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Tom
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Anzahl der Antworten 66
zuletzt 22. März

Hund hört einfach nicht mehr

Ich bin etwas ratlos, wie der Titel schon sagt. Meine Brendy war zwar nie so 100% top abrufbar immer und in jeder Situation und nachts mit Beleuchtung, aber ich war soweit ganz zufrieden damit. Seit einiger Zeit wird es allerdings massiv schlechter, viel zu oft habe ich das Gefühl, dass es ihr einfach schei**egal ist, ob sie gerufen wird. Zu Hause und im Hof is alles nach wie vor echt top, da reicht wirklich ne kleine Geste oder ein Handzeichen aus und sie weiß was zu tun ist und macht das auch. Draußen muss es gar nicht mal die riesen Ablenkung sein. Wenn da n Apfel vom letzten Jahr liegt, n Mauseloch oder sie grad einfach keinen Bock hat, zu hören, dann läßt sie es einfach. Das nervt echt, weil wir darüber schon hinaus waren. Ich brauche jetzt nicht unbedingt allgemeingültige Tipps zum Rückruf Training. Vielmehr interessiert mich eure Meinung dazu: Was könnte da der Auslöser sein und kriege ich es in den Griff, ohne wieder ganz von vorne anzufangen mit Schleppleine und Leckerlis? Sie ist jetzt 4, seit 3 Jahren bei uns. War grad läufig, da wars bisher immer nicht ganz so dolle, aber diesmal wird es nach der Läufigkeit auch wochenlang nicht besser. Neben Lösungen würde mich natürlich interessieren, an welchem Punkt ich was falsch gemacht habe.
 
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Dogorama-Mitglied
17. März 17:42
Wieder mal danke, aber ich persönlich würde hier in diesem Thread lieber mit meiner eigentlichen Frage weiter kommen als über Begrifflichkeiten zu diskutieren. Vielleicht fände sich woanders ein geeigneterer Ort, wo man das tiefer klären kann?
Sehr gerne. Danke dir auf jeden Fall für deinen sachlichen Umgang damit. Da erlebt man in einigen Foren durchaus was Anderes.
Bin nur darauf eingegangen, da es hier ja auf einmal ums Clickertraining ging. Und wenn du das (richtig) anfangen willst, wirst du um das theoretische Wissen dazu halt nicht herumkommen.

Wie gesagt, ich würde, bevor ich meinem Hund unterstelle, nur stur o.ä. zu sein, immer das Gesundheitliche klären! Bisher scheint es ja - zumindest einigermaßen gut geklappt zu haben. Wieso sollte die Bindung/Respekt was auch immer auf einmal anders sein?

Ansonsten hört sich das für mich nach Langeweile an. (Wobei ich für mich ein Mausleoch auch nicht als geringe Ablenkung einstufe). Wie oft geht ihr denn neue Wege? Was unternehmt ihr zusammen, gerade was den Kopf angeht. Wo wir wieder beim Thema wären: Bindung, Liebe, Respekt (wie man es auch nennen mag) reicht halt auf Dauer nicht aus, damit der Hund kommt. Vor allem.in Gebieten, wo jeder Grashalm bekannt ist. Irgendwie muss es sich schon lohnen. Allein mit Streicheleinheiten wird das bei den meisten Hunden nix. Aber das willst du ja nicht hören, da "Dressur". :-)

Ich gehe da prinzipiell konform mit Sandra. wir machen das ähnlich. Da wäre es halt gut zu wissen, welche Teile der Jagdkette ihr besonders Spaß machen. Bei uns sind das Fixieren und Hetzen. Fixieren gibt es bei uns direkt am Wild bzw..am Gebüsch (fällt bei euch weg, da es ohne Clicker schwierig ist, das gezielt zu verstärken) und das Hetzen. Ist bei uns Leckerlis jagen (meist größere Teile), da spielzeug nicht gut ankommt. Futterbeutel.und suchen machen wir auch, kommt halt drauf an, ob sie da wirklich Bock drauf hat. Das müsstest du ausprobieren. Meine macht es, weils was dafür gibt, ihre Passion ist klar das Hetzen. Auch Buddeln kann man gezielt als Beschäftigung einsetzen. Gemeinsames Rennen, kann man auch mit Unterordnung verknüpfen. Beim Radfahren würde ich halt bedenken, dass der Hund irgendwanm immer mehr Kondition aufbaut und dann auch immer mehr Training braucht. Und wäre jetzt auch nicht das erste, woran ich beim Thema Bindung denken würde. Waldagility. Aber unterm Strich geht halt alles in Richtung "Belohnen und Bedürfnisse befriedigen", was du ja nach eigenen Angaben ablehnst, da der Hund dir aus Respekt und Liebe zu dir als Person gehorchen soll.
 
