Home / Forum / Verhalten & Psychologie / "Notfall"-Reaktion bei Leinenreaktivität

Verfasser
Dogorama-Mitglied
Einleitungs-Beitrag
Anzahl der Antworten 1103
zuletzt 31. Juli

"Notfall"-Reaktion bei Leinenreaktivität

Guinness ist einigen Rivalen in der Gegend gegenüber gerade eine ziemliche Popoöffnung. In den allermeisten Fällen bemerke ich seine Vorzeichen und hab das dann sehr gut im Griff, da kann ich auch ohne sonderliche Umstände normal weitergehen. Aber manchmal verpenn ich das rechtzeitige Reagieren oder es kommt jemand um ein Eck und dann mutiert er zum Monstrum, incl ganz hässliches, geiferndes Knurren. Da denkst du, der will den Anderen fressen. Ich find das derart GACK!, dass ich Probleme hab, da vernünftig darauf zu reagieren, meist werd ich dann auf Guinness ärgerlich und wir enden in einem Gerangel um Kontrolle. Ich möchte mir jetzt dafür eine Notfall-Reaktion zurechtlegen, um diesem Blödsinn entgegenzusteuern, möchte aber gleich von vorne weg "Nebenwirkungen" möglichst vermeiden - also zB wenn ich G einfach kurz nehmen und stehen bleiben würde, könnte er daraus schließen wenn er steht und geifert, geht der Rivale weg...? Habt ihr vielleicht Vorschläge, was eine sinnvolle Reaktion sein könnte, wenn er bereits ausgelöst hat?
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Lena
2. Juni 16:57
Das mit der Leine ist bei mir nichts anderes, es geht mir da weniger darum das ich meinem Hund nicht vertraue sondern darum meinen Hund davor zu schützen. Hier sind viele Radfahrer teils mit Hund oder Kinder im Wald unterwegs. Und die einzigen die unsere Hunde in die Schranken verwiesen können sind wir als Halter. Das Risiko ist einfach viel zu hoch das Fremde Menschen falsch reagieren.
Deshalb muss man natürlich schauen wo man seinen Hund in den Freilauf bzw in unserem Fall an die Schleppleine nimmt.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Lena
2. Juni 16:59
Das kannst du beim Staff versuchen wird aber nicht funktionieren die haben einen sehr niedrigen Schwerpunkt. Bei einem Hund mit längeren Beinen ist das möglich.
Das stimmt so nicht, dass das nicht funktioniert. Das funktioniert sogar sehr gut meiner Erfahrung nach!
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Lena
2. Juni 17:00
Bei meinem haben sämtliche Geschirre nur dazu geführt dass er sich selbst gehetzt hat.
Ich führe Samu grundsätzlich am Geschirr und Halsband und an längeren Leinen oder auch an der 2,2m, wenn ich sie ganz lang mach, nur am Rücken am Geschirr. Funktioniert super bei uns.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Lena
2. Juni 17:01
Ich lese hier eigentlich nur still mit aber möchte mich einmal zu Worte melden einfach weil ich total Respekt habe davor was du alles für deinen Hund leistest und dir dafür danken will, dass du diesen harten Weg gegangen bist und gehst, das ist echt toll 💚. Ich habe das Thema Leinenführigkeit mit Fjäll auch ganz dolle (in anderem Sinne) und führe sie an der 3m Leine wobei ihr Radius eher 1.5m sind wenn sie weiter als das geht bleibe ich stehn, damit sie merkt aha nicht weiter als so ohne dass schon Zug auf der Leine ist. Bei ihr ist das Problem aber eher ihre Selbständigkeit und dass ich sie bisher viel zu viele Entscheidungen habe treffen lassen weshalb sie, wenns draufankam eher auch selbst entschieden hat 🙈. Seit ich das so handhabe ist sie auch eher zu wenig ausgelastet auch wenn ich es mit Suchspielen auf dem Spaziergang versuche zu kompensieren und sie einmal die Woche ins Mantrailing geht.
Danke dir für deine lieben Worte und deinen Beitrag!
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Lena
2. Juni 17:06
Ich will dir da nicht unnötig Druck machen, aber ich glaube der Gedanke ist ein weit verbreiteter Trugschluss. Also das "Ich mache XY erst, wenn AB funktioniert". So dachte ich früher auch. Also ich mache erst Sport in der Gruppe, wenn ich die Reaktivität und Aggression im Griff habe (macht ja auch oberflächlich betrachtet Sinn). Tatsächlich hat aber Sport in der Gruppe bei uns maßgeblich das Problem Reaktivität und Aggression gelindert. Ich glaube wir Hundehalter konzentrieren uns sehr oft auf das was kurzfristig und im Moment zu helfen scheint und sehen nicht wirklich, dass in langfristigen Änderungen zu investieren eigentlich die nachhaltige Lösung ist (weil man den Effekt ja nicht direkt sieht, im Gegensatz zu einem Zwick in die Flanke o.ä.). Nur so als Zusatzmotivation das mit dem Garten anzupacken 👍😁. Und ich würde trotzdem mal schauen, ob andere Hunde mit euch trainieren wollen. Dann kann man so "fiese" Sachen machen wie einer muss warten, solange der andere dran ist. Fällt den meisten Hunden erst mal echt schwer.
Danke dir 👍🏻😉

