Ich habe das Video noch nicht komplett durch, aber zumindest den Anfang empfinde ich als eher irreführend.
Nicht, weil die Aussagen unwahr sind, sondern weil viele Behauptungen nachträglich an Bedingungen geknüpft sind, welche die ursprüngliche Aussage widerlegen.
Beispiel, *natürlich* sei der HSH ein Familienhund.
Außer man versteht unter Familienhund, dass er alleine mit Kindern kann, Leute täglich rein und rausgehen und er an Familien- und Grillfeiern teilnehmen kann.
Dann ist es kein Familienhund.
Wenn man unter Familienhund einen Hund versteht, der ein großes Grundstück mit Weitsicht hat, das ausbruchssicher und ruhig gelegen ist und man den Hund ganz behutsam und kleinschrittig an fremde Menschen gewöhnt, dann schon.
Ich glaube für die allermeisten Menschen ist ein Familienhund ein Hund, der sich mühelos in ein Familienleben integrieren lässt und dazu gehört regelmäßiger Besuch (Schulfreunde der Kinder), Kindergeburtstage, Familienfeste, Urlaub und der gelegentliche Besuch im Restaurant und der Eisdiele.
Ebenso die Aussage, dass Terriorialverhalten und Recourcenverteidigung nur zum Thema werden, wenn der Hund Stress hat. Aber schaut man sich an, was dem Hund alles Stress bereitet, so kann man davon ausgehen, dass ein HSH in den meisten normalen Haushalten enorm gestresst sein wird. Und dann folgen eben die angesprochenen Problematiken mit Terriorialverhalten und Recourcenverteidigung.
Schafft man passende und günstige Lebensbedingungen ist der HSH ein toller Hund, dem stimme ich zu. Und eine Herde braucht er auch nicht.
Aber der normale Familienalltag und die Wohnverhältnisse der meisten Hundehalter erfüllen die Voraussetzungen für diese sehr sensiblen und feinfühligen Hunde eben nicht.
Irreführend ist interessant. Ich finde genau das gut, weil es aufzeigt, dass Hunde nun mal eigene Persönlichkeiten sind, deren Bedürfnisse berücksichtigt werden sollten. Gerade was diese Vorstellung eines Familienhundes betrifft, tragen heute noch immer viele eine rosarote Brille mit ihrer eher egozentrierten Sichtweise.
All die "Probleme", die ein Herdenschutzhund bereiten kann, kann auch jeder andere Hund bereiten. Und da finde ich gut, für welchen Umgang Mirjam plädiert und dass sie eben die Bedürfnisse der Hunde so in den Mittelpunkt rückt. Oft sind es Missverständnisse, falsche Herangehensweisen oder negative Umgangsformen, die zu Verhaltensweisen führen, die man zu verhindern wissen sollte.
Wer einen Hund in seine Familie holt, trägt eine besondere Verantwortung und muss natürlich auch dessen Bedürfnisse berücksichtigen. Ich glaube, wenn das grundlegend stimmig ist, ist auch ein Familienleben kein Problem.
Aber auch ich stimme zu, dass da eine gute Grundkenntnis und auch schon etwas Erfahrung sinnvoll sind. In die Hände von Ersthundehaltenden oder Familien, die kein Interesse an einem bedürfnisgerechten Umgang haben, sollte ein Herdenschutzhund umso weniger.
Dennoch halte ich viele Vorturteile für überholt und nichtig hinsichtlich diverser Argumentationen.