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Home / Forum / Verhalten & Psychologie / Stereotypie

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Akie
Einleitungs-Beitrag
Anzahl der Antworten 21
zuletzt 17. Apr.

Stereotypie

Hallo zusammen, nach einem langem Krankheitsverlauf hat unser Hund eine Verhaltensstörung entwickelt und kürzlich die Diagnose Stereotypie erhalten. Mit Unterstützung einer fachkundigen Tierärztin haben wir nun eine Verhaltenstherapie begonnen, die (hoffentlich) erfolgreich verlaufen wird. 🍀 Meine Fragen richten sich primär an Menschen mit Hunden, die Stereotypien oder andere zwanghafte Verhaltensweisen zeigen, aber natürlich ist jede:r herzlich zum mitlesen und -schreiben eingeladen. Habt ihr eine (fachtierärztliche) Diagnose bekommen oder eigenständig recherchiert? Habt ihr an dem Thema gearbeitet und wenn ja, mit wie viel Erfolg? Wo seid ihr an Grenzen gekommen - oder darüber hinaus gegangen? Musstet ihr euren Hund medikamentös unterstützen? Wie lange hat es gedauert, bis erste Erfolge sichtbar wurden? Erzählt mir gern von eurem Lebensweg mit eurem Hund. Ich bin gespannt auf eure Geschichten! PS: Ein Hund mit Verhaltensstörung kann eine große Belastung sein, deshalb gehen wir hier wertschätzend miteinander um und verurteilen uns nicht. Thank you!
 
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Ano
Beliebteste Antwort
16. Apr. 21:15
Hi! Mein Hund hatte ein ziemlich auffälliges Verhalten, das in Richtung Zwangsstörung ging, eine Diagnose hatten wir nicht. Alles hat harmlos angefangen, als er die Lichtreflektion einer Uhr gejagt hat. Wir waren da gerade bei Familie zu Besuch und alle fanden das lustig. Innerhalb weniger Wochen ist das Verhalten aber komplett eskaliert, er hat abends angefangen Schatten zu jagen, hat sie angebellt, gekratzt und seine Schnauze reingerammt. Jeden einzelnen Abend. Abgesehen von der Lärmbelastigung für die Nachbarn und dem Zerkratzen des Holzbodens in einer Mietwohnung, hatte ich wirklich Sorge er würde sich die Zähne ausschlagen, so heftig hat er seine Schnauze in den Boden gerammt. Oft wusste ich mir nicht anders zu helfen, als das Licht auszumachen und mich schlafen zu legen. Er war auch nicht ansprechbar, Gassi gehen hat nicht geholfen, keine Kauartikel, keine Leberwurst, nichts konnte ihn ablenken. Ich muss gestehen ich habe das Problem dann aus schierer Verzweiflung eher unschön gelöst, würde ich so nicht empfehlen und heute auch anders machen. Letztendlich kann man es als Raumverwaltung und Gehorsam bezeichnen. Also ich habe ihn körperlich rabiat vom Schatten abgedrängt, den Raum für mich beansprucht und ihn auf einen Platz geschickt auf dem er bleiben musste, das habe ich ebenfalls körpersprachlich durchgesetzt (teilweise musste ich vor ihm stehen bleiben, während er den Schatten angestarrt und gejault hat). Es war ein ganz schöner Kampf und sehr aufreibend, hat aber funktioniert. Insgesamt hat der Spuk in etwa 4 Monate gedauert. Manchmal hat er kleine Rückfälle, wie vor kurzem an Ostern. Da war einfach zu viele Tage und zu lange Besuch und damit verbundener Stress. Ich unterbinde jegliches Aufkeimen aber sehr radikal, also schon das Hinschauen zum Schatten wird abgebrochen. Da wir inzwischen ein gutes Abbruchsignal haben muss ich weniger hart durchgreifen, als vorher.
 

