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Petra
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Anzahl der Antworten 53
zuletzt 5. Nov.

Meine Maus ist ein Leinenpöbler!

Ich habe seit knapp 4 Jahren eine kleine Bulgarin. Wir haben uns gesehen und geliebt. Mir wurde gesagt, sie wäre 2 Jahre alt, die Tierärztin, welche ich sofort aufgesucht hab, versicherte mir jedoch, dass sie allerhöchstens 8 Monate alt wär. Um so besser. Die kleine Frau und ich waren sofort ein Ei und ein Kuchen. Sie war nicht stubenrein, aber das haben wir in drei Tagen geschafft. Zu Hause ist alles gut, sie hört auf's Wort und ist wie ein Deckchen. Wenn wir unterwegs sind, ist es nur schwierig. Sie mag keine Hundemädchen, keine Lastenfahrräder, keine Menschen, die "wallende" Klamotten tragen, dann geht sie ab wie ein Zäpfchen. Mir ist das oft so unangenehm, wenn ich immer diese tollen Menschen mit ihren toll erzogenen Hunden sehe, die mich ganz böse und herablassend ansehen. Wir zwei waren nie in einer Hundeschule, weil die Süße so für mich perfekt ist. Meine Frage...müssen wir in eine Hundeschule, oder soll ich sie lassen wie sie ist?
 
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Daniela
10. Okt. 10:09
Dass Erziehung mal wieder verteufelt wird und wortgewaltig um den heißen Brei drum herum geredet wird - muss man das verstehen? Holt man seinen Hund nicht ab, wenn man ihn erzieht? Lässt man seinen Hund nicht Hund sein, wenn man ihn erzieht? Befreit man seinen Hund nicht vom Stress, wenn man ihn erzieht? Wenn man ihm das normale Leben im Team Mensch-Hund beibringt? Wenn man seinem Hund die Angst vor Alltagsgegenständen und Alltagssituationen nimmt? Wenn man ihn zu einem sicheren Freiläufer trainiert und erzieht? Wer das nicht Erziehung nennen möchte, nun gut. Aber das ist eine Illusion. Auch das ist Teil der Erziehung. Die Ratschläge, die der TE hier gemacht werden sind sicherlich alle gut und richtig. Auch das viele theoretische Wissen. Jedoch bezweifele ich, dass das der TE nun wirklich weiter hilft. Wenn andere Menschen mit oder ohne Hund „böse und herablassend“ blicken, wenn man nach 4 Jahren immernoch einen pöbelnden und in der Leine stehenden Hund hat und diesem täglich begegnet - dann ginge es mir haargenau genauso, dass ich davon mehr als genervt wäre. Da denke ich nicht: „oh wie schön, dass der Hund Hund sein darf“. Und so ein Hund, allein gelassen mit seinem Stress, tut mir einfach nur Leid. Warum sollte ich mir nicht andere Leute mit ihren Hunden zum Vorbild nehmen? Was ist daran schlimm? Was ist schlimm daran, als Ziel zu haben, einen ruhigen, entspannten Hund an seiner Seite zu haben??? Und genau das auf der Straße bei anderen anerkennend wahrzunehmen? Was genau ist daran verwerflich? Mich hätten die hier verächtlich genannten „tollen“ Leute mit ihren „tollen“ Hunden längst motiviert, eben genau diese Hundehalter mal auf meiner täglichen Runde anzusprechen auf ihre toll erzogenen Hunde, wie die Leute das erreicht hätten und ob sie eine Hundeschule oder einen Trainer empfehlen könnten.
 
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Kristina
10. Okt. 10:29
Ich denke das ist ansichts- und/oder auslegungssache. Ich unterscheide zwischen Erziehung (Training, Hilfestellung, Umweltverträglichkeit) und Abrichten (blinder Gehorsam, Dressur). Mein Hund muss in der Gesellschaft auch "funktionieren", ansonsten wird es mMn ein einsames und langweiliges Leben. Klar gibt es Dinge die sie nicht mag oder kann aber das darf (auch für sie) keine Überhand nehmen.
 
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Daniela
10. Okt. 10:49
Ich denke das ist ansichts- und/oder auslegungssache. Ich unterscheide zwischen Erziehung (Training, Hilfestellung, Umweltverträglichkeit) und Abrichten (blinder Gehorsam, Dressur). Mein Hund muss in der Gesellschaft auch "funktionieren", ansonsten wird es mMn ein einsames und langweiliges Leben. Klar gibt es Dinge die sie nicht mag oder kann aber das darf (auch für sie) keine Überhand nehmen.
Pfötchen vergeben mit einer Einschränkung: Ich erwarte auch blinden Gehorsam und von mir aus dressiere ich dazu auch meine Hunde: STOPP ist nichts anderes als ein STOPP. Das muss sitzen, das ist keine Option. Das „down“ kommt noch und ist in Arbeit, aber bei diesen beiden Kommandos lasse ich dann gerne zu, dass wir uns über kompromisslose Dressur unterhalten- zum Wohle des Hundes mMn.
 