Du hast definitiv Recht!
Es ist eigentlich dumm so zu denken..

Eine nette Hundemama hier aus Neckargemünd hab ich vor kurzem tatsächlich kennengelernt und wir wollen es hin kriegen gemeinsam spazieren zu gehen! Und eben erstmal trainieren, weil einfach so laufen geht bei uns leider nicht..
Haben uns auch schon getroffen, aber nur einzelnd mit den Hunden. Mit beiden zusammen trau ich mich noch nicht, weil Samu da solche Probleme hat und immer nur gestresst war, wenn wir uns mit Hunden getroffen haben und zusammen laufen wollten. Er braucht bestimmt 100m Abstand und ist trotzdem mega gestresst.. zumindest war es vor einem halben Jahr noch so..
Aber ich will auch das Thema langsam angehen mit der, die ich jetzt kennengelernt hab - hier über Dogorama übrigens :)
Sie würde sicher auch andere Dinge mit uns trainieren, wenn das alles erstmal klappt!
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Lena
2. Juni 17:10
Vielleicht ginge das im Sommer auch mal Spätabends in einer leeren Hundezone? Bzw in Wohnung/Haus/Garten? Oder auch an der Leine mit dir? Hund anbinden, Podcast verstecken, Hund abmachen, Leine halten und mitgehen, während er sucht...?
Hundezone gibts hier nicht.
Garten haben wir nicht.
Wohnung 60qm.

Außerdem Leine ich ihn nicht ab.. Wir haben nette Nachbarn hier. Auch wenn nix los ist, wär mir das Risiko zu groß!

