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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 31. Juli

"Notfall"-Reaktion bei Leinenreaktivität

Guinness ist einigen Rivalen in der Gegend gegenüber gerade eine ziemliche Popoöffnung. In den allermeisten Fällen bemerke ich seine Vorzeichen und hab das dann sehr gut im Griff, da kann ich auch ohne sonderliche Umstände normal weitergehen. Aber manchmal verpenn ich das rechtzeitige Reagieren oder es kommt jemand um ein Eck und dann mutiert er zum Monstrum, incl ganz hässliches, geiferndes Knurren. Da denkst du, der will den Anderen fressen. Ich find das derart GACK!, dass ich Probleme hab, da vernünftig darauf zu reagieren, meist werd ich dann auf Guinness ärgerlich und wir enden in einem Gerangel um Kontrolle. Ich möchte mir jetzt dafür eine Notfall-Reaktion zurechtlegen, um diesem Blödsinn entgegenzusteuern, möchte aber gleich von vorne weg "Nebenwirkungen" möglichst vermeiden - also zB wenn ich G einfach kurz nehmen und stehen bleiben würde, könnte er daraus schließen wenn er steht und geifert, geht der Rivale weg...? Habt ihr vielleicht Vorschläge, was eine sinnvolle Reaktion sein könnte, wenn er bereits ausgelöst hat?
 
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Julia 🐾Nero
1. März 17:56
Ein Trainer, der da mit Deckentraining angefangen hätte, hätte imho die Problemlage absolut nicht verstanden. Angefangen muss da an dem Punkt werden, an dem man den Menschen klar macht, was sie am Mindset und am Setting ändern müssen. Erst wenn echte Voraussetzungen für Ruhe geschaffen sind, kann man den Hund erfolgreich an einen Ruheplatz heranführen und sein Bleiben dort erarbeiten. In einem Chaoshaushalt irgendwo eine Decke hinzulegen und zu verlangen, dass Hund dort ruhig ist, ist in meinen Augen Schwachsinn. Ja, Gott sei Dank ist Nero dem entkommen und hat bei dir passendere Umstände und mehr Interesse, Verständnis, Engagement und Zuneigung vorgefunden.
Aber ich glaube das ist das große Missverständnis hier.
Du nimmst Deckentraining als etwas wahr, was nur der Hund erfüllen muss.
Ein gutes Deckentraining schafft aber genau das Setting, in dem der Hund die Chance bekommt Ruhe zu finden.
Weil es den Menschen verständlich macht, dass ein Hund Ruhe braucht.
Weil es eine Ruhezone ist, auf der Hund nicht gestört werden darf.
Weil man einen geeigneten Ort wählt, wo nicht ständig Durchgangsverkehr herrscht (da wo sich Hunde gerne aber selber ablegen, Stichwort strategische Liegeplätze).
Es ist auch viel einfacher kleinen Kindern (und Erwachsenen auch sprich Besuch) zu erklären, wenn Nero da auf der Decke in der Ecke liegt, dann dürft ihr ihn nicht stören.
Also Deckentraining kann sinnvoll aufgebaut und genutzt das Mindset der Menschen (die müssen sich ja damit auseinandersetzen, wieso der Hund eine Ruhezone braucht und was im Haushalt schief läuft, damit so einen Maßnahme notwendig ist) und das richtige Setting für den Hund (in Ruhe gelassen werden, Struktur, Regeln, Rituale, Mensch setzt sich durch) bedeuten.

Deckentraining ist ja mehr, als den Hund an der Decke festbinden. Es heißt ja nicht umsonst Training und nicht Anbindehaltung. Wer das macht, hat in der Tat das Prinzip nicht verstanden. Das liegt aber nicht an der Methode, sondern dann an falscher Umsetzung.
 
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Dogorama-Mitglied
1. März 18:39
Deckentraining ist eigentlich ziemlich klar definiert als "Dem Hund beizubringen, sich auf eine Decke zu legen und dort zu bleiben".

