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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 31. Juli

"Notfall"-Reaktion bei Leinenreaktivität

Guinness ist einigen Rivalen in der Gegend gegenüber gerade eine ziemliche Popoöffnung. In den allermeisten Fällen bemerke ich seine Vorzeichen und hab das dann sehr gut im Griff, da kann ich auch ohne sonderliche Umstände normal weitergehen. Aber manchmal verpenn ich das rechtzeitige Reagieren oder es kommt jemand um ein Eck und dann mutiert er zum Monstrum, incl ganz hässliches, geiferndes Knurren. Da denkst du, der will den Anderen fressen. Ich find das derart GACK!, dass ich Probleme hab, da vernünftig darauf zu reagieren, meist werd ich dann auf Guinness ärgerlich und wir enden in einem Gerangel um Kontrolle. Ich möchte mir jetzt dafür eine Notfall-Reaktion zurechtlegen, um diesem Blödsinn entgegenzusteuern, möchte aber gleich von vorne weg "Nebenwirkungen" möglichst vermeiden - also zB wenn ich G einfach kurz nehmen und stehen bleiben würde, könnte er daraus schließen wenn er steht und geifert, geht der Rivale weg...? Habt ihr vielleicht Vorschläge, was eine sinnvolle Reaktion sein könnte, wenn er bereits ausgelöst hat?
 
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Babs
20. März 12:45
Hä? Was soll das denn jetzt? Warum sollen wir uns gegenseitig bestätigen wollen oder Spaß daran haben? Genau weil meine Defition von Blocken anders ist, habe ich sie doch überhaupt angebracht und den für mich wichtigsten Teil, nämlich das richtige Auflösen, hervorgehoben. Denn falsches Auflösen kann eben einen Konflikt erzeugen oder eskalieren. Und das sollte man meiner Meinung nach berücksichtigen, wenn man seinen eigenen Hund unter Druck setzt. Babs ist da andere Meinung und die habe ich so akzeptiert.
Nur kurz, damit jetzt nichts falsch verstanden wird. Ich hatte auf Deinen Kommentar noch reagiert und Dir zugestimmt, dass das Auflösen einer Situation ebenfalls sehr wichtig ist.
 
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Dogorama-Mitglied
20. März 14:36
Also grundsätzlich glaube ich schon, dass du Recht hast. Ich glaube wie immer hängt ganz viel davon ab, ob man etwas verwirklichen kann oder nicht von den eigenen Limitierungen und den äußeren Umständen. Bei uns hat das ruhig und deeskalietend bleiben auch in einigen Begegnungen funktioniert. Das Problem ist, in anderen wieder nicht. Jetzt will ich nicht sagen, dass Guinness süß und klein ist und Nero groß und furchteinflößend. Aber wie viel andere tolerieren hängt schon davon ab, welchem Hund sie begegnen. Ich denke grundsätzlich würde ich gerne öfter deine Strategie fahren. Das Problem für mich persönlich ist, dass Fehlversuche einfach sehr große Konsequenzen haben. Also selbst wenn 8 von 10 Begegnungen gut gehen würden und 2 nicht, ist für mich persönlich das Risiko schon zu groß. Das finde ich auch selber sehr schade. Ich weiß nicht ob es bei Nina auch so ist. Ich war ja auch nicht immer so wie jetzt. Anfangs war ich da auch sehr locker sag ich mal. Nur habe ich ganz schnell schmerzlich gelernt, dass für meinen Hund andere Standards gelten, als für andere Hunde. Daher weise ich bei Diskussion über mögliche Anfänger Rassen immer darauf hin, dass gesellschaftliche Akzeptanz ein super wichtiger Faktor ist, den viele, viele Anfänger unterschätzen. Ich weiß jetzt nicht ob Nina da ähnliche Erfahrungen gemacht hat.
Süss und klein??

Der wollte heute wieder richtig hässlich auf einen anderen Hund hin, der ihm schon drohend entgegen kam.
Da ist von süss weit und breit nix mehr zu sehen und klein ist ein BC auch nicht wirklich.

