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Su
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heute 13:40

Angst vor Auto, Übelkeit

Hallo, unsere Hündin ist ungefähr 2 Jahre alt, wurde letzten Winter/Frühling trächtig in Nordmazedonien eingefangen und mit dem Auto nach Österreich gebracht. Ob sie davor oder danach noch Auto gefahren weiß ich nicht. Seit August ist sie bei uns. Ihr wird im Auto schlecht. Fahrten bis 10min gehen ohne Übergeben, danach ist es ein Glücksspiel. Im Auto steht sie stocksteif in der Box im Kofferraum. Macht keinen Mucks. Wenn wir auf das Auto zugehen, will sie weg und macht sich steif. Ich muss sie hochnehmen und in die Box stellen. Sie duckt sich dann vor mir weg. Futter im Auto nimmt sie nicht an. Wenn ich sie von meiner Oma abhole, freut sie sich garnicht mich zu sehen, weil sie weiß, jetzt muss sie ins Auto. Sie versteckt sich dann in ihrem Bett. Im Auto ignorieren wir sie, kein zureden oder "trösten", um die Angst nicht zu bestätigen. Ist das richtig so? Beim Einsteigen will ich ruhiges Verhalten ausstrahlen, um zu zeigen, dass alles ok ist. Aber die letzten Meter muss ich sie zum Auto hinziehen. Das fühlt sich einfach so falsch an. Wir haben schon einen Spray fürs Auto und CBD Kekse für Hunde probiert. Es hat sich noch überhaupt nichts gebessert. Hat jemand Tipps? Danke!
 
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Kerstin
Beliebteste Antwort
27. Dez. 17:30
Sie wurde von irgendwelchen wildfremden Menschen eingefangen, wahrscheinlich nicht gerade sanft, in ein Auto gesetzt (wahrscheinlich ebenfalls in eine Box) wurde irgendwo hingekarrt, wo der Stress wahrscheinlich erst richtig losging ...  und ihr wundert euch, dass sie Angst und Panik hat vor dieser Situation? 🤔

Sie hat ein absolutes Trauma erlitten, und all das natürlich mit dem Auto fahren und sicherlich auch mit der Box verknüpft!

Da hilft kein Spray, da hilft nur, die negative Verknüpfung durch viele viele positive Verknüpfungen zu überschreiben, indem ihr ihr Nähe, Sicherheit, Geborgenheit gebt während des Autofahrens, ihr gut zuredet usw. ...und zwar ENG BEI euch, beim Beifahrer auf dem Schoß, oder jemand sitzt mit ihr auf dem Rücksitz. Gut gesichert natürlich. Und jedes Mal, wenn ihr aussteigt, passiert etwas ganz super Tolles..! Dann könnt ihr die negative Verknüpfung vielleicht irgendwann lösen.

Aber da hinten alleine in der Box ganz sicherlich nicht, damit wiederholt ihr nur jedes Mal aufs Neue ihr Trauma. Sorry, wenn ich das so direkt sage.

LG
 
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Kerstin
27. Dez. 17:30
Sie wurde von irgendwelchen wildfremden Menschen eingefangen, wahrscheinlich nicht gerade sanft, in ein Auto gesetzt (wahrscheinlich ebenfalls in eine Box) wurde irgendwo hingekarrt, wo der Stress wahrscheinlich erst richtig losging ...  und ihr wundert euch, dass sie Angst und Panik hat vor dieser Situation? 🤔

Sie hat ein absolutes Trauma erlitten, und all das natürlich mit dem Auto fahren und sicherlich auch mit der Box verknüpft!

Da hilft kein Spray, da hilft nur, die negative Verknüpfung durch viele viele positive Verknüpfungen zu überschreiben, indem ihr ihr Nähe, Sicherheit, Geborgenheit gebt während des Autofahrens, ihr gut zuredet usw. ...und zwar ENG BEI euch, beim Beifahrer auf dem Schoß, oder jemand sitzt mit ihr auf dem Rücksitz. Gut gesichert natürlich. Und jedes Mal, wenn ihr aussteigt, passiert etwas ganz super Tolles..! Dann könnt ihr die negative Verknüpfung vielleicht irgendwann lösen.

