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zuletzt 31. Juli

"Notfall"-Reaktion bei Leinenreaktivität

Guinness ist einigen Rivalen in der Gegend gegenüber gerade eine ziemliche Popoöffnung. In den allermeisten Fällen bemerke ich seine Vorzeichen und hab das dann sehr gut im Griff, da kann ich auch ohne sonderliche Umstände normal weitergehen. Aber manchmal verpenn ich das rechtzeitige Reagieren oder es kommt jemand um ein Eck und dann mutiert er zum Monstrum, incl ganz hässliches, geiferndes Knurren. Da denkst du, der will den Anderen fressen. Ich find das derart GACK!, dass ich Probleme hab, da vernünftig darauf zu reagieren, meist werd ich dann auf Guinness ärgerlich und wir enden in einem Gerangel um Kontrolle. Ich möchte mir jetzt dafür eine Notfall-Reaktion zurechtlegen, um diesem Blödsinn entgegenzusteuern, möchte aber gleich von vorne weg "Nebenwirkungen" möglichst vermeiden - also zB wenn ich G einfach kurz nehmen und stehen bleiben würde, könnte er daraus schließen wenn er steht und geifert, geht der Rivale weg...? Habt ihr vielleicht Vorschläge, was eine sinnvolle Reaktion sein könnte, wenn er bereits ausgelöst hat?
 
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Lena
23. März 19:18
Gar nicht. Es handelt sich dabei um eine Übung aus dem Entspannungsbereich. Die sollte zu Hause positiv aufgebaut werden und erst mal dem Hund Schutz und Sicherheit bieten. Die Reize werden dann Schritt für Schritt aufgebaut (es sei denn, diese "Höhle" hat der Hund bereits als Welpe als Sicherheitszone von sich aus schon genutzt). Ist das positiv aufgebaut, kann man dem Hund Sicherheit bieten, auch dann, wenn er Frust hat. Dort hat er die Möglichkeit zu lernen mit Frust umzugehen, zu verarbeiten und zu entspannen. Sanft hält man ihn vorne fest und wenn der Hund es ok findet, kann man den Stress zu den Pfoten hin ausstreichen. Ist der Hund reaktiv, kann man das natürlich auch machen, aber wie Du richtig festgestellt hast, geht das nur über die Leine und Gewalt (wenn er es nicht kennt). Letztendlich ist es in dieser Situation nichts anderes als den Hund zu fixieren. Bei einen reaktiven 30 kg Hund, der im Tunnel steckt, wird das für HF und Hund eine harte Nummer. Ich persönlich finde diese Übung super, um dem Hund einen Sicherheitsplatz zu bieten und dem Hund die Möglichkeit zu geben, Frust abzubauen, seine Atmung dem Mensch anzupassen, zu verarbeiten und zu lernen, dass es jetzt eben nicht zu dem anderen Hund (Reiz) geht. Prima ist dann, wenn er, nachdem er sich runtergefahren hat, den Reiz noch immer sieht. So kann er den Reiz verarbeiten und zwar sicher und gemeinsam mit Frauchen. Ich hoffe, wir reden hier von der gleichen Übung. Hund zwischen die Beine nehmen, sanft festhalten und runterfahren lassen, oder?
So wie du es schreibst, kenne ich es auch.
Aber so wie Eva es geschrieben hat, hab ich das etwas anders verstanden.
Ist für mich also nicht das gleiche, was sie geschrieben hat.
Aber vielleicht kann sie das selbst sagen, ob sie es doch so aufgebaut hat?
 
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Jörg
23. März 19:19
Fände ich auch interessant. Weil das ja nur bei großem Stress so abläuft. In Ruhe wehrt sich mein Hund nicht und ich kann ihn einfach zwischen die Beine packen und festhalten. Wie soll ich also üben, wie ich ihn bei Gegenwehr und ausflippen richtig halte/greife?
Was ich immer wieder bei meinem merke das hohe Energie die vom gegenüber ausgehen auch mit hoher Energie beantwortet wird. Terrier sind scheinbar echte Meister darin jegliche negative Schwingungen auf zu nehmen die merken sofort wenn jemand nur ein Stück weit Unsicherheit vermittelt egal ob das der Halter ist oder der ihm gegenüber steht.
 
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Lena
23. März 19:20
Was ich immer wieder bei meinem merke das hohe Energie die vom gegenüber ausgehen auch mit hoher Energie beantwortet wird. Terrier sind scheinbar echte Meister darin jegliche negative Schwingungen auf zu nehmen die merken sofort wenn jemand nur ein Stück weit Unsicherheit vermittelt egal ob das der Halter ist oder der ihm gegenüber steht.
Kann ich nur so bestätigen von Samu! Zu 100%!!
 