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Kristina
10. Okt. 11:37
Pfötchen vergeben mit einer Einschränkung: Ich erwarte auch blinden Gehorsam und von mir aus dressiere ich dazu auch meine Hunde: STOPP ist nichts anderes als ein STOPP. Das muss sitzen, das ist keine Option. Das „down“ kommt noch und ist in Arbeit, aber bei diesen beiden Kommandos lasse ich dann gerne zu, dass wir uns über kompromisslose Dressur unterhalten- zum Wohle des Hundes mMn.
Beim "Stopp" bin ich bei dir ganz klar. Wie gesagt, alles ansichtssache wie man etwas nennt oder was man erreichen möchte. Meine darf zB den Gehweg nicht ohne "ok" von mir verlassen. Ist das Erziehung oder Dressur? KA. Gibt uns aber die Freiheit, dass sie (fast) immer und überall ohne Leine laufen darf (Dorf) obwohl das aus Hundesicht vllt sinnfrei ist...
 
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Carola
10. Okt. 19:37
Wenn ein Hund ständig herumbellen muss dann geht es ihm nicht gut, denn in der Regel bellt er aus Angst oder Unsicherheit. Du hast ja schon viele Tipps bekommen wie du deinem Hund helfen kannst. Es ist natürlich nicht so einfach das nach so langer Zeit mal eben zu ändern. Letztendlich muss es jeder selbst wissen aber manchmal kann ein Trainer, eine Hundeschule oder ein Verein durchaus hilfreich sein. Man kann zu Erziehung, Training(meinetwegen auch Dressur) stehen wie man will aber am Ende ist es für den Hund durchaus hilfreich wenn er mit normalen Umweltsituationen: Fahrräder, Kinder andere Menschen egal was sie anhaben und sonstigen Begegnungen souverän umgehen kann. Der Hund hat weniger Stress und der Halter auch.
 
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Sonja
10. Okt. 22:02
Dass Erziehung mal wieder verteufelt wird und wortgewaltig um den heißen Brei drum herum geredet wird - muss man das verstehen? Holt man seinen Hund nicht ab, wenn man ihn erzieht? Lässt man seinen Hund nicht Hund sein, wenn man ihn erzieht? Befreit man seinen Hund nicht vom Stress, wenn man ihn erzieht? Wenn man ihm das normale Leben im Team Mensch-Hund beibringt? Wenn man seinem Hund die Angst vor Alltagsgegenständen und Alltagssituationen nimmt? Wenn man ihn zu einem sicheren Freiläufer trainiert und erzieht? Wer das nicht Erziehung nennen möchte, nun gut. Aber das ist eine Illusion. Auch das ist Teil der Erziehung. Die Ratschläge, die der TE hier gemacht werden sind sicherlich alle gut und richtig. Auch das viele theoretische Wissen. Jedoch bezweifele ich, dass das der TE nun wirklich weiter hilft. Wenn andere Menschen mit oder ohne Hund „böse und herablassend“ blicken, wenn man nach 4 Jahren immernoch einen pöbelnden und in der Leine stehenden Hund hat und diesem täglich begegnet - dann ginge es mir haargenau genauso, dass ich davon mehr als genervt wäre. Da denke ich nicht: „oh wie schön, dass der Hund Hund sein darf“. Und so ein Hund, allein gelassen mit seinem Stress, tut mir einfach nur Leid. Warum sollte ich mir nicht andere Leute mit ihren Hunden zum Vorbild nehmen? Was ist daran schlimm? Was ist schlimm daran, als Ziel zu haben, einen ruhigen, entspannten Hund an seiner Seite zu haben??? Und genau das auf der Straße bei anderen anerkennend wahrzunehmen? Was genau ist daran verwerflich? Mich hätten die hier verächtlich genannten „tollen“ Leute mit ihren „tollen“ Hunden längst motiviert, eben genau diese Hundehalter mal auf meiner täglichen Runde anzusprechen auf ihre toll erzogenen Hunde, wie die Leute das erreicht hätten und ob sie eine Hundeschule oder einen Trainer empfehlen könnten.
Man soll sich natürlich andere Leute zum Vorbild nehmen. Aber wenn man damit beschäftigt ist, dass es einem unangenehm ist, was der eigene Hund macht, distanziert man sich vom Hund. Und das in einer Situation, in der man sich voll auf den Hund konzentrieren sollte. Wenn man sich in der Situation schlecht fühlt, kann man den Hund nicht ruhig und souverän führen. Die Unehrlichkeit darin würde er sofort spüren. Dann ist es doch besser, die anderen Leute mit ihren Blicken und die eigenen Gefühle, die das auslöst, auszublenden.
 
