Mira ist da wirklich schon sehr weit, finde ich 👍🏻
Ich finde es gerade spannend, wie unterschiedlich Hunde in den jeweiligen Phasen mit Entscheidungsfreiheit und Handlungsoptionen umgehen (können).
Bei Neo zeigt sich das sehr deutlich. Er bringt eine ganz andere Dynamik mit als Mira in den Videos. Während Mira durch mehr Eigenständigkeit offenkundig entspannter agieren kann, ist bei Neo genau das Aushalten von innerem Stress, ohne in Handlung zu kippen eine der größten Baustellen.
Wenn ich ihm in schwierigen Situationen zu viel Entscheidungsspielraum lasse, kommt es (noch) recht schnell zu einer Überforderung, die dann eben nicht in feinem, selbstreguliertem Verhalten mündet, sondern in impulsivem Handeln. Neo braucht an bestimmten Punkten und an bestimmten Reizen klare Ansprache als Halt und Orientierung. Und da zeigt sich für mich: Handlungsspielraum ist nicht per se Selbstwirksamkeit. Es braucht vorher die Fähigkeit, innere Spannung überhaupt aushalten zu können, ohne sie sofort extern abzuführen – sei es über Bewegung, Bellen, Umorientierung oder Frust. Ich merke, dass das allmählich besser wird, aber da hat Neo noch einen Weg vor sich.
Ein wichtiger Aspekt ist auch das individuelle Temperament. Ein Hund, der emotional stabiler und reizresistenter ist, kann Handlungsspielräume oft leichter in konstruktive Handlungen übersetzen. Für andere – wie Neo – ist „Freiheit“ ohne innere Regulationsbasis schnell überfordernd. Sie brauchen erst Werkzeuge zur Emotionsregulation, bevor sie Wahlfreiheit überhaupt als hilfreich erleben können.
In unserem Training stellt sich deshalb nicht nur die Frage, ob ich Kontrolle überhaupt abgebe, sondern eben auch, wann ich das verantworten kann, ohne ihn in eine Situation zu schicken, die er nicht regulieren kann.
Ich finde, da liegt schon eine wichtige Differenzierung in der Diskussion um Kontrolle, Selbstständigkeit und Miteinander: Freiheit ist dann funktional, wenn der Hund die Situation überhaupt verarbeiten kann - sonst ist sie vielleicht (noch) zu viel.
Ich kann dir nur 100% zustimmen, dem ganzen Text.
Eben auch dem Hinweis auf die unterschiedlichen Phasen.
Mira verhält sich exakt so wie du deinen Neo beschreibst. Bei vielen deiner Texte stelle ich fest, das Neo der Mira im Verhalten sehr zu ähneln scheint.
Die Mira benötigt eine gewisse Handlungsfreiheit, um sich nicht eingeengt zu fühlen. Gleichzeitig kann ich sie nicht einfach alles so tun lassen, das geht nach hinten los, genau wie du beschreibst.
Gerade mit Hunden, die schnell impulsiv reagieren, ist es oft eine Abwägungssache und auch ein Balanceakt zu schauen, mit wieviel Entscheidungsfreiheit sie umgehen können. Vor allem dann wenn andere Lebenwesen involviert sind und ggf. Dynamik hinzukommt.
Beobachten und schauen lassen ohne ständig dazwischen zu Funken, (z.B. durch Lob welches eine Umorientierung bezwecken soll oder ein Abbruch) hat Mira viel geholfen.
Und auf der anderen Seite gibt es Situationen, in denen ich lieber drauf verzichte, weil Mira es gerade nicht mehr verarbeiten kann. Oder man geht in die Situation rein und wartet wie Daniela beschreibt einen günstigen Moment ab, um den Hund relativ frustfrei herauszuholen.
Videos sind aber auch immer nur Momentaufnahmen.
Was die Mira bei einer Katze leisten kann, kann sie noch lange nicht am Reh. Vor allem wenn der ganze Wald nach Reh- oder Damwild riecht. Da ist hier auch noch ordentlich Spannung und Dynamik drin.