Aber das ist doch die sogenannte Bindungstheorie und nicht die Definition von Bindung als Begriff.
Bindung kann allgemein als andauernde, emotionale Verbundenheit bezeichnet werden.
Diese gibt es auch zwischen gleichberechtigten Erwachsenen (oder Tierpaaren, klassisches Beispiel "lebenslange Bindung" bei Schwänen) und ist nicht zwingend ein Konstrukt, dass sich nur auf das Kind Mutter bzw Fürsorger Versorgter Verhältnis beschränkt, worauf sich Bowlby fokussiert hat.
Andauernde, emotionale Nähe ist auch das Konzept, das in dem verlinkten Baumann Video benutzt wird.
Nur weil man da nicht von der Bowlby Theorie ausgeht, ist es nicht weniger richtig oder gar falsch.
Oder wie Babs sagt, auch sie als Fürsorgende hat eine Bindung zum Hund, nicht nur anders rum.
Bzw wie im Baumann Video erklärt wird, es gibt auch andauernde, emotionale Verbundenheit mit Gegenständen.
Was ein Hundetrainer oder Hundeverhaltenstherapeut mit Bindung meint ist vermutlich nicht unbedingt das gleiche, was ein Kinderpsychologe mit dem Begriff ausdrücken will.
Und Bowbly hat bei der Formulierung seiner Theorie sicher auch nicht bedacht, dass man sein Mutter-Kind Konstrukt 1 zu 1 versucht auf eine Hund-Mensch Beziehung zu übertragen.
Auch wenn sicher einiges trotzdem relevant und anwendbar ist.
Aber das ist doch genau wieder dieser Punkt, dass "Bindung" automatisch als quasi die bessere, engere, tiefere Beziehung missverstanden wird.
Bindung ist aber nicht unbedingt gut, sie kann mit einem unzugänglichen, unzuverlässigen oder missbräuchlichen Bindungspartner auch richtig mies ausfallen.
Und ein Abhängigkeitsaspekt bzw ein den Anderen Brauchen muss doch eigentlich mit involviert sein, sonst ist der definierende Aspekt von besonderem Sicherheits- und Vertrauensbedürfnis einem bestimmten Individuum gegenüber ja wieder raus...?
Die Sache mit der Bindung zu Objekten halte ich für sehr weit hergeholt, da sind wir wenn überhaupt ziemlich tief im Pathologischen, wo der fehlende Interaktionsbeitrag des Objekts durch die Fantasie des Lebewesens ersetzt wird und das Objekt nur als deren Projektionsfläche dient.
Der praxisrelevante Punkt ist, dass es sehr viel mehr bringen kann, die ursprüngliche Definition der verschiedenen Bindungsarten anzugucken und zu verstehen, wodurch sie zustande kommen, als darauf zu hoffen, dass man eine "gute" Bindung bekommt, wenn man das Futter manuell zuführt.
Mir hat's jedenfalls nochmal ziemlich eindringlich verdeutlicht, welche Auswirkungen mein Verhalten auch in kleinen Dingen auf das Vertrauen und Sicherheitsgefühl meines Schützlings/Beziehungspartners "Hund" haben kann.