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Jay
Einleitungs-Beitrag
Anzahl der Antworten 566
zuletzt 28. Okt.

Analyse & Interpretation von Verhalten

Auf mehrfachen Wunsch hin versuch ich hier mal einen Sammelthread zu Analysen und Interpretationen von Verhalten zu starten. Ich denk das könnte ganz spannend werden 😊 Einfach Videosequenz posten und ggf etwas Drumherum-Wissen (z.B. Alter, Geschlecht, Beziehung der Hunde untereinander etc.) posten und schauen was Andere darin sehen. Auch Sequenzen ohne große weitere Beschreibung könnten eventuell interessante Sachen hervor bringen. Bin mal gespannt ob es Anklang findet und was so bei rum kommt.
 
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M.
27. Mai 08:24
Danke für die vielen Antworten und Interpretationen! Die beiden sind nach dem video um den Platz gehetzt und nach kurzer Zeit runter gekommen. Dann gabs ein gleichzeitiges Sitz-Kommando für beide, für ein leckerli von mir. Zum Thema an der Leine pöbeln (das ist noch mal eine gaanz andere große Baustelle) : ary wird immer sehr wuselig und aufgeregt, wenn sie einen Hund sieht, bellt oft und möchte unbedingt hin. wenn der andere Hund dann außer Sichtweite ist scheint sie verwirrt und winselt aus Frust - daher interpretiere ich es nicht so, dass sie sie wegbellen möchte sondern eher neugierig ist und ungeduldig. Tipp vom Hundetrainer: impulskontrolle üben. Machen wir fleißig, scheint ihr aber sonst sehr leicht zu fallen (warten auf leckerli/futter/aus Sitz lösen, klappt gut und sie kann solchen Situationen ewig ausharren). Manchmal, wenn es unvermeidbar ist, dass ein Hund nah an uns vorbei läuft, Hocke ich mich zu hin und halte sie am Brustkorb und Rücken. In dem Moment, wenn der andere Hund schon vorbei gegangen ist und sich entfernt, flippt sie aus. Also eher ein „Ich möchte deine Aufmerksamkeit“, oder ?
Der Kontrast zwischen ihrer Fähigkeit zur Impulskontrolle in klar strukturierten, ruhigen Settings (z. B. Warten auf ein Leckerli) und dem Kontrollverlust in dynamischen Begegnungssituationen legt nahe, dass es weniger um „grundsätzliche Impulskontrolle“ geht, sondern eher um die Fähigkeit zur emotionalen Selbstregulation unter Erregung – also eine Art „Frustrationstoleranz in Bewegung“. Das ist bei vielen reizoffenen Hunden genau der Knackpunkt.

Die Körperberührung beim Vorbeigehen anderer Hunde kann Ary in der Situation entweder als Unterstützung oder als zusätzliche Fixierung wahrnehmen – je nach ihrer individuellen Interpretation. Wenn sie sich in dem Moment „festgehalten“ fühlt, kann sich die Spannung aufbauen und dann in einem impulsiven Reaktionsausbruch entladen, sobald die Reizquelle außer Reichweite ist (also wenn sie das aufgestaute Bedürfnis nicht mehr kanalisieren kann). Das wäre eher ein sogenannter Frustrationsübersprung.
 
