Vielleicht sollte auch bedacht werden, dass man hier nur liest und in den geschilderten Situationen nicht dabei war. Also erstellt das Gehirn ein Bild aus dem gelesenen. Das Gelesene wird interpretiert und durch die eigenen Erfahrungen ergänzt, was dadurch aber nicht dem realen Ereignis entspricht. Daher kann die geschilderte Situation viel harmloser gewesen sein, als man sie sich vorstellt.
Zudem möchte ich noch daran erinnern, dass es noch gar nicht sooo lange her ist, dass es völlig normal war, Kinder "körperlich zu züchtigen". Noch viel kürzer her ist das Umdenken bei der Hundeerziehung.
Ich denke, dass diese alten Verhaltensmuster in der Hundeerziehung immer noch bei vielen (im Unterbewusstsein) vorhanden sind und in den Stresssituationen/der Überforderung dann durchbrechen. Daher finde ich es erfreulich, dass zwar diese alten Verhaltensmuster noch vorhanden sind, aber als falsch erkannt werden.
Ich sehe das tatsächlich genau anders rum.
In der Kindererziehung haben Eltern immer noch realistische Erwartungen und setzen bewusst Belohnung und Bestrafung ein. Ja die Bestrafung ist keine körperliche Züchtigung, weil Kinder auch die kognitive Kapazität haben Strafen wie Nachsitzen, Strafarbeit, Nintendo Switch oder TV Verbot zu verstehen. Niemand erwarten von seinem Kind, dass es gutes Benehmen rein durch Belohnung lernt.
Und genau in der Falle befinden sich aus meiner Sicht viele Hundehalter und kommen dadurch in die Situation der Verzweiflung. Alle reden sich ein, dass man einen Hund nur durch Belohnung und positive Verstärkung erziehen kann. Und man tut und tut und gibt Kekse und lobt und verstärkt und kommt bei unerwünschtem Verhalten kein bisschen weiter. Irgendwann explodiert man dann und bestraft den Hund unverhältnismäßig und oft ungerecht.
Wenn man einfach wieder ein realistisches Bild von Hundeerziehung zulassen würde und 90% belohnen und 10% fair, verhältnismäßig und vor allem für den Hund vorhersehbar und verständlich bestrafen würde (ich rede nicht von prügeln), könnten aus meiner Sicht diese Verzweiflung und die daraus resultierende Wut verhindert werden.