Es kommt natürlich immer auf die Situation an. Ich habe ausschließlich von der Situation an der Leine gesprochen. Meine Führleinen sind 1,5 Meter lang. Wenn nun ein Jungspund auf uns zugerannt kommt, habe ich 3 Möglichkeiten. Entweder lasse ich ihn an meine Hunde ran, dann habe ich ein Leinenproblem und null Kontrolle mehr, wenn meine Hunde auf den Hund reagieren würden. Ich könnte mich umdrehen und weggehen. Ist der Jungspund aber distanzlos ubd findet es auch noch toll hinter uns herzulaufen, dann habe ich den in den Hacken hängen. Da meine Hündin darauf vertraut, dass ich keinen Hund näher als 2 Meter an uns ran lasse, hätte ich versagt und sie würde in Stress geraten, was wiederum meinen Rüden aufregen würde. Die dritte Möglichkeit ist, dass ICH den Jungspund erst mal auf Abstand halte und meine Hunde sich raushalten. Nun habe ich Zeit, weitere Maßnahmen zu treffen. Entweder drehe ich mich um und gehe weg, wenn der Jungspund meine Grenze akzeptiert hat, oder ich warte bis der andere HF seinen Hund eingesammelt hat oder ich lasse meinen Rüden von der Leine und lasse es ihn regeln (er ist da, anders als meine Hündin, sehr feinfühlig und kann Situationen sehr gut einschätzen und macht das, was die Situation gerade braucht, wenn er sich vorgestellt hat, also der fremde Hund seine Sozialdaten aufgenommen hat). In dieser Zeit kann meine Hündin sich wieder runterfahren. Erstaunlich ist, dass mein Rüde immer darauf achtet, dass sich kein Hund meiner Hündin nähert. Da läuft er entspannt zwischen und lenkt den fremden Hund um.
Ist meine Hündin läufig, haben wir eine komplett andere Situation, wenn ein intakter Rüde an meine Hündin will. Es ist nicht lustig, wenn sich der Rüde losreißt und Herrchen mit seinem Fahrrad im Dreck liegt, obwohl ich von Weitem schon vorgewarnt hatte, dass ich eine läufige Hündin dabei habe. Ich bin extra vom Weg runter und hinter mir war ein Fluss. Der Weg war sehr eng. Da war nichts, wo ich hätte hin ausweichen können. Ich habe den Hund bestimmt aber ruhig auf Abstand gehalten, bis Herrchen unter seinem Fahrrad rausgekrochen kam und seinen Rüden angeleint hatte. Wenn meine Hunde nicht gelernt hätten mir die Führung zu überlassen und wären in die Leine gegangen, dann hätten wir ein riesen Problem gehabt. Direkt hinter mir der Fluss, 2 Meter vor mir der sabbernde Rüde, dahinter auf dem Weg ein Mann der im Dreck unter seinem Fahrrad liegt ...
Meine Hundexsind ruhig geblieben, weil sie meine Entscheidungen akzeptieren und da muss ich mich drauf verlassen können. In jeder Situation und die geschilderte war auch für meine Hunde nicht einfach und ich war mächtig stolz auf die Beiden, dass die sich so toll zusammengerissen haben. Ich war heilfroh, dass sich der Mann nicht verletzt hatte und er heilfroh, dass ich seinen Hund "beaufsichtigt" hatte.
@Kirsten, ich wollte jetzt nur herausarbeiten, dass es ein Unterschied ist, ob Hunde an der Leine sind oder im Freilauf, weil Deine Situationen eher den Freilauf betreffen und der Thread das Thema " Notfall- Reaktion bei Leinenreaktivität".
@Joe, Dein Threadthema stand bei mir die ganze Zeit im Vordergrund. Wenn ich im Notfall reagieren muss ist es sinnvoll, dass meine Hunde darauf vorbereitet sind und vieles schon ohne Notfall kennengelernt haben und wissen, dass sie sich auf mich verlassen können und ich mich auf meine Hunde. Ich arbeite immer vom Leichten zum Schweren und sie lernen so viele Situationen wie möglich und im Notfall MÜSSEN sie sich an mir orientieren. Alles andere wäre Verantwortungslos.