Ich hab ja auch schon geschrieben, dass ich glaube, dass es eine Kombi aus Stress und Frust ist, den Samu dann eben an mir ablässt, weil er sich nicht vernünftig selbst regulieren kann.
Wenn er gestresst ist, kann er Frust nicht mehr gut aushalten.
So in der Art wirkt es auf mich.
Ich versuche deshalb auch in genau diese Richtungen zu trainieren, also Impulskontrolle, Frustrationstoleranz und Stressregulation/Stressabbau.
Nur habe ich leider noch nicht wirklich was passendes zum Stressabbau bei Samu gefunden..
Um mich auf die von dir genannten Dinge zu beziehen:
- Freilauf is nicht drin, da Leinenpflicht (Listenhund)
- Spur nachgehen (die vom anderen Hund?) mach ich manchmal, aber meist zieht er dann zu sehr, aber ich Probier es immer mal wieder, ob er das auch ruhig machen kann bzw dann ruhiger wird, klappt aber nicht so wirklich..
- schütteln, scharren (und Knurren) macht Samu wenn dann von sich aus, wüsste nicht wie ich das freigeben könnte..?
- Körperkontakt ist für ihn bisher zumindest nicht das richtige in stressigen Momenten
Hast du dann vorgegeben was er tun soll oder nur Freigabe und er wählt selbst die Variante zum Stressabbau??
Nach einer Katzenbegegnung lass ich Samu manchmal Leckerlies jagen.
Obwohl ich da nicht mal den Eindruck hab, dass er gestresst oder frustriert ist..
Wenn er mich anspringt, dann ist er davor auch nicht gestresst! Zumindest nicht sichtbar..
Kein hecheln, keine weit aufgerissenen Augen, etc.
Früher war das ständig so, schon länger aber kaum noch.
Ich kann gut nachvollziehen, was du beschreibst – bei Neo ist es ähnlich.
Zu deiner Frage: Ich habe ihn genau beobachtet und festgestellt, dass er Stress unter anderem durch Schütteln, Scharren und Knurren abbaut. Diese von ihm ausgehenden Handlungen habe ich gezielt ritualisiert, indem ich eine Freigabe darauf gelegt habe. Er bleibt dadurch in Kontakt mit mir, und ich signalisiere ihm: „Ich sehe deine Anspannung und gebe dir Raum, dich runterzufahren.“ Das schafft Vertrauen und erleichtert es ihm, wieder in Balance zu kommen.
Körperkontakt als Entspannung war bei Neo ein längerer Prozess. Ich habe das kleinschrittig, zB über gemeinsame Balanceübungen auf wackeligem oder rutschigem Untergrund, aufgebaut – so wurde Körperkontakt für ihn zur haltgebenden Ressource, statt zur zusätzlichen Belastung. Das hat uns beiden geholfen, in fordernden Situationen mehr Stabilität hineinzubringen.
Was mir bei Neo auch aufgefallen ist: Diese „unsichtbaren“ Stresszeichen, die du bei Samu beschreibst, kenne ich von ihm andersherum. Er wirkt nach außen hin oft zunächst phlegmatisch oder stoisch, als wäre er völlig entspannt. Tatsächlich ist das aber häufig ein Vorzeichen dafür, dass er Anspannung in sich hineinschluckt – bis es irgendwann zu einer plötzlichen Eskalation kommt. Kein sichtbares Hecheln oder Aufreißen der Augen, sondern eher ein „Ich halte das jetzt aus“ – bis das Fass überläuft. Das erfordert viel Aufmerksamkeit, weil es so leicht zu übersehen ist.
Dein Ansatz mit dem Leckerchenspiel nach Katzenbegegnungen ist aus meiner Sicht ein sehr gutes Beispiel. Damit gibst du Samu nach einer potenziell aufregenden Situation einen klaren Kanal, um Spannung abzubauen, bevor sie sich aufstaut. Im Prinzip ist das ähnlich wie die Freigabe oder das Jagdspiel bei Neo – du hilfst ihm, aus der Erregung wieder herauszufinden.
Zum Thema Frust: Ich finde deine Beobachtung absolut schlüssig, dass es bei Samu vermutlich nicht um gezieltes „Frusttraining“ geht. Vielmehr scheint Frust bei ihm in Verbindung mit einem hohen Stresslevel aufzutreten. Das Ziel sollte also eher sein, den Stresspegel insgesamt zu senken und ihm zur richtigen Zeit passende Ventile zur Spannungsregulation anzubieten.
Ich finde es übrigens großartig, wie genau du Samus Verhalten beobachtest. Mit dieser Aufmerksamkeit wirst du sicher passende Strategien finden, die ihm helfen, Stress abzubauen. 😊