Ich finde den Ansatz interessant, aber ich verstehe es noch nicht so ganz. Konditionierung ist ja eine Reiz-Reaktions-Assoziation und keine Belohnung für bestimmtes Verhalten (vgl. Pawlow und die Glocke). Angenommen dein Hund zieht bei dir ein, weiß und kennt noch nichts und will auf die Straße laufen. Du hast ihm nicht rational erklärt, dass er stehen bleiben soll ("Du darfst nicht auf die Straße laufen, weil du überfahren wirst") , sondern löst einen Reiz aus (z. B. stehen bleiben, den Hund zurückziehen, anschreien, umdrehen oder was auch immer) und als Reaktion läuft der Hund nicht auf die Straße. Irgendwann nach einigen Wiederholungen hat er es verstanden. Der Hund weiß aber nicht, dass er stehen bleibt, weil angefahren werden unschön ist, sondern weil dein Stehenbleiben/zur Bordsteinkante Drehen zum nonverbalen Kommando wurde, also einem Befehl, der nicht optional, sondern verpflichtend ist. Manche nutzen ein verbales "Stopp" oder "Halt" und du eben ein anderes Signal. So ganz sehe ich da den Unterschied noch nicht.
Mich würde interessieren, wie du deinem Hund ohne Kommandos "bleib" beigebracht hast, wenn du im Café zur Toilette gehst, oder dass er keinen Müll fressen darf?
Du schreibst zwar, dass du ein paar hilfreiche Signale eingeführt hast, aber so ganz ohne kommt man, trotz Kompromissen wie der Schleppleine, trotzdem irgendwie nicht aus, oder? Es wäre schön, wenn man einen Hund komplett ohne (nonverbale) Kommandos führen kann, aber irgendwie funktioniert das in meinem Kopf nicht.
Sorry für den langen Text, aber ich möchte es gerne verstehen 😬
Ich denke, es ist weniger eine Erziehungs-, als eine Einstellungsfrage ;-)
Sich von Begriffen, wie "Kommando" oder "Führer*in" zu lösen und diese durch z.Bsp. "Signal", "Hilfswort", "Freund*in" oder "Partner*in" zu ersetzen ändert nicht nur den eigenen Sprachgebrauch, sondern zudem auch die innere Einstellung. Wer sich selbst als Freund*in eines Tieres sieht, handelt auch entsprechend.
Konditionierung findet auch in dem Fall statt. Soviel ist klar ;-) Sie wird aber nicht so bewusst in den Mittelpunkt gerückt. Es geht nicht tagtäglich darum, wie ich einem Hund möglichst schnell und deutlich etwas antrainiere. Das geschieht ganz beiläufig, im Alltag. Bei 'Baustellen' schaut man dann natürlich auch etwas bewusster hin und sucht nach Lösungen.
Meine Gassihündin ist tatsächlich so eine 'arme Seele', mit der nicht viel gemacht wurde. Als Signalwörter kennt sie "Sitz", "Stop" und "Straße". Ihrem Verhalten zu urteilen wurde keines davon kleinschrittig und freundlich mit ihr geübt. Sie versteht mich intuitiv sehr gut, ohne dass wir irgendetwas üben mussten. Ich spreche mit ihr ganz normal und mache mir nur zu manchen Dingen vorher einen Kopf.
Zwischen bewusstem Training und dieser Art des Zusammenlebens gibt es in dem Sinne einen Unterschied, dass der Hund hier durch wiederholtes Stehen an einer Bordsteinkante lernt, dass darauf Wert gelegt wird und im ersteren Fall würde er das vielleicht eher lernen, weil Mensch sich vorher einen Trainingsplan gemacht hat, dem Hund das gemeinsame Anhalten beigebracht hat und dann gezielt konditioniert. Ich finde beides hat Vor- und Nachteile und bin Fan davon, genau zu schauen, was dem Hund gut tut und wie er es versteht.
Ähm... Also ich gehe im Café auf die Toilette und da meine Yukina da nicht alleine gelassen wird, haben wir nichts trainiert ^^ Müll isst sie nicht. Wenn ihr etwas gut zu riechen scheint, sage ich einfach ganz ruhig "lass liegen" und sie macht dies, ohne dass wir das zuvor einstudiert haben ^^
Bei Polly merke ich gut, dass es tatsächlich ganz ohne funktioniert. Anfangs war ich etwas erschrocken, doch irgendwie fühlt sich das alles ein wenig freier an und ich mache mir bei ihr keine Gedanken, wie ich was von ihr verlangen könnte :p
Ich hoffe, ich konnte das ein wenig verständlich erklären. Finde es schwierig, das so in Worte zu fassen.
EDIT: Jetzt, wo Marion geantwortet hat, erkenne ich, dass ich da doch ziemlich anders denke/handle ;-)