Sehr interessantes Thema 👍 Wenn man die Diagnose bekommt, reißt es einem wahrscheinlich erst mal den Boden unter den Füßen weg. Wie war das bei euch als ihr wirklich realisiert habt, was eine Lähmung bedeutet? Wart ihr sofort mit Feuereifer dabei, alles zu unternehmen, um die neuen Lebensumstände anzupassen? Oder kam erst Panik, ob ihr es schafft? Wie seid ihr auf die Idee mit dem Rollstuhl gekommen? Und wo bekommt man überhaupt so ein Hilfsmittel?
Und wie geht es euch jetzt ein paar Monate nach der Diagnose? Ist es schwerer als ihr es am Anfang vermutet habt oder sogar leichter? Wie ist die Kommunikation mit anderen Hunden?
Ich hoffe, die Fragen sind nicht zu privat, aber ihr scheint bei dem Thema ja sehr offen zu sein.
Ich finde es super, dass ihr eurer Hündin so ein tolles Leben ermöglicht 🐶
Bei uns war es wirklich ein Schock, aber in der ganzen Zeit war es vor allem wichtig, dass sie die OP übersteht. So richtig realisiert habe ich die Folgen erst so ca. 1 Woche danach.
Zu Anfang sind wir noch voller Hoffnung gewesen, dass die Beweglichkeit wieder hergestellt werden kann und wir haben viel mit Physiotherapie, Akupunktur etc gemacht. Eine Tragehilfe haben wir uns aber gleich in der ersten Woche gekauft, da der Gurt vom Tierarzt auf Dauer die Organe gequetscht hat.
Aber nachdem mehrere Wochen ohne eine einzige Änderung vorüber waren, kam dann Stück für Stück die Erkenntnis, daß bleibt jetzt für immer so.
Ganz ehrlich, es hat mich persönlich sehr getroffen. Nicht weil ich mehr Arbeit dadurch mit ihr habe, sondern weil ich immer nur daran denken konnte, wie unfair das für sie ist. Warum ... das war teilweise ein Wort, was mir sofort die Tränen in die Augen gebracht hatte. Wenn ich sie dann auch noch dabei beobachtet hatte, wie sie sich auf den verbliebenen Vorderbeinen bemühte, auf ihren Platz zu kommen, bin ich fix und fertig gewesen.
Das ganze ist Ende September passiert, mittlerweile kommen mir schon auch mal wieder die Gedanken, wenn die Lähmung nicht wäre, würde jetzt dieses oder jenes anders sein. Aber je mehr Zeit vergeht, um so mehr realisieren wir, es sind die Menschen die damit nicht gut umgehen können. Der Hund hat sich damit abgefunden und lebt im Hier und Jetzt. Sobald man sich das verinnerlicht, kann man damit viel besser umgehen.
Den Rolli habe ich recht schnell als unumgänglich angesehen, denn diesen kleinen Wirbelwind mit einem Haltegurt durchs Leben zu führen, ist echt nicht machbar. 😆 Das geht so dermaßen auf den Rücken, das hält man nicht lange aus.
Wir hatten mal von walkin wheels bei einem Beitrag einer Tiersendung gehört und dann gleich nach einer Woche etwas nachgeschaut, was man da online zu findet. Es gibt einen Shop in Deutschland, der diese amerikanische Marke hierzulande verkauft. Mit der Shopinhaberin habe ich dann Kontakt aufgenommen und eine absolut fantastische Beratung und auch zusätzlich viele kleine Hilfestellungen bekommen.
Da unsere kleine Dame sehr verfressen ist, konnten wir sie mit vielen kleinen Belohnungen schnell an den Rolli gewöhnen. Zu Anfang war es ein ständiges Probieren, Verstellen und Anpassen. Aber nach nun knapp 4 Monaten ist der Rolli perfekt auf sie eingestellt und das "anziehen" dauert 1 Minute. Wir haben zwei verschiedene Räder, für harten und für weichen Untergrund. Der Rolli wiegt lediglich 2 Kg, lässt sich mit 2 Handgriffen zerlegen und passt platzsparend in eine kleine Tasche.
Was die Kommunikation mit anderen Hunden betrifft, da ist definitiv etwas anders. Und das ist meinem Empfinden nach die größte Herausforderung. Durch das Tragen der Windel kann das übliche Beschnüffeln einfach nicht stattfinden. Auch schreckt der Rolli viele andere Hunde ab und verunsichert sie. Hier kommt es auch auf den Besitzer des anderen Hundes an. Wir hatten schon ein paar tolle Begegnungen, wo man sagen kann, daß hat super geklappt. Aber eben auch viele, wo auch das totale Gegenteil passiert ist.
Ich kann allgemein nur sagen, es ist zu Anfang ein riesiger Berg, der sich vor einem auftürmt, aber der Berg fällt schnell in sich zusammen, wenn man sich darüber klar wird, dass die Alternative dazu bedeutet, den Hund einzuschläfern. Und ein Hund einschläfern zu lassen, nur weil er mehr Arbeit macht als andere, wer diese Entscheidung trifft.... da fehlen mir die richtigen Worte für.
Und wer Kinder hat, wird merken, dem Hund die Windel zu wechseln ist einfacher 😄
Unser Alltag ist eigentlich mittlerweile kaum mehr "ungewöhnlich". Statt nur Leine und Geschirr um, wird eben noch zusätzlich der Haltegurt oder Rolli angezogen. Man wechselt bei Bedarf die Windel, wie gesagt, das dauert bei uns keine 60 Sekunden. Wenn nötig, entleeren wir die Blase manuell, hat uns der Tierarzt ganz genau erklärt und gezeigt. Vorteil: man muss bei schlechtem Wetter nicht mehr mit dem Hund raus 😉 , keine Tretmienen mehr um Garten, keine blöden Kotbeutel mitschleppen.
Uhi, jetzt habe ich aber einen halben Roman geschrieben, oh weh. Ich hoffe, es schläft beim Lesen keiner ein. 😆