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Dogorama-Mitglied
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zuletzt 25. Aug.

Warum lasst ihr kastrieren?

Es heisst ja man sollte nur kastrieren, wenn eine medizinische Notwendigkeit besteht, ich wundere mich aber immer ein bisschen, dass das bei so vielen Hunden der Fall ist. Gibt es tatsächlich so häufig schwere gesundheitliche Probleme rund um die Geschlechtsteile? Ich sorge mich ein bisschen, weil ich ja selbst einen intakten Hund hab...
 
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Kelly
2. Sep. 11:10
Hmm bei Menschen wurde Ewigkeiten sofort immer der Blinddarm (ugs. hier für Appendix vermiformis) entfernt, da er als sinnloses Anhängsel galt. Mittlerweile weiß man, dass der Blinddarm durchaus eine Funktion erfüllt (lymphatisches Gewebe). Bei mir wurde er zb als Kind vorsorglich entfernt, ohne direkte medizinische Indikation. Für mich gibt es hier in der Diskussion zu viel Emotionen und zu wenig Fakten. Wie sieht es tatsächlich mit der Lebenserwartung aus, mit dem Verhalten und mit den Folgen? Die Studienlage ist ja nicht schwarz/ weiß und wenn ich zb nur anhand dieser Studie eine Entscheidung treffen würde (was ich nicht tun würde), wäre eine Kastration alleine im Sinne der Lebenserwartung nicht von der Hand zu weisen: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3629191/ Hündinnen leben danach um 26.3% und Rüden 13.8% länger- wenn ich meine Lebenserwartung um 26.3% erhöhen könnte, ohnehin keine Kinder plane und keine massiven Nebenwirkungen zu erwarten wären könnt ihr meine Eierstöcke gerne auch noch entfernen, eine weitere Narbe würde bei mir eh nicht auffallen. 😜 Das ganze ist jetzt natürlich nicht ganz ernst gemeint und wäre eher mal eine Aufforderung an alle hier weniger mit Emotion und mehr mit Fakten zu argumentieren. Edit: ja ich weiß, dass Nebenwirkungen zu erwarten wären, darum die Aufforderung damit zu argumentieren und in Relation zu setzen
Hi Eva, mir hat dein Beitrag super gefallen! Hast du die Studie aber selber genau gelesen? Einige Sachen machen mir schon Sorgen. Es wurden über 40000 Hunde studiert und bei „cause of death“ kam ja raus, dass die Mehrheit der kastrierten Hunde an ziemlich üble Krebsarten starben, während nicht kastrierte an Trauma, Infektionskrankheiten und Degeneration, (möglicherweise Ernährungsbedingt?). Es wurden Daten aus Tierarztpraxen weltweit angeschaut, was überzeugt, aber eine OP fürs Kastrieren ist weltweit teuer. Kann es sein, dass die Kastrierten Hunde grundsätzlich besser medizinisch versorgt und besser gepflegt werden und so der „economic background of the owner“ eine Rolle spielt? Die Studie argumentierte, dass die Daten alle von Tierarztpraxen kamen, also kann Geld für Ernährung und Pflege keine Rolle spielen, aber auch sehr armen Menschen kratzen ihr letztes Geld für den Tierarzt zusammen wenn der geliebte Hund einen Traumatischenunfall hatte or ernsthaft krank wird. Leider ist es oft dann nur schon zu spät. Ich habe den Eindruck, das hier nicht Äpfel mit Äpfel vergleichen werden. Die Studie lässt kaum den Schluss zu, dass Tiere wegen der Kastration länger leben, sonder eher, das kastrierte Tiere häufiger an Krebs sterben und seltener an Trauma und Infektionskrankheiten.🤔
 
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Mel und
2. Sep. 11:10
Du schreibst dein Nio ist ein ruhiges , ausgeglichenes Pubertier , er ist 2 Jahre alt ... vielleicht braucht er einfach nur noch etwas Zeit . Klar kennst du deinen Hund besser und du siehst wie er reagiert , leidet . Ich glaube auch du machst dir die Entscheidung nicht leicht und du wirst für euch die richtige Entscheidung finden . Wir meinen es nur gut , genau wie du ... Hast du es schon einmal mit all den Mittelchen probiert die es zur Beruhigung in diesen Situationen gibt ? Vielleicht gibt es da was , was euch hilft , was Nio hilft . Das ist lieb gemeint und kein Angriff 🙏
Er bekommt ja die Zeit..trotzdem frage ich mich so langsam wieviel Leidensdruck noch vertretbar ist ..
 
