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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 31. Juli

"Notfall"-Reaktion bei Leinenreaktivität

Guinness ist einigen Rivalen in der Gegend gegenüber gerade eine ziemliche Popoöffnung. In den allermeisten Fällen bemerke ich seine Vorzeichen und hab das dann sehr gut im Griff, da kann ich auch ohne sonderliche Umstände normal weitergehen. Aber manchmal verpenn ich das rechtzeitige Reagieren oder es kommt jemand um ein Eck und dann mutiert er zum Monstrum, incl ganz hässliches, geiferndes Knurren. Da denkst du, der will den Anderen fressen. Ich find das derart GACK!, dass ich Probleme hab, da vernünftig darauf zu reagieren, meist werd ich dann auf Guinness ärgerlich und wir enden in einem Gerangel um Kontrolle. Ich möchte mir jetzt dafür eine Notfall-Reaktion zurechtlegen, um diesem Blödsinn entgegenzusteuern, möchte aber gleich von vorne weg "Nebenwirkungen" möglichst vermeiden - also zB wenn ich G einfach kurz nehmen und stehen bleiben würde, könnte er daraus schließen wenn er steht und geifert, geht der Rivale weg...? Habt ihr vielleicht Vorschläge, was eine sinnvolle Reaktion sein könnte, wenn er bereits ausgelöst hat?
 
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Susa
2. Juni 19:19
Das vermute ich tatsächlich auch genau so…. weil nein, er ist definitiv nicht ausgelastet, weil wir bisher keine Möglichkeiten hatten, da alles gleich viel zu viel war und er eskalierte und zudem noch die Leinenpflicht.. Deshalb will ich das Thema jetzt langsam angehen und etwas Vernünftiges für uns suchen, was ihm wirklich richtig Spaß macht! Ohne Auto sind da die Möglichkeiten aber auch nochmal begrenzter, weil z.B. erst 2 Std. Zug fahren und dann Training im Verein wäre wenig sinnvoll für Samu.. Alles nicht so einfach…….
Ich hab mir ein Buch zur Objektsuche gekauft, weil man das im Gegensatz zu vielen anderen Sachen (Futtersuche, Futterbeutel/Dummy, Apportieren, Ball/Frisbee) auch mit Maulkorb machen kann.
Mit den Onlinevideos/Anleitungen sind wir irgendwie nicht weiter gekommem, ich berichte dann mal wie es mit dem Buch läuft, vielleicht ist das ja auch was für euch.
 
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Susa
2. Juni 19:32
Ich will dir da nicht unnötig Druck machen, aber ich glaube der Gedanke ist ein weit verbreiteter Trugschluss. Also das "Ich mache XY erst, wenn AB funktioniert". So dachte ich früher auch. Also ich mache erst Sport in der Gruppe, wenn ich die Reaktivität und Aggression im Griff habe (macht ja auch oberflächlich betrachtet Sinn). Tatsächlich hat aber Sport in der Gruppe bei uns maßgeblich das Problem Reaktivität und Aggression gelindert. Ich glaube wir Hundehalter konzentrieren uns sehr oft auf das was kurzfristig und im Moment zu helfen scheint und sehen nicht wirklich, dass in langfristigen Änderungen zu investieren eigentlich die nachhaltige Lösung ist (weil man den Effekt ja nicht direkt sieht, im Gegensatz zu einem Zwick in die Flanke o.ä.). Nur so als Zusatzmotivation das mit dem Garten anzupacken 👍😁. Und ich würde trotzdem mal schauen, ob andere Hunde mit euch trainieren wollen. Dann kann man so "fiese" Sachen machen wie einer muss warten, solange der andere dran ist. Fällt den meisten Hunden erst mal echt schwer.
Ich schieb das mit den Sozialkontakten auch irgendwie vor mir her, weil ich denke, Nino muss erst gefühlt 100 andere Sachen können, bevor er mit anderen Hunden Kontakt haben darf...

Da muss ich erstmal Leute finden, die Bock auf einen Kontrolletti mit Maulkorb haben 🙈meine Freunde mit Hund haben wir schon vergrault leider...

Bei uns in der Nähe gibt's es sogar ne eingezäunten Hundewiese die man mieten kann, um sich dort mit ausgewählten Hundefreunden zu treffen.
 