Dass ich einen Hund gewählt hab, den ich körperlich bewältigen kann, war allerdings auch kein reines Glück...


Deeskslierend agieren ist bitte so garnicht nicht mit "locker sehen" gleichzusetzen.
Das ist eine bewusste und konzentrierte Strategie.

Gelingt mir natürlich auch nicht immer - heut hab ich ihn mehr als ein Mal am Kragenfell mitgenommen - aber die Bemühung darum, das entspannte Begegnen und Passieren zu fördern, macht dich großflächig schon sehr bezahlt.
 
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Dogorama-Mitglied
20. März 14:43
Also auch ich lerne immer gern dazu und dazu gehört eben auch, verschiedene Wege auszuprobieren. Nicht bei jedem Hund funktioniert dieselbe Strategie. Ich finde deine Argumentation immer noch nicht falsch und ich werde definitiv beide Wege testen. Aber wo du eben deinen Weg gefunden hast, so hat Babs eben einen anderen. Ich finde beides durchaus logisch, also blocken wie auch deeskalierendes Verhalten vorleben. Da ich aber nicht mit Gewissheit sagen kann, was nun besser ist, bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als es zu testen und dann zu gucken, was eben bei uns den gewünschten Erfolg bringt.
Das ist nicht "mein" Weg, sondern der Weg gelassener, entspannter Hunde.

An der Leine "einfach" ohne Theater weitergehen, im Freilauf höflich begegnen.

Wenn das mein Ziel ist, muss ich versuchen, das so gut wie möglich vorzugeben.
 
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Dogorama-Mitglied
20. März 14:48
Achso ja das kommt natürlich noch dazu. Ich meinte aber eher, dass Leute einfach unverhältnismäßig reagieren, wenn ein großer Hund bestimmter Rassen das gleiche tut, wie ein kleinerer Hund. Das meinte ich mit Konsequenzen. Ich will mal auf den Thread von gestern verweisen "Schäferhund im Hochhaus". Da hatte die TE ja Angst um ihren kleinen Hund, nur weil ein Schäferhund ins Haus gezogen ist. Also der hat nichts gemacht oder sich irgendwie verkehrt benommen, aber einfach seine Anwesenheit hat schon dafür gesorgt, dass die Dame Todesangst um ihren Hund hatte. Jetzt kann man sagen, das sei ein Einzelfall. Aber diesen Einzelfällen begegne ich regelmäßig. Und da war es ein Hund der nichts gemacht hat. Wie ist es denn mit einem Hund, der tatsächlich pöbelt oder reaktiv ist. Das meinte ich, mein Handlungsspielraum ist einfach klein, wenn es um Hundebegegnungen geht. Wenn ich mit meiner Gassi Hündin gehe bin ich auch komplett anders drauf. Aber weil ich einfach viel weniger zu befürchten habe, sowohl von ihr, als auch vor den Reaktionen. Und ich habe keine gespaltene Persönlichkeit. Wenn man erlebt wie der eigene Hund richtig aggressiv wird und hinter den Augen keiner mehr da ist, dann verändert es natürlich den eigenen Umgang mit dem Hund. Ich glaube das können viele nicht nachvollziehen. Und wenn man erlebt wie andere Menschen teils wiederum grundlos Angst bekommen, verändert es auch den Umgang mit dem eigenen Hund. Als Gegenbeispiel, Nero hat vor etwa 6 Wochen eine sehr strake Reaktivität auf fahrende Autos im Dunkeln entwickelt. Also komplett Verstand verloren und vors Auto springen wollen. Das haben wir innerhalb 4 Wochen eigenlich recht gut in den Griff bekommen und jetzt ist es zu 99% kein Thema mehr. Und ich glaube das liegt daran, dass ich nicht auf die Kooperation der Autofahrer angewiesen bin. Beim Thema Hundebegegnungen aber sehr.
Uff, gut dass ich den Thread nicht bemerkt habe!

