Oder anders gesagt: Gleiches Werkzeug, andere Schraube.😄
Das finde ich sehr interessant.

Die Mira trägt ihr Herz auf der Zunge, sowohl körpersprachlich als auch verbal und benötigt genau wie die Joona die Möglichkeit sich über Bewegung zu regulieren.
Sie kann mittlerweile (nur sehr vereinzelt) Körperkontakt als hilfreich annehmen und sich hineinlehnen, wenn sie Halt benötigt. Aber nicht von ihr initiiert.

Ich finde es schon riesig, dass sie sich in Pausen nach einigem Schnüffeln in meine Nähe (aber ohne Körperkontakt 😄) setzt und von dort aus weiter beobachten kann. Das war ihr lange gar nicht möglich, so musste sie zuvor immer in Bewegung bleiben und weiter und tiefer untersuchen.

Wie ist es denn passiert, dass der Neo den Körperkontakt inzwischen aktiv sucht? Vielleicht hast du ja ein paar Gedanken dazu, die mir helfen können.

So gern schau ich mir die Doro und Mila an. Die Mila nimmt den Körperkontakt so dankbar an und sieht unglaublich wohlig dabei aus. Es ist einfach schön. Allein das zusehen dabei tut unglaublich gut. Man kann gar nicht anders als sich für die beiden über diese wundervollen Momente zu freuen 🥰

Nun ist Mira ein ganz anderer Typ als die Mila und ich hab da auch nicht die Erwartungshaltung, dass sie so sein muss. Aber manchmal denke ich, dass es für sie ja auch eine schöne Option wäre, wenn sie sie das so könnte und für sich als hilfreich empfände.
 
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SandrA
18. Mai 13:30
Das finde ich sehr interessant. Die Mira trägt ihr Herz auf der Zunge, sowohl körpersprachlich als auch verbal und benötigt genau wie die Joona die Möglichkeit sich über Bewegung zu regulieren. Sie kann mittlerweile (nur sehr vereinzelt) Körperkontakt als hilfreich annehmen und sich hineinlehnen, wenn sie Halt benötigt. Aber nicht von ihr initiiert. Ich finde es schon riesig, dass sie sich in Pausen nach einigem Schnüffeln in meine Nähe (aber ohne Körperkontakt 😄) setzt und von dort aus weiter beobachten kann. Das war ihr lange gar nicht möglich, so musste sie zuvor immer in Bewegung bleiben und weiter und tiefer untersuchen. Wie ist es denn passiert, dass der Neo den Körperkontakt inzwischen aktiv sucht? Vielleicht hast du ja ein paar Gedanken dazu, die mir helfen können. So gern schau ich mir die Doro und Mila an. Die Mila nimmt den Körperkontakt so dankbar an und sieht unglaublich wohlig dabei aus. Es ist einfach schön. Allein das zusehen dabei tut unglaublich gut. Man kann gar nicht anders als sich für die beiden über diese wundervollen Momente zu freuen 🥰 Nun ist Mira ein ganz anderer Typ als die Mila und ich hab da auch nicht die Erwartungshaltung, dass sie so sein muss. Aber manchmal denke ich, dass es für sie ja auch eine schöne Option wäre, wenn sie sie das so könnte und für sich als hilfreich empfände.
Ich finde es wirklich schön zu lesen, wie du Miras Entwicklung wahrnimmst und mitgehst, ohne sie in eine bestimmte Richtung drücken zu wollen. Dass sie heute in deiner Nähe zur Ruhe kommen kann, ohne sich gleich wieder in Bewegung regulieren zu müssen, zeigt ja schon deutlich, dass sie neue Optionen für sich entdeckt – auf ihre Weise und in ihrem Tempo.☺️

Bei Neo war und ist das mit dem Körperkontakt tatsächlich ein Prozess. In Erregungslagen war Nähe für ihn lange eher überhaupt nicht mit Sicherheit oder Regulation aufgeladen - ich habe da anfangs auch sicher keine wirklich gute Strategie gehabt. Er hat in früheren Phasen umgerichtet, wenn der Druck zu groß wurde. Nähe musste also neu gelernt werden als etwas, das Halt geben kann, aber nicht Halt fordert.