Dem Menschen beizubringen, den Hund auf seinem Ruheplatz in Frieden zu lassen, kann man damit natürlich kombinieren, ist für mich aber trotzdem nicht Deckentraining sondern Bewusstseinsschulung am Menschen.

Ich hab allerdings auch von Anfang an gesagt, dass Decke Schicken als Managementmassnahme nützlich sein kann.
Problematisch finde ich jedoch eben genau die weit verbreitete Meinung, dass es mehr oder minder normal wäre, wenn Hunde schlecht zur Ruhe kämen - bzw dass sie Ruhe erst lernen müssten - und dass ein geeignetes Mittel dafür wäre, sie auf eine Decke zu kommandieren.

Wenn man das machen muss, ist meist davor schon etwas schief gelaufen und man ist im Fix-it-Modus und eben nicht im Normalzustand.
 
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Vanessa
2. März 02:17
Also unsere Ruhetrainings waren Gruppentrainings. Wir machen super super viele verschiedene Sachen im Gruppentraining und so auch das mal.
Dass dem Training auch eine entsprechende Aktivierung einhergeht auf der anderen Seite, vor allem, wenn das Thema ein Pflegethema von mir ist, ist das für mich auf jeden Fall selbstredend.

Und das war tatsächlich mehr eine Ruheübung, als ein Deckentraining.

In der Wohnung hat Mathilda nie Probleme, Ruhe zu finden.

Aber Draußen aufgrund der Negativerfahrungen, die sie im Ausland gemacht hat, die mir nie so in Gänze erzählt worden sind. Aber was da in etwa passiert ist, ist schon.
Zuhause ist sie ja aber auch immer nur alleine ohne andere Hunde, das ist deshalb was anderes.

Für uns war wahrscheinlich der Arbeitspunkt auf der Decke die Nähe der anderen Hund-Mensch-Teams auszuhalten, ohne das etwas passiert. Und es wurde geübt immer wieder aus ganz kurzen Aus-der-Entspannung-Kommen, wieder reinzufinden. Dann haben wir noch Massagetechniken gelernt, die dem Hund dabei helfen sollen, zu entspannen und uns mit Körpersprache zum Thema Entspannung beschäftigt. Und dann war es natürlich die Wiederholung der Situation für uns, die nicht nur aus meiner Beobachtung raus echt den Unterschied gemacht hat. War einfach gut für uns persönlich, warum genau und woran es letztendlich lag, kann ich nur schätzen.

Weil dass ich früher andere Hunde länger auch mal immer wieder in meiner Nähe hatte ohne Kontakt oder sonstiges, das kannte sie natürlich schon.

Weil als Notfallsituation hatte ich vorher, auch dort immer Hundetraining nur das aufgebaute „Hinter“ - Kommando und das hat bei mir nie geklappt im entscheidenden Moment, da ich da im Überraschungsmoment oft zu langsam war leider.
 
