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Kirsten
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zuletzt 25. Okt.

Häufigere Attacken auf unsichere Hunde

Bei Spaziergängen habe ich nun auch schon mehrere Male Besitzer getroffen, deren Hunde deutlich öfter angegriffen werden, obwohl sie auf allen Kanälen senden, dass sie keine Gefahr sind und doch lieber unsichtbar wären. Wenige Male ist das während meiner Anwesenheit passiert und nicht immer konnte ich den Grund nachvollziehen. Mich interessiert, wo dieses Verhalten herkommt. Mir geht es hier nicht um Erziehung oder bestimmte (Qual-)zuchtmerkmale (wie Brachys, z.B.), deren äußere Merkmale eine schlechte Kommunikation begünstigt, sondern um Hunde mit durchschnittlichem Kopf und normaler Rute. Vielleicht kennt ihr ja tolle Literatur, die sich mit dem Thema befasst oder könnt mitreden, weil ihr einen solchen Hund besitzt, oder vielleicht auch einen, der sich gerne diese Art von Hund herauspickt. Was glaubt ihr, warum gerade diese Hunde häufiger zum Opfer werden? Was bewegt Hunde aggressiv auf deeskalierendes Verhalten zu reagieren? Können da auch gesundheitliche Ursachen hereinspielen, bzw. welche Erfahrungswerte habt ihr diesbezüglich? Hattet ihr vielleicht sogar einen Hund, der erfolgreich aus der Opferrolle herausgewachsen ist? Bitte bleibt fair und freundlich miteinander, ich habe ein hohes Interesse daran, dass übergriffige und respektlose Kommentare gegenüber Forumsmitgliedern entsprechend moderiert werden 😉 Edit: Mir geht es im Kern gar nicht so sehr um den stark eingegrenzten Begriff des Mobbings, sondern warum ein unsicherer Hundetyp scheinbar häufiger attackiert wird, als andere Hunde.
 
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Johanna
16. Okt. 11:00
Ich würde da aber auch nicht alles unter mobben sondern eher auch der natürlichen Kommunikation zuordnen. Mobben ist schon ein gezieltes drauf auf den schwächeren weil man es kann. Gerade wenn Läufigkeiten unter Hündinnen ein Thema ist hat das weniger mit mobbing zu tun.
Natürliche Kommunikation ja, aber übertrieben und sehr auf den potentiell schwächeren gemünzt.

Ein entspannter kastrierter rüde interessiert sie weniger. Einer der nach außen auf dicke Hose macht, aber schon. Meistens sind das dann aber auch die, die das nach außen zeigen um damit ihre Unsicherheit (oder was auch immer) zu überspielen und ganz schnell einknicken.

Bei läufigen Hündinnen genauso, sie fängt an die zu jagen, ihnen konsequent Ressourcen ab zu nehmen/zu beanspruchen etc. (Grenzen testen, ausprobieren, ob man das machen kann)
Also nochmal anders, als andere Hündinnen die ich kenne evtl. darauf reagieren.
Auch sind es nicht alle läufigen Hündinnen
 
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Lisa-Eileen
16. Okt. 11:17
Ich hab so ein Opfer Hund, ich hab nun mittlerweile gelernt Hunde gut zu lesen und entsprechend zu deuten ob das was gutes werden kann oder nicht und lasse ihn mit schlechten Hunden halt garnicht erst zusammen.
Rocket hat halt auch die Spondylose, damals wusste ich das noch nicht.
Später als ich es dann wusste hab ich mir gedacht das es vielleicht auch daran liegen kann, Rudelfremde Hunde sind ja schließlich Rivalen oder gar Feinde für den eigenen Hund und da ist es eben natürlich andere eben platt zu machen oder so.
Hunde die krank oder verletzt sind sind da natürlich erstrecht ein gefundenes Fressen.
Ob ein Hund sowas macht hängt natürlich von der Erziehung und Sozialisation und warscheinlich auch dem Charakter des Hundes ab.
Meistens erkennen Besitzer der Mobbing Hunde (grad auf Freilaufplätzen) leider nicht das ihr Hund nicht spielt und grad total asozial und übergriffig dem/ den anderen gegenüber ist und so kriegt dieser Hund halt nie beigebracht das so ein Verhalten nicht ok ist und macht das halt immer weiter.
Manche Hunde haben einfach Bock drauf und wieder andere haben es halt nie anders gelernt und sind einfach unsouverän.
Oft hab ichs selbst mitbekommen aber auch von anderen gehört das grad Windhunde da so extrem sein sollen das die andere Hunde mobben.
Ist mir damals auch schon passiert, die Besitzerin tat leider nix, aber n anderer Hund den wir getroffen haben und mit dem wir unterwegs waren spielte dann Bodyguard und hat Rocket vor den Windhunden beschützt.
Musste dir mal ausdenken, n Border der die eigentlich easy platt machen könnte wenn er wollte wurd von nem kleinen Dackel beschützt.
Sah schon sehr ... speziell aus.😅
Wie gesagt, höfliches und souveränes Verhalten muss halt erstmal gelernt werden und wenn n Hund das halt nicht gelernt hat neigen einige zum Mobben.
 