Ich habe damals eine zeitlang über funktionales Training gearbeitet – also gezielt Situationen geschaffen, in denen er Anspannung aushalten konnte, ohne eskalieren zu müssen, und in denen ich nicht kontrollierend, sondern endlich mal hilfreich war. Ich wurde von einer, die ständig etwas von ihm wollte, zu einer Ressource, die er nutzen konnte.

Gerade in hohen Erregungslagen hat sich da über die Zeit viel verschoben. Früher war da oft nur totale Anspannung oder plötzliche Eskalation, kaum etwas dazwischen. Heute merkt man, dass er zwar noch hochfährt, aber nicht mehr „verliert“. Er bleibt ansprechbar nicht immer sofort, aber schneller, differenzierter, weniger impulsiv. Er sucht recht schnell wieder Blickkontakt und manchmal sucht er in diesen Momenten inzwischen sogar ganz bewusst Nähe. Das war früher undenkbar.

Ein Schlüssel dafür war sicher auch, dass ich aufgehört habe, das Verhalten sofort korrigieren oder verändern zu wollen und stattdessen den Fokus darauf gelegt habe, dass wir die Szene gemeinsam durchstehen. Das hat viel verändert - vor allem auch im Miteinander.

Balanceübungen waren zB sehr hilfreich. Dort durfte er sich anlehnen, Gewicht abgeben, sich regulieren – physisch wie emotional. Da entstand zum ersten Mal so etwas wie Ko-Regulation - ohne Erwartungsdruck. Aber auch das war ein langsames Herantasten.

Ich glaube, das Entscheidende war wirklich die Haltung: Nähe dann anzubieten, wenn sie für den Hund hilfreich ist und sie nicht zur Voraussetzung machen, sondern zur Möglichkeit.

Miras „Nähe ohne Kontakt“-Moment ist da vielleicht genau das: eine erste Annäherung an genau so eine Möglichkeit. Und vielleicht geht es am Ende gar nicht darum, ob sie sich anlehnt, sondern dass sie selbst entscheiden kann, wie viel Nähe sie gerade tragen mag. 😄
 
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Dogorama-Mitglied
18. Mai 13:38
Ich finde es wirklich schön zu lesen, wie du Miras Entwicklung wahrnimmst und mitgehst, ohne sie in eine bestimmte Richtung drücken zu wollen. Dass sie heute in deiner Nähe zur Ruhe kommen kann, ohne sich gleich wieder in Bewegung regulieren zu müssen, zeigt ja schon deutlich, dass sie neue Optionen für sich entdeckt – auf ihre Weise und in ihrem Tempo.☺️ Bei Neo war und ist das mit dem Körperkontakt tatsächlich ein Prozess. In Erregungslagen war Nähe für ihn lange eher überhaupt nicht mit Sicherheit oder Regulation aufgeladen - ich habe da anfangs auch sicher keine wirklich gute Strategie gehabt. Er hat in früheren Phasen umgerichtet, wenn der Druck zu groß wurde. Nähe musste also neu gelernt werden als etwas, das Halt geben kann, aber nicht Halt fordert. Ich habe damals eine zeitlang über funktionales Training gearbeitet – also gezielt Situationen geschaffen, in denen er Anspannung aushalten konnte, ohne eskalieren zu müssen, und in denen ich nicht kontrollierend, sondern endlich mal hilfreich war. Ich wurde von einer, die ständig etwas von ihm wollte, zu einer Ressource, die er nutzen konnte. Gerade in hohen Erregungslagen hat sich da über die Zeit viel verschoben. Früher war da oft nur totale Anspannung oder plötzliche Eskalation, kaum etwas dazwischen. Heute merkt man, dass er zwar noch hochfährt, aber nicht mehr „verliert“. Er bleibt ansprechbar nicht immer sofort, aber schneller, differenzierter, weniger impulsiv. Er sucht recht schnell wieder Blickkontakt und manchmal sucht er in diesen Momenten inzwischen sogar ganz bewusst Nähe. Das war früher undenkbar. Ein Schlüssel dafür war sicher auch, dass ich aufgehört habe, das Verhalten sofort korrigieren oder verändern zu wollen und stattdessen den Fokus darauf gelegt habe, dass wir die Szene gemeinsam durchstehen. Das hat viel verändert - vor allem auch im Miteinander. Balanceübungen waren zB sehr hilfreich. Dort durfte er sich anlehnen, Gewicht abgeben, sich regulieren – physisch wie emotional. Da entstand zum ersten Mal so etwas wie Ko-Regulation - ohne Erwartungsdruck. Aber auch das war ein langsames Herantasten. Ich glaube, das Entscheidende war wirklich die Haltung: Nähe dann anzubieten, wenn sie für den Hund hilfreich ist und sie nicht zur Voraussetzung machen, sondern zur Möglichkeit. Miras „Nähe ohne Kontakt“-Moment ist da vielleicht genau das: eine erste Annäherung an genau so eine Möglichkeit. Und vielleicht geht es am Ende gar nicht darum, ob sie sich anlehnt, sondern dass sie selbst entscheiden kann, wie viel Nähe sie gerade tragen mag. 😄
Ach Sandra- manchmal sorge ich mich ein bisschen, dass du mich mit meinen Hunden heimlich beobachtest 😉
Du fasst so wunderbar in Worte, wie bei uns der Umgang miteinander ist. Das ist absolut faszinierend zu lesen und macht mir vieles nochmal sehr deutlich bewusst. Vielen lieben Dank dafür!!!!!