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Dogorama-Mitglied
17. März 19:07
Ich glaube du verstehst was falsch mit dem Klickern. Sobald das Kommando sitzt wird der Klicker wieder abgebaut. Das hat so garnichts mit Dressur zu tun. Es ist nur ein Hilfsmittel zum erlernen von Kommandos und wenn das Kommando (egal welches) sitzt, dann wird der Klicker abgebaut und nur das Kommando bleibt. Ist also nichts anderes und eigentlich nur eine emotionslose Motivation, um ein neues Kommando einzuüben. Und natürlich überwiegt bei mir die klassische Bindungsarbeit, wie ich ja zwecks meiner Gassirunden auch beschrieben hatte.
Ergänzend kann man sagen der Klicker ist meist genauer und gezielter. Du kannst in der Sekunde reagieren. Das ist mit Stimme schwieriger.
 
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Dogorama-Mitglied
17. März 19:13
Ohh, hier wird ja einiges durcheinander geworfen: 1. Klassische vs. operante Konditionierung: Der Clicker bzw. das Markerwort werden klassisch konditioniert, sprich es gibt einen Reiz und daraufhin folgt die Belohnung (Futter, Spiel, whatever). Und zwar IMMER. Auch wenn ich mal aus Versehen clicker. Der Hund lernt also "click = Belohnung, wodurch ich viel punktgenauer belohnen kann, auch Verhaltensweisen wie z.B. das Vorstehen am Wild (die Belohnung ist dann das weitere Beobachten), die der Hund von sich auszeigt. Aber auch Sachen wie Sitz auf die Entfernung. (Solange der Click im richtigen Moment kommt, ist es egal, wenn du erst später belohnen kannst). Gleichzeitig löst der Clicker automatisch positive Emotionen aus, ohne dass der Hund das beeinflussen kann. Das kann man sich z.B. in schwierigen Hundebegegnungen zunutze machen, wo der Hund eigentlich nicht mehr ansprechbar ist. ABER: Verhalten dass ich mit dem Clicker aufbaue (Sitz etc.) ist NICHT klassisch konditioniert. Denn der Hund zeigt ein Verhalten, dann folgt eine bestimmte (hier positive) Konsequenz. Damit bin ich automatisch in der OPERANTEN Konditionierung. 2. Belohnungen: Eine Belohnung muss nicht automatisch Futter sein, sondern kann alles sein, was der Hund gerade.möchte bzw. was seiner Motivation entspricht. Auch Freilauf, zu anderen Hunden hingehen, schnüffeln, buddeln, durch die Tür gehen sind Belohnungen. @Tom: was machst DU denn, wenn du die Haustür aufmachst und dein Hund stürmt raus? Richtig, du wirst warten, bis Hund sich ruhig verhält und ERST DANN gehts durch die Tür. Das durch die Tür gehen wird also zum Verstärker des.gewünschten Verhaltens (ruhig warten). Damit bist du im Bereich der operanten Kontionierung und hast, nach deiner eigenen Definition, deinen Hund "dressiert". Ich würde nur in dieser Situation zusätzlich clickern oder markern, um meinem Hund zu sagen, für welches Verhalten genau denn die Tür nun aufgeht. Kontitionierung finde nicht nur dann statt, wenn wir es bewusst planen und so nennen ^^ 3. Belohnungen abbauen und variable Bestätigung: Belohnungen kann man nicht nur variieren (Art der Belohnung), sondern man geht sehr schnell in eine andere Belohnungsfrequenz über, irgendwann wird das Ganze variabel. Wie Sandra schon schrieb,.es gibt dann nicht mehr für jedes ausgeführte Verhalten einen Click (die Belohnung nach dem Click wird immer beibehalten, ich reduziere dann nur die Clicks!), sondern nur noch ab und zu bzw zunächst mal nur noch unter sehr großer Ablenkung oder besonders guter Ausführung. Irgendwann belohne ich nur noch variabel, also es gibt nur noch ab und an eine Belohnung. Dadurch wird das Verhalten meist noch intensiver gezeigt (ein bisschen wie beim Glücksspiel). Bei mir gibt es zum Beispiel vor jedem Freilauf eine kleine Trainingssequenz. Dann kommt ein Click und die Belohnung ist unser "Lauf". 