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Dogorama-Mitglied
2. März 09:08
Also unsere Ruhetrainings waren Gruppentrainings. Wir machen super super viele verschiedene Sachen im Gruppentraining und so auch das mal. Dass dem Training auch eine entsprechende Aktivierung einhergeht auf der anderen Seite, vor allem, wenn das Thema ein Pflegethema von mir ist, ist das für mich auf jeden Fall selbstredend. Und das war tatsächlich mehr eine Ruheübung, als ein Deckentraining. In der Wohnung hat Mathilda nie Probleme, Ruhe zu finden. Aber Draußen aufgrund der Negativerfahrungen, die sie im Ausland gemacht hat, die mir nie so in Gänze erzählt worden sind. Aber was da in etwa passiert ist, ist schon. Zuhause ist sie ja aber auch immer nur alleine ohne andere Hunde, das ist deshalb was anderes. Für uns war wahrscheinlich der Arbeitspunkt auf der Decke die Nähe der anderen Hund-Mensch-Teams auszuhalten, ohne das etwas passiert. Und es wurde geübt immer wieder aus ganz kurzen Aus-der-Entspannung-Kommen, wieder reinzufinden. Dann haben wir noch Massagetechniken gelernt, die dem Hund dabei helfen sollen, zu entspannen und uns mit Körpersprache zum Thema Entspannung beschäftigt. Und dann war es natürlich die Wiederholung der Situation für uns, die nicht nur aus meiner Beobachtung raus echt den Unterschied gemacht hat. War einfach gut für uns persönlich, warum genau und woran es letztendlich lag, kann ich nur schätzen. Weil dass ich früher andere Hunde länger auch mal immer wieder in meiner Nähe hatte ohne Kontakt oder sonstiges, das kannte sie natürlich schon. Weil als Notfallsituation hatte ich vorher, auch dort immer Hundetraining nur das aufgebaute „Hinter“ - Kommando und das hat bei mir nie geklappt im entscheidenden Moment, da ich da im Überraschungsmoment oft zu langsam war leider.
Ich bewege mich auch zunehmend in Richtung ganzheitlichere Sichtweise bzw Modifizierung meiner Haltung, Einstellung, meines Mindset, meiner Reaktionen anstatt isoliert mit Kommandos am Hund herumzutrainieren.

Ich denke mir, wenn mein Ziel ist, gefasst an anderen Rüden oder Skateboards begegnen zu können, muss ich genau das machen - selbst gefasst denen begegnen, auch wenn Hund erstmal noch austickt.
Wenn ich ihn dabei vorübergehend auch mal Körper mitnehmen muss, kann ich ehrlich gesagt gut damit leben.
 
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Dogorama-Mitglied
2. März 09:26
Ich bewege mich auch zunehmend in Richtung ganzheitlichere Sichtweise bzw Modifizierung meiner Haltung, Einstellung, meines Mindset, meiner Reaktionen anstatt isoliert mit Kommandos am Hund herumzutrainieren. Ich denke mir, wenn mein Ziel ist, gefasst an anderen Rüden oder Skateboards begegnen zu können, muss ich genau das machen - selbst gefasst denen begegnen, auch wenn Hund erstmal noch austickt. Wenn ich ihn dabei vorübergehend auch mal Körper mitnehmen muss, kann ich ehrlich gesagt gut damit leben.
Das „Ding“ bei uns ist, dass ich die jeweiligen Halter unserer beider „Feindrüden“ selber auch so 💩 finde..das weiß Juri natürlich.
Bin immer sehr ruhig, wenn wir die treffen..die innere Haltung zu „vertuschen“ oder zu verändern ist schon schwer.
Zumal die anderen Halter wahrscheinlich genauso „denken“.
 
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Julia 🐾Nero
2. März 11:33
Ich bewege mich auch zunehmend in Richtung ganzheitlichere Sichtweise bzw Modifizierung meiner Haltung, Einstellung, meines Mindset, meiner Reaktionen anstatt isoliert mit Kommandos am Hund herumzutrainieren. Ich denke mir, wenn mein Ziel ist, gefasst an anderen Rüden oder Skateboards begegnen zu können, muss ich genau das machen - selbst gefasst denen begegnen, auch wenn Hund erstmal noch austickt. Wenn ich ihn dabei vorübergehend auch mal Körper mitnehmen muss, kann ich ehrlich gesagt gut damit leben.
Da stehe ich jetzt ein bisschen auf dem Schlauch, denn dein Vorhaben, sofern ich es richtig verstanden habe, ist ja der Inbegriff von "isoliert im Thema" arbeiten.

Ganzheitlich würde doch bedeuten, man schaut sich an, was strukturell nicht ideal läuft, angefangen von Zuhause, beim Spaziergang, vor der Begegnung, nach der Begegnung usw.