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M.
27. Mai 08:32
Hab sogar noch ein video dazu gefunden :)
In der gezeigten Sequenz wirkt Ary deutlich aktivierend und treibend. Man sieht sie den braunen Hund konsequent verfolgen, mit teils hoher Körperspannung und viel Bewegungsenergie. Ihr Bewegungsmuster, enges Folgen, teils tangentiales Antreiben, häufig von hinten, erinnert stellenweise an Elemente aus dem hündischen Hütverhalten. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass sie genetisch ein gesteigertes Bedürfnis zur Verhaltenskontrolle anderer Individuen mitbringt.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang: Auch wenn solche Sequenzen für menschliche Beobachtende leicht als „spieltypisch“ missverstanden werden können, kann das für den gehetzten Hund durchaus unangenehm oder stressbelastet sein, insbesondere, wenn dieser keine Möglichkeit hat, sich dem Verhalten zu entziehen oder eigene Spielsignale zu setzen. Hunde, die zum Hütverhalten neigen verfolgen ein inneres Ziel: Kontrolle über Bewegung.
Es fehlt das, was gutes Sozialspiel ausmacht: Rollentausch, Impulskontrolle, Pausen, Rücksicht. Im schlimmsten Fall kann das Verhalten zu Vermeidungsstrategien, Unsicherheit oder aggressiven Abwehrreaktionen beim Gegenüber führen, insbesondere bei weniger souveränen oder sensiblen Hunden. Es kann daher sinnvoll sein, solche Sequenzen bewusst zu unterbrechen, wenn sie zu einseitig werden oder der andere Hund zunehmend meidet. Für Ary wäre es langfristig hilfreich, wenn sie lernen darf, wie sie sozial kooperativ kommunizieren kann, also Spiel mit statt Spiel über den anderen Hund.
 
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Jessica
27. Mai 08:41
In der gezeigten Sequenz wirkt Ary deutlich aktivierend und treibend. Man sieht sie den braunen Hund konsequent verfolgen, mit teils hoher Körperspannung und viel Bewegungsenergie. Ihr Bewegungsmuster, enges Folgen, teils tangentiales Antreiben, häufig von hinten, erinnert stellenweise an Elemente aus dem hündischen Hütverhalten. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass sie genetisch ein gesteigertes Bedürfnis zur Verhaltenskontrolle anderer Individuen mitbringt. Wichtig ist in diesem Zusammenhang: Auch wenn solche Sequenzen für menschliche Beobachtende leicht als „spieltypisch“ missverstanden werden können, kann das für den gehetzten Hund durchaus unangenehm oder stressbelastet sein, insbesondere, wenn dieser keine Möglichkeit hat, sich dem Verhalten zu entziehen oder eigene Spielsignale zu setzen. Hunde, die zum Hütverhalten neigen verfolgen ein inneres Ziel: Kontrolle über Bewegung. Es fehlt das, was gutes Sozialspiel ausmacht: Rollentausch, Impulskontrolle, Pausen, Rücksicht. Im schlimmsten Fall kann das Verhalten zu Vermeidungsstrategien, Unsicherheit oder aggressiven Abwehrreaktionen beim Gegenüber führen, insbesondere bei weniger souveränen oder sensiblen Hunden. Es kann daher sinnvoll sein, solche Sequenzen bewusst zu unterbrechen, wenn sie zu einseitig werden oder der andere Hund zunehmend meidet. Für Ary wäre es langfristig hilfreich, wenn sie lernen darf, wie sie sozial kooperativ kommunizieren kann, also Spiel mit statt Spiel über den anderen Hund.
Danke für deine Antwort, das sagt mir auch mein Bauchgefühl.
Ich sollte mich nach Hundeschulen mit beaufsichtigten Spielmöglichkeiten umschauen.
 
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Moni
27. Mai 12:55
Hunde versuchen auch oft gegenseitig sich in "ihre Mitte" zu rücken.
Vor allem wenn der eine, in der Gegenwart in seiner Mitte ist und der andere Hund in einem Trauma hängt und dadurch Auffälligkeiten zeigt.

Ich sehe da definitiv kein Spiel miteinander, sondern eine Diskussion.
Ich finde nur, dafür benötigt man Videos die über einen längeren Zeitraum gehen. Für sich selbst kann man die gut machen.
 
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Jörg
27. Mai 13:30
Ich sehe die Örtlichkeit. Diese sieht aus wie eine Arena. Nichts um eine Deeskalation her zu stellen. Dazu noch zu Schauer. Für diese Situation gibt es für die Hunde eine zwei, für die Menschen drum herum eine fünf wenn man es in eine Schulnote bewerten müsste.
 
