Ich störe mich ziemlich an dem Wort "Respekt". Was für eine Beziehung will man mit dem Hund? Eine partnerschaftliche oder eine hierarchische? Aus Deinem Kommentar lese ich viel Hierarchie, und das finde ich schade. Ich persönlich ziehe Teamarbeit vor, wo sich beide aufeinander verlassen können.
Fehlenden Respekt zu unterstellen, wenn der Hund seinen Interessen nachgeht, würde ich in die hierarchische Ecke verorten. Und ich finde es eher respektlos von dir, dem ganz normalen Bedürfnis Deines Hundes, zu Schnüffeln, nicht genug Raum geben zu wollen.
Rückruf sollte kein Kommando sein, sondern eine Auforderung, der der Hund jederzeit freudig nachkommt, weil es bei Dir so toll ist. Als Kommando wird es immer einen Reiz geben, der als besser empfunden wird, als die trainierte Belohnung.
Danke für deinen Input – ich finde es spannend, wie unterschiedlich die Ansätze in der Hundeerziehung sein können.
Zum Begriff „Respekt“: Ich meine damit keineswegs Unterordnung im Sinne eines starren Gehorsams oder eines Machtgefälles. Für mich bedeutet Respekt in der Mensch-Hund-Beziehung dass beide Seiten lernen, aufeinander Rücksicht zu nehmen. Genauso wie ich akzeptiere, dass mein Hund Bedürfnisse wie Schnüffeln oder Spielen hat wünsche ich mir auch, dass er in bestimmten Momenten meine Signale oder mich nicht einfach ignoriert. Das ist für mich keine Hierarchie, sondern ein gegenseitiges Ernstnehmen.
Wir haben viele weiche Methoden ausprobiert – viel Nähe, viel Lob, viel Spiel – und das hatte bei uns tatsächlich den gegenteiligen Effekt: Unser Hund wurde draußen immer überdrehter, hat sich weniger orientiert und die Kommunikation wurde unklarer. Seit wir bewusst mit Ignorieren, kürzeren Interaktionen und klaren Grenzen arbeiten, wird unser Miteinander deutlich entspannter. Ignorieren heißt bei uns nicht „Wegschauen aus Frust“, sondern ist eine bewusste Strategie um emotionale Aufladung zu reduzieren und mehr Klarheit zu schaffen. Stichwort Übersprungshandlung.
Ich sehe uns nicht als „Rudelführer“, aber ich übernehme Verantwortung und setze klare Rahmen – gerade weil ich meinen Hund liebe und möchte, dass er in dieser Welt sicher unterwegs ist.
Was bei uns hilft, muss natürlich nicht bei jedem funktionieren – Hunde sind unterschiedlich, genauso wie die Lebensumstände. Ich finde es gut, wenn jeder für sich und seinen Hund den richtigen Weg findet. 😊