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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 25. Aug.

Warum lasst ihr kastrieren?

Es heisst ja man sollte nur kastrieren, wenn eine medizinische Notwendigkeit besteht, ich wundere mich aber immer ein bisschen, dass das bei so vielen Hunden der Fall ist. Gibt es tatsächlich so häufig schwere gesundheitliche Probleme rund um die Geschlechtsteile? Ich sorge mich ein bisschen, weil ich ja selbst einen intakten Hund hab...
 
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Kassandra
1. Sep. 08:28
Ja früher war das üblich, aber deshalb nicht unbedingt sinnvoll. Ich denke halt, dass man sich inzwischen bewusster fragt, warum man seinem Tier grundlos wichtige Organe amputieren sollte.
Interessant finde ich dennoch die Entwicklung das das Thema Kastrationen beim Hund ein riesen Thema ist, bei anderen Rassen allerdings überhaupt nicht.
Warum wird bei Katzen die Diskussion nicht ebenso wehement geführt?

Muss eine Katze nicht auch erst erwachsen werden bevor man sie kastriert? Und solange darf sie keinen Freigang haben? Und dann muss man sie langsam an Freigang gewöhnen? Diese Diskussion habe ich so noch nie gehört! Katze ist Freigänger, also Kastration, egal wie alt gefühlt.

Wieso hat die Spezies Hund da so viel mehr Probleme mit wenn der Hund kastriert wird. Und wenn das so schädlich für die Hunde ist müssten in Ländern wo sehr viel kastriert wird ja sehr viele gestörte Hunde rumlaufen. Den Eindruck habe ich jetzt nicht unbedingt.

Ich glaube das wir Menschen dieses Thema recht groß aufblasen und zu sehr verallgemeinern auf alle Hunde. Am Ende des Tages ist doch immer die Frage was ist das beste für das gemeinsame zusammenleben wenn nicht aus medizinischer Dringlichkeit (z.b. Tumor) kastriert wird. Wenn die Menschen sich nur an dem Hund aufreiben und mit den Hormonschüben des Hundes nicht klar kommen, ist es meiner Meinung nach für den Hund besser kastriert zu werden und in der Familie bleiben zu können, als aufgrund von zu wenig Zeit für intensives Training um spannender zu sein als die Hormone abgegeben zu werden.
 
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Dogorama-Mitglied
1. Sep. 08:34
Ich sehe es nicht so eng das ausschließlich bei schwerer medizinischer Notwendigkeit kastriert werden darf (z.b. Tumor) Gerade der Punkt Stress ist doch immer wieder in allen anderen Situationen ein Thema wo Hundehaltern zu geraten wird diesen dem Hund zu ersparen. Wenn der Hund aber Stress hat aufgrund seiner Hormone (scheintrachtigkeit, draußen nur die Nase auf dem Boden auf der Suche nach der nächsten pipi Stelle) dann ist das einfach stark im Ermessen des HH zu entscheiden ob er seinem Hund so viel Stress zumuten will. Ich denke das die meisten Kastrationen von nicht Tierschutzhunden wirklich auch auf die Kombination: der arme Rüde hat nur Stress und kommt wegen seiner Hormone nicht runter, und dann wird die Erziehung vielleicht einfacher. Und bei Hündinnen ist oft der Stress um die scheintrachtigkeit ein Thema. Ich muss gestehen daß das Thema bei uns auch noch nicht vom Tisch ist. Carl ist jetzt 2,5 Jahre alt und wir denken darüber nach ob wir ihn im Winter chippen lassen, weil er draußen nur auf pipi Mission ist und an manchen Tagen gar nichts anderes im Kopf hat. Zudem hat er eine vergrößerte Prostata. Sowas legen manche schon als medizinische Indikation aus. Ich weiß das 3 seiner Brüder auch schon den Chip oder sogar schon die OP hatten. Ich finde diese Entscheidung muss jedes Mensch Hunde Team selbst mit dem Tierarzt ihres Vertrauens treffen. Manche können es nicht ertragen ihren Hund solchen Stress haben zu sehen, andere haben nicht die Zeit für ein sehr sehr intensives Training was es braucht um interessanter als läufige Hündinnen zu sein. Gerade wenn man einen Hund hat der eher nicht ängstlich oder unsicher ist, sondern das komplette Gegenteil hätte ich weniger bedenken den Schritt zur Kastration zu wagen.
Da bin ich skeptisch - bei körperlichen Problemen und schweren Stresszuständen gibt's eh nix zu diskutieren.

Aber zu sagen - etwas überspitzt ausgedrückt - mein Jungrüde schnüffelt nach Pipi und ich schneid ihm lieber die Eier ab, anstatt mir Zeit für Training zu nehmen, fänd ich nicht überzeugend.
 
