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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 31. Juli

"Notfall"-Reaktion bei Leinenreaktivität

Guinness ist einigen Rivalen in der Gegend gegenüber gerade eine ziemliche Popoöffnung. In den allermeisten Fällen bemerke ich seine Vorzeichen und hab das dann sehr gut im Griff, da kann ich auch ohne sonderliche Umstände normal weitergehen. Aber manchmal verpenn ich das rechtzeitige Reagieren oder es kommt jemand um ein Eck und dann mutiert er zum Monstrum, incl ganz hässliches, geiferndes Knurren. Da denkst du, der will den Anderen fressen. Ich find das derart GACK!, dass ich Probleme hab, da vernünftig darauf zu reagieren, meist werd ich dann auf Guinness ärgerlich und wir enden in einem Gerangel um Kontrolle. Ich möchte mir jetzt dafür eine Notfall-Reaktion zurechtlegen, um diesem Blödsinn entgegenzusteuern, möchte aber gleich von vorne weg "Nebenwirkungen" möglichst vermeiden - also zB wenn ich G einfach kurz nehmen und stehen bleiben würde, könnte er daraus schließen wenn er steht und geifert, geht der Rivale weg...? Habt ihr vielleicht Vorschläge, was eine sinnvolle Reaktion sein könnte, wenn er bereits ausgelöst hat?
 
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Andrea
26. Feb. 18:38
Ob du nun einen Hund aus dem Tierschutz hast, dessen Vergangenheit du nicht kennst oder einen gut sozualisierten Welpen, der mit der Pubertät dann doch zum Hulk mutiert. Das Ergebnis ist dasselbe: du musst die Situation managen, damit klar kommen. Klar kann man sich fragen „was hatta denn?“ Aber dieses ewige rumrätseln und bedauern ob einer traurigen oder schlimmen Vorgeschichte bringt niemanden weiter. Sind die Probleme groß und gefährlich, dann muss ein Profi zu Rate gezogen werden, ist es nur lästiges rumpöbeln, dann gibt es gerade in diesem Thread zig gute und humane Antworten.
Ich habe kein Problem ,den ich habe es ja so hinbekommen bzw. wird es immer besser aber ich habe das angemerkt da ja ihr beide Rassehunde habt und ich denke von Welpenalter an und anscheinend miteinem Vorschlag ein Problem habt .
 
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Babs
26. Feb. 18:53
Das ging auch darum das er schreibt das er ihn nicht geblockt bekommt und halten heißt nicht ihn zurückzureisen oder das der Hund in der Luft hängt sondern das er lernt das er ruhig sitzen bleiben soll und belohnen tue ich wenn er ruhig bleibt den wenn man einen Hund hat der nicht ansprechbar ist in solchen Situationen kann man nicht ablenken ich mache das auch und bei mir hat es dazu geführt das ich inzwischen bei den meisten gut vorbei komme .Aber mein Hund wird beim Gassi gehen am Geschirr geführt nur wenn er dann nur gedreht hat war das eine gute Lösung für uns . Er hat den anderen zwar noch im Blick läuft aber weiter die Leine ist am Geschirr und ich brauche nur noch bei zwei Hunden von zehn reagieren und bei den kleinen die in anbellen reagiert er schon gar nicht mehr
Ich verstehe noch immer nicht, was der Hund so lernt.

Gerade bei Tierschutzhunden sollte man das nicht machen. Ein Griff ins Halsband bedeutet oft nichts Gutes (es kann auf den Hund bedrohlich wirken bzw. sollte es das möglicherweise in der Vergangenheit auch sein). Wer weiß, was der Hund darüber schon Negatives erfahren hat. Das nur mal nebenbei.

Die bessere Alternative ist, den Hund an der Leine souverän zu führen. Das Halsband ist nur dafür da, dass man die Leine irgendwo befestigen kann. Das Gleiche gilt im Alltag auch für das Geschirr.

Aber wenn ihr so klar kommt, ist es ja gut. Nur als Ratschlag ist es mir wichtig darauf hinzuweisen, dass das keine gute Idee ist.
 
