Ja, genau.
Das wollte ich gerade auch nochmal in den Raum werfen.
Du kannst in Berlin ohne jeglichen Sachkundenachweis einen Hund halten. Du kannst den Sachkundenachweis/Hundeführerschein in Berlin aber freiwillig machen, um dich von der Leinenpflicht zu befreien. Und da das eben im gesamten Stadtgebiet meint (außer auf Flächen, wo eine Leine aktiv verordnet ist - z.B. Spielplätze), finde ich z.B. das Nicht-Betreten der Straße durchaus sinnvoll. Dabei geht es nicht darum, dass mein Hund abhaut und dann auf die Straße rennt. Sondern, dass er, wenn ich ohne Leine mit ihm z.B. im Wohngebiet unterwegs bin, er da nicht einfach auf die Straße rennt. Ich würde behaupten, dass das ein Großteil der hiesigen Stadthunde eh schon ganz gut beherrscht, da sie es hier im städtischen Umfeld gewöhnt sind, sich auf den Wegen zu bewegen. :)
Hallo, es gibt in Berlin eine Ausnahme: die Listenhunde. Kasimir war ein Amstaff und deswegen musste jeder, der mit ihm laufen wollte, einen Sachkundenachweis machen. Den gibt es hier auch mit und ohne Leinenbefreiung. Wir haben den ohne gemacht, weil ich die Leinenbefreiung hier in Berlin ziemlich unsinnig finde: wenn man die hat, darf man seinen Hund quasi überall dort frei laufen lassen, wo ich das nie machen würde (mehr oder weniger neben den Straßen). Auf den meisten Grünflächen/ Parkanlagen/ Waldgebieten bleibt es trotzdem verboten.
Für die Prüfung selbst gibt es verschiedene Varianten und wie sie abläuft, hängt auch extrem vom jeweiligen Prüfer ab. Wir haben sie eher in einer Kleinstadtumgebung gemacht, in der wir vorher auch schon trainiert haben (dadurch war es keine ganz neue Umgebung). Mit Kasimir hatten wir aber auch den idealen Kandidaten, der fand einfach nur alles toll.
Eine Prüfung war beispielsweise eine Begrüßungssituation (heißt die Prüferin kommt auf das Team zu und will Hallo sagen). Dabei war es nicht notwendig, dass der Hund einfach reaktionslos daneben steht, sondern der Halter das Verhalten richtig einschätzen kann und entsprechend reagiert (also z.B. Prüfer erst mal auf Abstand halten, sich um Hund kümmern, z.B. absetzen). Ein anderer Teil war, mit einem Spielzeug wild zu spielen und das Spielzeug dann dem Prüfer zu geben (Zitat von unserer Prüferin: durchgefallen ist, wenn der Hund dann am Arm hängt - aber auch da kann der Halter selbst entscheiden, ob beispielsweise der Hund erst noch Unterstützung benötigt).
Den Theorieteil fand ich gar nicht so schlecht, beispielsweise gab es da auch einen Teil zum rechtlichen Rahmen und zu Nettiquette bei Hundebegnungen, das könnten ruhig mehr kennen.
Neben dem Sachkundenachweis mussten wir noch den Wesenstest machen. Da wurde stärker die Frustrationstoleranz getestet. Aber auch da musste der Hund nicht wie ein Lamm dastehen, sondern "angemessen" reagieren (d.h. Frust/ Aggression im entsprechenden Rahmen zeigen). Hier durfte der Halter auch nur teilweise unterstützen (der Test ist auch unabhängig vom Halter). Ein Teil war beispielsweise, den Hund anzubinden und zu beobachten, wie er ohne Unterstützung auf einen vorbeigehenden Hund reagiert. Das hat bei Kasimir sogar das Herz der Gutachterin gebrochen: Kasimir war total verzweifelt, dass wir ohne ihn weggegangen sind und hat den anderen Hund gar nicht bemerkt.
Was passiert, wenn man nicht besteht, hängt vom Eindruck während der Prüfung ab. Relativ häufig sind Auflagen (z.B. Hundeschule, Maulkorbpflicht) mit der Bedingung, den Test nach einer gewissen Zeit zu wiederholen. Ganz selten (bei unserer Prüferin nur 2 Mal in über 10 Jahren) wird der Hund sichergestellt (d.h. kommt ins Tierheim). Bei ihr waren das Hunde, die quasi ohne vorherige Vorwarnung massive Beissattacken gestartet haben kombiniert mit Besitzern, die das völlig unbedenklich fanden und quasi nicht reagiert haben.