Home / Forum / Verhalten & Psychologie / "Notfall"-Reaktion bei Leinenreaktivität

Verfasser
Dogorama-Mitglied
Einleitungs-Beitrag
Anzahl der Antworten 1103
zuletzt 31. Juli

"Notfall"-Reaktion bei Leinenreaktivität

Guinness ist einigen Rivalen in der Gegend gegenüber gerade eine ziemliche Popoöffnung. In den allermeisten Fällen bemerke ich seine Vorzeichen und hab das dann sehr gut im Griff, da kann ich auch ohne sonderliche Umstände normal weitergehen. Aber manchmal verpenn ich das rechtzeitige Reagieren oder es kommt jemand um ein Eck und dann mutiert er zum Monstrum, incl ganz hässliches, geiferndes Knurren. Da denkst du, der will den Anderen fressen. Ich find das derart GACK!, dass ich Probleme hab, da vernünftig darauf zu reagieren, meist werd ich dann auf Guinness ärgerlich und wir enden in einem Gerangel um Kontrolle. Ich möchte mir jetzt dafür eine Notfall-Reaktion zurechtlegen, um diesem Blödsinn entgegenzusteuern, möchte aber gleich von vorne weg "Nebenwirkungen" möglichst vermeiden - also zB wenn ich G einfach kurz nehmen und stehen bleiben würde, könnte er daraus schließen wenn er steht und geifert, geht der Rivale weg...? Habt ihr vielleicht Vorschläge, was eine sinnvolle Reaktion sein könnte, wenn er bereits ausgelöst hat?
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Nina &
17. März 12:19
Weißt du woraus dieser diametrale Unterschied im Zugang resultiert? Mein Ziel ist nicht, dass mein Hund sich denken muss Frauchen macht das schon, sondern dass er es selber machen kann, ohne hilflos rumzustehen oder in Probleme zu geraten. Ihr setzt in Begegnungen auf Verwaltung durch den Menschen, ich auf größtmögliche Eigenständigkeit.
Meiner hat nie hilflos rumgestanden. Er hat nur es nur mir überlassen. Im Freilauf oder in Hundegruppen hat er das selbst übernommen.

Ich vermute, dieser Unterschied liegt darin, dass ich es 2 mal nicht verhindern konnte, dass Bokar gebissen wurde. Da würde ich wohl auch lieber selbst die Führung übernehmen.
 
Beitrag-Verfasser
Dogorama-Mitglied
17. März 12:32
Meiner hat nie hilflos rumgestanden. Er hat nur es nur mir überlassen. Im Freilauf oder in Hundegruppen hat er das selbst übernommen. Ich vermute, dieser Unterschied liegt darin, dass ich es 2 mal nicht verhindern konnte, dass Bokar gebissen wurde. Da würde ich wohl auch lieber selbst die Führung übernehmen.
Ich kann eure Beissituationen nicht beurteilen.

Die Konflikte, in die Guinness geraten ist (bzw in die ich ihn gebracht habe), haben mich allerdings umso mehr darin bestärkt, ihn zu adäquatem eigenständigem Umgang zu führen, anstatt ihn in Begegnungen von mir abhängig zu machen.

Aber wie gesagt, das kann ja jeder machen, wie person will.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Kirsten
17. März 13:24
Wenn ein junger, wilder auf einen souveränen Althund zustürmt, dann wird der aber doch vermutlich auch geblockt oder ggf sogar korrigiert, wenn er zu aufgeregt in den Raum des anderen Hundes eindringt. Oder nicht!? Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein souveräner Hund bei so viel Energie dann nur deeskalierend agieren würde. 🤷🏽‍♀️ Edit: Denke es kommt viel auf die Intention des herankommenden Hundes an, wie der andere auf ihn reagiert, blocken oder deeskalieren.
Ich denke, es ist wie du im letzten Satz sagst, es kommt auch bei den Souveränen auf den Kontext an.

Meine rotzfreche, aufgedrehte Nervensäge (❤️), die wurde früher von souveränen Althunden erstaunlich selten korrigiert. Wenn die im animieren übertrieben hat und körperlich übergriffig wurde, dann gab’s schonmal eine Ansage und wenn sie ihr Verhalten daraufhin nicht angepasst hat, dann wurde bei der nächsten Ansage auch drauf geachtet, dass diese wirklich ankommt und ernstgenommen wird.
Ansonsten wurde da geduldig bis genervt viel wegiggnoriert, weil ihr das viel mehr den Wind aus den Segeln genommen hat, als wenn man ihr mit Kontra entgegentritt.

