Ich will sagen, dass ich bei Hunden, die keine angezüchtet höhergetragene Rute haben, das deutliche Hochstellen der Rute als Zeichen steigender Aufmerksamkeit/Erregung/Anspannung interpretiere.
Bei schlichtem, moderatem Interesse an zB einem Objekt (zB Beschnüffeln einer neuen Gießkanne) stellt keiner der "Tiefträger"-Hunde, die ich kenne, die Rute auf.
Andersrum, wenn die die Rute aufstellen, sind sie immer auch erkennbar erregt - freuen sich, sind verunsichert/erschrocken, nehmen potentielle Beute/Konkurrenten/Bedrohung wahr etc.
Bei allen von denen ist das Hochstellen für uns Halter ein Anzeichen dafür, dass was "im Busch" ist und wir gegebenenfalls extra aufmerksam sein müssen, um etwaige Spontanreaktionen abzufangen.
Und genau das ist doch, was andere hier anders kennen oder erleben.
Ich habe ein Video von 4 Hunden verschiedener Rassen gepostet. Alles sind anatomische "Tiefträger"-Hunde. Alle Hunde haben die Ruten erhoben, mal mehr, mal weniger (es ist dynamisch).
Keiner der Hunde befindet sich in einem Zustand einer erhöhten Erregung, die qualitativ auf "Vorsicht, da ist was im Busch" schließen lässt (auch wenn die Erregung quantitativ sicher über Baseline Ruhe ist. Es macht aber überhaupt keinen Sinn in der dargestellten Situation von erhöhter Erregung zu sprechen, weil die Bedeutung im Kontext der Analyse einfach eine andere ist).
Bei meinem Hund signalisiert mir eine gesenkte Rute Erfahrungsgemäß sogar mehr, als eine erhobene.
Deshalb ist es oft nicht sinnvoll ein einziges Körpersignal isoliert zu betrachten. Es kommt auf den individuellen Hund, die Gesamtheit der Körpersprache (Ohren, Rute, Körperschwerpunkt, Muskeltonus, Kopfhaltung usw usw) und den Kontext an (was, wo, mit wem).
Das ist das, worum es anfänglich ging.
Das meinte ich mit Reduktion und Abstraktion. Welchen Mehrwert bringt es, dass die Erregungslage quantitativ höher als schlafen ist, wenn doch im Kontext offensichtlich alles OK und nichts "im Busch" ist, was eine gesteigerte Alarmbereitschaft beim Halter erfordert.