Was ich bei den meisten Leuten in meinem Bekanntenkreis (inkl. mir selbst beobachte):
An den ersten Hund geht man glaube ich einfach unvoreingenommen ran. Man hat eine ungefähre Idee, wie das Zusammenleben aussehen soll und tastet sich dann gemeinsam vorwärts. Man nimmt Probleme einfach, wie sie grad kommen. Man ruht sich auch mal zusammen aus, ohne dass man das direkt als Ruhetraining brandmarkt.
Beim 2. Hund ist die Idee ganz klar, wie vieles laufen soll und der Hund hat meist gar kein „Mitspracherecht“ mehr. Gerade, wenn man beim Hund viele „Baustellen“ bemerkt, wird er schnell zum „Projekt“. Man trainiert mehr und ernsthafter und alles mögliche, um möglichst schnell diesen Zustand zu erreichen und hat mitunter höhere Anforderungen - jede Minute ist von Regeln und irgendeiner Art Training geprägt. So wird man rasch zu einer „Arbeitsgemeinschaft“, aber das war’s vielleicht auch schon.
Was oft auf der Strecke bleibt oder nicht so viel Raum bekommt, ist aus meiner Sicht alles, was wirklich Spaß macht und nichts fordert: zum Beispiel das Spielen. Ehrliches Sozialspiel, ohne das Ziel damit etwas zu belohnen oder zu trainieren. Oder das einfach angeleint auf der Wiese sitzen ohne den Hund in ein Kommando zu bringen oder sich zu Hause auf den Boden legen ohne dass der Hund auf der Decke Ruhe finden muss, eben Dinge ohne Ziele.
Ich finde gerade durch zielloses, gemeinsames Miteinander, vor allem im Spiel, wächst man aber so ungeheuer zusammen, lernt sich irgendwie nochmal „auf einer anderen Ebene“ kennen.
Ich glaube, dass man im ziellosen Spiel schneller eine tiefe Verbundenheit bekommt, als ohne.
Nur so meine Beobachtungen. Spielen steht bei mir deshalb wirklich ganz oben auf der Prioritätenliste für die Zeit mit meinem Hund, denn ich habe den Unterschied sowohl bei mir als auch beim Hund gemerkt, wenn wir mal ein paar Tage nicht dazu kommen, zu gestresst sind, zuviel trainieren, etc. Genau in diesen Momenten habe ich wirklich nun auch mit dem 2. Hund ein Gefühl der Verbundenheit erreicht, was lange nicht da war.