4. Strafe und Belohnung: Strafe (und zwar positive Strafe) funktioniert nur dann, wenn sie IMMER unmittelbar nach einem bestimmten Verhalten erfolgt... Und zwar immer in genau der richtigem Intensität. In der Praxis passiert jedoch genau das Gegenteil: Hund hört nicht: Unfreundliches nein. Nichts passiert. Leinenruck. Nichts passiert: Heftigerer Leinenruck. Das Vorgehen ist also genau andersrum als es sein müsste (Strafe wird immer stärker). Aus diesem Grund (unter anderem) verzichten viele Hundetrainer eben auf positive Strafe: Sie ist einfach sehr schwer richtig einzusetzen. Will ich meinen Hund also körpersprachlich einschränken, muss ich das IMMER tun und zwar immer in genau der richtigen Intensität, die meinen Hund zwar beeindruckt, aber.nicht übertrieben verängstigt. Meine Windhündin (!) macht da dicht, zumindest was das Blocken an der Leine angeht (machen ja auch viele). Fakt ist aber: Auch hier bildet der Hund eine Verknüpfung (Stichwort: Konditionierung): Wenn ich mich nicht setze, werde ich körpersprachlich eingeengt. Das ist unangenehm, also setze ich mich gleich. Auch wenn sich für viele Begriffe wie "Respekt" oder "Rudelführer" da- aus welchen Gründen auch immer- besonders toll anhören mögen: Das Prinzip bleibt das Gleiche. Hunde sind Opportunisten (Menschen übrigens auch) und tun das (oder nicht), was sich für sie lohnt (oder eben nicht lohnt). Klar, kann ich mich unterwegs verstecken, wenn mein Hund nicht aufpasst. Wenn er eine einigermaßen gute Bindung hat, wird er mich suchen und eventuell Angst bekommen. BindungsARBEIT ist das trotzdem nicht. Vielmehr nutze ich eine negative Strafe (Nähe und Sicherheit werden dem Hund entzogen) bzw. Verlustangst kommt hinzu (positive Strafe), damit der Hund ein bestimmtes Verhalten unterlässt (mich ignorieren). Das ist genauso "Dressur" wie wenn ich meinen Hund für freiwilligen Blickkontakt belohnen würde, nur dass wir uns hier lerntheoretisch in einem anderen Quadranten bewegen. :-)
Also positive Strafe habe ich anders gelernt.
Einfach gesagt, um ein unerwünschtes Verhalten zu reduzieren/ umzulenken nehme ich etwas aus der Sache.
Bei uns zb. Ball in der Hand, Hund bellt fordernd. Ball wird wieder eingepackt.
Erfolgt kein Bellen wird geworfen.
 
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Dogorama-Mitglied
17. März 21:23
Also positive Strafe habe ich anders gelernt. Einfach gesagt, um ein unerwünschtes Verhalten zu reduzieren/ umzulenken nehme ich etwas aus der Sache. Bei uns zb. Ball in der Hand, Hund bellt fordernd. Ball wird wieder eingepackt. Erfolgt kein Bellen wird geworfen.
Das ist negative Strafe (etwas positives, hier der Ball, wird weggenommen) in Kombination mit positiver Verstärkung (etwas Gutes wird hinzugefügt). negativ und positiv ist dabei nicht wertend, sondern steht für + und -.
 