Aber da hinten alleine in der Box ganz sicherlich nicht, damit wiederholt ihr nur jedes Mal aufs Neue ihr Trauma. Sorry, wenn ich das so direkt sage.

LG
 
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Su
27. Dez. 17:50
Ich wundere mich eh nicht. Wie kommst du darauf?? Ich habe genau darum von ihrer Fahrt berichtet, weil ich denke, dass das ein einschneidendes Erlebnis war. Sie wurde im offenen Kofferraum transportiert.
Ich habe lediglich beschrieben, wie die Situation jetzt ist und gefragt, wie wir tun sollen.

Am Anfang haben wir sie auf der Rückbank neben meinem Sohn transportiert. Und ich wollte sie zuerst im Haus an die Box gewöhnen, bevor die Box ins Auto kommt. Aber das ständige Übergeben auf der Rückbank war zu schlimm für meinen Sohn. Der hätte dann fast mitgemacht.

Uns wurde von einer bekannten Züchterin gesagt, sie eben NICHT anzusprechen in diesem Stress, weil sie sonst denkt, wir bestärken das. Du meinst wir sollen doch gut zureden. Ich war eh unsicher, deshalb hab ich gefragt.
Von anderer Seite haben wir gehört, direkt in der Box ist besser. Denn nur weil sie die Box zuhause akzeptiert, heißt das noch nicht, dass sie sie dann im Auto akzeptiert.

Bis auf drei mal Tierarzt fahren wir eigentlich immer wo hin, wo sie sofort schnüffeln und entspannen kann, also zum Spaziergang oder eben wieder heim. Vielleicht ist das nicht super toll genug.

Ich habe auch versucht, ganz kurze Strecken zu machen, also wirklich nur ums Eck und dann direkt losschnüffeln. Aber längere Fahrten kann ich eben nicht immer vermeiden.

Ich fahre meistens mit den Kindern alleine. Vielleicht kann mein Mann Trainingsfahrten machen, und ich sitze dabei am Beifahrer.
 
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Maria
27. Dez. 18:48
Ich würde Autofahrten erstmal lassen, wenn möglich, und das Auto von Grund auf aufbauen, also erstmal in der Nähe umherlaufen, bis ihr das nichts mehr ausmacht. Dann die Türen öffnen und schließen in ihrem Beisein und dann immer einen kleinen Schritt weiter. Wenn sie selbstständig einsteigen kann, dann nicht einfach Tür zu und los, sondern Tür auf Tür zu , Hund rein Hund raus usw.
 
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Su
27. Dez. 19:47
Danke, Maria.
Kann das auch klappen, wenn ich trotzdem zwischendurch mal mit dem Auto fahren muss? Ist bestimmt ungünstig, aber es lässt sich nicht immer vermeiden. 1-2 mal pro Woche muss sie mindestens zur Oma fahren (15min) und wieder heim, weil da die Oma auf sie und die Kinder aufpasst, weil ich zu lange arbeite.
 
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Kerstin
27. Dez. 23:01
Ich wundere mich eh nicht. Wie kommst du darauf?? Ich habe genau darum von ihrer Fahrt berichtet, weil ich denke, dass das ein einschneidendes Erlebnis war. Sie wurde im offenen Kofferraum transportiert. Ich habe lediglich beschrieben, wie die Situation jetzt ist und gefragt, wie wir tun sollen. Am Anfang haben wir sie auf der Rückbank neben meinem Sohn transportiert. Und ich wollte sie zuerst im Haus an die Box gewöhnen, bevor die Box ins Auto kommt. Aber das ständige Übergeben auf der Rückbank war zu schlimm für meinen Sohn. Der hätte dann fast mitgemacht. Uns wurde von einer bekannten Züchterin gesagt, sie eben NICHT anzusprechen in diesem Stress, weil sie sonst denkt, wir bestärken das. Du meinst wir sollen doch gut zureden. Ich war eh unsicher, deshalb hab ich gefragt. Von anderer Seite haben wir gehört, direkt in der Box ist besser. Denn nur weil sie die Box zuhause akzeptiert, heißt das noch nicht, dass sie sie dann im Auto akzeptiert. Bis auf drei mal Tierarzt fahren wir eigentlich immer wo hin, wo sie sofort schnüffeln und entspannen kann, also zum Spaziergang oder eben wieder heim. Vielleicht ist das nicht super toll genug. Ich habe auch versucht, ganz kurze Strecken zu machen, also wirklich nur ums Eck und dann direkt losschnüffeln. Aber längere Fahrten kann ich eben nicht immer vermeiden. Ich fahre meistens mit den Kindern alleine. Vielleicht kann mein Mann Trainingsfahrten machen, und ich sitze dabei am Beifahrer.
Falsch verstärken kann man ja nur irrationale, unbegründete Angst, die Angst vor einer Mülltonne z.B oder vor dem eigenen Schatten usw. Aber die Angst deiner Hündin hat ja einen Grund, es ist ja schließlich schon mal etwas Schlimmes passiert im Zusammenhang mit dem Autofahren und der Box. Erinnerung kann man nicht einfach weg ignorieren, da hat sich eine Verknüpfung gebildet, und die ist real.