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Katrin
2. Sep. 11:11
Hier gibt es eine Klinik die momentan gerade geschlossen ist ..Aber wenn ich da schon "Bachblüten Therapie "lesen muss kommts mir direkt hoch https://www.naturheilkundliche-tierklinik.de/
Bachblütentherapie meinte ich jetzt auch nicht. Oftmals gehört sowas aber mit zu den angebotenen Leistungen. Lässt sich halt gutes Geld mit machen😅
 
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Katja
2. Sep. 11:12
Da ich immer großer Fakten-Fan bin, hier mal der entsprechende Paragraph des Tierschutzgesetzes: von „medizinischer“ Indikation steht da in der Tat nix, nur „tierärztlich“, was für mich durchaus ein Unterschied ist.

Und hier noch zum selber Nachlesen:

https://www.gesetze-im-internet.de/tierschg/__6.html
 
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Eva
2. Sep. 11:15
Hi Eva, mir hat dein Beitrag super gefallen! Hast du die Studie aber selber genau gelesen? Einige Sachen machen mir schon Sorgen. Es wurden über 40000 Hunde studiert und bei „cause of death“ kam ja raus, dass die Mehrheit der kastrierten Hunde an ziemlich üble Krebsarten starben, während nicht kastrierte an Trauma, Infektionskrankheiten und Degeneration, (möglicherweise Ernährungsbedingt?). Es wurden Daten aus Tierarztpraxen weltweit angeschaut, was überzeugt, aber eine OP fürs Kastrieren ist weltweit teuer. Kann es sein, dass die Kastrierten Hunde grundsätzlich besser medizinisch versorgt und besser gepflegt werden und so der „economic background of the owner“ eine Rolle spielt? Die Studie argumentierte, dass die Daten alle von Tierarztpraxen kamen, also kann Geld für Ernährung und Pflege keine Rolle spielen, aber auch sehr armen Menschen kratzen ihr letztes Geld für den Tierarzt zusammen wenn der geliebte Hund einen Traumatischenunfall hatte or ernsthaft krank wird. Leider ist es oft dann nur schon zu spät. Ich habe den Eindruck, das hier nicht Äpfel mit Äpfel vergleichen werden. Die Studie lässt kaum den Schluss zu, dass Tiere wegen der Kastration länger leben, sonder eher, das kastrierte Tiere häufiger an Krebs sterben und seltener an Trauma und Infektionskrankheiten.🤔
Zum Krebsrisiko hatte ich weiter unten schon etwas geschrieben und ja die Studie hat einige Schwachstellen. Darum auch die Aufforderung das ganze von allen möglichen Seiten zu beleuchten. :)
 
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Stella
2. Sep. 11:16
Er bekommt ja die Zeit..trotzdem frage ich mich so langsam wieviel Leidensdruck noch vertretbar ist ..
Ich verstehe dich ... man möchte seinen Liebling nicht leiden sehen
 
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Katja
2. Sep. 11:18
Hi Eva, mir hat dein Beitrag super gefallen! Hast du die Studie aber selber genau gelesen? Einige Sachen machen mir schon Sorgen. Es wurden über 40000 Hunde studiert und bei „cause of death“ kam ja raus, dass die Mehrheit der kastrierten Hunde an ziemlich üble Krebsarten starben, während nicht kastrierte an Trauma, Infektionskrankheiten und Degeneration, (möglicherweise Ernährungsbedingt?). Es wurden Daten aus Tierarztpraxen weltweit angeschaut, was überzeugt, aber eine OP fürs Kastrieren ist weltweit teuer. Kann es sein, dass die Kastrierten Hunde grundsätzlich besser medizinisch versorgt und besser gepflegt werden und so der „economic background of the owner“ eine Rolle spielt? Die Studie argumentierte, dass die Daten alle von Tierarztpraxen kamen, also kann Geld für Ernährung und Pflege keine Rolle spielen, aber auch sehr armen Menschen kratzen ihr letztes Geld für den Tierarzt zusammen wenn der geliebte Hund einen Traumatischenunfall hatte or ernsthaft krank wird. Leider ist es oft dann nur schon zu spät. Ich habe den Eindruck, das hier nicht Äpfel mit Äpfel vergleichen werden. Die Studie lässt kaum den Schluss zu, dass Tiere wegen der Kastration länger leben, sonder eher, das kastrierte Tiere häufiger an Krebs sterben und seltener an Trauma und Infektionskrankheiten.🤔
Ich fand da die Ausführungen im unten zitierten Artikel von Dr. Rückert interessant: einzelne Studien können immer zu speziellen Ergebnissen kommen und es können da auch immer wieder nicht entdeckte Einflussfaktoren mitspielen.
Er sprach aber von „zunehmend Meta-Studien“, die Erkenntnisse aus vielen verschiedenen Studien zusammenführen!
Und dieser Kenntnisstand hat ihn dazu bewogen, seine Einstellung zur Kastration inzwischen deutlich zu überdenken: sein aktueller Hund ist zum ersten Mal auch nicht kastriert!