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Jörg
23. März 19:41
Kann ich nur so bestätigen von Samu! Zu 100%!!
Zaun Rambos und Fahrrad Fahrer mit Hund sind für meinen so die Endgegner. Sonst habe ich meistens keine Probleme. Wobei ich sagen muss das meistens noch nicht mal das bellen das Problem sondern dieses unkontrolierte bewegen.
 
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Eva
23. März 20:07
So wie du es schreibst, kenne ich es auch. Aber so wie Eva es geschrieben hat, hab ich das etwas anders verstanden. Ist für mich also nicht das gleiche, was sie geschrieben hat. Aber vielleicht kann sie das selbst sagen, ob sie es doch so aufgebaut hat?
Stresssituationen üben ohne den eigentlichen Stressfaktor geht natürlich nicht. Das meinte ich so aber auch gar nicht.
Ich übe lediglich die Handgriffe, damit ich sie in der Notfallsituation routiniert anwenden kann und meinen Hund nicht verletze. Dabei geht's mir darum wie ich den Hund möglichst schnell und ohne Gewalt in die gewünschte Position bringe, ohne dass er dabei kooperiert. Klar ist das was anderes, wenn der Hund nicht unter Strom steht, weil's das so viel einfacher macht, aber dennoch schleifen sich die Handgriffe ein und gehen im Ernstfall dann viel einfacher von der Hand, weil ich nicht mehr so viel drüber nachdenken muss. Mir schafft das Sicherheit für den Ernstfall.
Die Position zwischen meinen Beinen ist übrigens grundsätzlich positiv verknüpft bei meinen Jungs, das hat aber für diese spezielle Situation eigentlich keine Bedeutung. Wenn Rüdiger seinen Film schiebt ist ihm das nämlich piepegal. Hier geht's mir bloß drum den Hund räumlich zu begrenzen und das funktioniert so für mich am besten.
 
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Nicole
23. März 20:15
Hm… wir hatten das auch mal eine Zeit lang🫣. Wir haben das mit einem Notfallmarker gelöst.
Markerwort „Buffet“ und dann gab‘s den geilen Scheiß direkt als Selbstbedienung aus meinem Futterbeutel zu seinen Füßen. Dann kam ein Umorientierungssignal und er hat sich abgewendet.
Die Heftigkeit seiner Reaktion hat sich erst abgeschwächt, so dass ein normales Umorientierungssignal gereicht hat und mittlerweile regelt er das Situationsangemessen selbst und ich brauche in 90% der Fälle gar nix mehr machen außer ihn normal zu bestätigen wenn er eine Situation gelöst hat.
Er hat einen Erzfeind, bei dem ihn wirklich nichts davon abhalten kann auszurasten, aber damit kann ich gut leben (ich finde nämlich den Halter dazu auch ätzend und kann es Elmo nicht verdenken, dass er aus der Hose springt 😅).
 
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Lena
23. März 21:31
Zaun Rambos und Fahrrad Fahrer mit Hund sind für meinen so die Endgegner. Sonst habe ich meistens keine Probleme. Wobei ich sagen muss das meistens noch nicht mal das bellen das Problem sondern dieses unkontrolierte bewegen.
Ich bezog das jetzt nicht auf spezielle Probleme oder Situationen, sondern meinte es eher allgemein, dass Samu sehr sensibel ist und die Energie des Gegenübers sofort bemerkt und entsprechend reagiert.
Z.B. braucht mein Mann nur durch irgendwas plötzlich genervt zu sein, ohne dass er irgendwas macht oder sagt oder so, aber Samu spürt das trotzdem sofort (!), wenn die Stimmung umschlägt. Und dann wird er leicht nervös, wenn man ihn lässt (lässt sich bei sowas aber mittlerweile sehr gut beruhigen, wenn ich ihm dann einfach sag, dass alles gut ist).
Und auf aufgeregte Hunde reagiert er nochmal deutlich aufgeregter als auf ruhige. (Er hat ja ein allgemeines Problem mit Stressregulation durch seine Krankheit und andere Hunde verursachen leider noch immer den größten Stress bei ihm..)
Und ich hatte schon genug Situationen, wo ich den Unterschied merke ob ich mir da grad sicher bin oder eben nicht..
 
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Lena
23. März 21:35
Stresssituationen üben ohne den eigentlichen Stressfaktor geht natürlich nicht. Das meinte ich so aber auch gar nicht. Ich übe lediglich die Handgriffe, damit ich sie in der Notfallsituation routiniert anwenden kann und meinen Hund nicht verletze. Dabei geht's mir darum wie ich den Hund möglichst schnell und ohne Gewalt in die gewünschte Position bringe, ohne dass er dabei kooperiert. Klar ist das was anderes, wenn der Hund nicht unter Strom steht, weil's das so viel einfacher macht, aber dennoch schleifen sich die Handgriffe ein und gehen im Ernstfall dann viel einfacher von der Hand, weil ich nicht mehr so viel drüber nachdenken muss. Mir schafft das Sicherheit für den Ernstfall. Die Position zwischen meinen Beinen ist übrigens grundsätzlich positiv verknüpft bei meinen Jungs, das hat aber für diese spezielle Situation eigentlich keine Bedeutung. Wenn Rüdiger seinen Film schiebt ist ihm das nämlich piepegal. Hier geht's mir bloß drum den Hund räumlich zu begrenzen und das funktioniert so für mich am besten.
Ja, beim weiteren drüber nachdenken hab ich mir das dann schon so gedacht, dass es wahrscheinlich trotzdem nützlich ist die Handgriffe zu üben. Wie du es eben hier beschreibst.
Ist ja eigentlich logisch 😅