Du möchtest, wenn ich es richtig verstanden habe (sorry wenn nicht, ich kann die Passage leider nicht mehr so leicht finden) bei Erzfeindbegegnung einfach wortlos auf der Stelle umdrehen und den Hund mit Kraft (was bei seiner Größe natürlich machbar ist) mitziehen.
Habe ich das falsch verstanden?
 
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Dogorama-Mitglied
2. März 13:59
Da stehe ich jetzt ein bisschen auf dem Schlauch, denn dein Vorhaben, sofern ich es richtig verstanden habe, ist ja der Inbegriff von "isoliert im Thema" arbeiten. Ganzheitlich würde doch bedeuten, man schaut sich an, was strukturell nicht ideal läuft, angefangen von Zuhause, beim Spaziergang, vor der Begegnung, nach der Begegnung usw. Du möchtest, wenn ich es richtig verstanden habe (sorry wenn nicht, ich kann die Passage leider nicht mehr so leicht finden) bei Erzfeindbegegnung einfach wortlos auf der Stelle umdrehen und den Hund mit Kraft (was bei seiner Größe natürlich machbar ist) mitziehen. Habe ich das falsch verstanden?
Nö das hast du völlig richtig verstanden.

Wenn du aber die Überschrift und die etlichen Beiträge zu genau dieser Frage liest, wirst du feststellen, dass das die NOTFALL-Reaktion ist.

Weil ab und zu läuft es trotz aller Bemühungen unrund und auch bzw gerade da sollte man versuchen, sich eine halbwegs praktikable Strategie vorzubereiten.
Was wiederum ein Puzzleteil eines ganzheitlicheren Zugangs ist.
 
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Julia 🐾Nero
2. März 14:05
Nö das hast du völlig richtig verstanden. Wenn du aber die Überschrift und die etlichen Beiträge zu genau dieser Frage liest, wirst du feststellen, dass das die NOTFALL-Reaktion ist. Weil ab und zu läuft es trotz aller Bemühungen unrund und auch bzw gerade da sollte man versuchen, sich eine halbwegs praktikable Strategie vorzubereiten. Was wiederum ein Puzzleteil eines ganzheitlicheren Zugangs ist.
Ja stimmt 👍🏼.
Hab nach der ganzen Deckentraining Diskussion komplett aus den Augen verloren, dass es um Notfall Management geht 😬.
 
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Lena
5. März 04:32
@Joe

Das „nicht verstehen wollen“ (oder wie ich es formuliert hatte) schrieb ich, weil du in die Beiträge von Julia *Nero und mir teilweise etwas viel reininterpretiert hast, was wir so gar nicht geschrieben haben.
Z.B. das mit dem „Hundemama legt Welpen schlafen“ bei Julia, was sie so nie geschrieben hat. Das Beispiel hab ich noch im Kopf.

Ich hab hier die Tage zwar mitgelesen, aber keine Zeit und Muse gehabt ausführlich zu antworten.. 🙈 ..jetzt wurde schon wieder so viel neues geschrieben.. 😅
 
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Dogorama-Mitglied
5. März 06:39
Das soll jetzt ausdrücklich nicht die Debatte mit Julia wieder aufwärmen, inhaltlich ist das längst geklärt.

Ich antworte nur in Bezug auf das "nicht verstehen Wollen" bzw das "Hineininterpretieren":

Julia hatte in Bezug auf "zur Ruhe finden", gemeint, dass von Mutterhündinnen dabei "ganz massiv nachgeholfen" würde.

Zu Ruhe finden heisst beim Hund, sich hingehen und zumindest entspannen, besser noch schlafen.

=> wurde ausgesagt, die Mutterhündin würde nachhelfen, dass die Welpen sich schlafen legen.

Das habe das lediglich etwas plastisch paraphrasiert.

Weil - und das ist jetzt doch noch kurz inhaltlich - ich das nicht glaube und auch noch nie so beobachtet habe.

Was die erwachsen Hunde imho einfordern ist, ihrerseits in Ruhe gelassen zu werden und nicht, dass die Jungen sich zur Ruhe begeben.