Das sag ich doch auch immer, ich versteh nicht, warum Leute Hunde nehmen, wenn sie eigentlich garkeine echte Affinität zu dieser Spezies haben.
 
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Nina &
20. März 14:58
Das ist nicht "mein" Weg, sondern der Weg gelassener, entspannter Hunde. An der Leine "einfach" ohne Theater weitergehen, im Freilauf höflich begegnen. Wenn das mein Ziel ist, muss ich versuchen, das so gut wie möglich vorzugeben.
Ich meinte mit "dein Weg", dass du ihm das auf Art vorlebst, in dem du dich z.B. deeskalierend abwendest.

Wir haben heute Mittag einen von Bokars Erzfeinden getroffen und er war schon recht aufgeregt. Da ich ein Auslösen vermeiden wollte, sind wir so weit es ging an den Rand gegangen, der Weg war breit genug, so hatten wir ca 3m Abstand. Bokar fixierte, ich sagte "lass das" und er wendete den Blick ab und fing an zu schnüffeln. Darauf erfolgte großes Lob und wor gingen weiter. Einmal hat er sich noch nach seinem Feind umgedreht und dann war er vergessen.

Für mich ein mega Erfolg. Das war jetzt auch keine Situation, die ein Blocken zur Auswahl meiner Reaktionsmöglichkeiten gestellt hätte, in diesem Fall war ich ruhig und ja, ich habe ihn verbal korrigiert, aber eben direkt für deeskalierendes Verhalten gelobt.
 
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Dogorama-Mitglied
20. März 15:06
Wir arbeiten an allem, was du aufgezählt hast.

Allerdings sind wir auch vor Erreichen des Idealzustandes bei jedem Gassigang mit unzähligen Hundebegegnungen konfrontiert, die möglichst gesittet bewältigt werden müssen.
Und ich kann die "Gefahr" nicht abhalten, wenn ich schon an der Mauer klebe und der heftig drohende Rivale an der Flexi zu uns herüberzieht.
Wenn ich den blocken würde, wär Guinness erstrecht auf Angriff.

Ich wüsste nicht, was ich da tun sollte, ausser G aus der Situation hinauszuzwingen.
 
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Dogorama-Mitglied
20. März 15:20
Ich meinte mit "dein Weg", dass du ihm das auf Art vorlebst, in dem du dich z.B. deeskalierend abwendest. Wir haben heute Mittag einen von Bokars Erzfeinden getroffen und er war schon recht aufgeregt. Da ich ein Auslösen vermeiden wollte, sind wir so weit es ging an den Rand gegangen, der Weg war breit genug, so hatten wir ca 3m Abstand. Bokar fixierte, ich sagte "lass das" und er wendete den Blick ab und fing an zu schnüffeln. Darauf erfolgte großes Lob und wor gingen weiter. Einmal hat er sich noch nach seinem Feind umgedreht und dann war er vergessen. Für mich ein mega Erfolg. Das war jetzt auch keine Situation, die ein Blocken zur Auswahl meiner Reaktionsmöglichkeiten gestellt hätte, in diesem Fall war ich ruhig und ja, ich habe ihn verbal korrigiert, aber eben direkt für deeskalierendes Verhalten gelobt.
Ja sehr cool! Genau das mein ich und da hat mich auch Daniela mit ihrem "wir gehen weiter" nochmal bestärkt und weitergebracht.

Was mir heut wieder aufgefallen ist - ein echter Hauptauslöser für unser Problem sind die vielen Hunde, die in der langen Leine zu uns herpöbeln.

Da hab ich G schon abgewandt und bei mir an der Seite, tw können wir auch nichtmehr seitlich Distanz zugeben, da versteh ich direkt, dass er darauf angepisst reagiert.

Und ich dann auf ihn, weil es ausser vorwärts schlicht keine Alternative gibt und ich keinen geifernden Lindwurm mit mir herumschleppen will 🫣.