Aber an der Leine mit mir könnte ich definitiv versuchen!
Vielleicht kann er ja mittlerweile langsam nach etwas suchen was weiter weg ist.. konnte er früher nämlich nicht. Nur in Reichweite 😅
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Jörg
2. Juni 17:17
Das stimmt so nicht, dass das nicht funktioniert. Das funktioniert sogar sehr gut meiner Erfahrung nach!
Ich denke da kommt es auch ein wenig auf den karakter vom Hund an. Meiner hat sich durch das Geschirr nur weiter reingesteigert in das Leine ziehen. Sämtliche Geschirre haben nie so wirklich gepasst und sich verzogen. Was dann auch wieder kontraproduktiv war. Ich bleibe beim Halsband.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
SandrA
2. Juni 18:17
So.. jetzt meine Antwort darauf :) Danke dir erstmal für die Erklärung wie du das mit Neo gemacht hast. Aber dazu hätte ich noch eine Frage, weil so ganz klar ist es mir noch nicht.. Wie genau sieht das dann bei euch aus mit der Freigabe? Wie hast du es mit einer Freigabe belegt? Einfach bevor er es eh von sich aus macht ein Wort eingefügt? Wie man auch niesen auf Kommando oder sowas beibringt? Gibst du ihm dann vor was von diesen Dingen (scharren, Knurren etc.) er tun soll/darf, oder gibst ihm ein allgemeines Signal, dass er jetzt eine dieser Varianten/Verhaltensweisen nutzen kann? Dass das mit dem Körperkontakt zur Beruhigung ein Prozess war bei euch, das tut gut zu hören! Dann hab ich ja noch Hoffnung, dass das bei uns auch noch werden kann. Und auch ne Idee wie ich das noch "unterstützen" kann, dass Samu sowas positiv annimmt. Wobei es schon besser ist als früher. Früher hat ihn fast jede bewusst Berührung in Richtung streicheln oder auch nur Hand auflegen eher aufgewuselt. Also draußen. Daheim konnte und kann er sowas schon auch genießen im passenden Moment. Deinen nächsten Absatz mit den "unsichtbaren" Stressanzeichen versteh ich leider nicht so ganz.. Was mich irritiert ist, dass du schreibst, dass du es von Neo andersrum kennst. Aber das was du danach beschreibst ist doch eigentlich so wie bei Samu. Also dass er gar keine Stressanzeichen zeigt und auf einmal diesen Ticker bekommt. Ob es bei ihm dann so ist "ich halte es nur aus", das weiß ich nicht, vermute ich eigentlich (meistens) eher nicht. Es gibt sicher Momente, da würde ich das auch so sehen, aber definitiv ganz oft auch nicht. Aber vielleicht magst du mir das ja nochmal kurz erklären wie genau das gemeint war? Ja, genau. Das mit den Leckerlies nach einer Katze ist ähnlich wie euer Jagdspiel vom Prinzip, deshalb hatte ich das ja erwähnt ;) Genau, mein Hauptziel ist es den Stress zu senken und die Selbstregulation zu fördern. Bis dahin brauch ich Ventile für den Stress, bzw auch später kann es ja immer mal noch Stress geben und Samu braucht eine Möglichkeit diesen "abzulassen". Zusätzlich dachte ich bisher halt, dass ich auch noch was für die Frustrationstoleranz tun kann. Danke dir für deine Antwort und auch deine Worte am Ende! Sowas motiviert zusätzlich und baut auf! :)
Erstmal echt ein riesiges Lob an deine Offenheit – das ist wirklich beeindruckend! 👍🏻😊

Ja, genau – ich habe Neos natürliche Strategien (wie Scharren, Wälzen, Rennen, Knurren …) sozusagen eingefangen. Bedeutet: Ich habe genau beobachtet, wann Neo diese Handlungen zeigt (meist nach belastenden Situationen), und dann – während er gerade dabei war – ein passendes Wort eingeführt. Bei uns ist das ein unspektakuläres, aber immerhin besonders geträllertes „okayyyy“. Mit der Zeit habe ich das Wort immer knapper davor platziert, sodass es für ihn wie eine Erlaubnis wirkte – als ein: „Du darfst jetzt, ich sehe dich und gebe dir die Bühne.“

Ich gebe also kein spezifisches Verhalten vor, sondern ein allgemeines Freigabesignal, das ihm die Möglichkeit gibt, selbst zu entscheiden, wie er sich entlädt. Das ist aus verhaltensbiologischer Sicht sinnvoll, weil es dem Hund ermöglicht, eigene Regulationsstrategien einzusetzen – anstatt fremdgesteuert und womöglich weniger effektiv zu sein.