Mit vier Jahren macht begegnet die Mira den Jungsspunden mit viel Energie in ihrer Größeklasse genau so. Die spielt mit denen, wenn ihr der Sinn danach steht. Ansonsten ignoriert sie die überflüssige Jungspundenergie einfach weg, wenn sie gerade nicht mag. Sie korrigiert nur übermäßig grobe Übergriffe, wenn jemand zu schnell angesaust kommt, wird der mit Blicken runtergebremst, und so lange das ankommt, dass man nicht in sie reinläuft und sich einigermaßen höflich verhält, darf auch Energie dahinter sein. Aber Hunde gleicher Größenordnung bis doppelt so groß dürfen sich schon enorm viel erlauben.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Babs
17. März 14:51
Es kommt natürlich immer auf die Situation an. Ich habe ausschließlich von der Situation an der Leine gesprochen. Meine Führleinen sind 1,5 Meter lang. Wenn nun ein Jungspund auf uns zugerannt kommt, habe ich 3 Möglichkeiten. Entweder lasse ich ihn an meine Hunde ran, dann habe ich ein Leinenproblem und null Kontrolle mehr, wenn meine Hunde auf den Hund reagieren würden. Ich könnte mich umdrehen und weggehen. Ist der Jungspund aber distanzlos ubd findet es auch noch toll hinter uns herzulaufen, dann habe ich den in den Hacken hängen. Da meine Hündin darauf vertraut, dass ich keinen Hund näher als 2 Meter an uns ran lasse, hätte ich versagt und sie würde in Stress geraten, was wiederum meinen Rüden aufregen würde. Die dritte Möglichkeit ist, dass ICH den Jungspund erst mal auf Abstand halte und meine Hunde sich raushalten. Nun habe ich Zeit, weitere Maßnahmen zu treffen. Entweder drehe ich mich um und gehe weg, wenn der Jungspund meine Grenze akzeptiert hat, oder ich warte bis der andere HF seinen Hund eingesammelt hat oder ich lasse meinen Rüden von der Leine und lasse es ihn regeln (er ist da, anders als meine Hündin, sehr feinfühlig und kann Situationen sehr gut einschätzen und macht das, was die Situation gerade braucht, wenn er sich vorgestellt hat, also der fremde Hund seine Sozialdaten aufgenommen hat). In dieser Zeit kann meine Hündin sich wieder runterfahren. Erstaunlich ist, dass mein Rüde immer darauf achtet, dass sich kein Hund meiner Hündin nähert. Da läuft er entspannt zwischen und lenkt den fremden Hund um.
Ist meine Hündin läufig, haben wir eine komplett andere Situation, wenn ein intakter Rüde an meine Hündin will. Es ist nicht lustig, wenn sich der Rüde losreißt und Herrchen mit seinem Fahrrad im Dreck liegt, obwohl ich von Weitem schon vorgewarnt hatte, dass ich eine läufige Hündin dabei habe. Ich bin extra vom Weg runter und hinter mir war ein Fluss. Der Weg war sehr eng. Da war nichts, wo ich hätte hin ausweichen können. Ich habe den Hund bestimmt aber ruhig auf Abstand gehalten, bis Herrchen unter seinem Fahrrad rausgekrochen kam und seinen Rüden angeleint hatte. Wenn meine Hunde nicht gelernt hätten mir die Führung zu überlassen und wären in die Leine gegangen, dann hätten wir ein riesen Problem gehabt. Direkt hinter mir der Fluss, 2 Meter vor mir der sabbernde Rüde, dahinter auf dem Weg ein Mann der im Dreck unter seinem Fahrrad liegt ...

Meine Hundexsind ruhig geblieben, weil sie meine Entscheidungen akzeptieren und da muss ich mich drauf verlassen können. In jeder Situation und die geschilderte war auch für meine Hunde nicht einfach und ich war mächtig stolz auf die Beiden, dass die sich so toll zusammengerissen haben. Ich war heilfroh, dass sich der Mann nicht verletzt hatte und er heilfroh, dass ich seinen Hund "beaufsichtigt" hatte.

@Kirsten, ich wollte jetzt nur herausarbeiten, dass es ein Unterschied ist, ob Hunde an der Leine sind oder im Freilauf, weil Deine Situationen eher den Freilauf betreffen und der Thread das Thema " Notfall- Reaktion bei Leinenreaktivität".

@Joe, Dein Threadthema stand bei mir die ganze Zeit im Vordergrund. Wenn ich im Notfall reagieren muss ist es sinnvoll, dass meine Hunde darauf vorbereitet sind und vieles schon ohne Notfall kennengelernt haben und wissen, dass sie sich auf mich verlassen können und ich mich auf meine Hunde. Ich arbeite immer vom Leichten zum Schweren und sie lernen so viele Situationen wie möglich und im Notfall MÜSSEN sie sich an mir orientieren. Alles andere wäre Verantwortungslos.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Nina &
17. März 15:19
Gerne. Halt mich mal auf dem Laufenden, ob Dir das mit dem Spiegel weitergeholfen hat. Ich denke, dass ihr auf Eurem Weg angekommen seid 😉
So, ich habe das jetzt ausprobiert. Vor dem Spiegel hat Bokar mich allerdings die ganze Zeit bloß wedelnd angesehen, ich glaube er hatte die Hoffnung, dass das in ein super Spiel mündet 😅