Da hilft nur Mut machen, und Schutz geben, ja, es könnte wieder etwas Schlimmes passieren, aber diesmal bin ich nicht alleine, ich habe Unterstützung und dann wird es schon nicht so schlimm werden... das meine ich mit "gut zureden". In der Box ist sie halt alleine, gefangen, hilflos, und das verstärkt natürlich die Angst.

Hunde lernen noch sehr viel stärker als wir in Verknüpfungen, die Box im Auto ist für sie nicht das gleiche, wie die Box zu Hause, die ist harmlos, die im Auto gefährlich.

Wie die andere Kommentatorin schon schrieb, am besten wäre es, das Auto fahren so lange zu vermeiden, bis sie sich ganz sicher bei euch fühlt, oder sie ganz ganz kleinschrittig daran zu gewöhnen. Wenn das nicht möglich ist, dann würde ich zumindest den Trigger Box vermeiden, man kann Hunde ja auch anders sichern. Und wie gesagt: sie ermutigend ansprechen und loben, loben, loben! Wenn sich irgendwann positive Synapsen zum Autofahren gebildet haben, dann könnt ihr sie auch langsam an die Box gewöhnen, IM Auto. 😉
 
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Andrea
27. Dez. 23:25
Unser Elmo war lange sehr gestresst beim Autofahren. Seit Kurzem läuft es recht gut. Vor Autofahrten machen wir einen langen Spaziergang. Im Auto liegt er von Anfang an gesichert auf der Rückbank auf seinem Donutbett, das ist ihm vertraut und bietet zusätzlichen Halt. Ich habe lange mit ihm die Rückbank geteilt. Mittlerweile liegt er die meiste Zeit entspannt, den Kopf auf dem Netz des Schonbezugs der zwischen den Vordersitzen eingehängt ist und damit ist er uns sehr nahe.
Ich wünsche Euch viel Erfolg!
 
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Brigitta
27. Dez. 23:56
Sie wurde von irgendwelchen wildfremden Menschen eingefangen, wahrscheinlich nicht gerade sanft, in ein Auto gesetzt (wahrscheinlich ebenfalls in eine Box) wurde irgendwo hingekarrt, wo der Stress wahrscheinlich erst richtig losging ...  und ihr wundert euch, dass sie Angst und Panik hat vor dieser Situation? 🤔 Sie hat ein absolutes Trauma erlitten, und all das natürlich mit dem Auto fahren und sicherlich auch mit der Box verknüpft! Da hilft kein Spray, da hilft nur, die negative Verknüpfung durch viele viele positive Verknüpfungen zu überschreiben, indem ihr ihr Nähe, Sicherheit, Geborgenheit gebt während des Autofahrens, ihr gut zuredet usw. ...und zwar ENG BEI euch, beim Beifahrer auf dem Schoß, oder jemand sitzt mit ihr auf dem Rücksitz. Gut gesichert natürlich. Und jedes Mal, wenn ihr aussteigt, passiert etwas ganz super Tolles..! Dann könnt ihr die negative Verknüpfung vielleicht irgendwann lösen. Aber da hinten alleine in der Box ganz sicherlich nicht, damit wiederholt ihr nur jedes Mal aufs Neue ihr Trauma. Sorry, wenn ich das so direkt sage. LG
War bei einem meiner Hunde auch hab sie mir bei jeder Fahrt an den Körper geklebt und Kinderlieder gesungen sie kam aus Rumänien und war stark traumatisiert ein jahr verging erst dann fing sie an mir zu vertrauen sie war meine große liebe 💘
 
