Zu deiner eigentlichen Frage kann ich leider auch nichts beitragen, außer dass ich es durchaus sinnvoll finde, in so einem extremen Fall mit ängstlösenden (nicht betäubenden) Mitteln zu arbeiten. Ich würde einfach mal die Tierärzte in der Umgebung durchtelefonieren, wer sich überhaupt damit auskennt. Und dann wenn es sein wird hund packen, ins auto und hin fahren. Oder Tierarzt kommen lassen. Nicht toll, aber er wirds überleben.
Ansonsten habe ich auch nur Erfahrung mit unsicheren Hunden (zb direkt nach ihrer Ankunft) und nicht so extremer Ängstlichkeit. Was uns aber in einem Fall als Vorstufe fürs spazieren gehen geholfen hat: Lange Leine an den Hund, sodass nix passieren kann, Tür öffnen und einfach davor setzen und lesen. Nicht den Hund anschauen, nicht locken, nix von ihm erwarten. Vielleicht kommt er dann ja langsam und beobachtet aus seinem sicheren Bereich heraus mal die Außenwelt.
Außerdem kann man das Selbstvertrauen ein wenig mit kleinen Aufgaben aufbauen, die er lösen darf. Auf etwas drauf springen, verschiedene Untergründe, tricks, Intelligenzspiele (die er lösen kann und ihm keine Angst machen!) gehen auch in der Wohnung. Schnüffeln ist auch super und entspannt, außerdem kann man darüber auch die Außenwelt ein wenig mehr kennenlernen. Ihm bewusst Dinge zum schnüffeln mitbringen, gemeinsam am offenen Fenster sitzen und beobachten und schnüffeln etc.
So wie du eure Beziehung beschreibst, entscheidet und fordert er von dir recht viel. Es ist natürlich total verständlich, dass du ihn verhätschelst, bei der Vorgeschichte. Aber vielleicht hilft es ihm auch, etwas mehr Führung zu bekommen. Vielleicht schaffst du es etwas mehr in die agierende Rolle zu kommen. Zeig ihm einen sicheren Platz, wenn du weißt es wird gleich an der Tür klingeln (zb die Box). Lade ihn vermehrt ein zum kuscheln oder für gemeinsame Aktionen und sag ihm sonst auch mal, wenn es gerade nicht geht.
Ich gehöre auch nicht zu den Leuten, die alle Aktionen starten, aber mich von meinem Hund wecken lassen hätte ich keine Lust drauf. Ich entscheide selbst, wann ich aufstehe. Wenn ich wach bin, darf er aber gerne zum kuscheln kommen 😉
Wenn er alle diese Entscheidungen selbst trifft, kann das natürlich für einen Hund auch schön sein, aber unsichere Charaktere sind davon auch oft überfordert und ein wenig Führung vom Menschen ist definitiv nicht schlecht für Vertrauen und Bindung 😉
Da hast du vollkommen recht. Gerade bei so einem ängstlichen Hund reicht nicht nur ein wenig Führung. Anfangs ist es völlig o.K. ihn wrst einmal ankommen zu lassen. Aber er ist jetzt schon 1 Jahr da und Daniela schreibt ja, dass sich dann das Verhalten ihr gegenüber auch gewandelt hat. Dieses permanente und ständige Verfolgen ist nach der langen Eingewöhnung nicht mehr förderlich und auch nicht unbedingt ein Zeichen von Vertrauen. Würde er vertrauen, könnte er auch mal eine Zeit in einem anderen Raum bleiben. Ich würde auch einen sicheren Ort/Box einrichten, die ausschließlich dem Hund vorbehalten ist und wo er sich wohlfühlt. Das Menschenbett im Schlafzimmer ist nicht wirklich dieser Ort. Ich würde sogar den Standplatz der Box in ein Zimmer verlegen, wo auch die Menschen anwesend sind, einschließlich Besucher. Dort natürlich in einer ruhigen Ecke und immer darauf achten, dass der Hund dort in Ruhe gelassen wird. Wenn er sich immer irgendwo abgeschieden zurückziehen kann, wird er nie lernen, dass auch andere Menschen nicht so gruselig sind. Nun würde ich das ständige Hinterherlaufen nicht komplett unterbinden, würde aber trotzdem dem Hund immer wieder mal abverlangen, dass er mal nicht mit auf die Toilette darf, sondern in seiner Box bleibt. Das muss er lernen, auch mal auszuhalten. Er wird merken, dass auch dann die Welt nicht zusammenbricht. Es hängt ganz viel von deinem Verhalten ab, wie der Hund sich benimmt. Versuche alles wie selbstverständlich zu machen und ihn auf keinen Fall zu bedauern. Hast du schon einmal probiert, ihn einfach ins Auto zu packen und an eine ruhige Stelle zu fahren? Mit so einer extremen Angst kenne ich mich jetzt auch nicht aus und vor allem sehen wir dich hier alle nicht im Umgang mit dem Hund. Du brauchst unbedingt jemanden vor Ort, der sich mit Angsthunden auskennt und dich erst einmal im Umgang mit ihm beobachten kann. Vielleicht würde ja auch ein Video hier etwas helfen, z.B. von einer Situation, wo er nicht mit raus will.