Hi Ramona,
Mein erster Gedanke dazu war, dass einige Hunde beim Alleinbleibe-Training resignieren und wir Menschen das dann als Erfolg wahrnehmen und denken, dass der Hund nun gut alleine bleiben kann. Der Hund lernt irgendwann "egal welches Verhalten ich zeige, es ändert nichts an der Situation" und zeigt dann Verhalten (schlafen, liegen), dass wir uns wünschen, allerdings verspürt er den Schmerz/Stress des Alleinebleibens immernoch.
Das muss bei euch natürlich nicht der Fall sein, aber ich denke es ist erwähnenswert. Gernell finde ich sollte jedes Anzeichen von Trennungsschmerz wahrgenommen werden, deshalb finde ich es super, dass du daran arbeiten willst.
Wie habt ihr das Alleine bleiben denn geübt?
Ist es Mojo leicht/schwer gefallen?
Habt ihr ein Weggeh-/Ankommritual?
Isst/trinkt er wenn er alleine ist oder erst wenn ihr wiederkommt?
Wie begrüßt er euch wenn ihr wiederkommt?
Meine Tipps fürs Alleinebleiben generell sind:
- Exploration ist das Gegenteil von Stress und die beiden Faktoren bedingen sich gegenseitig.
Hunde erkunden/spielen wenn sie nicht gestresst sind und können sich kaum darauf einlassen, wenn sie Stress verspüren. Andersherum unterstützt spielerisches Erkunden dabei das Stresslevel herunterzufahren.
- Stress wird ausgelöst durch unbefriedigte Bedürfnisse. Deshalb wollen wir sicher stellen, dass die Bedürfnisse unseres Hundes so gut es geht befriedigt sind bevor wir ihn alleine lassen. Dazu gehören nicht nur Grundbedürfnisse wie ausreichend Futter/Trinken, eine angemessene Unterbringung und gesundheitliches Wohlergehen, sondern auch weitere: Auch das Bedürfnis nach Sicherheit, dass z.b. einen geregelten, vorhersehbaren Ablauf oder einen Rückzugsort beinhaltet. Außerdem gibt es das Bedürfnis nach Selbstwirksamkeit, dass der Hund (in einem bestimmten Rahmen) selbstbestimmt handeln kann. Und beim alleine bleiben ganz wichtig: Das Bedürfnis nach sozialem Kontakt.
Das ist das einzige was wir beim alleine bleiben nicht erfüllen können und deshalb ist es ganz wichtig ein Ritual aufzubauen bei dem dieses Bedürfnis unmittelbar vor dem Alleine bleiben "aufgefüllt" wird.
Außerdem müssen wir eine Möglichkeit finden, die restlichen Bedürfnisse in unserer Abwesenheit zu befriedigen. Dazu benutze ich gerne die "Hunde oase".
Das ist bei uns in der Wohnung ein Bereich (anfangs ist es hilfreich, ihn mit Klebeband auf dem Boden zu markieren), an dem alle Bedürfnisse unseres Hundes befriedigt werden ohne unser Zutun. Hier liegt z.b. seine Spielzeuge,ein Kauholz, bei uns noch eine Tüte mit Altpapier das er zerfetzen darf und immer mal wieder findet der Hund was Leckeres darin. Da darf man wirklich kreativ sein. Dieser Ort dient dem Hund also dazu eigenständig seine Bedürfnisse zu befriedigen und auch als Rückzugsort. Das heißt für uns, dass an diesem Ort nichts für den Hund schlimmes passiert. Sobald der Hund an diesen Ort geht, hört unsere Interaktion mit ihm auf.
Unserer mag es z.b. Nicht sein Geschirr angezogen zu bekommen. Dann akzeptiere ich entweder wenn er auf seinen Platz geht und unterbreche die Aktion oder schließe vorher die Tür zu besagtem Ort.
So mit der "Hunde oase" sind als die Bedürfnisse nach Sicherheit und Selbstbestimmung teilweise gestillt.
Damit der Hund noch mehr Sicherheit erlebt, sind Rituale sehr hilfreich.
Bei uns sieht das so aus:
Ich bereite eine Beschäftigungsmöglichkeit (z. B. Kong) vor, dann hole ich den Wäschekorb und stelle ihn neben die Tür, dann gebe ich ihr die Beschäftigung und verabschiede mich mit "Tschüss Lizanne" bevor ich die Tür schließe. Durch den immer gleichen Ablauf versteht der Hund besser was ihn erwartet und das Objekt (bei uns Wäschekorb) dient als Marker für "Wir sind gerade weg". Somit weiß der Hund auch nachdem er geschlafen und aufgewacht ist, dass wir immernoch weg sind.
Beim Nachhause kommen stellen wir als erstes den Wäschekorb beiseite und setzen uns dann in der Küche auf den Boden um beschnuppert und begrüßt werden zu können.