Finde ich super spannend, Deinen Blickwinkel☺️
Besonders den Impuls der gemeinsamen Situationsbewältigung und den, das Ziel, das man verfolgt, klar vor Augen zu haben. Immerhin beeinflusst dies ja auch die Gestaltung der konkreten Trainingsmaßnahmen.
Bei mir stand zu Beginn tatsächlich die Beziehungsgestaltung im Zusammenhang mit Stressmanagement im Fokus.
Mein Ziel war es, dass Neo bei hohem Stresslevel (und er geriet völlig außer sich) meine Anwesenheit als entstressend erfährt und ich in meiner Führungsrolle anerkannt und gestärkt werde.
Das bedeutete für mich anfangs - solange unsere Beziehung noch nicht stabil war - allerdings ihn auf Abstand zu auslösenden Reizen zu bringen - aber wichtig, wie Du auch geschrieben hast: dabei im Kontakt mit ihm zu bleiben.
Meine Idee war, dass ich ihn durch Stresserleben hindurch begleite und ihn in Überforderungssitustionen nicht alleine lasse. Sobald er nach Eskalationen wieder ansprechbar war, unterbreitete ich ihm Angebote zur weiteren Entspannung. Die Angebote basierten tatsächlich auch darauf, was ich durch Beobachtungen über Neo’s Verhalten erfahren habe - was tut er von sich aus, um Stress abzubauen? Wie verhält er sich vor und nach stressigen Situationen?
Es ist total hilfreich für ihn, wenn nach Anspannung proaktiv für Entspannung gesorgt wird - eine kurze Freigabe etwa, die er dankbar nutzt, um Stress weiter abzubauen: schütteln, wälzen, kurzes Rennspiel mit wilden Lautäusserungen etc.
Er bleibt dabei von sich aus in Kontakt und interagiert mit mir und so blöd es klingt, ich habe dabei immer das Gefühl, dass er sich total verstanden und abgeholt fühlt - was unsere Beziehung stark gefördert hat.
Manchmal genügt ihm auch Körperkontakt zur weiteren Beruhigung, denn dadurch, dass er es zigfach erfahren hat, hat er Stressminderung und -bewältigung mit meiner Anwesenheit, Kontakt und Nähe verknüpft.
Parallel arbeiten wir daran, dass er sicherer in hündischer Kommunikation wird. Das wirkt sich auch nochmal entspannend auf sein generelles Verhalten - auch an der Leine aus. Mittlerweile eskaliert er einfach nicht mehr derart, dass er völlig aus dem Kontakt fällt und wenn, was wirklich selten ist, sind das kurze Momente.
Somit haben wir die Voraussetzungen geschaffen, dass wir Feindbegegnungen auch ohne den Abstand zu vergrößern, meistern können. Aber es war ein Weg bis dahin und zu Beginn (zumindest für mich) tatsächlich nicht möglich.
Ja, der Weg war auch für uns nicht immer leicht. Die pubertäre Phase stellte uns vor einige Herausforderungen. Hundebegegnungen, Jagdtrieb, King im Ring mit Selbstüberschätzung ...
Eine Trainerin sagte mal zu mir:" Schau auf die Stärken Deines Hundes. Nimm sie an, aber bewerte die nicht. Dann schau auf die Schwächen Deines Hundes, nimm sie an, aber bewerte die nicht. Beides gehört zu Deinem Hund 🥰. Wenn Du anfängst zu bewerten, fängst Du an Dich und Deinen Hund einzugrenzen." Das war bei mir der Schlüssel umzudenken. Das hat uns ganz neue Wege gezeigt, viele Lösungen auf Newtons Stärken zugeschnitten. Keine Grenzen mehr, um Lösungen zu finden. Alles ist möglich. Und genau das ist es, was Du sagst:" Das Ziel, das man verfolgt, klar vor Augen zu haben. Es beeinflusst die Trainingsmaßnahmen." Ich trainiere mit den Stärken von Newton und berücksichtige seine Schwächen.
Sicherlich berücksichtigen ich immer mit, wie Hunde lernen. Sei es über das limbische System (gutes Gefühl), klassische Konditionierung, Situationen, Bilder ...
Ich finde Deinen Instinkt, wie Du mit Neo umgehst, ähnelt unserem Weg sehr.