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Nina &
2. Juni 20:19
Ich schieb das mit den Sozialkontakten auch irgendwie vor mir her, weil ich denke, Nino muss erst gefühlt 100 andere Sachen können, bevor er mit anderen Hunden Kontakt haben darf... Da muss ich erstmal Leute finden, die Bock auf einen Kontrolletti mit Maulkorb haben 🙈meine Freunde mit Hund haben wir schon vergrault leider... Bei uns in der Nähe gibt's es sogar ne eingezäunten Hundewiese die man mieten kann, um sich dort mit ausgewählten Hundefreunden zu treffen.
Bei uns gibt es sogar 2 Hundeschulen, die die Freilaufgruppen für "Problemhunde" anbieten. Das wäre für mich eine Anlaufstelle gewesen, wenn ich unsere Spielgruppe nicht gehabt hätte. Vielleicht gibt es sowas ja bei euch auch in der Nähe.
Mir ist grade wieder aufgefallen, dass Bokar total auf alte Hunde abfährt. Geschlecht ist ihm da auch völlig egal. Da ist er vorsichtig, stellt sich wedelnd dicht dran und wenn der andere Pech hat, wird er auch noch angeleckt. Warum ist mir allerdings ein Rätsel 😅
 
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Steffi
2. Juni 20:25
Bei uns gibt es sogar 2 Hundeschulen, die die Freilaufgruppen für "Problemhunde" anbieten. Das wäre für mich eine Anlaufstelle gewesen, wenn ich unsere Spielgruppe nicht gehabt hätte. Vielleicht gibt es sowas ja bei euch auch in der Nähe. Mir ist grade wieder aufgefallen, dass Bokar total auf alte Hunde abfährt. Geschlecht ist ihm da auch völlig egal. Da ist er vorsichtig, stellt sich wedelnd dicht dran und wenn der andere Pech hat, wird er auch noch angeleckt. Warum ist mir allerdings ein Rätsel 😅
Zu den Oldies..Das ist bei Lumi auch so. Bei den meisten Hunden macht sie vorsorglich Rabatz. ..Schicke größere Rüden findet sie allerdings ganz gut und bei alten Hunden ist sie sanft und ruhig..Vielleicht wegen des niedrigeren Energielevels ab einem bestimmten Alter.
 
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Susa
2. Juni 20:36
Zu den Oldies..Das ist bei Lumi auch so. Bei den meisten Hunden macht sie vorsorglich Rabatz. ..Schicke größere Rüden findet sie allerdings ganz gut und bei alten Hunden ist sie sanft und ruhig..Vielleicht wegen des niedrigeren Energielevels ab einem bestimmten Alter.
Nino fand bisher nur gut duftende Hündinnen interessant...ein bisschen zu interessant... die anderen Hunde waren ihm irgendwie relativ egal und auf die Spielaufforderungen ist er nicht eingegangen. Vielleicht muss er die Hunde dazu besser kennen.
 
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Susa
2. Juni 21:00
Bei uns gibt es sogar 2 Hundeschulen, die die Freilaufgruppen für "Problemhunde" anbieten. Das wäre für mich eine Anlaufstelle gewesen, wenn ich unsere Spielgruppe nicht gehabt hätte. Vielleicht gibt es sowas ja bei euch auch in der Nähe. Mir ist grade wieder aufgefallen, dass Bokar total auf alte Hunde abfährt. Geschlecht ist ihm da auch völlig egal. Da ist er vorsichtig, stellt sich wedelnd dicht dran und wenn der andere Pech hat, wird er auch noch angeleckt. Warum ist mir allerdings ein Rätsel 😅
Es gibt hier auch eine Hundeschule die auf "Problemhunde", also mit Beißvorfällen, Listenhunde für den Wesenstest vorbereiten Angsthunde usw spezialisiert ist. Das klingt auch alles echt gut und ist gar nicht mal so teuer. Da ist nur leider wieder das Problem, das wir kein Auto haben, mit dem Auto braucht man dorthin 16 Minuten, mit Zug und Bus 1,5 Stunden pro Fahrt 🫩
Anscheinend wäre man sogar mit dem Fahrrad schneller dort, als mit ÖPNV, das sind nämlich "nur" 14km
 
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Flocke und
2. Juni 21:11
Habe eine Fellnase aus den Tierschutz ( Rumänien) und konnte lange an keinen anderen Hund ohne Probleme vorbei gehen. Sie wollte immer sofort drauf los. Da in ihr ein Hütehund, Schäferhund und einiges mehr drin ist, hat sie auch mächtig Kraft . Seid ein paar Monaten spreche ich sie an so wie ich ein anderen Hund sehe, wenn sie ruhig bleibt bekommt sie ein Leckerlie von ihrem Trockenfutter. Und das scheint jeden Tag besser zu klappen. Nur bei manchen Hunden weiche ich aus so gut es geht, denn die kann sie ab zu Lut nicht leiden. Ich mag auch nicht alle Menschen.
 