Ist ja mit anderen Sachen, wie z.B. ne Kehrtwendung genauso. Da hilft es auch das in stressfreien Situationen zu üben, damit es im „Ernstfall“ flüssiger abläuft bei uns Menschen. 🙃👍🏻
 
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Eva
23. März 21:39
Kannst du diesen Übungsvorgang vielleicht etwas genauer beschreiben?
Ich hab beim Üben nichts Wildes gemacht. Einfach während des normalen Spaziergangs die Handgriffe durchgespielt:

1. Hund ins Fuß nehmen.
2. Ankündigungssignal, damit der Hund weiß dass jetzt was passiert und ich ihn nicht einfach aus dem Nichts heraus überfahre.
3. Fuß auf die Leine, damit ich beide Hände frei habe.
4. Hund greifen und beim zwischen die Beine nehmen schon zur Seite drehen.
5. Festhalten so wie ich es in der Stresssituation machen würde um den Hund zu fixieren, eine Hand geht dabei immer vorne auf die Brust, um Ruhe zu vermitteln.
6. Schweigend abwarten bis der Hund sich in dieser Position entspannt.
7. Loslassen, aber mit "Warte" zwischen den Beinen stehen lassen und nochmals kurz warten.
8. Mit "Weiter" aus der Situation raus gehen und ganz normal weiter laufen.

Schritt 3 bis 5 hab ich zuerst langsam aufgebaut und als ich dann entschieden hatte, wie ich am besten zugreife, habe ich das Tempo erhöht, weil es in der Notfallsituation ja möglichst zügig ablaufen soll.
Schritt 1 und 2 spielen im Notfall natürlich keine Rolle, dienten lediglich der Einleitung der Übung.
Und mir ging es dabei nicht darum, dass der Hund was lernt, sondern ich. Nämlich den Ablauf zu finden, um im Notfall schnell und sauber reagieren zu können, ohne brachial zu werden und den Hund zu verletzen.
Kann man wahrscheinlich nicht mit jedem Hund so machen, aber mein Rüdiger ist unerschütterlich und hat mit so was kein Problem.
Außerdem sind meine Hunde es auch generell gewohnt, dass ich Notfallmaßnahmen mit ihnen übe, wie zB ganz random einfach mal fluchtartig das Haus zu verlassen, falls es bei uns mal brennen sollte oder ähnliches. Bin da vlt ein bisschen neurotisch, aber better safe than sorry, denk ich mir... 😅
 
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Lena
23. März 21:40
Hm… wir hatten das auch mal eine Zeit lang🫣. Wir haben das mit einem Notfallmarker gelöst. Markerwort „Buffet“ und dann gab‘s den geilen Scheiß direkt als Selbstbedienung aus meinem Futterbeutel zu seinen Füßen. Dann kam ein Umorientierungssignal und er hat sich abgewendet. Die Heftigkeit seiner Reaktion hat sich erst abgeschwächt, so dass ein normales Umorientierungssignal gereicht hat und mittlerweile regelt er das Situationsangemessen selbst und ich brauche in 90% der Fälle gar nix mehr machen außer ihn normal zu bestätigen wenn er eine Situation gelöst hat. Er hat einen Erzfeind, bei dem ihn wirklich nichts davon abhalten kann auszurasten, aber damit kann ich gut leben (ich finde nämlich den Halter dazu auch ätzend und kann es Elmo nicht verdenken, dass er aus der Hose springt 😅).
Während er pöbelt sagst du den „Notfallmarker“ und er wird dann belohnt und darf fressen?
Hab ich das richtig verstanden?

Wenn ein Hund richtig im Tunnel ist, dann wird er darauf nicht reagieren und selbst wenn du Futter direkt vor die Nase hältst wird er vor Stress nicht fressen.

Falls das bei dir anders ist, dann ist dein Hund nicht so gestresst, dass es eine Notfall Reaktion braucht, so wie Joe es hier im Thread meint.

Und ich hätte dabei Sorge, dass sich eine Verhaltenskette bildet..

Aber wenn’s bei euch funktioniert hat (schreibst du ja, dass es viel besser wurde anscheinend), dann is ja gut.
Würde ich persönlich aber trotzdem nicht ausprobieren wollen und auch nicht weiter empfehlen ehrlich gesagt..