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Dogorama-Mitglied
1. Sep. 08:37
Hallo Joe. Unser Balu 🌈 musste leider mit 10 Jahren kastriert werden, da er eine stark vergrößerte Prostata hatte und Blut austrat. Sonst hätten wir es nicht machen lassen. Er war allerdings nie stressig bei läufigen Hündinnen. Solange keine medizinische Notwendigkeit besteht, würde ich nicht kastrieren lassen.
Da hab ich mich schon öfter gefragt, gibt es bei Hunden keine Prostata-Op?

Männer werden ja auch nicht kastriert, wenn sie Probleme mit dem Ding bekommen.
 
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D
1. Sep. 08:39
Ja früher war das üblich, aber deshalb nicht unbedingt sinnvoll. Ich denke halt, dass man sich inzwischen bewusster fragt, warum man seinem Tier grundlos wichtige Organe amputieren sollte.
Bin da bei Kassandra. Ich verstehe einfach die Aufregung nicht- warum ist es bei Hunden so emotionsgeladen?
Ich verstehe die Argumente dafür, und ich verstehe die Argumente dagegen. Man soll einen Hund nicht aus Bequemlichkeit kastrieren lassen, aber jeden zu verteufeln der sich dafür entscheidet finde ich auch nicht gut.

Noch eine Sache zu „früher“: vor +/- 20 Jahren schwappte die Frühkastrationswelle aus den USA herüber. Das Argument war, dass statistisch gesehen Gesäugetumore dadurch praktisch gar nicht mehr auftreten. Inzwischen ist man auf dem Stand, dass man mindestens bis nach der zweiten Läufigkeit warten sollte, weil die Hunde dann erst psychisch und physisch komplett entwickelt sind. Wie das in Zukunft aussieht wird sich zeigen.
 
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Regina
1. Sep. 08:43
Ich hab mich bei Cinni, obwohl er von Welpe an schon unsicher ist, mit 1,5 Jahren erst für einen Chip und dann für eine richtige Kastration entschieden. Mit etwas über einem Jahr fing er an auf sämtliche unkastrierte Rüden extrem aggressiv zu reagieren, wobei er zuvor meist sofort deeskaliert hat und wenn für ihn eine Hündin oder ein kastrierter Rüde besonders toll roch, war nur durch Anleinen zu verhindern, dass er sie besteigt. Ihn hat dann auch nicht interessiert, wenn die Hunde deutlich wurden mit abschnappen, knurren, bellen, was ihn zumindest anfangs noch beeindruckt hat. Er war draußen auch gar nicht mehr ansprechbar sondern nur mit Schnüffeln, Lecken und Markieren beschäftigt. Selbst ein Ball (er ist ein Balljunkie 🫣) war ihm dann total egal. Ich hatte auch immer das Gefühl bei Konfrontationen mit anderen Rüden im Freilauf, dass er eigentlich gar keine Konfrontation wollte, aber seine Hormone gesagt haben, doch du legst dich mit dem jetzt an😅. Neben diesem veränderten Verhalten kamen auch Durchfall und noch schlechter Fressen als sonst hinzu, wenn er eine läufige Hündin gerochen hat. Außerdem hatten wir 2x eine Vorhautentzündung. Gerade weil er so unsicher ist hatte ich anfangs echt Bedenken und auch, weil er erst 1,5 war und ich immer wieder gesagt bekam und immer noch bekomme, dass er nun nie erwachsen wird. Da er aber immer mehr eskalierte habe ich mich in Absprache mit unserer Tierärztin zunächst für einen Chip entschieden und da ich nur positive Veränderungen bemerkt habe bevor dieser auslief für eine richtige Kastration. Unsere Tierärztin hat aber auch direkt darauf hingewiesen, dass z.B. sein Ausrasten an der Leine nicht durch die Kastration gelöst wird sondern Trainingssache ist. Cinni hat mit dem Chip draußen fast sofort weniger markiert, war wieder ansprechbar und auch nicht mehr so auf Krawall aus. Das Pöbeln an der Leine haben wir durch für uns völlig falsches Training im Verein leider selber verschlimmert und es hat glaube ich nicht direkt eine Verbindung zur Kastration bzw. wurde durch sie weder behoben noch verschlimmert. Unsicherer als vorher ist er auch nicht geworden, er frisst endlich vernünftig und hat weniger Stress, was sich bei ihm direkt bemerkbar macht. Für uns war es die richtige Entscheidung auch wenn ich häufig das Gefühl habe mich dafür rechtfertigen zu müssen 🙄.
Ging uns nicht anders, mit einem Kleinpudel , wir haben es nie bereut ihn kastrieren zu lassen.
 