Hier nochmal der Link:

https://www.tierarzt-rueckert.de/blog/details.php?Kunde=1489&Modul=3&ID=18951
 
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Eva
2. Sep. 11:22
Ich fand da die Ausführungen im unten zitierten Artikel von Dr. Rückert interessant: einzelne Studien können immer zu speziellen Ergebnissen kommen und es können da auch immer wieder nicht entdeckte Einflussfaktoren mitspielen. Er sprach aber von „zunehmend Meta-Studien“, die Erkenntnisse aus vielen verschiedenen Studien zusammenführen! Und dieser Kenntnisstand hat ihn dazu bewogen, seine Einstellung zur Kastration inzwischen deutlich zu überdenken: sein aktueller Hund ist zum ersten Mal auch nicht kastriert! Hier nochmal der Link: https://www.tierarzt-rueckert.de/blog/details.php?Kunde=1489&Modul=3&ID=18951
Super Text und genau wie ich mir die Argumentation auch hier wünschen würde- seine Kollegin hatte übrigens bei Lotte sofort die Frühkastration erkannt :)
 
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Dogorama-Mitglied
2. Sep. 11:22
Er bekommt ja die Zeit..trotzdem frage ich mich so langsam wieviel Leidensdruck noch vertretbar ist ..
Darf ich mal fragen, ob ihr schon bei einem oder mehreren Trainern oder Verhaltenstherapeuten wart?

Übersteigertes Sexualverhalten ist ja nicht immer hormonbedingt.
Auch ein gelangweilter, überforderten oder unterforderter Hund kann mit gesteigertem Sexualverhalten entweder einen Zeitvertreib oder Stressabbau suchen. Dabei kann ein überforderter Hund aber auch gleichzeitig gelangweilt sein.
Manche Hunde suchen sich Beschäftigung in der Leinenaggression, andere jagen ihren Schwanz und für andere wird Damenduft zur Obsession.
Auch Lösungsansätze hängen stark von der Ursache ab. Einen überforderten, aber gelangweilten Hund einfach mehr zu beschäftigen kann nach hinten losgehen, genauso Beschäftigung zu reduzieren. Einen intakten Rüden mit haufenweise Mädels zusammenzuschmeißem um ihn zu desensibilieren kann manchmal helfen, manchmal macht es alles nur schlimmer und der Jungspund braucht Abstand.

Es ist alles so individuell, dass manchmal nur eine geschulte Fachkraft erkennen kann, was das Problem ist und welche Lösung für Hund und Mensch sinnvoll und produktiv ist. Der Chip kann Symptombekämpfung sein, wenn die Ursache aber nicht gelöst ist, manifestiert sich das Problem in einem anderen Verhalten.
 
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Stella
2. Sep. 11:23
Da ich immer großer Fakten-Fan bin, hier mal der entsprechende Paragraph des Tierschutzgesetzes: von „medizinischer“ Indikation steht da in der Tat nix, nur „tierärztlich“, was für mich durchaus ein Unterschied ist. Und hier noch zum selber Nachlesen: https://www.gesetze-im-internet.de/tierschg/__6.html
TIERSCHUTZGESETZ ...
wenn man mehr dazu liest kommt die Aussage der medizinischen Indikation