Auch wenn ich mich jetzt in dein Gespräch mit Kirsten einmische - darf ich trotzdem was fragen?
Das, was du beschreibst mache ich irgendwie unbewusst.
Wäre es einen Versuch wert, das ganze bewusster zu steuern? Oder besteht da dann eher die Gefahr, dass daraus ein „Zuviel gewollt“ werden könnte ?
 
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Henriette
18. Mai 14:18
Wo finde ich das Buch
 
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SandrA
18. Mai 14:26
Ach Sandra- manchmal sorge ich mich ein bisschen, dass du mich mit meinen Hunden heimlich beobachtest 😉 Du fasst so wunderbar in Worte, wie bei uns der Umgang miteinander ist. Das ist absolut faszinierend zu lesen und macht mir vieles nochmal sehr deutlich bewusst. Vielen lieben Dank dafür!!!!! Auch wenn ich mich jetzt in dein Gespräch mit Kirsten einmische - darf ich trotzdem was fragen? Das, was du beschreibst mache ich irgendwie unbewusst. Wäre es einen Versuch wert, das ganze bewusster zu steuern? Oder besteht da dann eher die Gefahr, dass daraus ein „Zuviel gewollt“ werden könnte ?
Danke Dir ☺️ keine versteckten Kameras, versprochen🤞
Aber ich glaube, wenn man ähnliche Dynamiken durchlebt, erkennt man sich eben manchmal in den Geschichten anderer wieder – und das ist ja gerade das Schöne an diesem Austausch. Mir geht es bei deinen und anderen Beschreibungen ja oft ganz ähnlich 😅

Ich glaube tatsächlich, dass es durchaus hilfreich sein kann, solche Prozesse bewusst zu begleiten - im Sinne von innerer Klarheit, aber ohne (Erwartungs-)Druck. Nähe z. B. nicht herbeiführen zu wollen, sondern sie als Option anbieten zu können. Das hat bei mir total viel verändert.

Mir hilft das Schreiben hier tatsächlich auch, mir vieles retrospektiv noch mal bewusster zu machen. Ich mache manches intuitiv (und manches auch sicher noch falsch), aber in der Reflexion merke ich erst, was da eigentlich alles mitschwingt. Und das macht es leichter, in wackeligen Momenten innerlich ruhig und präsent zu bleiben, weil ich besser erkenne, worauf ich mich schon verlassen kann und was ich besser in Zukunft lassen sollte.

