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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 31. Juli

"Notfall"-Reaktion bei Leinenreaktivität

Guinness ist einigen Rivalen in der Gegend gegenüber gerade eine ziemliche Popoöffnung. In den allermeisten Fällen bemerke ich seine Vorzeichen und hab das dann sehr gut im Griff, da kann ich auch ohne sonderliche Umstände normal weitergehen. Aber manchmal verpenn ich das rechtzeitige Reagieren oder es kommt jemand um ein Eck und dann mutiert er zum Monstrum, incl ganz hässliches, geiferndes Knurren. Da denkst du, der will den Anderen fressen. Ich find das derart GACK!, dass ich Probleme hab, da vernünftig darauf zu reagieren, meist werd ich dann auf Guinness ärgerlich und wir enden in einem Gerangel um Kontrolle. Ich möchte mir jetzt dafür eine Notfall-Reaktion zurechtlegen, um diesem Blödsinn entgegenzusteuern, möchte aber gleich von vorne weg "Nebenwirkungen" möglichst vermeiden - also zB wenn ich G einfach kurz nehmen und stehen bleiben würde, könnte er daraus schließen wenn er steht und geifert, geht der Rivale weg...? Habt ihr vielleicht Vorschläge, was eine sinnvolle Reaktion sein könnte, wenn er bereits ausgelöst hat?
 
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Maren
22. Feb. 13:16
So ergeht es mir auch,alles schon ausprobiert, was hilft,sein Lieblingsspielzeug zum quietschen bringen oder Trockenf suchen,manchmal hilft es bei mir,ich gehe dann schon immer einen a deren Weg,das S i t z hilft leider nicht,wenn er den anderen Hund fixierte.Sein Rivale riecht er schon vom Weiten,wo ich als Halter den Rivale noch nicht mal sehe.
Leider lernte ich Danny erst mit 8 j im TH kennen,das ist mir so in seinen Revier aufgefallen,in Parks ist er anders,die Parks sind weitläufig,da guckt er nur,vom Weiten,aber wird nicht hysterisch,da kann ich auch eine größere Biegung, mit ihm gehen
 
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Dogorama-Mitglied
22. Feb. 16:04
Wie soll ich das denn IN der Situation klären, wenn er da nicht oder nur sehr schwer ansprechbar ist?

Er sagt seine Meinung, ich tanze mit erfolglosen Blockversuchen vor ihm rum, bin in ebenfalls keiner Kommunikation weil er mich nicht hört, hab auch Zug auf der Leine weil er ja reinzieht und kann bestenfalls nach einigem Gerangel und zehn Wiederholungen von Abbruchs- oder Aufmerksamkeitssignal wieder bei ihm andocken.

So lief das jedenfalls bisher wenn ich nicht weggegangen bin.

Das hat mich garnicht überzeugt...Vielleicht stell ich mich aber auch nur richtig blöde an...?
 
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Dogorama-Mitglied
22. Feb. 16:08
Ist bei uns genauso, den Tanz meine ich😂 Dabei bin ich auch schon hingefallen. Im Notfall, also wenn der Andere unverhofft um die Ecke kommt und keine Zeit mehr ist, ihre Aufmerksamkeit zu bekommen,werfe ich eine Handvoll Leckerchen vor ihr auf den Boden. Das hilft, da sie für Essen alles tut.
💃🐕