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Joe
16. Apr. 20:31
Welche Arte Stereotypie ist es denn? Ich kenne von Guinness nur ganz ansatzweise die rassetypische Neigung und unterbreche das immer sofort. Ist aber natürlich nicht zu vergleichen.
 
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Akie
16. Apr. 20:43
Welche Arte Stereotypie ist es denn? Ich kenne von Guinness nur ganz ansatzweise die rassetypische Neigung und unterbreche das immer sofort. Ist aber natürlich nicht zu vergleichen.
Hello, Anton kratzt sich ganz exzessiv. Er kann nicht alleine bleiben, weil er sich in Sekunden Verletzungen zufügt und lebt quasi in einem 5 m Radius um mich herum (oder lebe ich im Radius um ihn? 😅) Ausgelöst wurde das ganze durch diverse Allergien, aber seit Anfang des Jahres häuften sich die Zeichen, dass die Allergie inzwischen gut therapiert ist. Deshalb haben wir ihn von einer TÄ für Verhalten anschauen lassen und kamen so zu unserer neuen Erkenntnis. Ich find's total gut, wie du auf deinen Hund schaust. Man tut einem Hund ja echt keinen Gefallen, wenn man Verhaltensweisen zulässt, bei denen die Gefahr von problematischen Entwicklungen recht groß ist.
 
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Joe
16. Apr. 20:48
Hello, Anton kratzt sich ganz exzessiv. Er kann nicht alleine bleiben, weil er sich in Sekunden Verletzungen zufügt und lebt quasi in einem 5 m Radius um mich herum (oder lebe ich im Radius um ihn? 😅) Ausgelöst wurde das ganze durch diverse Allergien, aber seit Anfang des Jahres häuften sich die Zeichen, dass die Allergie inzwischen gut therapiert ist. Deshalb haben wir ihn von einer TÄ für Verhalten anschauen lassen und kamen so zu unserer neuen Erkenntnis. Ich find's total gut, wie du auf deinen Hund schaust. Man tut einem Hund ja echt keinen Gefallen, wenn man Verhaltensweisen zulässt, bei denen die Gefahr von problematischen Entwicklungen recht groß ist.
Au wei, das ist natürlich schlimm wenn er sich dabei auch verletzt. Magst du vielleicht etwas detaillierter beschreiben, wie sich das zu sowas Massivem entwickelt hat? Vielleicht fällt etwas hilfreiches auf? Bei Guinness kenn ich das Kratzen am Geschirr (selbst wenn er es nicht an hat) als Übersprungshandlung bei Aufregung.
 
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Joe
16. Apr. 20:54
Bekommt er gegen den Juckreiz auch Tabletten?
 
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Ano
16. Apr. 21:15
Hi! Mein Hund hatte ein ziemlich auffälliges Verhalten, das in Richtung Zwangsstörung ging, eine Diagnose hatten wir nicht. Alles hat harmlos angefangen, als er die Lichtreflektion einer Uhr gejagt hat. Wir waren da gerade bei Familie zu Besuch und alle fanden das lustig. Innerhalb weniger Wochen ist das Verhalten aber komplett eskaliert, er hat abends angefangen Schatten zu jagen, hat sie angebellt, gekratzt und seine Schnauze reingerammt. Jeden einzelnen Abend. Abgesehen von der Lärmbelastigung für die Nachbarn und dem Zerkratzen des Holzbodens in einer Mietwohnung, hatte ich wirklich Sorge er würde sich die Zähne ausschlagen, so heftig hat er seine Schnauze in den Boden gerammt. Oft wusste ich mir nicht anders zu helfen, als das Licht auszumachen und mich schlafen zu legen. Er war auch nicht ansprechbar, Gassi gehen hat nicht geholfen, keine Kauartikel, keine Leberwurst, nichts konnte ihn ablenken. Ich muss gestehen ich habe das Problem dann aus schierer Verzweiflung eher unschön gelöst, würde ich so nicht empfehlen und heute auch anders machen. Letztendlich kann man es als Raumverwaltung und Gehorsam bezeichnen. Also ich habe ihn körperlich rabiat vom Schatten abgedrängt, den Raum für mich beansprucht und ihn auf einen Platz geschickt auf dem er bleiben musste, das habe ich ebenfalls körpersprachlich durchgesetzt (teilweise musste ich vor ihm stehen bleiben, während er den Schatten angestarrt und gejault hat). Es war ein ganz schöner Kampf und sehr aufreibend, hat aber funktioniert. Insgesamt hat der Spuk in etwa 4 Monate gedauert. Manchmal hat er kleine Rückfälle, wie vor kurzem an Ostern. Da war einfach zu viele Tage und zu lange Besuch und damit verbundener Stress. Ich unterbinde jegliches Aufkeimen aber sehr radikal, also schon das Hinschauen zum Schatten wird abgebrochen. Da wir inzwischen ein gutes Abbruchsignal haben muss ich weniger hart durchgreifen, als vorher.
 