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Kassandra
1. Sep. 08:44
Da bin ich skeptisch - bei körperlichen Problemen und schweren Stresszuständen gibt's eh nix zu diskutieren. Aber zu sagen - etwas überspitzt ausgedrückt - mein Jungrüde schnüffelt nach Pipi und ich schneid ihm lieber die Eier ab, anstatt mir Zeit für Training zu nehmen, fänd ich nicht überzeugend.
Das schwierige an dem Thema ist aber was für den einen nur ein bisschen Training bedeutet ist für den anderen schon ein schwerer Stresszustand (auch beim Menschen)

Bei uns in der Nachbarschaft wohnt eine goldi Hündin. Total überdreht. Frauchen maximal überfordert beim Spaziergang. Mit Herrchen wesentlich entspannter. Bei denen würde es mich z.b. nicht wundern wenn die die Hündin auch kastrieren lassen aus Bequemlichkeit (Blutstropfen, genervt von den Verhaltensänderung). Ist das alles immer notwendig? Nein nicht unbedingt. Hat der Hund trotzdem ein schönes Leben? Im großen und ganzen ja! Es sind ihre Menschen die sie mögen und gut behandeln. Regelmäßig Gassi gehen (auch wenn das etwas chaotisch ist) wenn so alle wieder miteinander ein gutes zusammenleben finden können ist das für die der richtige Weg kastrieren zu lassen.
Who are we to judge.
 
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Kristina
1. Sep. 08:44
Da bin ich skeptisch - bei körperlichen Problemen und schweren Stresszuständen gibt's eh nix zu diskutieren. Aber zu sagen - etwas überspitzt ausgedrückt - mein Jungrüde schnüffelt nach Pipi und ich schneid ihm lieber die Eier ab, anstatt mir Zeit für Training zu nehmen, fänd ich nicht überzeugend.
Das empfinde ich persönlich jetzt doch als zu einfach betrachtet. Ich habe ja eher den Eindruck, dass sich viele richtig viel Gedanken machen, sich informieren und abwägen. Trotz all dem, wenn es dann zur Kastration kommt, sich vor vermeintlichen Tierschützern rechtfertigen müssen für etwas was nur sie betrifft.

Leute die "nur" weil ihr Hund ein bisschen zu viel schnüffelt oder mal einen Tropfen Blut verliert kastrieren wird es immer geben...aber ich glaube das sind mittlerweile echt wenige. Hinzu kommt, dass solche Leute (aus Unwissenheit, Ignoranz oder was weiß ich) ihrem Hund noch ganz andere, womöglich schlimmere Dinge antun.
 
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Dogorama-Mitglied
1. Sep. 08:46
Wie wir sicher alle wissen, spielen sich die Hormone nicht nur im Geschlechtsteil ab, sondern auch zwischen den Ohren😉Wenn Rüden bei läufigen Hündinnen total ausflippen haben diese armen Männer totalen Stress, sie dürfen nicht decken ,was ja eigentlich in der Natur normal wäre und umgekehrt würden die Hündinnen auch gern gedeckt werden, geht aber leider nicht. Also Stress auf beiden Seiten, müssen wir das unseren Hunden antun? Warum ist das Thema Kastration bei Hunden immer so ein Problem? Jedes männliche Pferd , bis auf ein paar Ausnahmen, wird im Alter von circa 1 1/2 Jahren kastriert.
Warum das ein Thema ist? Weil Sexualorgane wichtige Teile des Körpersystems und des gesamten Hormonhaushaltes sind.

Pubertierende Knaben würdest du ja auch nicht kastrieren, und da haben viele ebensolchen Stress und dürfen nicht decken.

Bei vielen Individuen lässt sich ein solcher Stress über hochwertige Alternativbeschäftigung übrigens gut kompensieren.

Muss man halt die Zeit und Mühe investieren wollen...
 
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Katrin
1. Sep. 08:48
Eine Kastration ist eine sehr individuelle Sache. Da spielen unglaublich viele Faktoren rein. Meine hat zB ordentlich Testosteron abbekommen (Typ Rüdin). Dann zu kastrieren kann durchaus ungewollte Nebenwirkungen haben und zu mehr unerwünschten Verhalten führen. Wäre für sie jetzt auch nicht der Hit.
 
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Kristina
1. Sep. 08:49
Warum das ein Thema ist? Weil Sexualorgane wichtige Teile des Körpersystems und des gesamten Hormonhaushaltes sind. Pubertierende Knaben würdest du ja auch nicht kastrieren, und da haben viele ebensolchen Stress und dürfen nicht decken. Bei vielen Individuen lässt sich ein solcher Stress über hochwertige Alternativbeschäftigung übrigens gut kompensieren. Muss man halt die Zeit und Mühe investieren wollen...
Naja, jetzt hier Mensch mit Tier auf eine Stufe zu stellen ist doch etwas übertrieben oder?
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