Leckerlies interessieren Guinness in dem Moment nicht
 
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Dogorama-Mitglied
22. Feb. 16:14
Ja, genau. Ich habe jetzt auch nur von der Situation gesprochen, wenn man schon mitten in der Eskalation steckt. Es gibt 1000 Situationen und man muss für sich den Weg finden und gehen, der zum Ziel führt. Es kommt immer darauf an, was ICH als Endbild haben möchte. Ich finde mich ungern mit der Lösung ab:" Mein Hund muss es nur aushalten können." Ich möchte, dass mein Hund versteht und von sich aus eine Lösung anbietet. Dafür brauche ich aber seinen Lösungsweg bzw. schau mir an, wie ER Konflikte löst. Newton war an der Leine sehr reaktiv in seiner Pubertät. Vorher war alles super. Ich habe alles "Handelsübliche" ausprobiert, aber auf das Naheliegendste bin ich erst gekommen, als ich mir sein Verhalten kurz vor Hundebegegnungen angeschaut habe. Ich habe mich gefragt, warum habe ich sein Schnuppern immer unterbrochen? Genau, wir müssen nach den gesellschaftlichen Vorstellungen vorbildlich dran vorbeigehen. OMG, wie egoistisch von mir. Also habe ich sein Schnuppern nicht mehr unterbunden und siehe da, keine Reaktion mehr an der Leine. Es war SEIN natürliches Verhalten. Sich abwenden und Stress übers Schnuppern abbauen. Das braucht er heute nicht mehr. Dann habe ich mir angeschaut, was er für ein Typ ist, sich ankündigende Konflikte bei anderen Hunden, zu regeln. Er läuft mit weichem Körper zwischen die Streithähne, unterbricht also die Situation und wartet ab, ob das schon ausreicht. Liegt noch immer ein Knistern in der Luft, eröffnet er einen Konflikt mit dem, der den Streit proviziert und maßregelt diesen. Aber nicht mit geplärre, sondern für diesen Hund angemessen. Leichte Warnungen bishin zu passiver Demut zeigen lassen. Was es eben braucht, um den Konflikt der Streithähne zu lösen. Alles passiert IN der Situation. Fühlt er sich nicht verantwortlich, dann bleibt er aus der Situation raus und macht sein Ding. Sein Verhalten bei den beiden Streithähnen habe ich in unsere Erzfeindsituationen übernommen. Situation entspannt unterbrechen, indem ich mich dazwischen stelle. Ihn beobachten, schauen ob das reicht und wenn nicht, dann eröffne ich den Konflikt und fordere seine Aufmerksamkeit ein, aber ohne Druck und schaue dann, was es braucht. Mehr Druck, weniger Druck, braucht es auch mal ein Demutsverhalten ... Ich versuche hier in den Threads immer nur meine Erfahrungen weiterzugeben. Was man daraus macht oder ob es zu einem passt, ist jedem selber überlassen. Vielleicht eröffnet es einen anderen Blickwinkel oder führt eine zündende Idee herbei, oder man findet es blöd, nicht für sich geeignet ...
Ich find es nicht blöd, nur schwer nachvollziehbar...

Wie stell ich mich zwischen Hunde, wenn sich zumindest einer ständig an mir vorbei windet?
 
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Frank
22. Feb. 16:14
Du hast geschrieben, ich hätte etwas nicht erfasst. Ich weiss nicht, welches Stück du meinst. Vielleicht hat deine Mutter auch ein Problem damit, deiner etwas erratischen, nebulösen Kommunikationsweise zu folgen...?
Meine Mutter ( Gott hab' sie selig):
Kann gut sein 😁

Der Rest: Hast du wohl überlesen.
Ich hab geschrieben dasses ich(!)nicht kapiere was du abgesehen von der Notfalllösung vorhast.
Aber ich bin jetzt eh erstmal raus und will auch niemanden mit meinen erratischen Texten weiter überfordern.
Viel Erfolg.
LG 🌻
 
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Dogorama-Mitglied
22. Feb. 16:29
Meine Mutter ( Gott hab' sie selig): Kann gut sein 😁 Der Rest: Hast du wohl überlesen. Ich hab geschrieben dasses ich(!)nicht kapiere was du abgesehen von der Notfalllösung vorhast. Aber ich bin jetzt eh erstmal raus und will auch niemanden mit meinen erratischen Texten weiter überfordern. Viel Erfolg. LG 🌻
Ach so, das hatte sich mir nicht erschlossen...

Ja abgesehen von der Notfalllösung wird eh schon längst Training und Erziehung angewandt. Flexibel und sich verändernd, je nach Situation, je nach aktuellen Themen, je nach unserer Entwicklung, unseren Erkenntnissen, unseren Fehlern und Lernerfolgen.

Das habe ich auch weiterhin vor.
 
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Susa
22. Feb. 19:57
Wie soll ich das denn IN der Situation klären, wenn er da nicht oder nur sehr schwer ansprechbar ist? Er sagt seine Meinung, ich tanze mit erfolglosen Blockversuchen vor ihm rum, bin in ebenfalls keiner Kommunikation weil er mich nicht hört, hab auch Zug auf der Leine weil er ja reinzieht und kann bestenfalls nach einigem Gerangel und zehn Wiederholungen von Abbruchs- oder Aufmerksamkeitssignal wieder bei ihm andocken. So lief das jedenfalls bisher wenn ich nicht weggegangen bin. Das hat mich garnicht überzeugt...Vielleicht stell ich mich aber auch nur richtig blöde an...?
Hab jetzt nicht alles gelesen, aber bei uns funktioniert umdrehen und vom Rüde weggehen auch hundert mal besser als davor stellen und blocken - das endet dann bei mir auch eher in einer Tanzeinlage...

Wenn ich umdrehe, gehe ich aber dicht vor meinem pöbelnden Rüde vorbei um ihm die Sicht zu versperren und ich spreche ihn dann freundlich an mit "komm" oder "Fuß" und oft geht er dann mit mir mit und ich lobe ihn dafür.