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Su
heute 00:09
Danke für eure Tipps und Gedanken zu diesen Thema!
Ich fahre meistens mit ihr alleine oder mit den Kindern, die auf der Rückbank sitzen. Also ich bin die Fahrerin.
Wie kann ich das lösen? Als Fahrerin kann ich sie nicht auf dem Schoß haben. Den Kindern will und kann ich diese Aufgabe nicht zutrauen.

Also: langsam das Auto prinzipiell als etwas Gutes verknüpfen, so wie Maria es beschrieben hat.

Und wenn ich wirklich fahren muss?
Soll ich sie auf den Beifahrersitz oder dort in den Fußraum setzen und während der Fahrt gut zureden?

Die gemeinsamen Fahrten mit Mann, wo ich sie auf dem Beifahrer eng beschützen kann, wären sehr selten, nur ab und zu am Wochenende, möglich.
 
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Svenja
heute 05:58
Guten Morgen, geht es hier wirklich um Angst, solltest du auf keinen Fall in dem von Maria beschriebenen Training (das wirklich Monate dauern wird) zwischendurch fahren.
Die Erfahrung mit diesem Thema zeigt aber leider, dass die extreme Abneigung gegen das Auto fahren oft nicht durch die Fahrt ins Ungewisse und ein damit verbundenenes Trauma, sondern durch Reiseübelkeit entstanden ist. Das würde bedeuten, dass nach dem Training, in dem diese negative Verknüpfung (im stehenden!) Auto gelöst wird auch noch kleinschrittigst und in vielen Fällen auch durch die Unterstützung mit leichten Medikamenten gegen Übelkeit zusätzlich das Fahren aufgebaut werden muss. Das Gehirn kommt nicht damit zurecht, dass der Körper sich bewegt, obwohl er sich ja nicht bewegt 🥴
Da macht es auch nach dem ersten Schritt (negative Verknüpfung mit dem Auto abbauen) auch Sinn, unterschiedliche Orte im Auto zu testen. Manchen Hunden hilft es, die vorbei ziehende Landschaft zu beobachten, anderen wird genau davon schlecht. Auch ob Bank oder Kofferraum oder Fußraum kann einen Unterschied machen.
Vor allem Hunde aus dem Tierschutz, die erst ausgewachsen das erste Mal Auto fahren, haben damit zu kämpfen, aber grundsätzlich können natürlich alle Hunde unter Reiseübelkeit leiden.
Meist hört es von allein auf, wenn der Gleichgewichtssinn im Ohr vollständig entwickelt ist und und die Hunde ausgewachsen sind.
Das ist leider alles nicht mal eben so gemacht, ich kenne Hunde, die konnten nach einigen Monaten Training gut Auto fahren, aber aktuell habe ich einen Fall, der sich immer noch nach ein paar Minuten übergibt, trotz Medikamenten und leerem Magen 😔
 
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Ursula
heute 06:17
Hallo Su, ist schon richtig, dass man bei dem kleinschrittigen Training nicht zwischendurch Auto fahren soll. Aber das Leben fordert auch noch andere organisatorisch unumgängliche Dinge. Mein Tipp: Übe nach der Methode, wie schon beschrieben und wenn die Fahrt zur Oma ansteht, packe die Kinder ins Auto und als letztes gehst du noch mal ins Haus, nimmst deinen Hund auf den Arm und setzt ihn in den Fußraum des Beifahrers. (Die Auto Hundebox erstmal ganz in Ruhe zu Hause aufbauen) Im Fußraum könnte eine kurze Leine am Sitz fixiert sein, um ihn zu sichern. Schafft eine entspannte Atmosphäre, singt Lieder und angekommen, Hund herausheben. Das Leben geht weiter!
Das wäre meine Idee.