Auf Hunde, die ihrerseits ordentlich geführt werden, reagiert er nicht halb so heftig.
 
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Nina &
20. März 15:37
Ja sehr cool! Genau das mein ich und da hat mich auch Daniela mit ihrem "wir gehen weiter" nochmal bestärkt und weitergebracht. Was mir heut wieder aufgefallen ist - ein echter Hauptauslöser für unser Problem sind die vielen Hunde, die in der langen Leine zu uns herpöbeln. Da hab ich G schon abgewandt und bei mir an der Seite, tw können wir auch nichtmehr seitlich Distanz zugeben, da versteh ich direkt, dass er darauf angepisst reagiert. Und ich dann auf ihn, weil es ausser vorwärts schlicht keine Alternative gibt und ich keinen geifernden Lindwurm mit mir herumschleppen will 🫣. Auf Hunde, die ihrerseits ordentlich geführt werden, reagiert er nicht halb so heftig.
Ja, aber pöbelnde Hunde ignorieren ist auch Königsklasse, finde ich. Bokar schafft das bei Hunden, die hinterm Gartenzaun pöbeln. Wenn das unterwegs passiert, dann wird er schon ziemlich wütend, dann schnaubt er immer wie ein Stier, aber selber pöbeln tut er nicht mehr. Höchstens knurrt er einmal böse, das ist für mich auch ok.

"Wir gehen weiter" ist auch unser Mantra und ich habe festgestellt, umso überzeugter man selbst davon ist, desto überzeugender ist es wohl auch. Klappt nämlich auch bei uns sehr gut.

Kannst du keine anderen Wege wählen, wo du nicht so viel engen Kontakt hast? Uns hat da sehr das Impulskontrolltraining weitergeholfen. Wenn so ein Hitzkopf sich selbst besser kontrollieren kann, dann macht es solche Situationen schon leichter.
 
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Dogorama-Mitglied
20. März 15:53
Ja, aber pöbelnde Hunde ignorieren ist auch Königsklasse, finde ich. Bokar schafft das bei Hunden, die hinterm Gartenzaun pöbeln. Wenn das unterwegs passiert, dann wird er schon ziemlich wütend, dann schnaubt er immer wie ein Stier, aber selber pöbeln tut er nicht mehr. Höchstens knurrt er einmal böse, das ist für mich auch ok. "Wir gehen weiter" ist auch unser Mantra und ich habe festgestellt, umso überzeugter man selbst davon ist, desto überzeugender ist es wohl auch. Klappt nämlich auch bei uns sehr gut. Kannst du keine anderen Wege wählen, wo du nicht so viel engen Kontakt hast? Uns hat da sehr das Impulskontrolltraining weitergeholfen. Wenn so ein Hitzkopf sich selbst besser kontrollieren kann, dann macht es solche Situationen schon leichter.
Ich bin mitten in Wien, es gibt weit und breit keinen Weg ohne Kontakte und ohne Pöbler.

Eng wird es meist dann, wenn die anderen Halter an einem vorbeizwängen oder ihre Hunde herziehen lassen, obwoh ich eh schon ganz am Rand an einer Mauer stehe.

Ich schiebe ungern die Schuld weiter, aber das sind leider alltägliche Begebenheiten hier, die die Beherrschung tw sehr schwierig machen.
 
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Babs
20. März 16:35
Ich bin mitten in Wien, es gibt weit und breit keinen Weg ohne Kontakte und ohne Pöbler. Eng wird es meist dann, wenn die anderen Halter an einem vorbeizwängen oder ihre Hunde herziehen lassen, obwoh ich eh schon ganz am Rand an einer Mauer stehe. Ich schiebe ungern die Schuld weiter, aber das sind leider alltägliche Begebenheiten hier, die die Beherrschung tw sehr schwierig machen.
Aber warum lässt Du Dich bis an die Mauer drängen? Ein bissel Platz darf der andere auch machen 😉.