Hallo Saskia,
was du schilderst, ist tatsächlich etwas, das viele junge Hunde in diesem Alter zeigen, besonders in Phasen wie dem Zahnwechsel, wenn das Nervensystem ohnehin stark beansprucht ist. Mit 18 Wochen ist dein Rüde noch mitten in der Reifung seiner Erregungs- und Impulskontrolle und viele Hunde können abends schlicht nicht mehr runterfahren, obwohl sie dringend Ruhe bräuchten. Das Verhalten, das du als Aufdrehen beschreibst, ist in vielen Fällen eigentlich eine Form von Übermüdung, kombiniert mit Reizüberflutung. Der Versuch, ihn durch Kauspielzeug, Möhren oder Schnüffelangebote zu beruhigen, ist gut gemeint, aktiviert aber häufig zusätzlich, weil der Hund damit weiter in Handlung bleibt, statt in Regulation zu kommen. Dass er nur zur Ruhe kommt, wenn ihr nicht da seid, zeigt vermutlich, dass er in eurer Anwesenheit keine klare Struktur zur gemeinsamen Entspannung kennt oder ihm schlicht ein verlässliches Signal fehlt, das ihm zeigt, dass jetzt nichts mehr passiert und wirklich Feierabend ist. Was in solchen Fällen oft hilft, ist ein deutlich früherer Tagesabschluss mit ritualisierten Ruhephasen, etwa durch ein abendliches Runterkommen auf einem festen Platz, in einer geschützten Box oder einem separaten Raum, möglichst mit wenig Reizen, gedimmtem Licht und ohne weitere Ansprache. Wichtig ist, dass Ruhe nicht durch zusätzliche Beschäftigung hergestellt werden sollte, sondern durch Struktur, Vorhersehbarkeit und Reizabschirmung. Weniger zu tun hilft in diesem Alter meistens mehr. Viele Welpen geraten am späten Nachmittag oder frühen Abend in einen Zustand, den man fast mit einem emotionalen Kippen vergleichen kann, einfach weil sie drüber sind. Mit etwas Klarheit und Gelassenheit wird das oft sehr schnell besser.
Liebe Grüße ☺️