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Jessica
27. Mai 13:47
Ich sehe die Örtlichkeit. Diese sieht aus wie eine Arena. Nichts um eine Deeskalation her zu stellen. Dazu noch zu Schauer. Für diese Situation gibt es für die Hunde eine zwei, für die Menschen drum herum eine fünf wenn man es in eine Schulnote bewerten müsste.
Wir sind alle die Besitzer der beiden Hündinnen und nur zu dritt dort gewesen. Weit und breit kein Hund oder Mensch in der Nähe. Wir haben die„Arena“ zufällig entdeckt und dachten wir es wär ne gute Möglichkeit ein unangeleintes und räumlich großzügiges aber sicheres kennenlernen zu ermöglichen. Meine Frage hier war lediglich nach einer Analyse des Verhaltens der Hunde, nicht der Menschen (die eh meistens die Fehler machen - nicht die Vierbeiner)
 
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Jörg
27. Mai 14:00
Wir sind alle die Besitzer der beiden Hündinnen und nur zu dritt dort gewesen. Weit und breit kein Hund oder Mensch in der Nähe. Wir haben die„Arena“ zufällig entdeckt und dachten wir es wär ne gute Möglichkeit ein unangeleintes und räumlich großzügiges aber sicheres kennenlernen zu ermöglichen. Meine Frage hier war lediglich nach einer Analyse des Verhaltens der Hunde, nicht der Menschen (die eh meistens die Fehler machen - nicht die Vierbeiner)
Mir geht es darum das die Hunde keine Möglichkeit haben eine Konfrontation zu vermeiden. Es ist nichts auf diesem Platz wo die Hunde die Möglichkeit haben Druck raus zu nehmen. Ich habe meine Meinung dazu geschrieben. Diese kann man zum nachdenken nehmen oder lassen. Das ist euch völlig selbst überlassen. Und wenn man das ganze bewerten soll muss man halt die ganze Situation bewerten und nicht nur einen Teil.
 
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Sina
27. Mai 14:05
Mir geht es darum das die Hunde keine Möglichkeit haben eine Konfrontation zu vermeiden. Es ist nichts auf diesem Platz wo die Hunde die Möglichkeit haben Druck raus zu nehmen. Ich habe meine Meinung dazu geschrieben. Diese kann man zum nachdenken nehmen oder lassen. Das ist euch völlig selbst überlassen. Und wenn man das ganze bewerten soll muss man halt die ganze Situation bewerten und nicht nur einen Teil.
Man muss aber nicht von Anfang an alles unterbinden und "vermeiden"
Manchmal muss man Situationen auch laufen lassen, um zu sehen, wie der Hund in verschiedenen Situationen reagiert, wo seine Schwachstellen in sozialen Kommunikation liegen, was er selbst regeln kann, und wo er ggf Unterstützung braucht, um dann gezielt eingreifen oder ihm Hilfestellung geben zu können.
 
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Jörg
27. Mai 14:13
Man muss aber nicht von Anfang an alles unterbinden und "vermeiden" Manchmal muss man Situationen auch laufen lassen, um zu sehen, wie der Hund in verschiedenen Situationen reagiert, wo seine Schwachstellen in sozialen Kommunikation liegen, was er selbst regeln kann, und wo er ggf Unterstützung braucht, um dann gezielt eingreifen oder ihm Hilfestellung geben zu können.
Ich habe nichts von unterbinden geschrieben, kann ja jeder machen wie er möchte.
 
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Jessica
27. Mai 14:18
Mir geht es darum das die Hunde keine Möglichkeit haben eine Konfrontation zu vermeiden. Es ist nichts auf diesem Platz wo die Hunde die Möglichkeit haben Druck raus zu nehmen. Ich habe meine Meinung dazu geschrieben. Diese kann man zum nachdenken nehmen oder lassen. Das ist euch völlig selbst überlassen. Und wenn man das ganze bewerten soll muss man halt die ganze Situation bewerten und nicht nur einen Teil.
Da gebe ich dir recht. Die plumpe Schulnoten Bewertung hat mich kurz etwas gekränkt, aber ich sehe was du meinst :)