Kleines Update: die andere Ärztin der Tierarztpraxis hat den Fall letztlich übernommen. Sie hat sich für ihre Kollegin entschuldigt und gesagt, dass Tierärzte (sie eingeschlossen) meist nicht wissen, dass das Gültigkeitsdatum der Impfung in legalen Dokumenten auf Basis der Impfzulassung einzutragen ist. Ich hatte der Praxis die Stellungnahme des Herstellers weitergeleitet. Ich fand ihren Schock ziemlich authentisch und glaube, da wird einfach nicht richtig geschult.
Mehr so mal generell gesagt über den Berufsstand der TAs würde ich gerne mal sagen:
"Nicht so gut geschult" ist natürlich schnell gesagt und eigentlich auch zutreffend, aber am Ende irgendwie auch zu entschuldigen. Da muss man auch mal fair sein.
Nämlich einfach nur dadurch, dass man sich mal kurz überlegt, was die alles an der Backe haben im Vergleich zu Humanmedizin und den ganzen Fachrichtungen.
Wir als Menschen haben Augenärzte, Chirurgen, HNO, Kardiologen, Onkologen, Zahnärzte, Dermatologen und noch ganz viele andere.
TAs als niedergelassene Ärzte im Kleintierbereich machen das ALLES. Und nicht nur für eine Art wie zb Menschen, sondern für Hunde, Katzen, Hasen, Mäuse und sämtliches Geflügel.
Wie soll man das denn fachlich alles stemmen mit der geforderten Kompetenz?
Und dann kommen insbesondere noch die Katzen-und Hundehalter und verlangen Ernährungstipps.
Ich sage dazu mal öfter mal offen und ehrlich, dass der normale Kleintier-Tierarzt davon wirklich nicht viel Ahnung hat. Das ist der Branche gegenüber tatsächlich nicht böse gemeint, aber er kann das einfach gar nicht leisten.
Wer von euch würde dann eine Ernährungsberatung von einem Augenarzt oder Zahnarzt annehmen und für kompetent befinden, weil der ja schließlich Arzt ist?
Insgesamt sind die Erwartungen an Tierärzte aus meiner Sicht deutlich zu hoch. Die können doch nicht jeden Eierlege-Trick für Hühner kennen, gleichzeitig für alle Magen-darm Probleme bei hund, Maus und Huhn kompetent sein und auch noch für alles andere, was mir grad nicht einfällt.
Und das für vergleichsweise tatsächlich lausige Bezahlung. Ich selbst bin kein Tierarzt deswegen darf ich das vielleicht vom neutralen Standpunkt aus mal sagen.
Zusätzlich werden unter Preis aus Herzenssache Tiere behandelt, die eigentlich ein "wirtschaftlicher Totalschaden" sind. Hatte ich auch schon.
Wenn der Kuschelhase meiner Tochter fast 2 Stunden lang operiert wird mit 3 Leuten und das ganze kostet am Ende 120 €, dann KANN das nicht kostendeckend sein für die Praxis.
Aber man versucht, das Tier zu retten für die Leute oder für die Kinder oder für das Tier. Und mehr Geld ist oft plausibel gesehen einfach nicht zu holen in dem Bereich. Zumal ein neuer Hase für 20 € zu haben ist, sogar vom Züchter.
Ich könnte jetzt noch eine ganze Menge rein schreiben oder diktieren, aber ich lass es mal gut sein damit.