Das ist anwendbar, wenn ein ansonsten halbwegs ausgeglichener Hund ab und an mal rumnervt.
Bei einem Hund, der generell schlecht zur Ruhe kommt oder gar dauerhaft überdreht ist, halte ich es für total fehlgeleitet, darum einen Stellvertreterkonflikt aufzumachen und das über Durchsetzen und Grenzen Setzen regeln zu wollen.
Nicht zur Ruhe kommen ist ja keine Frechheit oder Übergriffigkeit, sondern ein Leiden.
Moin!
Ich hab heute den ganzen Tag immer wieder mitgelesen, hatte aber keine Zeit zum Schreiben. Und mittlerweile hat sich ne Menge aufgestaut 😉.
Dein letzter Satz „nicht zur Ruhe kommen ist ja keine Frechheit oder Übergriffigkeit, sondern ein Leiden.“
Wie recht du hast.
Ich kann wie immer nur von mir und unserer Kleinen erzählen.
Bei uns im Haushalt leben lediglich zwei Erwachsene, wenig Besuch, ruhiges, langweiliges Leben. Unsere Kleine haben die Züchter aus diesem Grund zu uns gegeben, woanders wäre sie unter die Räder gekommen.
Da ich mir die Kleine eh ausgesucht hätte ist für mich alles okay, es hätte aber trotzdem alles gerne etwas einfacher sein dürfen 😉.
Sie war quasi von Anfang an ein Terrorzwerg vom feinsten. Ein Nervenbündel, sofort gestresst und zwar sowas von. Ich dann irgendwann auch.
Was hab ich gelesen, Trainer gefragt, sonstwo Rat gesucht. Immer wieder „Deckentraining“. Ich hab’s noch nicht mal probiert, es wäre in einer Katastrophe geendet. Hausleine? Never ever!!!
In unserem Fall wäre es nichts anderes als absurd gewesen, sie auf eine Decke zu binden, dazu zu verdonnern, dort liegen zu bleiben.
Uns hat tatsächlich einfach nur „Ruhe vorleben“ geholfen. Wie? Indem ich wirklich meinen ganzen Alltag auf die Kleine ausgerichtet hatte. Ich hatte es mir auf unbestimmte Zeit abgeschminkt, dass sie irgendwo alleine in einem Körbchen liegt und schläft.
Homeoffice auf dem Sofa, Hund neben mir, oder auch auf meinem Schoß (plus Laptop 🤣).
Spaziergänge haben wir IMMER mit einer Einkehr in einem Café oder Restaurant verbunden. Auch da dann Ruhe, Ruhe, Ruhe vorgelebt.
18 Uhr war lange, lange Zeit (1 Jahr ungefähr?) „Hundeschlafenszeit“. Hieß: ich musste mit allem im Haus fertig sein, mit Hund dann aufs Sofa, gekuschelt, ferngesehen. Dann irgendwann letztes Gassi und ab ins Bett.
Dieses „Ruhe vorleben“ hat uns gerettet. Der Stress wurde weniger und weniger, ich konnte gut unterscheiden, was ist Stress durch einen Wachstumsschub, was ist Stress durch „war wohl zuviel“ und wir haben es schnell wieder in Griff bekommen.
Ich weiß nicht mehr, wer es hier behauptet hat, dass die Aussage „zu Hause läuft es super“ nicht wirklich ernst zu nehmen ist, „da laufen ja schließlich nicht ständig Eichhörnchen durchs Wohnzimmer“ (so oder so ähnlich). Mit der Aussage bin ich so gar nicht einverstanden (obwohl ich mit der Schreiberin sonst immer einer Meinung bin😉).
Ich bin recht schnell auch eine von denen gewesen, die (zu Recht!) behaupten, dass meine beiden Hunde (nicht nur die Kleine) zu Hause weit über perfekt sind. So artig, so ruhig, so gut Ruhe findend, alles wie man es sich wünscht und noch mehr. Das war sehr aufwändige Arbeit.
Ich glaub, Michi schrieb es ungefähr so „zuhause ist zuhause, da ist Ruhe, da findet außer schlafen nichts statt für den Hund“. Genauso ist es bei uns nun auch.
Und draußen zeigen sich mittlerweile nun auch die Früchte dieser Arbeit. Sogar draußen lebe ich mittlerweile Ruhe vor. Alles greift ineinander. Da bin ich wirklich von überzeugt: wenn’s im Zuhause nicht läuft, wie soll es draußen laufen? Hat doch grad erst wieder einen Thread mit seeeeehr kurzer Lebensdauer gegeben: Vermeintlich „aggressives“ Verhalten draußen gegenüber anderen Hunden. Und in einem Nebensatz fiel dann, dass der Hund den Haltern gegenüber Futter-aggressiv wäre. Aha. Und Zack war der Thread gelöscht. Um genau diese Dinge geht es doch zuhause: dass sich alle Beteiligten miteinander wohlfühlen, kein Stress beim Füttern, Hund kann alleine liegen, Hund macht nix kaputt, kann alleine bleiben, sucht aber auch die Nähe seiner Menschen usw., usf.
Deckentraining hat bei uns hierfür nicht stattgefunden und hat daher rein gar nichts mit dem von uns erreichten Ergebnis zu tun.
Deckentraining mag seine Berechtigung in manch bestimmter Konstellation haben. Aber ist mMn kein Allheilmittel. In unserem Fall hätte es alles nur noch viel, viel schlimmer gemacht.
Von daher: ich bin „Team Ruhe vorleben“ 😊