Ich denke, es ist weniger eine Erziehungs-, als eine Einstellungsfrage ;-)
Sich von Begriffen, wie "Kommando" oder "Führer*in" zu lösen und diese durch z.Bsp. "Signal", "Hilfswort", "Freund*in" oder "Partner*in" zu ersetzen ändert nicht nur den eigenen Sprachgebrauch, sondern zudem auch die innere Einstellung. Wer sich selbst als Freund*in eines Tieres sieht, handelt auch entsprechend.
Konditionierung findet auch in dem Fall statt. Soviel ist klar ;-) Sie wird aber nicht so bewusst in den Mittelpunkt gerückt. Es geht nicht tagtäglich darum, wie ich einem Hund möglichst schnell und deutlich etwas antrainiere. Das geschieht ganz beiläufig, im Alltag. Bei 'Baustellen' schaut man dann natürlich auch etwas bewusster hin und sucht nach Lösungen.
Meine Gassihündin ist tatsächlich so eine 'arme Seele', mit der nicht viel gemacht wurde. Als Signalwörter kennt sie "Sitz", "Stop" und "Straße". Ihrem Verhalten zu urteilen wurde keines davon kleinschrittig und freundlich mit ihr geübt. Sie versteht mich intuitiv sehr gut, ohne dass wir irgendetwas üben mussten. Ich spreche mit ihr ganz normal und mache mir nur zu manchen Dingen vorher einen Kopf.
Zwischen bewusstem Training und dieser Art des Zusammenlebens gibt es in dem Sinne einen Unterschied, dass der Hund hier durch wiederholtes Stehen an einer Bordsteinkante lernt, dass darauf Wert gelegt wird und im ersteren Fall würde er das vielleicht eher lernen, weil Mensch sich vorher einen Trainingsplan gemacht hat, dem Hund das gemeinsame Anhalten beigebracht hat und dann gezielt konditioniert. Ich finde beides hat Vor- und Nachteile und bin Fan davon, genau zu schauen, was dem Hund gut tut und wie er es versteht.
Ähm... Also ich gehe im Café auf die Toilette und da meine Yukina da nicht alleine gelassen wird, haben wir nichts trainiert ^^ Müll isst sie nicht. Wenn ihr etwas gut zu riechen scheint, sage ich einfach ganz ruhig "lass liegen" und sie macht dies, ohne dass wir das zuvor einstudiert haben ^^
Bei Polly merke ich gut, dass es tatsächlich ganz ohne funktioniert. Anfangs war ich etwas erschrocken, doch irgendwie fühlt sich das alles ein wenig freier an und ich mache mir bei ihr keine Gedanken, wie ich was von ihr verlangen könnte :p
Ich hoffe, ich konnte das ein wenig verständlich erklären. Finde es schwierig, das so in Worte zu fassen.
EDIT: Jetzt, wo Marion geantwortet hat, erkenne ich, dass ich da doch ziemlich anders denke/handle ;-)
Hallo Steffi,
danke für die ausführliche Beschreibung. Ich glaube, ich kann jetzt ziemlich gut erfassen, was Du meinst. Ich versuche es mal mit meinen Worten zu beschreiben.
Die Unterscheidung zwischen der klassischen, überholten Erziehungsmethode mit Unterordnung, Kommandos, Gehorsam, Führung und starrer Hierarchie im Rudel, und davon abgegrenzt ein Miteinander, wo Kommunikation und Freiwilligkeit im Vordergrund steht.
Deine "Methode" (ist nicht ganz das richtige Wort dafür) heißt im Grunde, Du kommunizierst auf hündisch, was zu 99% körpersprachlich ist. Dadurch versteht Dein Hund so viel besser, was Du möchtest, dass ein menschliches Kommando überflüssig ist.
Das Training, das einen da hin bringt, besteht daraus, den Hund lesen zu lernen, gerade auch die Feinheiten der hündischen Kommunikation, und die Körpersprache der Hunde zu adaptieren. Z. B. muss man wissen, was Bodyblocking ist, und wie man es einsetzt. Bzw. wie Hunde es üblicherweise einsetzen. Um etwas zu erreichen, muss man lernen, wie ein Hund das durchsetzen würde.
Ich vermute, bis hier sind wir einer Meinung.
Aber anders als Du bin ich der Meinung, dass man dem Hund mit einer zu partnerschaftlichen Beziehung keinen Gefallen tut. Die meisten Hunde wollen gerne angeleitet werden, und in diesem Sinne sehe ich Führung als etwas Positives, was Hunde unter sich oft praktizieren. Nicht in den starren hierarchischen Mustern mit Alphatier usw., sondern in jeder Situation neu. Das heißt, auch der Hund darf mal machen, was er möchte, aber bei den meisten Dingen gebe ich lieber vor, was passiert.
Womit wir wieder bei der Ausgangsfrage wären. 😁