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Dogorama-Mitglied
16. Okt. 11:35
Super spannendes Thema, was du da eröffnet hast. ☺️ Selber miterlebt habe ich es einmal, als meine Hündin dazwischen gegangen ist, wie ein Rüde eine ängstliche Hündin immer wieder bedrängt hat.

Ich habe mal geschaut was ich an Studien dazu auf die Schnelle finden kann:

https://www.nature.com/articles/s41598-021-88793-5
Diese Studie zeigt, dass das aggressive Verhalten von Hunden durch eine Kombination von demografischen, umweltbedingten und verhaltensbezogenen Faktoren beeinflusst wird. Unsicheres oder defensives Verhalten erhöht die Wahrscheinlichkeit von Missverständnissen in der Interaktion mit anderen Hunden. Solche Missverständnisse können dazu führen, dass andere Hunde das unsichere Verhalten fehlinterpretieren, was in bestimmten Kontexten zu aggressiven Reaktionen dieser anderen Hunde führen kann. Es gibt dabei keine automatische Reaktion, da das Verhalten stark von der Situation abhängt.

Grenzen:
Es wurden Fragebögen verwendet, was subjektive Verzerrungen beinhalten kann. Zudem stellt die Studie Assoziationen, aber keine kausalen Zusammenhänge zwischen den Faktoren und dem aggressiven Verhalten her.

https://psycnet.apa.org/record/2012-24486-007
Diese Studie zeigt, dass Hunde, die in ihrer Welpenzeit nicht ausreichend sozialisiert wurden, Schwierigkeiten haben, die Signale anderer Hunde richtig zu interpretieren. Diese Unsicherheiten führen oft zu Missverständnissen, was jedoch nicht zwangsläufig Aggressionen zur Folge hat. Andere Hunde reagieren oft mit Zurückhaltung oder Ignoranz, es sei denn, es gibt zusätzliche Faktoren, die Aggressionen begünstigen.

Grenzen: Es fehlen Langzeitbeobachtungen, und die sozialen Variablen, wie der Einfluss von Haltern oder anderen Hunden in der Umgebung, werden nicht vollständig untersucht.

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29021768/
Diese Studie zeigt, dass Hunde mit einer Vorgeschichte von Aggression gegenüber anderen Hunden höhere Gesamt-Vasopressinspiegel (AVP) aufwiesen. Oxytocin hingegen war bei Hunden mit ruhigerem und sozialem Verhalten höher. Vasopressin wird mit erhöhter Stressantwort und Aggression in Verbindung gebracht. Die Ergebnisse legen nahe, dass aggressive Hunde möglicherweise eine langfristig höhere Aktivität im Vasopressinsystem haben, was sie anfälliger für aggressives Verhalten macht.

Grenzen: Die Studie konzentriert sich auf hormonelle Einflüsse, lässt jedoch Umweltfaktoren und Erziehungspraktiken außer Acht. Da die Messungen in einem Laborumfeld durchgeführt wurden, könnte es Einschränkungen bei der Übertragbarkeit auf den Alltag geben.
 
