Das übliche Thema, über das sich die Geister wohl immer scheiden werden...
Ich frage mich ehrlich gesagt jedes Mal aufs Neue, wieso man bei dem Thema Listenhunde eigentlich nur zwei harte Fronten kennt und es nicht schafft einen Mittelweg zu finden...
Wenn wir Mal alle Interpretationen, Vorurteile und die Fähigkeiten der Halter außen vor lassen und nur die Fakten anschauen, stellen wir einige Dinge fest:
1. In Deutschland gibt es in keinem einzigen Bundesland eine aussagekräftige Statistik über Beißvorfälle
2. Beißvorfälle, in die sogenannte Listenhunde verwickelt waren, lassen sich mit schwerwiegenderen Folgen verzeichnen (unabhängig von der Anzahl an Beißvorfällen)
3. durch ihre Vergangenheit genießen Listenhunde in gewissen Kreisen ein gewisses Image, was sie zu Werkzeugen machen kann
4. Die Beißkraft von Listenhunden ist größer als die der meisten anderen Hunderassen
Wir halten also fest, dass überhaupt nicht nachvollzogen werden kann, wie oft Listenhunde im Vergleich zu anderen Rassen wirklich zugebissen haben. Das liegt unter anderem daran, dass die von Kreisen geführten Beißstatistiken zwar die Rasse angeben, aber unbeachtet bleibt, wie viele Tiere dieser Rasse im Kreis gemeldet sind. Beißt der einzige Norwegische Kuhhund im Landkreis xy also zu, belegt er Platz 1 der Statistik mit 100%, dagegen beißen von 50 gemeldeten Schäferhunden, 10 zu, liegt die Statistik trotzdem nur bei 20%.
Die Art zu beißen, kann bei Listenhunden jedoch verheerendere Folgen haben als bei den meisten anderen Rassen, wenn sie zubeißen. Dann müsste man aber um korrekt zu bleiben auch die Hunde mit auf die Liste nehmen, die rein durch ihr Vermögen, die gleich schwerwiegenden Verletzungen herbeiführen können.
Wenn wir jetzt also grundsätzlich Mal davon ausgehen, dass kein Hund als Beißer geboren wird, sondern Beißvorfälle rein durch Menschenhand verursacht werden, kann man jetzt mit Fakt 3 auf die Idee kommen, dass es doch Listenhunde sind, die am häufigsten zubeißen. Das wiederum steht aber im Kontrast zu den in den Beißstatistiken angegebenen Hintergründen der einzelnen Beißvorfälle. Die besagen nämlich, dass knapp 95% aller Beißvorfälle im häuslichen Umfeld oder zumindest im nahen Freundeskreis passieren und nicht bei Bandenkriegen auf dem Kiez.
Daraus lässt sich ziemlich easy schlussfolgern (da wir jetzt Mal nicht davon ausgehen, dass die meisten Hundehalter ihre Hunde haben, um sie als Auftragskiller auf Familienmitglieder zu hetzen), dass Situationen, in denen Hunde zugebissen haben, nicht plötzlich aus heiterem Himmel entstanden sind, sondern dem etwas vorausging, wo bereits Warnsignale übersehen wurden und das aus Unwissenheit.
Und da wir alle mindestens ein Beispiel für einen wirklich ahnungslosen Hundehalter haben, der keinen Listenhund besitzt, kann man jetzt den Kreis schließen und trotz der potentiell schwerwiegenderen Folgen eines Beißvorfalls, guten Gewissens sagen, dass Listenhunde nicht gefährlicher sind, als andere Hunderassen auch.
Der Fairness halber sei aber gesagt, dass durch die enorme Beißkraft und die andere "Zugriffsqualität" aber auch mehr Verantwortung auf den Halter zukommt, es nicht zu einem Vorfall kommen zu lassen (nicht falsch verstehen, jeder Halter hat das).
Also wieso nicht weg mit der Liste und her mit einem deutschlandweiten Sachkundenachweis für Rassen, bei denen man mehr über die rassetypischen Eigenheiten wissen muss, weil das Hundeschulen-ABC nicht ausreichend ist.
Hierbei möchte ich doch gleich vorschlagen auch Hunderassen wie Herdenschutzhunde oder urtypische Hunderassen mit aufzunehmen.