Wenn ich einfach umdrehe muss ich ihn pöbelnd hinter mit herziehen... also das kurz "durchs Bild laufen" hilft mir sehr.

Stehen bleiben, blocken, am Geschirr festhalten, Sitz machen lassen etc. funktioniert bei uns alles nicht wirklich. Vorallem hat man manchmal auch solche Kandidaten die mit ihren Hunden auch nicht weiterlaufen (können), weil deren Hunde auch in der Leine hängen und die nicht wissen was sie machen sollen.

Man sieht ja an den Beiträgen hier, dass es vielen Leuten so geht mit ihren Hunden und man sich dafür nicht schämen muss, wenn es eben noch nicht so klappt. Manchmal hatte ich das Gefühl mein Hund ist der einzige "unerzogene" in der Nachbarschaft und das hat mich noch mehr gestresst und die Hundebegegnungen schwerer gemacht.
 
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Babs
22. Feb. 20:40
Finde ich super spannend, Deinen Blickwinkel☺️ Besonders den Impuls der gemeinsamen Situationsbewältigung und den, das Ziel, das man verfolgt, klar vor Augen zu haben. Immerhin beeinflusst dies ja auch die Gestaltung der konkreten Trainingsmaßnahmen. Bei mir stand zu Beginn tatsächlich die Beziehungsgestaltung im Zusammenhang mit Stressmanagement im Fokus. Mein Ziel war es, dass Neo bei hohem Stresslevel (und er geriet völlig außer sich) meine Anwesenheit als entstressend erfährt und ich in meiner Führungsrolle anerkannt und gestärkt werde. Das bedeutete für mich anfangs - solange unsere Beziehung noch nicht stabil war - allerdings ihn auf Abstand zu auslösenden Reizen zu bringen - aber wichtig, wie Du auch geschrieben hast: dabei im Kontakt mit ihm zu bleiben. Meine Idee war, dass ich ihn durch Stresserleben hindurch begleite und ihn in Überforderungssitustionen nicht alleine lasse. Sobald er nach Eskalationen wieder ansprechbar war, unterbreitete ich ihm Angebote zur weiteren Entspannung. Die Angebote basierten tatsächlich auch darauf, was ich durch Beobachtungen über Neo’s Verhalten erfahren habe - was tut er von sich aus, um Stress abzubauen? Wie verhält er sich vor und nach stressigen Situationen? Es ist total hilfreich für ihn, wenn nach Anspannung proaktiv für Entspannung gesorgt wird - eine kurze Freigabe etwa, die er dankbar nutzt, um Stress weiter abzubauen: schütteln, wälzen, kurzes Rennspiel mit wilden Lautäusserungen etc. Er bleibt dabei von sich aus in Kontakt und interagiert mit mir und so blöd es klingt, ich habe dabei immer das Gefühl, dass er sich total verstanden und abgeholt fühlt - was unsere Beziehung stark gefördert hat. Manchmal genügt ihm auch Körperkontakt zur weiteren Beruhigung, denn dadurch, dass er es zigfach erfahren hat, hat er Stressminderung und -bewältigung mit meiner Anwesenheit, Kontakt und Nähe verknüpft. Parallel arbeiten wir daran, dass er sicherer in hündischer Kommunikation wird. Das wirkt sich auch nochmal entspannend auf sein generelles Verhalten - auch an der Leine aus. Mittlerweile eskaliert er einfach nicht mehr derart, dass er völlig aus dem Kontakt fällt und wenn, was wirklich selten ist, sind das kurze Momente. Somit haben wir die Voraussetzungen geschaffen, dass wir Feindbegegnungen auch ohne den Abstand zu vergrößern, meistern können. Aber es war ein Weg bis dahin und zu Beginn (zumindest für mich) tatsächlich nicht möglich.
Ja, der Weg war auch für uns nicht immer leicht. Die pubertäre Phase stellte uns vor einige Herausforderungen. Hundebegegnungen, Jagdtrieb, King im Ring mit Selbstüberschätzung ...
Eine Trainerin sagte mal zu mir:" Schau auf die Stärken Deines Hundes. Nimm sie an, aber bewerte die nicht. Dann schau auf die Schwächen Deines Hundes, nimm sie an, aber bewerte die nicht. Beides gehört zu Deinem Hund 🥰. Wenn Du anfängst zu bewerten, fängst Du an Dich und Deinen Hund einzugrenzen." Das war bei mir der Schlüssel umzudenken. Das hat uns ganz neue Wege gezeigt, viele Lösungen auf Newtons Stärken zugeschnitten. Keine Grenzen mehr, um Lösungen zu finden. Alles ist möglich. Und genau das ist es, was Du sagst:" Das Ziel, das man verfolgt, klar vor Augen zu haben. Es beeinflusst die Trainingsmaßnahmen." Ich trainiere mit den Stärken von Newton und berücksichtige seine Schwächen.

