Ich weiss nicht, ob du mich ansprichst, aber nachdem ich Kontrolle erwähnt hab, antworte ich mal.
Du wanderst mit einem mäßig interessierten Hund an der Leine durch einen Park.
Abgesehen davon, dass die Leine schon ordentlich Kontrolle ist, braucht es in solchen Situationen nicht viel.
Was machst du mit Welpen an Strassenkreuzungen oder Bordsteinen? Wie verklickerst du denen, dass sie da nicht einfach runtersteigen sollen?
Oder wie man in der Ubahn aus und ein steigt?
Wenn ich da nicht sage so und nicht anders, liegt das Tier nach einer Woche auf den Gleisen, weil es kein natürliches Verständnis dieser Gefahren hat und auch nicht jeder Hund daherkommt mit Werkseinstellung "klar, ich folge wie am Faden von selber, wenn jemand sagt gehn wa mal hier lang".
Entschuldige, ja ich meinte dich. Der Bezug zu deinem Post ist wohl verloren gegangen.
Richtig, für die Mira ist das nicht übermäßig stressig. Wäre es extrem stressig bis nicht leistbar, hätte ich ihr zu Liebe einen komplett anderen Weg gewählt oder die Route zumindest so durch die Wiesen angepasst, dass es für sie gut möglich wäre dort klarzukommen. Vertrauen bedeutet in meinen Augen eben auch, dass ich ein Auge darauf habe, dass es meinem Hund gut geht. Es ist keine Einbahnstraße vom Hund aus. Ich weiß was sie kann und was eventuell schwierig werden könnte und dementsprechend passe ich die Dinge so an, dass in mich gesetztes Vertrauen nicht auf ihre Kosten geht.
Nun ist sie ein Terrier und ist von sich aus schon sehr an Bewegungsreizen interessiert. Im Video reagiert sie nicht auf Bälle, Roller, Fahrräder, usw. weil ich ein solches Verhalten nicht unterdrücke, sondern weil es da für sie keine Wichtigkeit (mehr) hat, so wie es Sandra in ihrem Post beschrieben hat. Sie beschließt, das sie da nicht hinterhergeht, deswegen muss da von meiner Seite aus nichts passieren und genau das ist worauf ich hinaus möchte.
Nun waren wir vor den Videos den ganzen Tag schon unterwegs und haben für die Mira anspruchsvolle Dinge erlebt. Deswegen laufen wir auf dem einen Video auch nicht den Hunden frontal in die Arme, sondern wir warten ganz einfach entspannt auf der Wiese und lassen die Hunde passieren. Wir haben den Platz und die Zeit dafür und deswegen nutze ich das auch und meine Hündin kann drauf Vertrauen, dass ich Situationen bestmöglich mit ihr löse. Weil ich eben weiß, das ihr eine solche Situation schwerer fällt, als Kinder mit Bällen oder dynamischen Fortbewegungsmitteln.
Und ja, wenn du die Leine als Kontrolle definierst, kontrolliere ich meinen Hund. Mein Hund ist von Natur aus sehr selbstständig, ihr ist es besonders wichtig Dinge selbst einschätzen und entscheiden zu können und mithilfe der Leine können diese Prozesse stattfinden und zu den Ergebnissen führen, die man im Video sieht ohne, dass ich gegen ihr Naturell arbeiten muss.
Ein Welpe an einer stark befahrenden Straßenkreuzung ist bei mir angeleint.
Mein erwachsener Jagdhund übrigens auch immer noch, ich hab da gar keine Ambitionen, dass mein Hund ohne Leine die Straße überqueren muss. Warum auch?
Ich möchte dass Hunde, die mit mir unterwegs sind, mit mir warten, bis es möglich ist rübergehen und ausreichend aufmerksam sind, das sie diesen Moment nicht verpassen. Das lernen sie durch tägliches Leben und erleben auch ohne Befehle. Ob da ein Bordstein ist oder nicht spielt für mich überhaupt keine Rolle und mit der U-Bahn ist es das gleiche.
Ich denke, dass man einem Hund nicht 10 Meter Schleppleine gibt, wenn er enthusiastisch über die Straße rennen möchte, versteht sich von selbst. Wenn ein Hund auf der anderen Straßenseite etwas entdeckt, wohin er hinmöchte, hätte ich Verständnis dafür, ist doch ganz normales Explorationsverhalten. Verständnis bedeutet allerdings nicht, dass man ihn in potenziellen Gefahrensituationen sich selbst überlässt.
Wenn die Leine nach deinen Worte zu Folge schon ausreichend viel Kontrolle beinhaltet, was spricht denn dagegen, diese zu nutzen, bis der Hund soweit ist die Situationen selbstständig meistern zu können?