Ich empfinde das gar nicht als Gegenwind, sondern eher ein Austausch, welche Möglichkeiten es gibt.
Es ist aber interessant zu lesen, dass das "Blocken" also eine Grenze zu setzen, eher als Provokation bewertet wird. Wir reden hier von 1 Schritt auf den anderen Hund zugehend. Ein Signal:" Bitte komm nicht näher." Das darf nun wirklich nicht zu einer Eskalation führen. Jungspunde neigen dann gerne dazu, in eine aktive Demut zu verfallen. Sie probieren aus, ob die aktive Demut möglicherweise zum Ziel führt. Einen Hund, der die Grenze akzeptiert, lade ich auch gerne zu uns ein. Schöne deeskalierende Geste von mir, oder? Ich habe Zeit meinen Hund abzuleinen und ihm die Freigabe zu geben. Wo ist das Problem, dass ich einem fremden Hund erst mal freundlich sage, dass er nicht in unseren Raum kommen soll?
Ich denke, dass das Wort "Blocken" negativ behaftet ist und das schon mit mit steifem Körper, ernster Mimik und insgesamt übertriebener Körpersprache in Verbindung gebracht wird. Das ist total übertrieben. Ich stelle mich auch nicht frontal auf, sondern gehe einen Schritt nach vorne und nehme Kontakt zu dem anderen Hund auf. Reagiert er nicht, weiß ich spätestens jetzt, dass er anscheinend noch keine Grenzen kennengelernt hat bzw. nicht akzeptiert. Nun kann ich doch immer noch entscheiden, wie ich weiter verfahre. Aber sorry, einen fremden Hund darum zu bitten, dass er jetzt nicht in meinem Raum kommen soll, darf nicht zu einer Eskalation führen.
Da Hunde bekanntlich schon sehr früh miteinander kommunizieren, weiß man oft auch nicht, was die bereits miteinander besprochen haben. Hat meiner schon den Stinkefinger gezeigt und beim "deeskalierenden Umdrehen" die Rute gerade und steif nach oben gestellt und watschelt wie der King davon, kann das den anderen mächtig triggern. Also auch beim Umdrehen sollte man einen Blick auf seinen Hund haben.
Zu dem souveränen Hund, der weggeht. Bevor er das macht, ist zwischen den Hunden schon ganz viel passiert. Blicke, Körperhaltung, Grenze setzen (alleine das "wie" sich ein Hund abwendet schickt Signale an den anderen Hund dazu zählt u. a. die Kopfhaltung, Körperhaltung wie Schulter, Rute, Beinstellung, weicher oder angespannter Körper) ... Manche Hunde schaffen es alleine über ihre Präsenz eine Grenze zu setzen und selbstverständlich kann es sich dieser Hund leisten, sich abzuwenden. Er entscheidet auch, wie es weiter geht.
Treffen 2 souveräne Rüden aufeinander wird der Status geklärt. Wie die Beiden das machen ist unterschiedlich. Es kann zu einem Kommentkampf kommen, es kann ein Abwenden sein mit anschließendem markieren, wo er dem anderen den Rücken zudreht (der ist mal richtig cool). Auch darüber wird der Status geklärt, aber hat nichts mit Deeskalation zu tun.
Anders ist es in Hundegruppen. Schön ist, wenn ein souveräner Hund mit auf dem Platz ist, der die Regeln aufstellt und sich die anderen daran halten "müssen". Kippt zwischen 2 Hunden die Stimmung, geht er schon sehr früh entspannt dazwischen und trennt die beiden Streithähne. Reicht das nicht, wird derjenige in angemessener Weise zurechtgewiesen, der Stress macht und da kann es sein, dass der souveräne Hund auch Demut einfordert, denn ER kann es. Zeigt der andere Hund Demut, wendet sich der souveräne Hund ab und für ihn ist die Angelegenheit erst mal erledigt.
Er kann es aber auch anders lösen. Streithähne trennen, mit dem "Netten" spielen und den Stressmacher stehen lassen. Beide Varianten habe ich bei meinem Rüden gesehen. Also ... er entscheidet Situativ, also was die Situation braucht.
In meinen Augen kann man nicht Pauschal sagen, wie eine Begegnung zu regeln ist. Es kommt auf so viele Komponenten an.
Und noch mal: Ich rede nicht von Alltagssituationen. In der Regel gehen wir entspannt an andere Hunde vorbei, bleiben vielleicht mal für einen Smaltalk stehen oder drehen auch mal um, wenn ich was zu Hause vergessen habe ...
Einen freilaufenden auf uns zustürmenden Hund halte ich erst mal auf Abstand (ohne ihn zu triggern) und checke ab, was das für eine Nase ist. Ich gewinne Zeit und kläre dann, wie es weitergeht.
Ein abwehrender Schritt auf einen Hund zu ist in dessen Kommunikation eine offensive, konfrontative Handlung.
Das Signal "Bitte komm nicht näher" gibt es auch in nicht offensiver, nicht konfrontativer Variante und wird so auch von kommunikationskompetenten Hunden vorrangig angewendet.
Nur wenn diese Signale nicht ankommen, wird irgendwann zwangsläufig konfrontiert. Aber definitiv nicht als erste Wahl oder Standardmethode.
Was du da von mit "Stinkefinger" davonwatscheln erzählst, halte ich für ein menschliches Fantasiegebilde.
Ich stehe in unglaublich vielen Hundebegegnungen und hab das noch nie so gesehen.
Abdrehen und Distanzieren, egal ob Rute oben oder unten, ist konfrontationsunterbrechend und damit deeskalierend.
Der Rest ist imho für die Diskussion völlig irrelevant.
Es geht ja nicht darum, was irgendwelche Hunde irgendwo irgendwann machen, oder was du in ganz seltenen Ausnahmesituationen machst, sonder wie man als Hundehalter artgenossenreaktive Hunde in Begegnungen führt.