Unsere Sally (Sibirian Husky) bekam mit 8 Jahren einen schweren und komplizierten Diabetes. Hätte der TA als wir sie gleich am Anfang der Auffälligkeiten vorstellten die korrekte Diagnose gestellt, wäre ihr einiges erspart geblieben. Der zweite TA hat dann die richtige Diagnose gestellt. Leber, Nierenwerte waren zu drm Zeitpunkt schon katastrophal, Herztöne nicht gut, sie musste an den Tropf, sie ließ sich nicht vernünftig auf Caninsulin (Mischinsulin für Hunde) einstellen, bekam dann getrennte Insuline für den Menschen, sehr lange Geschichte.
Sie erblindete auf beiden Augen, bevor sie dann endlich vernünftig eingestellt war. Katarakt, sie konnte vielleicht noch hell und dunkel unterscheiden aber das war’s dann auch schon.
Als ihre Blutwerte wieder ok waren sind wir zu einem Augenspezialisten für Hunde. Natürlich empfahl er die OP, Linse entfernen, künstliche Linse einsetzen. Wir hatten auch einen Termin, fuhren hin, aber an dem Tag war ihr Blutzucker und damit auch Kreislauf eine reinste Katastrophe. Der Arzt sagte kein Problem, mein Bauchgefühl sagte was anderes.
Wir haben sie nicht operieren lassen.
Und ich denke wir haben ihr damit einen Gefallen getan, denn das ganze was hinterher gefolgt wäre ist purer Stress. Und diesen Stress einem gesundheitlich angeschlagenen Hund zumuten?
Sie hatte nie Probleme mit der Blindheit, spielte, lief irgendwann auch wieder am Fahrrad ( natürlich nur kurze überschaubare Strecken wegen ihrem schwankenden Blutzucker), es ging ihr rund um gut.
Ich musste feststellen, dass es eher das menschliche Denken „oh je, blind, der arme Hund“ war, der mich dazu bewegte die OP zu wollen. Ich vermute hätte man Sally fragen können hätte sie mit „OP? Wozu?“ geantwortet.
Ich denke, dass es durchaus Hunde gibt, die diese OP bekommen sollten, weil sie nicht gut mit der Blindheit klar kommen. Ich glaube für diese Hunde wäre es besser durch diesen Stress nach der OP durch zugehen als den anhaltenden Stress durch die Blindheit zu ertragen.
Ich denke aber auch, dass es Hunden, die gut mit der Blindheit klarkommen, das ganze Drama erspart werden sollte, vor allem, wenn die gesundheitlich so angeschlagen sind, dass ein deutlich erhöhtes Narkoserisiko besteht.
Sally hatte nie Probleme mit dem Augeninnendruck, der wurde regelmäßig kontrolliert. Er schwankte aber nie in einen Bereich hinein, der für sie unangenehm war. Sie brauchte nie Augentropfen oder andere Meds wegen der Augen. Sie wurde fast 13 Jahre alt und selbst als sie später senil und klapperig wurde, war die Blindheit nie wirklich ein Problem für sie.
Natürlich musste sie umlernen und sich umgewöhnen. Mit viel Liebe, Geduld und Fürsorge war das bei ihr problemlos machbar. Am Anfang hatte sie aber auch erhöhte Ängstlichkeit gezeigt, jaulen usw. Wir haben dann daran gearbeitet ihr Sicherheitsgefühl zu verbessern. Das Vertrauen vertiefte sich extrem, die Unsicherheiten und Ängstlichkeiten waren recht schnell vergessen.
Ich habe letztens so ein Halsband gesehen, an dem ein großer Ring dran befestigt ist. Das Soll verhindern, dass blinde Hunde irgendwo gegen laufen und sich verletzen. Sowas hätte ich ihr gerne damals gekauft, gab es aber damals noch nicht. Ich denke so ein Hilfsmittel ist durchaus sinnvoll. Sally bekam eine Brille, die sie hasste und ständig verlor. Also haben wir die irgendwann weg gelassen und trotzdem hat sie sich nie verletzt.
Ich möchte Dir mit Sallys Geschichte auf keinen Fall „lass es sein“ sagen. Ich wollte damit nur aufzeigen, dass es auch anders geht. Und auch daraufhin weisen, sich selbst zu fragen „warum ziehe ich die OP trotz enormen Risikos und den folgenden Stress für den Hund in Betracht? Für den Hund oder weil ich glaube ein Hund MUSS sehen können oder der Hund hätte dann mehr Lebensqualität. Würde es dem Hund wirklich so viel besser gehen wenn Hundi wieder sehen kann oder ist das nur die menschliche Sicht? Steht das negative, das Narkoserisiko und der Stress hinterher in einem guten Verhältnis zum sehen können?
Eine andere Frage, die mir weiter geholfen hat war, „was wenn ich das wäre?“
Würde ich für mich das Risiko eingehen nur um wieder sehen zu können oder würde ich lieber blind bleiben? Da ich Mensch bin, spielt hier wieder menschliches Denken mit rein, daher bin ich noch einen Schritt weiter gegangen und habe versucht wie Hund zu denken.
Vielleicht hilft dir ja irgendwas von dem Geschriebenen weiter. Ich drücke Euch auf jeden Fall die Daumen, dass alles gut wird, egal welche Entscheidung am Ende getroffen wird. Euch alles Liebe.