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Dogorama-Mitglied
17. März 21:27
Ergänzend kann man sagen der Klicker ist meist genauer und gezielter. Du kannst in der Sekunde reagieren. Das ist mit Stimme schwieriger.
Und er ist vor allen Dingen emotionslos. sticht aus den Alltagsgeräuschen hervor. Ähnlich wie die Pfeife. Ich nutze trotzdem gerne beides, Klicker und Markerwort, da ich den Klicker oft vergesse und gerne die Hände frei habe. Aber auch das Markerwort ist nicht mit einem Lob gleichzusetzen. (Das kann danach immer noch kommen als Form der Belohnung). Es ist wie eine Kamera. Man fängt den Moment ein, der einem gut gefällt. Den Vergleich finde ich sehr passend.
 
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Sabine
17. März 21:42
Hatte ich auch gedacht und gehofft. Bisher wurde es nach 3-4 Wochen wieder besser, diesmal wird es immer schlimmer
Wie sagt der Rütter immer, du musst wieder interessant für deinen Hund werden . Ich würde das Futter kassieren und nur noch draußen auf der Gassirunde zur Belohnung geben. Schleppleine ranhängen. Rufen. Hund kommt nicht, leicht auffordern. Hund kommt belohnen mit Futter. Vlt ein lieblingsspielzeug mit einbinden. Viel Erfolg
 
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Tom
18. März 09:03
Prima, dass es wieder um die eigentliche Frage geht, nachdem ich wohl selbst meinen eigenen Thread gesprengt habe...
Noch ne Zusatzinfo, die wahrscheinlich interessant bzw relevant ist, mit der ich aber nicht wirklich was anfangen kann:
Früher hat sie in guter Windhund-Sichtjäger Manier ständig den Horizont gescannt. Inzwischen ist die Nase nur noch am Boden und zwar auch in jeder Gegend. Man käme quasi nicht mehr vorwärts, wenn ich sie alles abschnuppern ließe, was sie will.
Man könnte meinen, dass sie gerade ganz frisch bemerkt hat, dass sie eine Nase besitzt...

Ich werde mich wohl nochmal genauer ins Thema "Abschluss der Adoleszens" einlesen müssen. Da sie insgesamt eher ein Spätentwickler ist, käme das zeitlich ganz gut hin
 
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Dogorama-Mitglied
18. März 09:29
Prima, dass es wieder um die eigentliche Frage geht, nachdem ich wohl selbst meinen eigenen Thread gesprengt habe... Noch ne Zusatzinfo, die wahrscheinlich interessant bzw relevant ist, mit der ich aber nicht wirklich was anfangen kann: Früher hat sie in guter Windhund-Sichtjäger Manier ständig den Horizont gescannt. Inzwischen ist die Nase nur noch am Boden und zwar auch in jeder Gegend. Man käme quasi nicht mehr vorwärts, wenn ich sie alles abschnuppern ließe, was sie will. Man könnte meinen, dass sie gerade ganz frisch bemerkt hat, dass sie eine Nase besitzt... Ich werde mich wohl nochmal genauer ins Thema "Abschluss der Adoleszens" einlesen müssen. Da sie insgesamt eher ein Spätentwickler ist, käme das zeitlich ganz gut hin
Na dann weißt du ja zumindest, wie du sie gut auslasten kannst (Nasenarbeit).. Ich finde das beim Scannen/Hetzen deutlich schwieriger :-)
 
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Dogorama-Mitglied
18. März 09:53
Weil sie vielleicht einfach schlechter hört....muß ja nicht sein das man nur im Alter schlechter hört
 
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Sandra
18. März 11:05
Vielleicht etwas weit her geholt, aber im März beginnt die Wurfzeit der Feldmäuse. Vielleicht ein kleiner Ansatz des Problems?! Chico buddelt auch grad wieder stärker auf den Feldern und alles auf dem Boden ist interessanter als Frauchen 😔 Chico war leider noch nie TOP abrufbar, aber wir hatten im Winter die 80% Marke geknackt. Jetzt ist es wieder schlechter.
Oder ist das schon länger so bei ihr und sucht sie den Horizont garnicht mehr ab?