Ich glaube das Problem ist oft, dass sinnvoll und nötig aus Menschensicht oft willkürlich aus Hundesicht ist.
Es gibt sicherlich Hunde, die damit keine Probleme haben.
Aber es gibt auch sehr, sehr viele Hunde, die vor allem in jungen Jahren von Struktur und Regeln profitieren, die nicht immer situativ sinnvoll, aber für den Hund verständlich und vorhersehbar sind.
Das Deckentraining zwingt den Hund nicht zur Ruhe, wenn es gut gestaltet ist. Sondern gewöhnt den Hund an einen Ruheplatz. Ruheplatz bedeutet in erster Linie es wird nichts erwartet, du hast Pause. Es bedeutet aber auch für den Menschen, den Hund nicht anzuquatschen und die Griffel bei sich zu behalten. Denn oft stören Menschen ihre Hunde selber beim Ruhe finden oder reißen sie durch lieb gemeinte kurze Aufmerksamkeit heraus.
Viele Hunde warten ja kontinuierlich auf ein Zeichen seitens ihrer Menschen, was als nächstes passiert. Jede Bewegung, jedes beiläufige Wort könnte den nächsten Spaziergang o.ä. ankündigen. Das führt ja auch oft zum hinterherlaufen oder stalken oder wie man es nennen will (es heißt ja auch Hunde "studieren" ihre Menschen, eben durch beobachten).
Die Ruhezone soll klar und simpel kommunizieren, es wird nichts passieren (für Hund und für Mensch). Und ohne Erwartungshaltung ruht es sich natürlich viel einfacher.
Braucht es jeder? Sicher nicht. Aber es hilft vielen Mensch-Hunde Gespannen.
Was aus meiner persönlichen Sicht nicht alleine funktioniert kann ist "Ruhe vorleben". Das ist ja das beliebte Gegenstück zum Deckentraining. Es ist sicher nicht förderlich jeden Tag eine Tanzparty im Wohnzimmer zu veranstalten. Aber wenn ich Netflix&chille, chillt mein Hund deswegen noch lange nicht. Auch wenn ich es 4 Wochen am Stück machen würde.
Ruhe "lernen" ist schon komplex und dabei spielen viele Faktoren eine Rolle. Eigene innere Ruhe, klare Kommunikation über zum Beispiel Deckentraining, aber auch geistige und körperliche Auslastung, befriedigte Grundbedürfnisse (zum Beispiel soziale Bedürfnisse) usw usw.
Unbestritten ist aber, was zu Hause nicht klappt, wird draußen bei Aufregung erst recht nicht klappen. Nur haben viele Menschen zuhause keine Regeln und Vorgaben und draußen aber auf einmal ganz viele. Daher fangen die meisten Trainer damit an, Zuahuse Regeln zu etablieren.
Oft heißt es zum Beispiel "Mein Hund hört Zuahuse ganz toll, aber draußen nicht". Ist das so? Hört der Hund Zuahuse wirklich ganz toll?
Würde er denn Zuhause hören, wenn da fremde Hunde, Katzen oder Eichhörnchen durchs Wohnzimmer latschen würden?
Vermutlich nicht. Der Hund hört zuhause nicht ganz toll, es passiert Zuahuse einfach nichts, wo er hören sollte/müsste.
Sehr gut beschrieben! Dem ist eigentlich nicht viel hinzuzufügen! Genau meine Ansicht zu dem Thema!👍🏻
Ich hatte gehofft, dass irgendjemand sowas antwortet😉, weil ich selbst aktuell keine Zeit und Motivation für solch ausführliche Texte hab, das Thema aber eben auch komplex ist und deshalb nicht schnell erklärt wie man das Ganze so sieht 🤷🏽♀️