Sicherlich berücksichtigen ich immer mit, wie Hunde lernen. Sei es über das limbische System (gutes Gefühl), klassische Konditionierung, Situationen, Bilder ...

Ich finde Deinen Instinkt, wie Du mit Neo umgehst, ähnelt unserem Weg sehr.
 
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Babs
22. Feb. 20:59
Super😁...das bedingt jedoch auch soziales verhalten des gegenüber was bei uns bei den zwei/drei "problematischen hundebegegnungen" und "überraschungs um die ecke schiessenden" nicht vorhanden ist...deswegen "meiden" wir solche situs und alles ist gut so wie es jetzt ist...rosi spiegelt halt stark und da geht garnix mit in der situ umlenken...bei uns gilt vor ecken: ist rosi entspannt und das sieht man bei ihr sehr gut gehen wir weiter und es is nix...ist sie mächtig am schnuppern und die rute unruhig wir ein anderer weg gewählt...du hast recht...letztendlich ist es bei jedem hund anders und jeder muss es selbst rausfinden👍...mitten in der eskalation gibt es bei uns so gottseidank erstmal nicht mehr...heisst nicht dass es nie wieder passiert...managment ist gefragt...immer😉
👍. Ich denke, dass jeder schauen muss, welcher Weg für seinen Hund der Beste ist. Ich bin auch ein Fan davon, schon im Vorfeld vieles zu regeln und vorausschauende Maßnahmen zu treffen wie bei Dir, Rosi vor Ecken zu Dir zu rufen. Stress braucht keiner und ich empfinde es als wichtig, dem Hund nur so viel zuzumuten, wie er leisten/ertragen kann.
Leider ist das nicht immer möglich und genau für diese Situation braucht man diese Notfallmaßnahme. Und hier definiert sich dann das Ziel. Kommt der Erzfeind jeden Tag vorbei oder nur 1 mal im Jahr? Bei 1 mal im Jahr würde ich Fünfe gerade sein lassen, bei täglichen Begegnungen würde ich dran arbeiten, damit wir einen schönen Spaziergang haben und nicht schon Emotionsgeladen los gehen oder darauf warten, wann die Horrorsituation los geht.
 
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Dogorama-Mitglied
22. Feb. 21:36
Die Geschichte ist schon fast 20 Jahre her, aber für mich meine größte Erkenntnis bzgl Hunden: mein Rüde war die Sorte, die ohne Leine super sozial, mit Leine, aber ein mittelprächtiger Pöbler war. Mit viel Training konnten wir aber schon recht gesittet an anderen Hunden vorbei gehen. Direkt vor unserem Grundstück ist eines morgens eine Dame mit freilaufendem hund vorbei gejoggt. Der Hund lief zwar brav nebenher, hatte aber diese unterschwellig aggressive Haltung, die meiner leider immer noch nicht ertragen konnte und er ist von jetzt auf gleich ausgerastet, wie ich es noch nie erlebt habe. Das die "Dame" sich über uns noch abfällig geäußert hat, hat's nicht besser gemacht, weil ich mich selbst natürlich auch noch geärgert habe.

Die Dame ist dann noch einige Male dort gejoggt, aber so unregelmäßig, dass ich ihr selbst wenn ich anders vom Grundstück gekommen wäre, nicht hätte ausweichen können. Dazu ist sie immer in sehr auffälligen Klamotten gejoggt, so dass der Wiedererkennungswert sehr hoch war und mein Hund irgendwann schon lange vorher ausgerastet ist.

Irgendwann ging's mir mal richtig mies und die Dame kam in Sichtweite. Mir fehlte komplett die Energie mich in irgendeiner Form auch nur ein winziges bisschen aufzuregen und mir war in dem Moment schlicht egal, wie sich mein Hund benimmt.

Mein Hund ist an lockerer Leine, mucksmäuschenstill neben mir hergelaufen und hat mich mindestens so irritiert angeguckt, wie ich ihn.

Einerseits ist es ein scheiß Gefühl, wenn man merkt, dass man selbst die Schuld trägt, aber andererseits ist es ein total gutes Gefühl, weil es viel leichter ist, mich selbst zu ändern und letztendlich doch die Kontrolle über solche Situationen zu haben.