Ja, so machen wir das auch. Zurück gehen und blockieren. Glaub wenn uns jemand beobachtet, werden die hundeunerfahrenen denken, ich hab nen Knall 🤣 Aber das denken sie sicher auch, wenn Otto mich hinter der leine herzieht. So what 😁😆
Ja, blockieren, Richtungswechsel, rückwärts laufen etc. sind ja immer die empfohlenen Mittel der Wahl. Nur bringen die nicht immer den erwünschten Erfolg! Wir machen das seit über einem Jahr! Neo kam mit ca. 9 Monaten so richtig in die Pubertät und ist nun mit knapp 2 Jahren immer noch nicht raus. Warum bringen die empfohlenen Konzepte manchmal nix? Weil manche Hunde sehr starke Charaktere sind und reizempfänglich und triebstark und hypersexuell! Man hat täglich einen Kampf.
Das Problem: es entsteht Frust auf beiden Seiten der Leine. Aus Frust entsteht schnell Streß und dann ist die Stimmung dahin. Bei dauernden Korrekturen kann der Hund nichts mehr lernen, weil er im Stress nichts verarbeiten kann. Man selbst wird genervt und tendiert vielleicht dazu, die Korrekturen zu verstärken – Mensch will sich ja durchsetzen... Und schon ist man in einer negativen Spirale drin.
Ich habe da drüber nachgedacht und folgendes erkannt:
Es ist besser mit Spaß Gassi zu gehen, mit Respekt und Empathie und mit Rücksicht auf die Bedürfnisse.
Deswegen hab ich ein paar Regeln etabliert die seinen und meinen Bedürfnissen gerecht werden.
Er will pinkeln, kacken und schnüffeln und sich bewegen und idealerweise mit mir zusammen Spaß haben. Das darf er alles haben! Solange er nicht zieht und zerrt und in den Tunnel gerät.
Deswegen starten wir die Runde ganz entspannt. Bei Aufregung oder Hibbelei wird Pause gemacht. Zum Lösen haben wir das Kommando "Geh gucken". Das schließt alle Bedürfnisse ein. Die Regel ist aber: es wird nicht gezogen, sonst disqualizifiert er sich für den "Baum". Er merkt eigentlich ganz schnell: wenn ich ziehe, komme ich nicht zum Erfolg sondern muß warten, wenn ich mich benehme, komme ich schneller zum Ziel und darf alles machen, was ich will.
Das klappt ganz gut, manchmal werden die Regeln im Eifer / Trieb aber wieder vergessen und dann muß er eben warten. Also Triebkontrolle und Impulskontrolle und Geduld werden da gefordert.
Aber in Maßen! Wie gesagt: Frust lähmt den Kopf.
Zur Auflockerung kann man spielen oder Tricks üben, das nimmt Spannung raus.
Bei Hundebegegnungen gilt auch: Ja, die dürfen schnüffeln und spielen, aber nur wenn alle entspannt sind.
Will sagen: Zuviel Druck, Spannung, Frust und Reibereien sind absolut kontraproduktiv und der Erfolg bleibt aus (weil ja nicht gelernt wird) und schadet dem Vertrauen (weil Bedürfnisse nicht erkannt und bedient werden) und somit auch der Bindung.
Eigentlich erzeugt man sich damit eine Dauerbaustelle während der Pubertät. Und die Pubertät ist nicht nur eine "verfluchte, anstrengende Phase", die man am liebsten überspringen würde, sondern maßgeblich für das weitere (gemeinsame) Leben. Die Pubertät ist eine überaus prägende und wichtige Phase, die definiert, was für ein Hund das mal sein wird. Erfahrungen – gut wie schlecht – sind wesentlich für die Charakterbildung. Also sollte man es so stressfrei und so positiv wie möglich gestalten.