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Tobias
10. Okt. 23:11
Hi, ich finde es wirklich Gut wieviel gute Ratschläge hier schon gegeben worden sind. Wir haben auch zwei aus dem Tierschutz. Und ja das kann je nach Hund eine echte Herausforderung sein. Durch unseren ängstlichen Großen muss ich immer mehr dazu lernen. Tierschutzhunde sind nun mal oft anders, ihnen fehlt die Wohlfühlgarnitur die bei einer Guten Sozialisierung aufgebaut wird bis hin zur Deprivation. Dazu kommen ggf. noch traumatische Erfahrungen, oder auch „nur“ die Abweichungen von der Wohlfühlgarnitur wenn sich die komplette Umwelt ändert… Ein tolles und vor allem verständliches Buch hab ich gerade gelesen: https://stressfreiimhundealltag.de/ Finde das wirklich Mega toll und es hat noch mal mehr meinen Blick erweitert. Wenn du noch nicht so im Thema bist ist das ein guter Einstieg. Er hat bei mir noch mal den Blick auf Stress und Training verändert. Ich denke es macht Sinn sich damit dem Thema zu nähern… und dann vielleicht einen Trainer oder Verhaltensberater dazu zu ziehen. Dann bist du aber gewappnet und kannst die Vorschläge besser einordnen, bzw die Beine in die Hand nehmen wenn es in die falsche Richtung geht.
 
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Tobias
10. Okt. 23:22
Ach so… vor lauter Begeisterung hab ich vergessen warum ich gerade das empfehle…. Ich kann es aus der Ferne natürlich nicht beurteilen, aber alles das was du schreibst weißt für mich auf eine mangelnde Sozialisierung hin und das bedeutet Stress für den Hund. Da hat dein Hund wahrscheinlich mehr ein Päckchen mit zu tragen als wohlbehütet aufgewachsene Hunde die von Anfang an gefördert wurden. Das heißt nicht das es so bleiben muss und es gibt Wege deinem Hund zu helfen. Aber es gibt da auch Wege die würde ich heute nicht mehr gehen wollen… Reiner Gehorsam wird wahrscheinlich dein Problem nicht lösen oder eher nur an der Oberfläche kratzen. (Damit meine ich nicht das es nicht auch Sinnvoll ist.)
 
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Daniela
11. Okt. 00:25
Man soll sich natürlich andere Leute zum Vorbild nehmen. Aber wenn man damit beschäftigt ist, dass es einem unangenehm ist, was der eigene Hund macht, distanziert man sich vom Hund. Und das in einer Situation, in der man sich voll auf den Hund konzentrieren sollte. Wenn man sich in der Situation schlecht fühlt, kann man den Hund nicht ruhig und souverän führen. Die Unehrlichkeit darin würde er sofort spüren. Dann ist es doch besser, die anderen Leute mit ihren Blicken und die eigenen Gefühle, die das auslöst, auszublenden.
Nee. Da gehe ich nicht mit. 4 Jahre. Seit 4 Jahren pöbelt der Hund die Hälfte aller Hunde an, nämlich Hündinnen. Dazu Lastenfahrräder. Menschen mit wehender Kleidung. 4 Jahre hat der Hund Stress. 4 Jahre wird das Problem nicht angegangen. Und sogar von „der Süßen, die perfekt ist“ gesprochen. Das ist die ganz sicher, mindestens süß. Und vielleicht auch perfekt. Aber mit einem gewaltigen Problem. Und es ist einfach unfair, sie so lange schon damit alleine zu lassen. Da sollten jetzt endlich mal die Augen auf gemacht werden und entsprechend gehandelt werden. Nicht der Hund bzw. das Verhalten des Hundes sollte einem unangenehm sein, sondern das eigene Verhalten bzw. das „nicht sehen wollen“. Die Fragestellung geht mMn viel zu sehr in die Richtung, dass die favorisierte Antwort der Leserschaft lauten sollte „scho recht!“ ….
 
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Joe
11. Okt. 02:57
Liebe Sylvi, danke für deine liebe Antwort. Deine Emmi ist ja wohl auch ein Sonnenscheinchen. Wenn ich für Crissy ein Problem kommen sehe, nehme ich sie kurz und oft klappt es, aber nicht immer. Ich bin z.B. jeden Tag mit ihr im Auwald (wohne in Leipzig) unterwegs. Oft treffen wir eine ältere Dame, welche einen etwas längeren Mantel trägt. Die Frau macht gar nichts, aber Crissy eskaliert immer, schon wenn sie sie von weitem sieht. Natürlich bin ich Schuld, ich muss meinen Hund erziehen usw. Aber kann es nicht sein, dass einfach die Chemie nicht stimmt? Gibt es doch bei uns auch, oder?
Selbst wenn eine ominöse "Chemie", was auch immer das sein soll, nicht stimmen sollte, wäre es deine Verantwortung, an erträglichem Umgang mit dem Problem zu arbeiten und deinem Hund und der Umwelt den Stress so weit wie möglich zu reduzieren. Kannst du zB zu der Dame erstmal grösseren Abstand halten? Man muss vorausschauend handeln und den Hund schon "abfangen" bevor er eskaliert. Einerseits Abstand ermöglichen, ausreichend ausweichen und andererseits loben und belohnen BEVOR sie ausrastet. Zu Beginn alles alternative Verhalten loben und belohnen, das erträglicher und weniger stressig ist als das Ausrasten, auch wenn es nicht perfekt ist. Also zB auch Knurren oder ein bisschen Ziehen belohnen, weil immer noch besser als hysterisch Bellen.