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Ina
16. Okt. 11:55
Super spannendes Thema, was du da eröffnet hast. ☺️ Selber miterlebt habe ich es einmal, als meine Hündin dazwischen gegangen ist, wie ein Rüde eine ängstliche Hündin immer wieder bedrängt hat. Ich habe mal geschaut was ich an Studien dazu auf die Schnelle finden kann: https://www.nature.com/articles/s41598-021-88793-5 Diese Studie zeigt, dass das aggressive Verhalten von Hunden durch eine Kombination von demografischen, umweltbedingten und verhaltensbezogenen Faktoren beeinflusst wird. Unsicheres oder defensives Verhalten erhöht die Wahrscheinlichkeit von Missverständnissen in der Interaktion mit anderen Hunden. Solche Missverständnisse können dazu führen, dass andere Hunde das unsichere Verhalten fehlinterpretieren, was in bestimmten Kontexten zu aggressiven Reaktionen dieser anderen Hunde führen kann. Es gibt dabei keine automatische Reaktion, da das Verhalten stark von der Situation abhängt. Grenzen: Es wurden Fragebögen verwendet, was subjektive Verzerrungen beinhalten kann. Zudem stellt die Studie Assoziationen, aber keine kausalen Zusammenhänge zwischen den Faktoren und dem aggressiven Verhalten her. https://psycnet.apa.org/record/2012-24486-007 Diese Studie zeigt, dass Hunde, die in ihrer Welpenzeit nicht ausreichend sozialisiert wurden, Schwierigkeiten haben, die Signale anderer Hunde richtig zu interpretieren. Diese Unsicherheiten führen oft zu Missverständnissen, was jedoch nicht zwangsläufig Aggressionen zur Folge hat. Andere Hunde reagieren oft mit Zurückhaltung oder Ignoranz, es sei denn, es gibt zusätzliche Faktoren, die Aggressionen begünstigen. Grenzen: Es fehlen Langzeitbeobachtungen, und die sozialen Variablen, wie der Einfluss von Haltern oder anderen Hunden in der Umgebung, werden nicht vollständig untersucht. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29021768/ Diese Studie zeigt, dass Hunde mit einer Vorgeschichte von Aggression gegenüber anderen Hunden höhere Gesamt-Vasopressinspiegel (AVP) aufwiesen. Oxytocin hingegen war bei Hunden mit ruhigerem und sozialem Verhalten höher. Vasopressin wird mit erhöhter Stressantwort und Aggression in Verbindung gebracht. Die Ergebnisse legen nahe, dass aggressive Hunde möglicherweise eine langfristig höhere Aktivität im Vasopressinsystem haben, was sie anfälliger für aggressives Verhalten macht. Grenzen: Die Studie konzentriert sich auf hormonelle Einflüsse, lässt jedoch Umweltfaktoren und Erziehungspraktiken außer Acht. Da die Messungen in einem Laborumfeld durchgeführt wurden, könnte es Einschränkungen bei der Übertragbarkeit auf den Alltag geben.
Das ist absolut spannend! Ich hatte das Glück mit einem meiner Hunde einmal an einem Seminar teilnehmen zu können, dort wurde das unterschiedliche Verhalten in verschiedenen Konstellationen Rüde /Hündin, Rüde /Rüde.... Zweier oder größere Gruppe genau beobachtet und "analysiert"..... Seminarleiterin war eine Tierverhaltenstherapeutin.... Das war so interessant und hat mir einen ganz neuen Blick eröffnet auf das Verhalten meines und auch anderer Hunde in den unterschiedlichen Situationen.....
Mich hat das sehr beeindruckt und einen nachhaltigen Einfluß auf meinen Umgang mit meinen Hunden....
Oft wird das Verhalten des Hundes völlig fehlinterpretiert und löst dadurch weitere Konflikte aus.....
Ein schier unerschöpfliches Thema....
 
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Andreas
16. Okt. 12:16
Danke für das spannende Thema..
Leider identifiziert mein Rocky "seine Opfer" recht schnell.

Ich kann nur von meinen persönlichen Erfahrungen und Eindrücken berichten und schließe daraus keinesfalls auf andere oder gar alle Hunde.

Rocky ist ein selbstbewusster, intakter, fast 4 Jahre alter Schäfimix.

..jault ihn ein Hund an und verhält sich das Herrchen ggf dazu unsicher oder auch drohnend meinem Hund gegenüber, so reagiert er aggressiv.. Ich greife dann ein und übernehme.
Springt ihn ein Hund an oder nähert sich ein Hund forsch, so genießt er die Situation und wir hatten bisher dann immer wertvolle Hundebegegnungen.

Mir sagte mal ein sehr erfahrener Hundetrainer, dass mein Rocky der Typ Polizist sei..
Ein anderer Trainer sagte.. "Rocky erkennt Schwäche und reagiert darauf ungehalten.."

Letztendlich weiß ich nicht exakt, warum er so handelt.. mein Fokus liegt also auf dem intensiven Steuern von Hundekontakten, dem Erkennen von "Angsthunden" und/ oder unsicheren Herrchen und somit dem Vermeiden von gefährlichen Situationen.
 