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Sandra
16. Apr. 21:20
Mein Gedanke: das ist ja stressbedingt. Hilft da zB ein Thundershirt?
 
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Jessica
16. Apr. 21:41
Nora, Buddy und ich gehen hin und wieder mit einer Bordercolli Hündin spazieren. Sie ist auch ein Stereotyp. Manche Spaziergänge macht sie es nicht und an anderen Tagen ist es schrecklich. Sie fixiert kleine Steine auf dem Weg und umkreist sie. Meist passiert das aus einer Mischung von über und unterfordert. Überfordert, weil sie nicht ihre normale struktur hat. Ggf Besuch und Umtrieb und der Versuch alles zu kontrollieren. Unterfordert weil sich niemand speziel mit ihr beschäftigt und spazieren und spielen mit Herrchen (und das geht auch nur so mit Herren) zu kurz kommt. Seltsamerweise ist Herren dann immer am schauen bis wir drei vorbei laufen. Weil dann muss sie ja meine Hunde hütten... Also schlussendlich bekommt sie ersatzbeschäftigung. Ich finde es immer verdammt anstrengend.
 
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Jessica
16. Apr. 21:46
Zum kratzen, ist wirklich ausgeschlossen das es nicht eventuell doch von der allergie kommt. Wird das behandelt.... Die Zeit bis bei Nora der erste Maszellentumor diagnostiziert wurde, war für uns beide die Hölle! Und danach musste sie auch erst wieder lernen das kratzen und lecken in der Form kein normales Verhalten sind. Dafür hatten wir verschiedene Medikamente vom Tierarzt bekommen, damit sie schlussendlich einfach mal schläft und zwar die meiste Zeit. Ich weiß nicht mehr wie es genießen hat, aber es waren "behrühigungsmittel"
 