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Lena
3. Juni 09:37
Ich denke da kommt es auch ein wenig auf den karakter vom Hund an. Meiner hat sich durch das Geschirr nur weiter reingesteigert in das Leine ziehen. Sämtliche Geschirre haben nie so wirklich gepasst und sich verzogen. Was dann auch wieder kontraproduktiv war. Ich bleibe beim Halsband.
Ja, Charakter und Gewohnheit.
Hab ja auch nur gesagt, dass es nicht stimmt, dass das grundsätzlich (!) nicht funktioniert..😉
 
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Lena
3. Juni 09:39
Erstmal echt ein riesiges Lob an deine Offenheit – das ist wirklich beeindruckend! 👍🏻😊 Ja, genau – ich habe Neos natürliche Strategien (wie Scharren, Wälzen, Rennen, Knurren …) sozusagen eingefangen. Bedeutet: Ich habe genau beobachtet, wann Neo diese Handlungen zeigt (meist nach belastenden Situationen), und dann – während er gerade dabei war – ein passendes Wort eingeführt. Bei uns ist das ein unspektakuläres, aber immerhin besonders geträllertes „okayyyy“. Mit der Zeit habe ich das Wort immer knapper davor platziert, sodass es für ihn wie eine Erlaubnis wirkte – als ein: „Du darfst jetzt, ich sehe dich und gebe dir die Bühne.“ Ich gebe also kein spezifisches Verhalten vor, sondern ein allgemeines Freigabesignal, das ihm die Möglichkeit gibt, selbst zu entscheiden, wie er sich entlädt. Das ist aus verhaltensbiologischer Sicht sinnvoll, weil es dem Hund ermöglicht, eigene Regulationsstrategien einzusetzen – anstatt fremdgesteuert und womöglich weniger effektiv zu sein. Es klingt richtig gut, dass du bei Samu schon Fortschritte mit Körperkontakt beobachtest! Das, was du beschreibst ist der Punkt – Körperkontakt kann bei Hunden ambivalent wirken, je nach Kontext und Lerngeschichte. Das Wichtige ist, ihn durch gemeinsame, haltgebende Aktivitäten (wie Balanceübungen, kurze Berührungen in entspannten Momenten) langsam über Vertrauen und Akzeptanz aufzubauen. Zu den „unsichtbaren“ Stressanzeichen: Du hast völlig recht – meine Formulierung war da missverständlich. Der Unterschied, den ich meinte, ist der: Bei Neo sehe ich manchmal phlegmatisches Verhalten (äußerlich ruhig, keine sichtbaren Stressanzeichen) – aber das ist keine echte Entspannung, sondern eine Stressunterdrückung („Freezing“ oder stoisches Aushalten). Er wirkt ruhig, ist aber innerlich angespannt und explodiert dann vermeintlich plötzlich – ich hatte das anfangs auch falsch interpretiert als „aus dem Nichts ausflippen“. Bei Samu klingt es für mich, als könnte es eher eine Reizüberflutung sein – also weniger „Aushalten und irgendwann Platzen“, als vielmehr „Überrolltwerden und dann plötzliche Reaktion“. Das ist verhaltensbiologisch gesehen ein feiner Unterschied: Shut down vs. Überforderung. Aber vielleicht hast du bei Samu auch manchmal das Erste beobachtet? Was du zum Thema Frustrationstoleranz schreibst, ist total logisch. Wenn der Hund ohnehin in einem hohen Stresslevel ist, muss man Frustrationstoleranz nicht extra trainieren – sie entsteht ganz natürlich, wenn der Hund lernt, Stress besser zu regulieren. Weniger Stress = weniger Frust = mehr innere Ruhe. Und wenn doch mal Frust aufkommt, helfen die bereits gelernten Strategien (wie euer Leckerchenspiel), um sich wieder einzufangen. Ich drücke euch fest die Daumen für langfristige Fortschritte! 😊💪🏻
Danke dir. ☺️🙏🏻
Dann hab ich es richtig verstanden, was du geschrieben hattest. 👍🏻🙂
Hab mir auch schon gedacht, dass es vermutlich besser ist, wenn der Hund selbst entscheiden kann wie er den Stress abbauen will in dem Moment. Besser als wenn man alles genau vorgibt. Er soll ja langfristig lernen sich selbst zu regulieren.
 
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Lena
3. Juni 09:40
Du könntest ein bisschen Leberwurst in einer Wasserflasche auflösen und damit eine Fährte legen. Vielleicht irgendwo, wo nicht so viele Hunde langlaufen, sonst werden sie da alle wild 😅 Da kannst du dann die Reichweite langsam steigern.
Hab ich vor längerer Zeit 1x probiert und auch da ist er die ersten Meter die Spur entlang geschossen, dann hat er den Rest übersprungen und ist direkt ans Ziel gelaufen, wo ein Leckerlie lag.
Er durfte mir dabei zusehen.
Vielleicht war das der Fehler, dass er wusste, dass da am Ende was liegt. Also warum der Spur folgen..?!? 😅