Ich glaube das "Problem", wenn man es denn überhaupt so nennen möchte ist, dass jeder von uns eine Studie durchführen kann.
Ich könnte drei Tage lang Kotproben vom Feldweg um die Ecke sammeln, sie von meinem eigenen Ersparten in einem Dienstleistungslabor auf alles mögliche untersuchen lassen (Giardien, Würmer, Schwermetalle, Ballaststoffe etc.) und es wäre eine Studie. Vollkommen legitim.
Den Unterschied, wie aussagekräftig meine Studie ist und welchen impact sie hat, macht dann die Publikation in einem Fachjournal. Da gibt es Editoren, den ganzen peer review Prozess usw.
Ich gehe davon aus, dass die besagte Studie hier nicht in einem Fachjournal publiziert wurde, sondern in einem Blog oder auf der Seite dieser Organisation? Sonst hätte der Editor so kleine, irreführende Späße wie parts per billion und nicht parts per million schnell ausgebessert.
Zum Youtube Video, ich fand es nicht sooo schlimm muss ich gestehen. Die Frau im Video hat nichts Unwahres gesagt, sie hat halt wichtige Informationen nicht erwähnt. Ob das Absicht oder eigenes Unwissen war, da kann man nur spekulieren. Sie hat halt verglichen, welche Bakterien in BARF Fleisch und welche Bakterien in Fertigfutter gefunden wurden. Das Entscheidende bei einem Pathogen jeglicher Art ist ist aber in welcher Konzentration.
Da sie glaube ich weder Medizinerin noch Wissenschaftlerin ist, kann es ehrliche Unwissenheit auf ihrer Seite sein. Und auf Youtube darf jeder seine eigene Meinung äußern, im Gegensatz zu einem Fachjournal mit peer review Prozess.
Dass auch gute Studien oft falsch in Medien wiedergegeben werden ist ein Problem.
Als Beispiel, ich kann mich an Schlagzeilen erinnern wie "Leute die gar keinen Alkohol trinken sterben früher". Ja da gab es tatsächlich eine Studie, die genau das gezeigt hat. Aber die Autoren haben ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Leute, die gar keinen Alkohol trinken, dies oft aufgrund von Krankheiten nicht tun. Und sie sterben früher, weil sie krank sind und nicht weil sie keinen Alkohol trinken.
Dieses wichtige Detail wurde in den Medienberichten natürlich ausgelassen und manche "Journalisten" kamen sogar zum wunderbaren Schluss, dass in Maßen trinken tatsächlich gesünder sei, als gar nicht zu trinken.
Vor so einem Käse muss man die Bevölkerung schützen, denn man kann nicht erwarten, dass Leute immer die Originalstudie lesen und die Aussagen in Zeitungsartikeln hinterfragen.
Was du am Anfang schreibst mit den Studien ist natürlich ein wichtiger Punkt, wobei ich selbst daran überhaupt nicht gedacht hatte.
Für mich ist nicht alles ein Versuch, wenn jemand was ausprobiert und längst nicht alles eine Studie, was jemand in Blogs oder Youtube so veröffentlicht. Etwas Wissenschaftlichkeit und die Beachtung der entsprechenden Regeln gehört für mich schon dazu schon dazu, sonst bleibt es Prosa. Die Publikation in (peer rewiewed) Fachzeitschriften wäre vielleicht nicht zwingend notwendig, ist aber natürlich eine Art Garantie für eine gewisse Mindest-Qualität.
Evtl hätte ich meine Kritikpunkte etwas klarer formulieren sollen, aber der Text der Eingangs-Frage erschien mir ohnehin schon zu lang eigentlich.
Also hier mal im Detail. Meine persönlichen Kritikpunkte beziehen sich primär auf die INTERPRETATION und darauf, dass hier zwei völlig verschiedene Dinge vergleichend in einen Topf geworfen werden.
1. Es wurden von Thixton et al (die Autoren und deren Institutionen sind leider nicht transparent angegeben, falls sie einer angehören ....) völlig andere Keime untersucht, die deutlich weniger pathogene Relevanz haben. Die wurden zwar gefunden, kommen aber zT auch in Krankenhäusern von, auf der menschlichen Haut oder völlig legal in unserem strikt regulieren Trinkwasser (das in Deutschland am gründlichsten untersuchte Nahrungsmittel überhaupt.
2. Es wurden nicht nur nach völlig anderen. weniger krankheits erregenden Keimen gesucht, sondern auch mit einer völlig anderen Empfindlichkeit (zb brauchte es nur ppb anstatt ppm, also 1000x weniger, damit für die Aussage der Studie eine Probe als "belastet und kontaminiert" galt.
3. Bei Organismen wurde zusätzlich zu 2) und den Grenzen nicht nur nach tatsächlich pathogenen Arten gesucht, sondern insgesamt nach der Gattung.
Zur Erklärung:
Wir unterstellen, Kaninchen schlecht ist für Hunde und möchten Nachweisen, dass das im konkurrenz Produkt auch nicht besser ist. Die eine Studie belegt, dass irgendwo in unserer Lieblings Ernährung in 60% zu 1% das böse Kaninchen (ist natürlich harmlos, hier zum Verständnis nur als Platzhalter für ne bestimmte Art von Mikroorganismen, die Menschen und Tiere krank macht) drin ist.
Um das zu widerlegen, machen wir selbst eine GegenStudie. Da wollen wir was böses raus bekommen für andere Produkte und deshalb untersuchen wir so:
Wir suchen NICHT nach Art Kaninchen, sondern nach der Gattung "Säugetier". Und wir sagen, positiv getestet für die Statistik" ist ein Futter, wenn es über 0,01 % von irgendwelchen Säugetieren enthält. Egal ob Rind, Schwein, Elefant oder tatsächlich Kaninchen. Ist positiv für irgendetwas und in einer ganz anderen Menge, die wir als Wisenschaftler selbst definieren können. Ist soweit okay, gute wissenschaftliche Praxis und auch legal, wenn man sagt, was genau man tut und wie die Ergebnisse zustande gekommen sind.