Es klingt richtig gut, dass du bei Samu schon Fortschritte mit Körperkontakt beobachtest! Das, was du beschreibst ist der Punkt – Körperkontakt kann bei Hunden ambivalent wirken, je nach Kontext und Lerngeschichte. Das Wichtige ist, ihn durch gemeinsame, haltgebende Aktivitäten (wie Balanceübungen, kurze Berührungen in entspannten Momenten) langsam über Vertrauen und Akzeptanz aufzubauen.

Zu den „unsichtbaren“ Stressanzeichen:
Du hast völlig recht – meine Formulierung war da missverständlich. Der Unterschied, den ich meinte, ist der: Bei Neo sehe ich manchmal phlegmatisches Verhalten (äußerlich ruhig, keine sichtbaren Stressanzeichen) – aber das ist keine echte Entspannung, sondern eine Stressunterdrückung („Freezing“ oder stoisches Aushalten). Er wirkt ruhig, ist aber innerlich angespannt und explodiert dann vermeintlich plötzlich – ich hatte das anfangs auch falsch interpretiert als „aus dem Nichts ausflippen“.
Bei Samu klingt es für mich, als könnte es eher eine Reizüberflutung sein – also weniger „Aushalten und irgendwann Platzen“, als vielmehr „Überrolltwerden und dann plötzliche Reaktion“. Das ist verhaltensbiologisch gesehen ein feiner Unterschied: Shut down vs. Überforderung. Aber vielleicht hast du bei Samu auch manchmal das Erste beobachtet?

Was du zum Thema Frustrationstoleranz schreibst, ist total logisch. Wenn der Hund ohnehin in einem hohen Stresslevel ist, muss man Frustrationstoleranz nicht extra trainieren – sie entsteht ganz natürlich, wenn der Hund lernt, Stress besser zu regulieren. Weniger Stress = weniger Frust = mehr innere Ruhe. Und wenn doch mal Frust aufkommt, helfen die bereits gelernten Strategien (wie euer Leckerchenspiel), um sich wieder einzufangen.

Ich drücke euch fest die Daumen für langfristige Fortschritte! 😊💪🏻
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Nina &
2. Juni 18:56
Hundezone gibts hier nicht. Garten haben wir nicht. Wohnung 60qm. Außerdem Leine ich ihn nicht ab.. Wir haben nette Nachbarn hier. Auch wenn nix los ist, wär mir das Risiko zu groß! Aber an der Leine mit mir könnte ich definitiv versuchen! Vielleicht kann er ja mittlerweile langsam nach etwas suchen was weiter weg ist.. konnte er früher nämlich nicht. Nur in Reichweite 😅
Du könntest ein bisschen Leberwurst in einer Wasserflasche auflösen und damit eine Fährte legen. Vielleicht irgendwo, wo nicht so viele Hunde langlaufen, sonst werden sie da alle wild 😅
Da kannst du dann die Reichweite langsam steigern.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Michi
2. Juni 19:03
Hundezone gibts hier nicht. Garten haben wir nicht. Wohnung 60qm. Außerdem Leine ich ihn nicht ab.. Wir haben nette Nachbarn hier. Auch wenn nix los ist, wär mir das Risiko zu groß! Aber an der Leine mit mir könnte ich definitiv versuchen! Vielleicht kann er ja mittlerweile langsam nach etwas suchen was weiter weg ist.. konnte er früher nämlich nicht. Nur in Reichweite 😅
Wir haben auch keine Auslaufzonen.
Ich habe Bekannte, die ihren Hund auch nicht laufenlassen können.
Die haben bei einigen Hundeschulen vorgesprochen.
Bei einer dürfen sie, gegen eine kleine Gebühr, abends den Platz benutzen.
Bei einem Hundeverein sind sind sie Mitglied geworden. Jedes Mitglied darf zu Zeiten, wenn der Platz nicht vom Verein genutzt wird, alleine oder mit anderen , über den Platz verfügen.
Dort ist eine Liste, in die man sich eintragen kann.
Vielleicht wäre soetwas auch für euch eine Möglichkeit?