Also hab ich es draußen im Garten nochmal versucht.
Ging ich einen Schritt zur Seite, tigerte er los, schnüffelte hier und da. Ging ich zurück, ging er auch zurück. Machte ich einen Schritt nach vorne, blieb er hinter mir stehen. Ich habe das alles kommentarlos gemacht. Fand ich schon sehr interessant und ich hätte gar nicht gedacht, dass es ihn überhaupt interessiert, ob ich vor oder zurück gehe, also zumindest nicht im Garten, wo er ja soweit immer sein Ding machen darf, groben Unfug ausgeschlossen 🤪
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Babs
17. März 15:40
So, ich habe das jetzt ausprobiert. Vor dem Spiegel hat Bokar mich allerdings die ganze Zeit bloß wedelnd angesehen, ich glaube er hatte die Hoffnung, dass das in ein super Spiel mündet 😅 Also hab ich es draußen im Garten nochmal versucht. Ging ich einen Schritt zur Seite, tigerte er los, schnüffelte hier und da. Ging ich zurück, ging er auch zurück. Machte ich einen Schritt nach vorne, blieb er hinter mir stehen. Ich habe das alles kommentarlos gemacht. Fand ich schon sehr interessant und ich hätte gar nicht gedacht, dass es ihn überhaupt interessiert, ob ich vor oder zurück gehe, also zumindest nicht im Garten, wo er ja soweit immer sein Ding machen darf, groben Unfug ausgeschlossen 🤪
Perfekt. Kleine Schritte, große Wirkung 👍. Ich finde das auch super interessant, wie genau unsere Hunde uns beobachten. Wenn man jetzt die Erklärung zu dem Verhalten von Bokar aus dem Webinar nimmt, könnte man daraus schließen, dass er gerne geführt werden möchte. Vielen Dank für die Rückmeldung 😘
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Nina &
17. März 15:51
Perfekt. Kleine Schritte, große Wirkung 👍. Ich finde das auch super interessant, wie genau unsere Hunde uns beobachten. Wenn man jetzt die Erklärung zu dem Verhalten von Bokar aus dem Webinar nimmt, könnte man daraus schließen, dass er gerne geführt werden möchte. Vielen Dank für die Rückmeldung 😘
Ja, vorallem ist einem das meistens gar nicht so bewusst. Man weiß zwar, dass sie uns beobachten, aber es ist nicht durchgehen präsent.
Mir ist auch aufgefallen, wenn Bokar unterwegs vor mir läuft und ich sehe z.B. nach rechts, dann macht er das auch. Keine Ahnung, woher er weiß, wohin ich gucke oder wie er das merken könnte.

Naja, wenn er geführt werden möchte und ich möchte, dass er sich führen lässt, dann sind wir uns da ja schon mal einig 😅
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Babs
17. März 16:26
Ja, vorallem ist einem das meistens gar nicht so bewusst. Man weiß zwar, dass sie uns beobachten, aber es ist nicht durchgehen präsent. Mir ist auch aufgefallen, wenn Bokar unterwegs vor mir läuft und ich sehe z.B. nach rechts, dann macht er das auch. Keine Ahnung, woher er weiß, wohin ich gucke oder wie er das merken könnte. Naja, wenn er geführt werden möchte und ich möchte, dass er sich führen lässt, dann sind wir uns da ja schon mal einig 😅
Dein letzter Satz war das Ziel. Konflikt gelöst 🤣.

Ja, manchmal denkt man, die klnnen Gedanken lesen. Hunde haben ein größeres/breiteres Sichtfeld als wir Menschen. Das erklärt manchmal schon Einiges.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Lena
17. März 19:26
Ich bezog mich lediglich auf die Aussage von dir, dass du das machen würdest „was souveräne Hunde in Begegnungen machen“.
Und ich denke eben, dass souveräne Hunde (je nach Situation und Intention des herankommenden Hundes) u.U. auch den anderen abblocken würden und sich nicht ausschließlich deeskalierend verhalten würden.

Deshalb verstehe ich deine Antwort nicht so ganz, dass dein Hund dich dafür ja nicht braucht.
Darum ging’s ja auch gar nicht.
Es ging lediglich darum wie ein souveräner Hund auf so etwas reagieren würde. Ohne Mensch. Ohne Leine.
 
Beitrag-Verfasser-Bild
Lena
17. März 19:28
Da braucht mein Hund aber nicht mich dafür, das kann er selbst kommunizieren. Und hätte ich einen Hund, der selber vorrangig konfrontativ ist, wäre das letzte was ich wollte, ihn durch meine Konftontativität in diesem Verhalten zu bestätigen. Weil dann muss immer ich vor ihm dran sein, damit von ihm kein Mist kommt und Alternative lernt er erstrecht keine. Aber das wiederholt sich jetzt ich hab dazu eigentlich alles gesagt. Wem Konfrontieren als Standardreaktion lieber ist, der kann das ja gerne so machen.
Mein vorheriger Kommentar sollte Antwort hierauf sein..