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Dogorama-Mitglied
26. Feb. 18:55
Ich habe kein Problem ,den ich habe es ja so hinbekommen bzw. wird es immer besser aber ich habe das angemerkt da ja ihr beide Rassehunde habt und ich denke von Welpenalter an und anscheinend miteinem Vorschlag ein Problem habt .
In erster Linie habe ich mit der Behauptung, dass man mit einem Welpen von vornherein überhaupt keine Probleme haben kann, ein Problem.
Aber lass gut sein, es geht hier in diesem Thread ja ausschließlich um Notfall-Maßnahmen, wenn das Training zur Verhinderung von Leinenpöbelei noch nicht vollends abgeschlossen ist und der Hund dann doch noch mal eskaliert und wie man bestmöglich diese Situation meistert.
 
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Lena
26. Feb. 20:54
Ich verstehe noch immer nicht, was der Hund so lernt. Gerade bei Tierschutzhunden sollte man das nicht machen. Ein Griff ins Halsband bedeutet oft nichts Gutes (es kann auf den Hund bedrohlich wirken bzw. sollte es das möglicherweise in der Vergangenheit auch sein). Wer weiß, was der Hund darüber schon Negatives erfahren hat. Das nur mal nebenbei. Die bessere Alternative ist, den Hund an der Leine souverän zu führen. Das Halsband ist nur dafür da, dass man die Leine irgendwo befestigen kann. Das Gleiche gilt im Alltag auch für das Geschirr. Aber wenn ihr so klar kommt, ist es ja gut. Nur als Ratschlag ist es mir wichtig darauf hinzuweisen, dass das keine gute Idee ist.
Am Geschirr festhalten mache ich persönlich nur dann, wenn ich in eine Hundebegegnung komme, wo es sehr eng ist und ich nicht ausweichen oder rumdrehen konnte und wir dann „da durch müssen“.
So kann er nicht nach vorne in die Leine schießen (auch wenn ich sehr kurz halte, hätte er dann trotzdem mehr Spielraum) und nicht so „rumhampeln“ und die Situation läuft etwas ruhiger ab als es sonst der Fall wäre. Ich weiß eben, wann es zu nah sein wird und dass mein Hund das noch nicht „schafft“. Also probier ich gar nicht erst irgendeinen Unsinn und mach mich zum Affen, sondern versuche die Situation (wenn auch nur über Kraft in dem Moment) so gut es geht zu kontrollieren.
Danach mach ich es dann wie Daniela es beschrieben hat (nur dass bei ihr der Teil mit dem Festhalten nicht nötig ist) und gehe zielstrebig weiter.
So handhabe ich es auch, wenn ich ausweichen oder rumdrehen kann. Bei uns reicht noch keine minimale Richtungsänderung, aber ansonsten ist das Vorgehen das gleiche. Eben einfach die Führung übernehmen.
 