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* ᴀʟᴇxᴀꜱ ꜱᴄʜɴᴀᴜᴢᴇʀᴛʀᴜᴘᴘ
16. Okt. 12:27
Bei meiner großen haben meistens Rüden Probleme mit.
Hündinnen noch nie erlebt.
Ich denke es hat mit ihrer Körpersprache zu tun. Ich stolziert wie ein Pfau und ich denke da haben Rüden meist ein Ego Problem mit 🤣😅
 
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Kirsten
16. Okt. 12:56
Bei meiner großen haben meistens Rüden Probleme mit. Hündinnen noch nie erlebt. Ich denke es hat mit ihrer Körpersprache zu tun. Ich stolziert wie ein Pfau und ich denke da haben Rüden meist ein Ego Problem mit 🤣😅
Okay, wenn du sagst, sie spaziert wie ein Pfau, siehst du sie eher in der Opfer oder Täterrolle?
Ich glaube, ich verstehe den Bezug zum Thema nicht ganz, vielleicht magst du ja den Zusammenhang nochmal detaillierter beschreiben.
 
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* ᴀʟᴇxᴀꜱ ꜱᴄʜɴᴀᴜᴢᴇʀᴛʀᴜᴘᴘ
16. Okt. 13:00
Okay, wenn du sagst, sie spaziert wie ein Pfau, siehst du sie eher in der Opfer oder Täterrolle? Ich glaube, ich verstehe den Bezug zum Thema nicht ganz, vielleicht magst du ja den Zusammenhang nochmal detaillierter beschreiben.
Das war darauf bezogen, dass es wohl daran liegt wie ein Hund sich gibt. Wenn er allgemein eher unsicher Auftritt, dann kann er als Mobbingopfer wahrgenommen werden umgekehrt das stolzieren als Dominanz.
Ich sehe sie weder als Opfer noch als Täter.
 
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Andreas
16. Okt. 13:24
Das war darauf bezogen, dass es wohl daran liegt wie ein Hund sich gibt. Wenn er allgemein eher unsicher Auftritt, dann kann er als Mobbingopfer wahrgenommen werden umgekehrt das stolzieren als Dominanz. Ich sehe sie weder als Opfer noch als Täter.
ja...ist schon interessant, wie individuell unsere Schätze doch sind.
Rockys "beste Freundin" ist eine gut einjährige Rodesian/ Bordeauxdogge..usw Mixdame, die keine Zurückhaltung kennt. Sie wiegt bereits 35 kg, hat Rockys Größe und genießt den Kontakt mit ihm. Auch sie verhält sich wie ein Pfau 😘. Es ist schön den Beiden zuzuschauen und die Dame lernt gut von Rocky, sich auch mal zurückzunehmen bzw sich nicht so weit vom Rudel zu entfernen 😉.. Das mag mein Schatz nämlich nicht..

Umso trauriger empfinde ich dann zB die Begegnungen mit einer ängstlichen Hündin derselben Größe, die sich so gar nichts erlaubt (erlauben darf).

Ist eben nicht wie bei Lassy.. Aber ich vermenschliche wohl zu sehr..

Nichts desto trotz würde ich versuchen einem Angsthund, posive, sein Selbstbewusstsein stärkende, Erlebnisse zu verschaffen.
 
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* ᴀʟᴇxᴀꜱ ꜱᴄʜɴᴀᴜᴢᴇʀᴛʀᴜᴘᴘ
16. Okt. 13:33
ja...ist schon interessant, wie individuell unsere Schätze doch sind. Rockys "beste Freundin" ist eine gut einjährige Rodesian/ Bordeauxdogge..usw Mixdame, die keine Zurückhaltung kennt. Sie wiegt bereits 35 kg, hat Rockys Größe und genießt den Kontakt mit ihm. Auch sie verhält sich wie ein Pfau 😘. Es ist schön den Beiden zuzuschauen und die Dame lernt gut von Rocky, sich auch mal zurückzunehmen bzw sich nicht so weit vom Rudel zu entfernen 😉.. Das mag mein Schatz nämlich nicht.. Umso trauriger empfinde ich dann zB die Begegnungen mit einer ängstlichen Hündin derselben Größe, die sich so gar nichts erlaubt (erlauben darf). Ist eben nicht wie bei Lassy.. Aber ich vermenschliche wohl zu sehr.. Nichts desto trotz würde ich versuchen einem Angsthund, posive, sein Selbstbewusstsein stärkende, Erlebnisse zu verschaffen.
Ja das stimmt. Wenn der Hund ängstlich ist, dann lässt sie ihm Raum und beachtet ihn so lange nicht bis er von alleine kommt