Deshalb glaube ich schon, dass bewusster hinzuschauen helfen kann – solange es darum geht, das, was ohnehin da ist und bereits wirkt - positiv wie negativ- klarer zu sehen.
 
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SandrA
18. Mai 15:45
Wo finde ich das Buch
https://www.amazon.de/Wege-zur-Freundschaft-Das-Praxisbuch/dp/3936188734

Oder einfach in einer Buchhandlung fragen.
 
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Kirsten
18. Mai 16:53
Ich finde es wirklich schön zu lesen, wie du Miras Entwicklung wahrnimmst und mitgehst, ohne sie in eine bestimmte Richtung drücken zu wollen. Dass sie heute in deiner Nähe zur Ruhe kommen kann, ohne sich gleich wieder in Bewegung regulieren zu müssen, zeigt ja schon deutlich, dass sie neue Optionen für sich entdeckt – auf ihre Weise und in ihrem Tempo.☺️ Bei Neo war und ist das mit dem Körperkontakt tatsächlich ein Prozess. In Erregungslagen war Nähe für ihn lange eher überhaupt nicht mit Sicherheit oder Regulation aufgeladen - ich habe da anfangs auch sicher keine wirklich gute Strategie gehabt. Er hat in früheren Phasen umgerichtet, wenn der Druck zu groß wurde. Nähe musste also neu gelernt werden als etwas, das Halt geben kann, aber nicht Halt fordert. Ich habe damals eine zeitlang über funktionales Training gearbeitet – also gezielt Situationen geschaffen, in denen er Anspannung aushalten konnte, ohne eskalieren zu müssen, und in denen ich nicht kontrollierend, sondern endlich mal hilfreich war. Ich wurde von einer, die ständig etwas von ihm wollte, zu einer Ressource, die er nutzen konnte. Gerade in hohen Erregungslagen hat sich da über die Zeit viel verschoben. Früher war da oft nur totale Anspannung oder plötzliche Eskalation, kaum etwas dazwischen. Heute merkt man, dass er zwar noch hochfährt, aber nicht mehr „verliert“. Er bleibt ansprechbar nicht immer sofort, aber schneller, differenzierter, weniger impulsiv. Er sucht recht schnell wieder Blickkontakt und manchmal sucht er in diesen Momenten inzwischen sogar ganz bewusst Nähe. Das war früher undenkbar. Ein Schlüssel dafür war sicher auch, dass ich aufgehört habe, das Verhalten sofort korrigieren oder verändern zu wollen und stattdessen den Fokus darauf gelegt habe, dass wir die Szene gemeinsam durchstehen. Das hat viel verändert - vor allem auch im Miteinander. Balanceübungen waren zB sehr hilfreich. Dort durfte er sich anlehnen, Gewicht abgeben, sich regulieren – physisch wie emotional. Da entstand zum ersten Mal so etwas wie Ko-Regulation - ohne Erwartungsdruck. Aber auch das war ein langsames Herantasten. Ich glaube, das Entscheidende war wirklich die Haltung: Nähe dann anzubieten, wenn sie für den Hund hilfreich ist und sie nicht zur Voraussetzung machen, sondern zur Möglichkeit. Miras „Nähe ohne Kontakt“-Moment ist da vielleicht genau das: eine erste Annäherung an genau so eine Möglichkeit. Und vielleicht geht es am Ende gar nicht darum, ob sie sich anlehnt, sondern dass sie selbst entscheiden kann, wie viel Nähe sie gerade tragen mag. 😄
Dankeschön Sandra, für deine Worte und das du dir soviel Zeit dafür genommen hast 😍!

Das macht mir Mut, dass vielleicht irgendwann mehr in der Richtung möglich ist, wenn wir weiter so unterwegs sind.

Mhh, Balanceübungen 🤔
Die Mira balanciert draußen wie eine Weltmeisterin. Aber im Stillstand den Körper konzentriert auszubalancieren, ist sicher eine ordentliche Herausforderung für sie.