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Petra
27. Feb. 13:11
Also als „einfach“ würde ich es bei uns nicht bezeichnen 😉, es war extrem schwierig und ich muss sehr eng an meinen beiden Hunden dran bleiben, immer wachsam bleiben. Aber gut, du fragst mich nach meinem „wie“. Ich musste viel austesten, habe alles mögliche ausprobiert, stetig verfeinert, abgewandelt, verworfen: Blick zu mir, an der Seite aufstellen, Hunde im Sitz, mit Leckerlies ablenken. Schimpfen, Schnauzen, Druck. Gebracht hat alles wenig bis gar nichts. Ich habe erkannt, dass - Leckerlies meine Hunde nur pushen. Der Reiz blieb im Blick, das Leckerlie wollten sie aber auch haben. Im Grunde hatte ich doppelten Stress deswegen. - das ins Sitz zwingen, an der Seite stehen bleiben genauso wie den Blick zu mir hin abwenden war ebenso zum Scheitern verurteilt: beide wussten ja, dass der nervige Reiz da war und näher kommt und ich konnte regelrecht runter zählen, bis mindestens eine eskaliert. Ich hab mich daher dann entschieden (ja, genau, entschieden!), dass wir in Bewegung bleiben, dass ich eine kleine Richtungsänderung einleite, wirklich nur eine geringe Kurskorrektur, aber so, dass die Hunde es merken. Das reicht ihnen dann schon. Plus dass ich nicht auf sie einsabbel und unentwegt Kommandos gebe. Also kein ständiges „nein!“, „Ruhe!“ genauso wenig wie „braaaaaav“ uä. Stattdessen mache ich Ankündigungen, in diesem Beispiel dann „wir gehen weiter.“ Also ohne Ausrufezeichen gesprochen. Eher so, als würde ich mein eigenes Tun kommentieren. Dass die Hunde natürlich nicht verstehen, was ich da sage, ist mir vollkommen klar. Aber es muss einen Unterschied ausmachen, dass ich eben keine Kommandos gebe oder etwas verbiete (auf das man / Hund mit Wider- bzw. Unwillen reagieren kann, Stichwort „Reaktanz“) sondern dass ich mit meiner Stimme und vor allem wohl meinem aufrechten Gang, meiner Haltung ausdrücke „wir gehen weiter“ und es auch tue. Und meine Hunde mir das abnehmen, dass wir das jetzt tun und es für sie in Ordnung ist. Ich sehe oft genug bei entgegen kommenden Hunden, dass die Große regelrecht Luft holt und sich bereit macht fürs pöbeln. Und dann nach meinem „wir gehen weiter“ die Luft ablässt und so tut, als wäre sie blind und taub, was den anderen Hund angeht. Eine absolut faszinierende Erkenntnis 😅. Ein bisschen geht mein Verhalten den Hunden gegenüber in Richtung „mir egal, dass ihr da seid und was ihr macht, ich gehe meinen Weg, wenn ihr mit mir mit wollt, dann kommt!“ und genau das tun sie auch. Heute z.B. im Wald. Eine Frau hat ihren Goldi auf einen Baumstamm gesetzt und dort im Wald gebürstet, dass die Haare nur so flogen. Goldies sind Feindbild Nummer eins meiner Hunde. Mir egal. Hatte das Gespräch mit der Frau gesucht von wegen „nicht so toll, was Sie da machen“ usw, wurde ein richtig nettes und vor allem längeres Gespräch mit ihr. Alle Hunde ruhig. Kein Gezerre, alles friedlich. Das viel zitierte „mindset“ scheint einen riesigen Einfluss zu haben. Von daher: einfach mal ausprobieren und vor allem: immer wieder ausprobieren, sich selbst bewusst machen, welche Rolle man in blöden Situationen selbst eingenommen hat.
Hallo Daniela!

Vielen lieben Dank für deine ausführliche Antwort.

Dies ist sehr hilfreich für.

Ich bzw. wir werden erstmal zu Hause etwas konsequenter sein, mit auf den Platz schicken.

Mir wurde auch der Tipp mit einer Hausleine arbeiten gegeben. Hast du dies ausprobiert?

Ok, ich denke wir werden etwas weiter üben müssen. Es geht mir ja darum, dass sie ruhiger& gelassener sind/ werden. Weil es manchmal echt laut zu geht draußen.

LG
 
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Dogorama-Mitglied
27. Feb. 13:56
Mein Herdenmix war richtig schlimm, egal ob der andere ruhig war oder nicht. Ich hab dann angefangen geziehlt Hunde zu treffen zusätzlich hab ich jeden Tag Impulskontrolle und Frustrationstoleranz geübt wirklich jeden Tag er hat sogar mich als übersprungshandlung mich gepackt vor lauter frust. Hat ein dreiviertel Jahr gedauert und jetzt läuft er Frei verträgt sich mit jedem ob klein oder gross. Jeder der ihn vorher erlebt hat kann gar nicht glauben das es der selbe Hund ist. Man muss dran bleiben, es lohnt sich.
Wie bist du die Hundetreffen angegangen? Und hast spezielle Übungen zu Impulskontrolle und Frustrationstoleranz gemacht oder beliebige?
 
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Dogorama-Mitglied
27. Feb. 14:04
Hallo Daniela! Vielen lieben Dank für deine ausführliche Antwort. Dies ist sehr hilfreich für. Ich bzw. wir werden erstmal zu Hause etwas konsequenter sein, mit auf den Platz schicken. Mir wurde auch der Tipp mit einer Hausleine arbeiten gegeben. Hast du dies ausprobiert? Ok, ich denke wir werden etwas weiter üben müssen. Es geht mir ja darum, dass sie ruhiger& gelassener sind/ werden. Weil es manchmal echt laut zu geht draußen. LG
Da frag ich jetzt nochmal dazwischen - was hat auf den Platz schicken und Hausleine mit dem Theater auf der Strasse zu tun?