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Akie
16. Apr. 21:49
Au wei, das ist natürlich schlimm wenn er sich dabei auch verletzt. Magst du vielleicht etwas detaillierter beschreiben, wie sich das zu sowas Massivem entwickelt hat? Vielleicht fällt etwas hilfreiches auf? Bei Guinness kenn ich das Kratzen am Geschirr (selbst wenn er es nicht an hat) als Übersprungshandlung bei Aufregung.
Anton hat eine Krankengeschichte, bei der einem Angst und Bange werden kann, aber ich möchte sie kurz fassen: er war vier Monate alt, als er sich das erste Mal gekratzt hat. Nach zwei Monaten bekam er die Diagnose Pyodermie, dann atopische Dermatitis. Er hat genug Allergien, um das ganze Jahr abzudecken und litt sehr lange Zeit unter "echtem" wirklich schwerem Juckreiz. Medikamente gegen den Juckreiz wirken bei ihm nicht (mehr), so kamen wir erstmals auf den Gedanken, dass es nicht mehr allergiebedingt sein könnte. Mittlerweile sind auch seine anderen Symptome verschwunden, selbst sein Hautbild ist durch die Behandlung seiner Allergie besser geworden (wenn auch nicht gut, er verletzt sich ja immer wieder.) Der endgültige Anstoß, es von einer Verhaltenstierärztin anschauen zu lassen, kam von seiner Hundesitterin, denn bei ihr kratzt er sich nicht mehr. Fast so, als gäbe es gar keinen Juckreiz. Es ergibt in der Gesamtheit Sinn: wir mussten das krankheitsbedingte Kratzen ja unterbinden, also sind wir hinterher gegangen, haben ihn angefasst, angesprochen... Das Kratzen immer ungewollt mit Aufmerksamkeit belohnt, weil es anders nicht möglich war. Er hat von der Kratzerei immer profitiert, beim Spazierengehen wird er ständig von allen Nachbarn begrüßt (nur er, wir nicht 😂), weil alle hier ihn kennen und lieben. Und jetzt kratzt er sich eben, weil er gelernt hat: dafür gibt's Zuwendung und Aufmerksamkeit. Das ganze war ein ziemlicher Selbstläufer, der Weg wieder raus ist natürlich nicht so einfach, weil wir das Kratzen nicht weg-ignorieren können. Seine Tierärztin ist jedoch vorsichtig optimistisch, dass wir mit fleißigem Training Alternativverhalten aufbauen können, also toi toi toi 🍀
 
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Akie
16. Apr. 21:51
Hi! Mein Hund hatte ein ziemlich auffälliges Verhalten, das in Richtung Zwangsstörung ging, eine Diagnose hatten wir nicht. Alles hat harmlos angefangen, als er die Lichtreflektion einer Uhr gejagt hat. Wir waren da gerade bei Familie zu Besuch und alle fanden das lustig. Innerhalb weniger Wochen ist das Verhalten aber komplett eskaliert, er hat abends angefangen Schatten zu jagen, hat sie angebellt, gekratzt und seine Schnauze reingerammt. Jeden einzelnen Abend. Abgesehen von der Lärmbelastigung für die Nachbarn und dem Zerkratzen des Holzbodens in einer Mietwohnung, hatte ich wirklich Sorge er würde sich die Zähne ausschlagen, so heftig hat er seine Schnauze in den Boden gerammt. Oft wusste ich mir nicht anders zu helfen, als das Licht auszumachen und mich schlafen zu legen. Er war auch nicht ansprechbar, Gassi gehen hat nicht geholfen, keine Kauartikel, keine Leberwurst, nichts konnte ihn ablenken. Ich muss gestehen ich habe das Problem dann aus schierer Verzweiflung eher unschön gelöst, würde ich so nicht empfehlen und heute auch anders machen. Letztendlich kann man es als Raumverwaltung und Gehorsam bezeichnen. Also ich habe ihn körperlich rabiat vom Schatten abgedrängt, den Raum für mich beansprucht und ihn auf einen Platz geschickt auf dem er bleiben musste, das habe ich ebenfalls körpersprachlich durchgesetzt (teilweise musste ich vor ihm stehen bleiben, während er den Schatten angestarrt und gejault hat). Es war ein ganz schöner Kampf und sehr aufreibend, hat aber funktioniert. Insgesamt hat der Spuk in etwa 4 Monate gedauert. Manchmal hat er kleine Rückfälle, wie vor kurzem an Ostern. Da war einfach zu viele Tage und zu lange Besuch und damit verbundener Stress. Ich unterbinde jegliches Aufkeimen aber sehr radikal, also schon das Hinschauen zum Schatten wird abgebrochen. Da wir inzwischen ein gutes Abbruchsignal haben muss ich weniger hart durchgreifen, als vorher.
Hey, danke für deine Antwort! Toll, dass ihr es geschafft habt und er heute weitestgehend normal leben kann. Schattenjagen stelle ich mir unfassbar belastend vor, besonders, wenn keine Ablenkung mehr funktioniert. Umso mehr Hoffnung nehme ich aus deiner Geschichte mit, dass wir es auch schaffen können. ❤️
 

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