Hab ich da vielleicht Infos dazu übersehen?
 
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Liane
27. Feb. 14:47
Wie bist du die Hundetreffen angegangen? Und hast spezielle Übungen zu Impulskontrolle und Frustrationstoleranz gemacht oder beliebige?
Bin keinem Hund mehr ausgeweicht, einfach weiter gegangen. Das umdrehen oder weg gehen wenn sich der Hund aufregt find ich persönlich falsch. Dadurch lernt er Ja nur ich reg mich auf, Frauchen dreht um. Übungen, alles was es so gibt. Das wichtigste ist die konseqenz zu Hause. Es fängt alles daheim an. Ein Hund will eine klare Führung damit er sich sicher fühlt. Kein Hund will die Welt regieren. Schimpfen. Strafen u. s. w. bringt alles nix. Vertrauen muss der Hund und das kann er nur wenn er weis wie Frauchen tickt. Der Hund muss wissen auf meine Menschen kann ich mich verlassen. Das lernt er nur durch klare konseqente Führung. Dann hat man einen Hund der froh ist nichts regeln zu müssen.
 
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Elke
27. Feb. 15:56
Da frag ich jetzt nochmal dazwischen - was hat auf den Platz schicken und Hausleine mit dem Theater auf der Strasse zu tun? Hab ich da vielleicht Infos dazu übersehen?
Ich verstehe das in die Richtung "was zuhause nicht klappt, klappt auch draußen nicht", also wie meistens Frustrationstoleranz und Impulskontrolle. Da kann auch die Hausleine (ungleich der Gassi-Leine) helfen.
Eine Notlösung ist ok, wenn man noch keinen machbaren Plan für ein Alternativverhalten hat. Das kann man aber nur aufbauen ohne Ablenkung.
Ich halte das Theater erstmal für eine nachvollziehbare Reaktion vom Hund. Die Leine plus die fehlende Distanz verhindern die normale Körpersprache im Freilauf, wo das Theater ja vielleicht selbst mit dem Rivalen so nicht ablaufen würde.
Ich mache zuhause und beim Gassi ohne Ablenkung immer Leinentraining, stoppen, sitz, beides nur weiter mit Freigabe, Seitenwechsel, Fuß, körpersprachlich ausbremsen oder rückwärts gehen lassen ...
Vielleicht gelingt es euch so, über die Zeit die gewünschten Reaktionen genügend zu festigen.
Und immer ruhig, souverän, ommm 😉. Das ist allerdings der Part, den ich am schwierigsten finde. Aber ohne das wird dein Hund sich nicht entspannen und an dir orientieren können. Mensch muss halt oft mindestens so viel üben wie Hund 😅.
 
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Nina &
27. Feb. 17:24
Ich muss jetzt mal berichten.
Wir haben ja auch ein Problem mit Fremdhundebegegnungen. Ich gerate dabei unter Stress, weil es für mich anstrengend ist, Bokar zu halten, wenn er austickt. Diesen Stress spürt er natürlich und mir war die ganze Zeit bewusst, dass ich das ändern muss, um Erfolg zu haben. Jedenfalls habe ich ihm ein Geschirr mit Brustring besorgt, so dass ich ihn mit doppelter Leine führe. Dadurch ist es kaum noch ein Problem für mich, ihn an der lockeren Leine zu halten. Vorher musste ich ihn, wenn wir nicht ausweichen konnten, am Geschirr festhalten.
Heute sind wir also los und haben gleich 2 Hunde getroffen. Ich bin nicht ausgewichen, ließ die Leine locker in dem Wissen, dass wenn er nach vorne schießt, es kein Problem ist und siehe da, der eine Hund fing das Pöbeln an und Bokar ist ohne Mucks mit mir weitergelaufen. Das Gepöbel hat ihn zwar nicht kalt gelassen, aber er hat nichtmal geknurrt. Ein riesen Erfolg. Natürlich habe ich ihn danach gelobt.

Ich wusste, dass die eigene Haltung eine große Rolle spielt und ich bin auch sicher, dass es bei Begegnungen mit dem Erzfeind nicht so laufen wird, aber trotzdem hab ich mich riesig gefreut und war auch ehrlich gesagt ziemlich überrascht. Mit einem so großen Effekt hatte ich nicht gerechnet.